Welschnofen
Welschnofen | |
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(ital.: Nova Levante) | |
Wappen | Karte |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Salten-Schlern |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2022) |
1.909/2.023 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
94,00 % deutsch 5,53 % italienisch 0,47 % ladinisch |
Koordinaten | 46° 26′ N, 11° 32′ O |
Meereshöhe: | 850–2842 m s.l.m. (Zentrum: 1180 m s.l.m.) |
Fläche: | 50,8 km² |
Dauersiedlungsraum: | 5,5 km² |
Nachbargemeinden: | Deutschnofen, Karneid, Moena, Predazzo, San Giovanni di Fassa, Tiers |
Postleitzahl: | 39056 |
Vorwahl: | 0471 |
ISTAT-Nummer: | 021058 |
Steuernummer: | 00251080214 |
Bürgermeister (2020): | Markus Dejori (SVP) |
Welschnofen ([italienisch Nova Levante, ladinisch Nueva Ladina) ist eine Gemeinde mit 2023 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in Südtirol in der Nähe von Bozen.
];Diese wurde nach dem gleichnamigen Hauptort benannt. Aufgrund ihrer landschaftlichen Lage und des touristischen Angebotes ist die Gemeinde als Urlaubsziel attraktiv. Sowohl Winter- als auch Sommer-Tourismus spielen daher eine wichtige wirtschaftliche Rolle. In den Welschnofner Hotels, Gasthöfen und Privatzimmern können rund 2500 Gäste beherbergt werden.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Welschnofen umfasst Gebiete im oberen Eggental und in umliegenden Berggebieten der Dolomiten im Südosten Südtirols. Das Eggental, das bei Kardaun vom Eisacktal abzweigt und vom Eggentaler Bach entwässert wird, teilt sich bei Birchabruck in zwei Äste, von denen einer nach Süden und einer nach Osten führt. Die Gemeinde Welschnofen nimmt den Großteil des östlichen Asts ein, in dem sich auf 1180 m Höhe der den Charakter eines Straßendorfes aufweisende Hauptort Welschnofen befindet. Talaufwärts folgen der auf 1519 m im Latemarwald gelegene Karersee sowie darüber auf 1650 m die gleichnamige Siedlung Karersee. Der östliche Ast des Eggentals endet schließlich auf 1752 m am Karerpass, einem Übergang ins Fassatal.
Überragt wird der Karerpass nordseitig vom Hauptkamm des Rosengartens, dessen höchste Gipfel auf Gemeindegebiet die Tscheiner Spitze (2810 m) und die Rotwand (2806 m) sind. Westlich unterhalb seiner Felswände vermittelt der Nigerpass (1690 m) einen Übergang ins Tierser Tal. Südlich vom Karerpass erhebt sich der Latemar, der mit dem Diamantiditurm (2842 m) und der Latemarspitze (2800 m), seinen beiden höchsten Gipfeln, das Panorama des Karersees dominiert.
Im Westen sind Deutschnofen und Karneid die Eggentaler Nachbargemeinden. Nordseitig stößt Welschnofen an Tiers. Im Osten und Süden, also am Karerpass und am Gipfelkamm von Rosengarten und Latemar, grenzt die Gemeinde ans Trentino.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine ganzjährige bewirtschaftete Siedlungsstruktur im Welschnofner Gebiet ist nach der ersten Jahrtausendwende n. Chr. anzunehmen. Die erste Nennung als „Noue“ erfolgte in den Jahren 1142–1147 in einer Traditionsnotiz von Bischof Hartmann von Brixen zugunsten von Kloster Neustift.[1] In einer Bozner Urkunde von 1312 zugunsten des dortigen Heiliggeistspitals wird der Ort als „Noua latina“ bezeichnet.[2] Im Vogteiurbar der Gerichtsherrschaft Karneid von ca. 1341/51 taucht erstmals der Ortsname „Wælsche Noue“ auf, und es wird mit „ze Niderst Noue“ und „ze Obrist Noue“ zwischen einem Unter- und einem Oberwelschnofen unterschieden.[3] Der Ortsname erklärt sich aus dem romanischen nova, was so viel wie „neue Rodung“, also Neu-Raut, bedeutet. Der Ausdruck „Welsch“ weist darauf hin, dass an dem Siedlungsaufbau ursprünglich vorwiegend Welsche, d. h. Ladinisch-Sprechende, beteiligt waren (im Gegensatz zur Nachbargemeinde Deutschnofen). Darauf lassen auch verschiedene Flur- und Hofnamen schließen, wie Talt, Plun, Kaldrun, Zenai, Frin und andere mehr. Man sprach einen eigenen ladinischen Dialekt, nämlich das Eggentalerische (noves), das mit dem Grödnerischen eng verwandt ist. Der Sprachwechsel von Ladinisch zu Deutsch fand großteils im 16. und 17. Jahrhundert statt.
