Kinmen
Kinmen | |
County | Kinmen |
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Einwohnerzahl | 139.273 (2018) |
Höhe | |
Tourist-Info | kinmen.travel |
Social Media | |
Kinmen |
Kinmen (= Quemoy) ist eine kleine Gruppe chinesischer Inseln in der Formosastraße. Sie gehören zur Provinz Fujian (福建省 ⓘ ) und liegen in Sichtweite von Xiamen (廈門市, früher Amoy werden aber seit 1949 von der taiwanesischen Provinzverwaltung kontrolliert.
Hintergrund
[Bearbeiten]Auf der größeren Kinmei-Insel ist im Westen die Stadt 1 Kincheng (金城鎮) , hier sind Fähr- und Flughafen im Nordosten die 2 Ortschaft Jinsha (金沙鎮) .
Die westliche, kleinere 1 Insel Liehyu (烈嶼) heißt umgangssprachlich „Klein-Kinmen“ (小金門 ). Hier wohnen rund 12000 Menschen.
Teil des Landkreises ist auch die 2 Inselgruppe Wuqiu (烏坵鄉) ein militärisches Sperrgebiet.
Im kalten Krieg an vorderster Front gelegen kam es hier in der ersten und zweiten Taiwanstraßenkrise 1954/5 und 1958 zu Schußwechseln. Jahrelang beschallte man sich auch gegenseitig mit Propaganda oder ließ Ballons mit Propagandaliteratur Richtung Festland treiben, so wie es heute noch an der koreanischen Demarkationslinie geschieht. Die von den Amerikanern geschürte dritte Taiwanstraßenkrise 1995-6 führte nur zu Drohgebärden beider Seiten. Ein bekannter Reiseführer schilderte noch 1990 die Lage so:
„Soldiers outnumber the civilian population on these islands. The islands remain under martial law, evening curfews are observed and lights cannot be used at night unless the windows are shuttered. Kinmen and Matsu even have their own currency to prevent capital flight. […] Special permission is needed to visit and very few manage to get an invitation. Diplomats, dignitaries and a few journalists can usually get a pass, but most civilians cannot go there unless they have relatives on the islands. The islanders themselves are free to come and go, and there are regularly scheduled flights to Taipei. […] Probably the easiest way for foreigners to get a look at Kinmen is from the other side — from the port of Xiamen in mainland China.“
Mit Ende der KMT-Diktatur und Aufhebung des Kriegsrechts 1992 entspannte sich die Lage zusehends, erst seit den 1990ern gibt es Tourismus, der seitdem stark gefördert wurde. Es kommen, wenn man die Tagestouristen vom Festland mitzählt deutlich über zwei Millionen Besucher jährlich.
Die Reste des kalten Krieges sind ein wichtiger Teil der Sehenswürdigkeiten. Noch 2007 waren Teile der Strände vermint, heute sieht man noch etliche Panzersperren bzw. Bootslandesperren in Beton. Inmitten der Hirsefelder stehen vielen Holzpfähle mit übergestülpten Plastikflaschen. Das sind Markierungen der Fundstellen gefallener Soldaten.
Anreise
[Bearbeiten]Mit dem Flugzeug
[Bearbeiten]Mit dem Schiff
[Bearbeiten]Mobilität
[Bearbeiten]Die 1 Kinmen-Brücke (金門大橋) zwischen beiden Inseln wurde Oktober 2022 freigegeben. Vor Eröffnung der Brücke pendelten die Fähren zwischen den beiden Kinmen mindestens alle 30 Minuten. Stand Mai 2023 scheint es nur noch je zwei Fahrten morgens und abends zu geben (Erw. 60 NT$, Motorroller NT$ 100).
Es gibt städtische Busse, allzu häufig fahren sie nicht. Tagsüber bestenfalls alle halbe Stunde.
Taiwan Tourist Shuttle Service bietet vier Bustouren auf der Hauptinsel Kinmen an, die alle wichtigen Sehenswürdigkeiten abdecken. Tageskarten NT$ 200.
Taxipreise muß man aushandeln. Fremdsprachenkenntnisse erwarte man von Fahrern nicht.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Die meisten ehemaligen militärischen Installationen kosten keinen Eintritt.
- 2 Militär-Hauptquartier der Kaiserzeit (清金門鎮總兵署), 浯江街53號 Nach 1912 als Amtsgebäude verschiedentlich genutzt, die Polizei zog 1995 aus. Museum, mit dem ehemaligen Gefängnis im Keller.
- Bei den nebeneinander liegenden Dörfen Beishan und Nanshan:
- 3 Gedenkpark der Guningtou-Schlacht (古寧頭戰史館) Gedacht wird dem Ende 1949 zurückgeschlagenen Invasionsvesuch. In der Halle feinste Propagandashow mit großflächigen Ölschinken und zeitgenössischen Waffen. Das Umfeld nennt man Englisch “Kinmen Peace Memorial Park.” Geöffnet: 8.30-17.00.
