Wollenhagen
Wollenhagen Hansestadt Gardelegen
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Koordinaten: | 52° 36′ N, 11° 35′ O | |
Höhe: | 34 m ü. NHN | |
Fläche: | 3,42 km²[1] | |
Einwohner: | 77 (31. Dez. 2022)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 23 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1974 | |
Eingemeindet nach: | Lindstedt | |
Postleitzahl: | 39638 | |
Vorwahl: | 039084 | |
Lage von Wollenhagen in Sachsen-Anhalt | ||
Kirche zu Wollenhagen (Oktober 2018)
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Wollenhagen ist ein Ortsteil der Ortschaft Lindstedt der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wollenhagen, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt sieben Kilometer südöstlich von Bismark und 15 Kilometer nordöstlich der Stadt Gardelegen in der Altmark. Durch das Dorf fließt die Alte Bäke in Richtung Norden zum Secantsgraben.[3] Im Westen liegt der etwa 36 Meter hohe Wiepenberg.[4]
Nachbarorte sind Lindstedterhorst im Westen, Könnigde im Norden, Badingen im Osten, Klinke im Südosten, sowie Lotsche und Seethen im Südwesten.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter bis Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1227 wird ein Henricus de Woldenhagen als Zeuge in einer Urkunde über die Stadt Stendal genannt.[5]
Im Jahr 1238 wird Wollenhagen als Waldenhage erstmals urkundlich erwähnt, als Graf Siegfried von Osterburg Dörfer und Besitz in der Altmark, mit denen er vorher vom St. Ludgerikloster Helmstedt belehnt worden war, dem Abt Gerhard von Werden und Helmstedt überschrieb.[6] Wilhelm Zahn schrieb: „Das Dorf muss eine starke Bienenzucht gehabt haben, denn es hatte eine jährliche Abgabe von 22 Töpfen Honig zu leisten“.[7] In der Abschrift von 1238 heißt es: „XXII urnas mellis“.[6]
Werner Kalbe (Calve), Bürger zu Stendal, verkaufte 1454 dem Altar Hippoliti in der Marienkirche zu Stendal eine Hebung von einer Wiese zu Woldenhagen.[8] Weitere Nennungen sind 1540 und 1687 Woldenhagen[1] und 1804 bereits Wollenhagen.[9]
Landwirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fast 300 Jahre lang wurde in Wollenhagen Hopfen angebaut. Man hatte Hopfendämme angelegt und verdiente aufgrund der hohen Hopfenpreise gutes Geld. Als der böhmische Hopfen dem altmärkischen den Rang abgelaufen hatte, stellten sich die Wollenhagener auf den Anbau von Stangenbohnen um.[10] Die Hopfendarre, ein Fachwerkhaus von 1879 aus Wollenhagen, wurde 2015 im Freilichtmuseum Diesdorf wieder aufgebaut.[11]
Bei der Bodenreform wurden 1945 wurden erfasst: 26 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 351 Hektar, 2 Kirchenbesitzungen hatten zusammen 8 Hektar. Im Jahr 1959 wurde von einer Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe berichtet, der „VdgB Meliorationsgenossenschaft“, die 1962 gelöscht und in eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) überführt wurde. Bereits 1960 gab es die LPG Typ I „Wiesengrund“.[1]
Herkunft des Ortsnamens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Franz Mertens führt den Ortsnamen Woldenhagen auf die Wörter „wold“, angelsächsisch für „Wald“ und „hagen“ für „umhegten Ort, Hecke“ zurück.[12]
Archäologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1929 wurde eine in Wollenhagen gefundene Hohlhaxt aus der Bronzezeit beschrieben, die sich damals in Privatbesitz befand.[13]
Der Burgwall Kiebitzberg, eine Niederungsburg,[14] liegt etwa 500 Meter südwestlich von Wollenhagen. Der namensgebende etwa 37 Meter „hohe“ Kiebitzberg gehört heute zur Gemarkung Seethen, wie auch das heute als Kiebitzburg bezeichnete Bodendenkmal, das teilweise auf der Gemarkung Klinke liegt.[3] Es ist bislang undatiert und lag bis 1950 in der Gemarkung der Gemeinde Lotsche.
