Sprenggeschoss
Ein Sprenggeschoss ist ein Explosionsgeschoss für Gewehr oder Artillerie.[1]
Das Sprenggeschoss wirkt durch seine pyrotechnischen Bestandteile und die umherfliegenden Splitter nach seiner Explosion. Das Sprenggeschoss für Gewehre verfügt meist über einen starken Geschossmantel, der beim Auftreffen zerplatzt und diese erwünschte Splitterwirkung erzeugt. Wirksamkeit wird besonders gegenüber Personen (Fahrzeug-, Schiffs- oder Flugzeugbesatzungen), aber auch gegen flüssigkeitsgefüllte Behälter (Öl- oder Kraftstofftanks, Kühler) oder empfindliche elektronische Anlagen erzielt.
Geschosse für die Artillerie enthalten einen Zünder und eine explosive Ladung, häufig aus TNT, Composition B, oder aus speziellen insensitiven Sprengstoffen. Ein mehr oder weniger dicker Mantel wird durch Hitze so behandelt, dass der Stahl bei der Explosion in tausende kleiner Splitter bzw. Fragmente zerfällt. Bei der Auslösung des Zünders explodiert das Geschoss und der Stahlmantel zerfällt in tausende kleiner scharfkantiger Splitter, die in einem weiten Umkreis einen Schaden anrichten. Die Wirkung wird weniger durch die Wucht des auftreffenden Geschosses, sondern mehr durch die enthaltene Sprengladung und die bei der Explosion freigesetzten Splitter erzielt. Das Geschoss muss also nicht das Ziel direkt treffen, um eine Wirkung zu entfalten. Wenn das Geschoss mit einem Verzögerungszünder in ein Gebäude eindringt, entfaltet auch die Druckwelle der Detonation einen Schaden. Bei einem Annäherungszünder explodiert das Geschoss in einem gewissen Abstand über dem Zielgebiet noch bevor es auf das Ziel trifft. Auf diese Weise erzielt man eine großflächige Verteilung der Splitter. Die zweifache Wirkung der Artilleriemunition führte zur Bezeichnung Splitter- und Sprenggeschoss. Die Auswahl des Zünders entscheidet dabei, welche der beiden Wirkungsmethoden im Vordergrund steht.
Eine aus dem Zweiten Weltkrieg bekannte Munition mit Sprenggeschoss ist die „B-Patrone“ (Beobachter-Patrone) für das Kaliber 7,92 × 57 mm, die beim Auftreffen einen Lichtblitz und eine weiße Rauchwolke erzeugte.[2] Diese war ursprünglich vor allem für den Nachtkampf durch Maschinengewehrschützen gedacht, um ihnen die Lenkung des eigenen Feuers zu erleichtern, ohne die eigene Position zu verraten, wie dies bei Leuchtspurmunition der Fall war. Schnell wurde diese Munitionsart von Scharfschützen übernommen, dies aber wegen der größeren Verletzungswirkung gegen Menschen.
Im Rahmen der Entwicklungen des Small Arms Master Plan wurde für das Barrett XM109 Anfang der 2000er Jahre auch sogenannte Air-Burst-Munition für Handfeuerwaffen erprobt.
Bei Geschützen werden mit Hohlkörpern als Explosionsgeschosse unter anderem Granaten, Minengeschosse und weitere Varianten eingesetzt, bei denen die Wirkung im Ziel durch die Druckwelle ihrer Explosion erreicht wird.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- B. Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften (Sievershausen bis Zymotische Krankheiten), mit erläuternden Abbildungen Band 9, Bielefeld, Velhagen & Klasing, 1880 (online bei archive.org)
- Beat Kneubuehl, Geschosse (Band 1) – Ballistik, Treffsicherheit, Wirkungsweise Motorbuch Verlag, 1998, ISBN 978-3-7276-7119-7
- Beat Kneubuehl, Geschosse (Band 2) – Ballistik, Wirksamkeit, Messtechnik, Motorbuch Verlag, 2004, ISBN 978-3-7276-7145-6
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ B. Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Band 9, Seite 54, Eintrag: Sprenggeschosse
- ↑ R. T. Huntington: SMALL-CALIBER AMMUNITION IDENTIFICATION GUIDE, US-Department of Defense, Juni 1978, DST-1160G 514-78-VOL 1, Index No. 51, 7.92x57, Seite 58