Welschnofen war nie ein wohlhabender Ort. Seine Einwohner lebten jahrhundertelang von den kargen Erträgen der Landwirtschaft.[4] Der Getreideanbau diente immer nur der Selbstversorgung. Ein kalter und kurzer Sommer genügte, um die Bevölkerung in Not und Hunger zu stürzen. Auch die Viehzucht betrieb man nur der Selbstversorgung wegen. Der natürliche Reichtum der Waldungen konnte bis zur Eröffnung der Eggentaler Straße 1860 nicht entsprechend genutzt werden, da der Abtransport des Holzes sehr mühselig war. Eine gewisse Bedeutung erlangte der Verkauf von Lörget (Lärchenharz), Pigl (Holzteer) und Holzkohle. Welchen Stellenwert der Eisenerzabbau am Latemar für Welschnofens Wirtschaft im Mittelalter hatte, ist heute nicht mehr festzustellen.
Kloster Neustift war jahrhundertelang der Grundherr des Gebietes. Die auf den Höfen lebenden und arbeitenden Bauern waren zu jährlichen Abgabenlieferungen verpflichtet, welche sie aber aufgrund der armseligen Lebensumstände oft nicht termingerecht entrichten konnten.
Kirchlich gesehen gehörte Welschnofen zur Pfarre Völs am Schlern, die ihrerseits dem Kloster Neustift unterstand. Die Welschnofner mussten einen Fußmarsch von vier Stunden in Kauf nehmen, um an den Gottesdiensten und Beerdigungen in Völs teilnehmen zu können. So bemühte man sich schon früh um die Einsetzung eines eigenen Seelsorgers vor Ort, was sich aber auf Grund der misslichen finanziellen Lage als sehr schwierig erwies.
Eine Kirche wird in Welschnofen erstmals 1298 erwähnt. Dort fanden aber lange Zeit nur sporadisch Gottesdienste statt. Ab 1341 wurde Welschnofen seelsorglich durch die Völser Expositur Tiers betreut, aber erst seit 1484 scheint es einen ständigen Kuraten in Welschnofen gegeben zu haben. Seit dem 17. Jahrhundert bis heute stellt das Kloster Neustift die Seelsorger. Die Kirchenpatrone der Ortspfarre sind der hl. Ingenuin und der hl. Albuin. Die heutige Kirche ist ein Neubau aus dem Jahre 1967. Der Kirchturm, das Wahrzeichen des Dorfes, stammt in der jetzigen Form aus dem 18. Jahrhundert.
Als es in Welschnofen noch keinen Friedhof gab, wurden die Leichname nach Völs, später Tiers zur Beerdigung gebracht. Im Winter, wenn der Weg über den Zischgl ungangbar war, wurden die Leichen in einer großen Totentruhe auf der Zischgl-Gstalt bis zum Frühjahr aufbewahrt.
Ursprünglich stand Welschnofen unter der Gerichtsbarkeit der Herren von Völs und ging später in die Gerichtsbarkeit Karneid über. Das Gericht war zuständig für die gesamte politische Verwaltung und für die Rechtspflege, für die Einhebung von Steuern, für die Landesverteidigung, für die öffentliche Sicherheit sowie für die Instandhaltung der Verkehrswege, die Armenpflege und die Nutzung der Wald- und Weiderechte. Auch verwaltungsmäßig unterstand Welschnofen zusammen mit den Vierteln Karneid, Steinegg und Gummer als Fraktion der Gemeinde Karneid.