- Der 4 Beishan Broadcasting Wall (北山播音牆) ist ein 1967 gebauter Betonturm in den 48 gigantische Lautsprecher eingebaut wurden, um das Festland mit Propaganda zu beschallen. Es soll bei gutem Wind eine Reichweite von 25 Kilometern bestanden haben.
- Die 5 Zaishan-Tunnel unter dem Berg bei der Süspitze der Insel legte man 1961-66 370 Meter unterirdische Bunker und Kasematten an, die auch Booten Schutz boten und über ein eigenes Kraftwerk usw. verfügten. Im Tunnel findet Mitte Oktober ein zweitägiges Festival klassischer Musik statt.
- Villa des Chen Qing-ji (陳清吉洋樓; Bus 18, 25) Das „westliche Haus,“ ist eine Villa die von einem Einheimischen, der 1902 ausgewandert und 1928 reich geworden heimgekehrt erbaut wurde. 1949-92 wurde es von der Armee requiriert als Schule genutzt und verfiel zusehends, obwohl seit 2005 unter Denkmalschutz. 2021 begann man mit Sanierungsmaßnahmen. Geöffnet: z.Zt. Umbau.
- Teil des 3 Banyan-Parks ist zum einen die Gedenkhalle für Yu Da-wei (俞大維), Generalleutnant und Verkehrs- später Verteidigungsminister sowie das „Museum des Artilleriegefechts vom 23. August.“ In diesem gedenkt man der an jenem Tag 1958 begonnenen sechs Wochen dauernden Beschießung der Insel. (Danach wurde es jahrelang entspannter, geschossen wurde vom Festland dann nur noch an ungeraden Tagen.)
- Mit Bus 25 erreicht man im Inselosten das 7 Museumsdorf Shanhou (山后民俗文化村), geöffnet 8.00-17.00 Uhr. Es gehört zum Pflichtprogramm aller Tourgruppen.
- Vom Mashan ist das Festland nur zwei Kilometer entfernt, hier errichtete man den 8 Beobachtungs- und Propagandaposten (馬山觀測所) von der man Propaganda abstrahlte, aber auch den Gegner genau im Auge behielt. Die Anlage samt unterirdischer Tunnels kann heute besucht werden.
Klein-Kinmen
[Bearbeiten]Vom 1 Fähranleger Jiugong (九宮碼頭) im Uhrzeigersinn:
- 1 Lieyu Visitor Center (烈嶼遊客中心) (8.30-17.00 Uhr) direkt bei Tunnelsystem von vier Bunkern (四維坑道 ), die in den 1960ern für kleine Boote in die Küste gesprengt wurden.
- Am Meer sind beieinander 1 Dong Lin Park (東林海濱公園) und der Xishansee-Park, beide mit Promenaden, Spielplätzen und Sandstrand.
- Das ein Stück landeinwärts liegende Dorf Lieyu hat ein 9 Heimatmuseum (烈嶼鄉文化館).
- Der Strand in der folgenden Bucht 2 Xiao Kinmen Tan ist durch Felsen am Wasserrand, die durch vom Militär hingeworfene Betonwürfel ergänzt werden zum Schwimmen nicht geeignet. Entlang der ganzen Küste sind Bunker und die eine oder andere darin rostende Kanone.
- Das Inselende erreicht man im Dorf Quinqqi (青岐), das von Bus 37 und 38 angefahren wird. Hier gibt es ein Hallenbad, drei Tempel sowie sehenswerte traditionelle Häuser.
- Dank „Betonornamenten“ laden auch die dem Festland zugewandten Strände nicht zum Baden ein.
- Das 8.30-17.00 Uhr geöffnete 11 Hujingtou Schlachten-Museum (湖井頭戰史館) wirkt wie eine Festung der Kaiserzeit, wurde aber tatsächlich erst 1988/9 eingerichtet. Außerhalb ist der kleine General-Li-Tempel. Hierher fahren die Busse 15B, 37, 38.
- Vom 12 Fort L36 (L-36據點) hat man einen guten Blick auf die Skyline von Xiamen.
- Nicht weit von der Stelle an der die Brücke anfängt sind noch drei weitere Militärdenkmäler: an der Küste der Anti-Minen-Park, etwas inland das Fort Tie Han und das 13 Fort Yǒngshì, eine ehemalige Artilleriestellung. Beide öffnen von 8.00-17.00 Uhr. In den verbindenden Tunneln ist seit 2014 das Landminen-Museum, das auch die Problematik der Räumung thematisiert (allerdings ist das Englisch der Infotafeln zum Zähneausfallen schlecht).
Aktivitäten
[Bearbeiten]Einkaufen
[Bearbeiten]- Zahlreiche kleine Restaurants und Läden entlang der 1 Alten Straße (金城老街) im Stadtzentrum. Rechtwinklig an deren Nordende beginnt die 2 Mofan-Straße (金門模範街) auch hier mit Kolonnaden aus Backstein.
- 3 Ever Rich Shopping Mall (昇恆昌金湖廣場), 太湖路二段198號 (in Kinhu). Spezialisiert auf Luxusartikel für Tagestouristen vom Festland. Mit Kino. Teil des Komplexes ist das Luxus-Hotel Everrich Golden Lake. Geöffnet: 9.00-18.00, Fr.+Sa. bis 21.00.
