Zopfstil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schlafzimmer des Fürsten Esterházy, Schloss Esterházy, Fertőd
Interieur im Zopfstil auf Schloss Esterházy, Fertőd

Zopfstil bezeichnet in der deutschen Baukunst, aber auch im Möbelbau und in der Raumausstattung einen Stil im Übergang zwischen Rokoko und Klassizismus in der Zeit um 1760 bis 1790. Er wird gelegentlich auch Zopfzeit oder Rokokoklassizismus genannt.

Er entspricht in etwa dem Stil Louis Seize in Frankreich, dem Josephinischen Stil in Österreich und dem Late Georgian in England. Trotz mancher stilistischer Ähnlichkeiten ist er vom früheren klassizistischen Barock abzugrenzen.

Der Zopfstil ist bereits stark von den neuen klassizistisch-antiken Idealen geprägt, weist jedoch noch stilistische Rudimente des späten Barock und Rokoko auf. Im Gegensatz zu dem vom Adel geprägten Barock war das Bürgertum der Aufklärung wesentlich an der Entwicklung dieses sich durch Einfachheit nach antiken Vorbildern auszeichnenden Stils beteiligt.

Ein Beispiel ist das Haus Sorgenfrei, ein 1785 bis 1789 entstandener Herrensitz in der Oberlößnitz/Radebeul.

Die zunächst abwertend gemeinte Bezeichnung Zopfstil wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von den Klassizisten geprägt. Das Wort Zopf stand synonym für „altmodisch“ oder „abgeschmackt“.[1] Vgl. Alter Zopf. Die genaue Herleitung des Ausdrucks Zopfstil ist nicht ganz geklärt. Möglicherweise wurde der Begriff durch die häufig benutzten zopfförmigen Blattornamente und Blumengirlanden (siehe Feston) geprägt. Heinrich Otte erklärte 1857 in seinem Wörterbuch der Kunstausdrücke zum „Zopfstyl“, dieser sei „die verderbende Renaissance des 17. und 18. Jahrhunderts, coincidirend mit der Mode der Haarzöpfe der Männer.“[2] Er meinte die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts getragene Zopfperücke, die bereits vor 1800 unmodern wurde.

  • Der Übergang zwischen barocker und klassizistisch-aufgeklärter Heraldik zwischen 1700 und 1800 wird in der heraldischen Literatur in Anlehnung an den „Zopfstil“ als „Zopfheraldik“ bezeichnet.[3]
  • Eine von Ferruccio Busonis vier Bagatellen, Op. 28, heißt Aus der Zopfzeit.
  • Karl Koch: Was versteht man unter „Zopf“ auf dem Gebiete der Kunst und der höheren Gewerke? Kranzbühler, Speyer o. J. (ca. 1880) (auf gateway-bayern.de)
  • Max Heiden: Handwörterbuch der Textilkunde aller Zeiten und Völker für Studierende, Fabrikanten, Kaufleute, Sammler und Zeichner der Gewebe, Stickereien, Spitzen, Teppiche und dergl., sowie für Schule und Haus. Stuttgart 1904, Lemma Zopfstil. (Abschrift)
  • Carl Zetzsche: Zopf und Empire in Mittel- und Norddeutschland: unter Benutzung der im Jahre 1906 unter dem Titel „Zopf und Empire“ veröffentlichten Aufnahmen. Baumgärtner, Leipzig 1909.
  • Gisela Haase: Dresdener Möbel des 18. Jahrhunderts: Barock, Rokoko, Zopfstil. Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1983, ISBN 3-475-52397-3.
Commons: Zopfstil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Zopfstil, in: Das grosse Kunstlexikon von P. W. Hartmann (auf beyars.com, im Internet Archive, Memento vom 5. Januar 2020)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. zopfstil. In: dwds.de (DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache). Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 31. März 2024.
  2. Heinrich Otte: Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über mittelalterliche Kunst vorkommenden Kunstausdrücke. Weigel, Leipzig 1857, S. 141. (Digitalisat)
  3. Zopfheraldik im Heraldik-Wiki, abgerufen am 19. Oktober 2019