Paul Grimm beschrieb 1958 die Lage vom Kiebitzberg: „Natürliche Gruppe von Hügeln, die sich aus dem Niederungsgelände erheben.“ Er meinte: „Die Hügel sind vielleicht aus Verteidigungsgründen umgestaltet. Sage von einer verschwundenen Burg.“ Im Museum in Halle sind unbestimmbare Scherben überliefert.[15]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf gehörte ursprünglich zum Stendalischen Kreis. 1807 bis 1813 gehörte es zum Landkanton Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. 1816 kam die Gemeinde zum Kreis Gardelegen, dem späteren Landkreis Gardelegen.[1]
Die Gemeinde Wollenhagen wurde am 25. Juli 1952 in den neuen kleineren Kreis Gardelegen umgegliedert. Am 1. Januar 1974 wurde Wollenhagen in die Gemeinde Lindstedt eingemeindet.[16]
Mit der Eingemeindung von Lindstedt in die Hansestadt Gardelegen am 1. Januar 2011 per Landesgesetz kam der Ortsteil Wollenhagen zur neuen Ortschaft Lindstedt und zur Hansestadt Gardelegen.[17]
Einwohnerentwicklung
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Quelle bis 1964, wenn nicht angegeben:[1]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Kirchengemeinde Wollenhagen, die früher zur Pfarrei Klinke gehörte,[19] wird heute betreut vom Pfarrbereich Lindstedt im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[20] Die historischen Überlieferungen in Kirchenbüchern für Wollenhagen beginnen im Jahre 1766.[21]
Früher gab es eine eigene Pfarrei im Dorf. Der erste evangelische Pfarrer war ein früherer Gardelegener Kleinschmied namens Gregor Leberkoch. Er wirkte von 1553 bis ungefähr 1578.[22]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die evangelische Dorfkirche Wollenhagen ist ein im Kern frühgotisch rechteckiger Feldsteinbau.[23] Im Inneren sind an der Nordseite des Kirchenschiffs zwei größere Fragmente einer mittelalterlichen Bilderwand mit Szenen aus dem Leben und der Passion Christi erhalten.[24]
- Der Friedhof des Dorfes befindet sich auf dem Kirchhof.
- Im Dorf stehen zwei Bauernhöfe unter Denkmalschutz.[3]
Spukstelle bei Wollenhagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im „Altmärkischen Hausfreund“ von 1886 wurde folgendes berichtet. Zwischen Könnigde und Wollenhagen wimmert auf den Wiesen und in den Hopfengärten eine klagende Frauengestalt, die den Verlust einer Wiese durch einen falschen Eid verschuldet hat. Sie ist verdammt zu rufen: „Die Wiese gehört hierher!“ Vermutlich ist die Wiese dem Gut in Holzhausen geraubt. In früheren Zeiten hat sie sich schauernd und vor Frost bebend den Hirten genähert, die dort des Nachts ihr Vieh weideten und zu ihrer Erwärmung Feuer angezündet hatten.[25]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2490–2493, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Adolf Parisius, Adolf Brinkmann: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gardelegen (= Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Heft 20). Otto Hendel, Halle an der Saale 1897, DNB 362007144, S. 194.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 201 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 418 ([Digitalisat Online]).
- David Bauke: Mittheilungen über die Stadt und den Landräthlichen Kreis Gardelegen. Stendal 1832, S. 305 ([Digitalisat ]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hansestadt Gardelegen: Wollenhagen. In: gardelegen.de.
- Wollenhagen im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2490–2493, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Elke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 13.
- ↑ a b c d Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Meßtischblatt 101: Klinke. Reichsamt für Landesaufnahme, 1873, abgerufen am 27. Mai 2018.
- ↑ Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 127, Nr. 589 (Online).
- ↑ a b Peter Wilhelm Behrens: Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 50 (Digitalisat ).
- ↑ a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 201 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 1. Band 15. Berlin 1858, S. 279 (Digitalisat ).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 266 (Digitalisat ).
- ↑ Hansestadt Gardelegen: Wollenhagen. In: gardelegen.de. Abgerufen am 25. März 2022.
- ↑ Die Museen des Altmarkkreis Salzwedel: Böttcher- und Küferwerkstatt. In: museen-altmarkkreis.de. 2022, abgerufen am 26. März 2022.
- ↑ Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 203.
- ↑ Paul Kupka: Studien und Forschungen zur Kenntnis der Bronzezeit in der Altmark I. Hohlaxt von Wollenhagen. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band V.). 1925, ZDB-ID 212026-4, S. 319.
- ↑ Johannes Schneider: Die geschützten Bodendenkmale des Bezirkes Magdeburg. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 69, 1986, S. 105 (Online)
- ↑ Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band 6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S. 399–400, Nr. 1129 Klinke.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359, 363 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
- ↑ Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 72 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Lindstedt. Abgerufen am 21. Mai 2018.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Christophorus Schultze: Auff- und Abnehmen der löblichen Stadt Gardelegen. Güssow, Stendal 1668, S. 190 ([Digitalisat ]).
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 549.
- ↑ Evangelischer Kirchenkreis Salzwedel (Hrsg.): Mittelalterliche Wandmalereien in altmärkischen Kirchen. 2020, S. 78, Dorfkirche Wollenhagen (uchte-tanger-elbe.de [PDF; abgerufen am 23. März 2022]).
- ↑ Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 229, Spukstellen in der Umgebung von Bismark.