- 4 Hong Bo-Keramikfabrik (宏玻陶瓷廠), 893金門縣金城鎮三板橋路1號 (Bus 6, 6A, 7). Werksverkauf von Keramik im chinesischen Stil von Kunst bis Kitsch. Geöffnet: 8.00-12.00, 13.30-17.30.
- Einige Schmiede habe sich darauf spezialisiert aus stählernen Granatenhüllen Messer und Fleischhacker herzustellen. Der alte „Meister Wu“ galt als der Beste, die Produkte seiner Werkstatt haben auch entsprechende Preise.
Küche
[Bearbeiten]Der hier gebraute Kaoliang, ein Hirseschnaps mit 38-58%, ist eine der populärsten Marken der Provinz. Die örtliche Schnapsbrennerei, englisch bekannt als “Kinmen Kaoliang Liquor,” wurde vom Militärkommandeur Hú Liǎn 1952 als Staatsbetrieb zur Versorgung der Soldaten eingerichtet und 1992 privatisiert. Der Mann war offensichtlich sehr um das Wohlergehen seiner Untergebenen besorgt, denn schon seit 1951 gab es ziemlich genau in der Inselmitte das „spezielle Teehaus,“ deutsch hätte man 1000 Jahre lang dazu „Soldaten-Bums“ gesagt, wo sich in kontrollierter Umgebung bei festen Preisen kein Rekrut eine Geschlechtskrankheit holte. Daraus wurde nach der Schließung 1990 das Museum der 14 Militärpuff-Ausstellung (特約茶室展示館 Tèyuē Cháshì Zhǎnshìguǎn). Bei freiem Eintritt bekommt der Besucher heute keine Damen mehr in die zu sehenden Betten. Hin kommt man mit Bus 2, 27, R1.
Neben Sorghumhirse zum Schnapsbrennen wächst hier vor allem Taro. Aus letzterem macht man gerne Speiseeis (芋頭冰 ). Den Schnaps verwendet man auch, um, zusammen mit Gewürzen, harten Eiern einen besonderen Geschmack zu geben (酒釀蛋 ). Ebenfalls geschätzt werden die lokalen, kleinen Austern in vielen Variationen u.a. auch mit Rührei (蚵仔煎).
Nachtleben
[Bearbeiten]Unterkunft
[Bearbeiten]Die Touristeninfo führt ein Verzeichnis der Familienpensionen (“Homestay”).
Sprache
[Bearbeiten]Man gebraucht einen inselspezifischen eigenen Kinmen-Dialekt (金門話 ) der zur Tong'an-Gruppe (同安話) des Fukien-Chinesischen (= Minnan, 閩南話 oder Hokkien) gehört. Hier sind 7-8 Töne üblich, wohingegen das pekinger Standardchinesisch mit vieren auskommt.
Fremdsprachenkenntnisse gibt es kaum, selbst mit Englisch ist es schwierig.
Sicherheit
[Bearbeiten]Bis 2021 hatte man die Zahl der hier stationierten Soldaten auf 7000 reduziert, trotzdem gibt es noch etliche militärische Sperrgebiete, die man tunlichst meiden und nicht photographieren sollte. Auf Open Street Maps sind sie deutlich erkennbar.
Gesundheit
[Bearbeiten]Klima
[Bearbeiten]Das Klima liegt an der Grenze von Tropen und Subtropen. Juni mit September liegen die Tagestemperaturen über 30 °C, wobei die Hitze durch das Meer etwas abgemildert wird. Oktober bis Januar regnet es kaum.
Praktische Hinweise
[Bearbeiten]Postleitzahl: 893
- 2 Postamt. Geöffnet: 8.00-17.00.
Ausflüge
[Bearbeiten]Dadan
[Bearbeiten]Die kleine 4 Insel Dadan (大膽島) ist erst seit 2019 überhaupt für Ausländer geöffnet. Wer keinen nationalchinesischen Ausweis hat muß vor Teilnahme an einer geführten Tour (dauert 4 Std.) rund zehn Tage vorher einen Antrag stellen. Informationen und das Formular gibt es nur auf Chinesisch beim Monopolisten lieyudadan-tour.com (Menüpunkt: 登島下載申請 → 登島申請).
Literatur
[Bearbeiten]Siehe auch allgemeine Reiseführer im Provinzartikel Taiwan.
- Lee, Chien Lang [李乾朗]; A survey of Kinmen traditional architecture [金門民居建築]; Taipeh 1978; chin. + engl.
- Zhuang, Fangrong; Historical sites of the first rank in Taiwan and Kinmen; Taipeh 1987
Weblinks
[Bearbeiten](Stand: Mai 2023)
- www.kinmen.gov.tw – Offizielle Webseite von Kinmen mit englischen Informationen
- GPS-Nutzung: Wer nahe der chinesischen Grenze Internet-basierte Landkarten verwendet, sollte beachten, dass hier schon die amtlich verordnete chinesische Abweichung der Koordinaten zu beobachten ist, die man mit People Rectify Coordinates korrigieren kann.