Ein Teil der Grenzen des Gerichtes fiel mit den Grenzen der beiden Bistümer Trient und Brixen (Eggentaler Bach, Fötschenbach, Latemar) zusammen. Welschnofen gehörte im Gegensatz zu Deutschnofen, welches unter den Bischöfen von Trient stand, bis 1818 dem Bistum Brixen an, dessen Bischof vom Mittelalter und herauf bis in die Neuzeit zugleich die höchste weltliche und kirchliche Autorität darstellte.
1779 ist zum ersten Mal die Rede von einer Trivialschule in Welschnofen.
Das 19. Jahrhundert brachte für Welschnofen viele Veränderungen politischer, wirtschaftlicher und sozialer Natur. Die langen Bemühungen um die Lostrennung von der Großgemeinde Karneid gelangen im Anschluss an die Errichtung der Straße durch das Eggental 1860. Mit dieser Verbindung zu Bozen bahnten sich neue wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten für das Dorf an: Holzwirtschaft, Alpinismus, Tourismus. 1870 begann die Geschichte Welschnofens als eigenständige Gemeinde.
Am Ende des 19. Jahrhunderts unterstrich der Alpinist Theodor Christomannos die Notwendigkeit, Welschnofen mit dem Karerpass und mit der Gemeinde Vigo di Fassa durch eine Straße zu verbinden. Die Öffnung der Dörfer für den Tourismus sollten Arbeit und neuen Wohlstand ins Tal bringen.
Christomannos ließ auch das „Grand-Hotel Karersee“ erbauen, welches zugleich mit der neuen Straße zum Karerpass 1896 eingeweiht wurde. Illustre Persönlichkeiten aus vielen Ländern Europas und aus Übersee besuchten dieses, wie Kaiserin Sisi, der österreichische Schriftsteller Arthur Schnitzler, die englische Kriminalschriftstellerin Agatha Christie, Karl May, Winston Churchill u. v. a. Der Leipziger Maler und Grafiker Leo Rauth nahm sich 1913 bei Welschnofen das Leben.
Die Straße durch das Eggental war für den sich entwickelnden motorisierten Verkehr gesperrt, aus Rücksicht auf die vielen Hotelgäste, die in ihrer Ruhe mitten in der unberührten Natur nicht gestört werden sollten.
Während des Ersten Weltkriegs wurde das Verbot aufgehoben, die Dolomitenfront war nur wenige Kilometer entfernt, und die Straße diente als Nachschubroute für die Truppen. Während des Krieges erbauten russische Kriegsgefangene die Nigerstraße. Viele starben an Kälte und Entbehrung und wurden beim St.-Josefs-Kirchlein in Karersee beerdigt.
Die Zwischenkriegszeit war für Welschnofen eine schwierige Zeit, die besonders durch die Abtrennung von Österreich 1919 und den in der Folge einsetzenden Faschismus geprägt war. Alles Deutsche wurde verboten, der Name Welschnofen zunächst durch Nova Italiana, dann durch Nova Levante ersetzt.
Einen nie da gewesenen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte das Gebiet nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Menschen fanden im Tourismus und in der Holzwirtschaft viele neue Arbeitsplätze. Innerhalb einiger Jahrzehnte veränderte sich das Ortsbild stark: Hotels entstanden, Einfamilienhäuser wurden gebaut, dazu verschiedene Infrastruktureinrichtungen wie Lifte, Schwimmbad, Sportzentrum, Vereinshaus etc. Viele Kleinbauern gaben die Landwirtschaft auf und fanden Arbeit im Tourismusgewerbe. Welschnofen war zu einem Touristenzentrum geworden.
In den 1990er Jahren fanden die Liftbetreiber keinen geschlossenen Weg, das Skigebiet nach den neuen Bedürfnissen der Sportbegeisterten zu steuern. Es folgte eine Krise, die zum Konkurs der Laurin-Lifte führte. Ein Unternehmer ist seit 2008 dabei, das Skigebiet durch ein umfassendes Investitionsprogramm neu zu positionieren.
