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ADB:Bertuch, Friedrich Justin

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Artikel „Bertuch, Friedrich Justin“ von Otto Mühlbrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 552–553, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bertuch,_Friedrich_Justin&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 08:50 Uhr UTC)
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Bertuch: Friedrich Justin B., hervorragender Buchhändler und Schriftsteller, geb. 30. Sept. 1747 in Weimar, gestorben ebendaselbst 30. April 1822. B. studirte zuerst in Jena Theologie, nachher die Rechtswissenschaft und übernahm im J. 1769 das Amt eines Erziehers der beiden Söhne des Freiherrn Bachof von Echt, früheren dänischen Gesandten in Spanien. Durch diesen wurde B. mit der spanischen Sprache bekannt und zu einigen Uebersetzungen verschiedener Meisterwerke der spanischen Litteratur in das Deutsche veranlaßt, von denen der Don Quixote von Cervantes mit der Fortsetzung von Avellaneda, Leipzig 1775–76, 6 Bände, den meisten Anklang fand. 1775 zum Geheim-Secretär des Herzogs Karl August ernannt, unterhielt B. als solcher die intimsten Beziehungen zu den hervorragenden Größen jener berühmten Litteraturepoche, wie Goethe u. A.; er war auch Mitarbeiter an Wieland’s Deutschem Merkur und entwarf, zusammen mit Wieland und Schütz, den Plan der „Jenaischen allgemeinen Litteraturzeitung“, welche 1785 ins Leben trat, und deren eifrigster Mitarbeiter B. bis 1805 war. Im J. 1789 gründete er in Weimar das „Industrie-Comptoir“, in der Absicht, vermittelst dessen die verschiedensten Erzeugnisse vaterländischer Industrie nach auswärts zu vertreiben; dieser groß gedachte Plan scheiterte jedoch an der Ungunst der Verhältnisse, so daß B. sich bald genöthigt sah, die Thätigkeit seines Institutes lediglich auf den Verlagsbuchhandel, als eine von zeitlichen und örtlichen Verhältnissen ziemlich unabhängige Industrie, zu beschränken. Aus dem Staatsdienste 1802 ausgetreten, widmete B. nunmehr seine ganze Kraft dem Buchhandel, nahm für seine Anstalt die Firma „Landes-Industrie-Comptoir“ an, zweigte 1804 eine besondere Abtheilung unter der Firma „Geographisches Institut“ davon ab, und leistete nun, namentlich auf dem Gebiete der Geographie und Kartographie, als Verleger ganz Hervorragendes. Der von ihm ins Leben gerufene große Weiland’sche Atlas steht heute noch in wohlverdientem Ansehen, die in den Jahren 1798–1824 von B. im Verein mit Zach, Gasparini, Ehrmann u. A. herausgegebenen „Geographischen Ephemeriden“ haben der Wissenschaft viel genützt, auch hatte das von ihm 1790 begonnene bedeutende pädagogische Unternehmen, das „Bilderbuch für Kinder“, 12 Bände in Quart, mit 1185 color. Kupfertafeln, beim Erscheinen einen großen Einfluß, den es lange behauptet hat. Schließlich sei auch noch erwähnt, daß B. die erste deutsche Modenzeitung gegründet hat, das von 1786–1827 erschienene „Journal des Luxus und der Moden“, ein Blatt, welches heute noch als Spiegelbild von Cultur und Sitte aus der Zeit der französischen Revolution und des Kaiserreiches ein Interesse beanspruchen kann.

Die Verwaltung des Landes-Industrie-Comptoirs hatte B. bereits im J. 1818 in die Hände seines Schwiegersohnes Ludwig Friedrich v. Froriep (geb. 1779, gest. 1847) gegeben. Dieser hatte in den Jahren 1801–1814 nach einander in Jena, Halle und Tübingen die Professur der Chirurgie und Geburtshülfe, von 1814–16 die Stelle des königlichen Leibarztes zu Stuttgart bekleidet und war von letzterem Orte nach Weimar übersiedelnd hier in die Stellung eines großherzogl. Obermedicinalrathes eingetreten. Er leitete das Verlagsgeschäft und geographische Institut 27 Jahre hindurch, setzte die von B. gegründeten periodisch erscheinenden Werke fort, wie: die „Geographischen Ephemeriden“ bis 1832, die „Bibliothek der Reisebeschreibungen“ bis 1835, das „Gartenmagazin“ bis 1828 etc., und rief zahlreiche neue litterarische Unternehmungen ins Leben, unter welchen hervorzuheben sind: die „Chirurgischen Kupfertafeln“, die „Klinische Handbibliothek“, das „Chemische Laboratorium“, die „Universal-Pharmakopie“, der „Handwerker und Künstler“ und ganz besonders die „Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde“. Gleichwol zeigte es [553] sich, daß Froriep mehr Gelehrter als Kaufmann war, und als er im J. 1845 schwer erkrankte, sah sich sein Sohn Robert Froriep (geb. 1804, gest. 1861) genöthigt, seine Laufbahn in Berlin, wo er seit 1832 Professor an der Universität und seit 1833 als Medicinalrath in der wissenschaftlichen Deputation des Ministeriums der Medicinal-Angelegenheiten war, abzubrechen und das in schwierigen Verhältnissen befindliche Landes-Industrie-Comptoir zu übernehmen. Sein ganzes Streben ging nun dahin, das Geschäft ohne Verlust für Andere zu veräußern, und dies gelang ihm im J. 1855. Aber auch unter der Leitung der verschiedenen nahmhaften Firmen, an welche die Anstalt nach einander überging, erhob sie sich nicht wieder zur früheren Höhe und Bedeutung, sie wurde parcellirt und heute besteht nur noch das Geographische Institut, welches seit dem J. 1868 sich im Besitze des Dr. C. Arndt befindet und an diesem einen sehr tüchtigen Director erhalten hat.