Die Südtiroler Landesregierung hat ihre eigene Baumschule in Welschnofen-Karersee angesiedelt. Am Fuße des Latemar liegt die Landesdomäne, welche Förster ausbildet und Arbeitsplätze für die Welschnofner geschaffen hat. Das Holz ist von einer Qualität, dass Spezialanfertigungen damit möglich sind. Auch Geigenbauer kaufen hier den Rohstoff für das Instrument.
Heute spielt der Sommer- und Winter-Tourismus nach wie vor eine große Rolle, während die Holzwirtschaft an Bedeutung verloren hat. In den 1990er Jahren entwickelte sich das Phänomen des Pendlertums. Immer mehr Menschen finden Arbeit in der nahe gelegenen Südtiroler Landeshauptstadt Bozen.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erschlossen ist Welschnofen für den Kraftverkehr in erster Linie über die Staatsstraße 241 (auch als „Große Dolomitenstraße“ bezeichnet), die in Kardaun bei Bozen von der SS 12 abzweigt und durch das Eggental über den Karerpass ins Fassatal führt. Zudem besteht eine Straße über den Nigerpass ins Tierser Tal.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Gemeinde gibt es für die deutsche Sprachgruppe eine Grundschule und eine Mittelschule.
Etwas unterhalb des Karerpasses ist zudem die Forstschule Latemar des Landes Südtirol angesiedelt, ein Aus- und Weiterbildungszentrum für die Bereiche Forst, Holz und Jagd.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bürgermeister seit 1945:[6]
- Johann Geiger: 1945–1968
- Alois Erschbaumer: 1968–1969
- Manfred Wiedenhofer: 1969–1992
- Othmar Neulichedl: 1992–2000
- Luis Neulichedl: 2000–2005
- Elmar Pattis: 2005–2010
- Markus Dejori: seit 2010
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: Geviert von Schwarz und Rot; im ersten und vierten Feld ein goldener Löwe, im zweiten und dritten über blauem Dreiberg eine silberne Brezel. Letzteres ist das Wappen des Richters Bartlmä Pretz von Pretzenberg.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bruno Mahlknecht: Rosengarten, Welschnofen, Karersee. Südtiroler Gebietsführer, Band 5. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1975, OBV.
- Stefan Schwienbacher: Theodor Christomannos – die Alpenhotels Sulden, Trafoi und Karersee. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1997, OBV.
- Ignaz Kircher, Franz Kohler, Eduard Pichler: Welschnofen – von der alten Zeit. 4 Bände. Folio-Verlag, Bozen/Wien 1994–2003, OBV.
- Franz Kohler: Vom Ende der stromlosen Zeit. Eine Geschichte der Elektrifizierung Südtirols am Beispiel Welschnofen. Folio-Verlag, Bozen/Wien 2012, ISBN 978-3-85256-604-7
- Karin Pattis: Ökonomische Vernetzung. Holzwirtschaft in den Dolomiten im 16. Jahrhundert – Tiers, Welschnofen und Fassa (Zürcher Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Band 14). Böhlau Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-412-52818-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Gemeinde Welschnofen
- Landschaftsplan der Gemeinde Welschnofen. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Website der Pfarrgemeinde Welschnofen
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Wagner (Bearb.): Das Traditionsbuch des Augustiner-Chorrenstiftes Neustift bei Brixen. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1954 (Fontes rerum Austriacarum II/76), S. 39, Nr. 16.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 178, Nr. 258.
- ↑ Eduard Pichler: Herrschaft und Untertan (Welschnofen 3). Folio: Wien-Bozen 2003, S. 349, Nr. 9.
- ↑ Vgl. Karin Pattis: Ökonomie am Berg. Aspekte bäuerlichen Lebens zu Beginn der Neuzeit am Beispiel Welschnofens, in: Der Schlern 89, H. 10, 2015, S. 4–19.
- ↑ Grand Hotel Carezza – Club Residence – Geschichte. In: grandhotelcarezza.it, abgerufen am 18. März 2011.
- ↑ Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.