Martin Agricola
Martin Agricola, auch Martinus Agricola, eigentlich Martin Sore (* angeblich 6. Januar 1486[1] in Schwiebus; † 10. Juni 1556 in Magdeburg) – auch Sohr oder Sorre – war ein deutscher Musiktheoretiker, Musikpädagoge und Komponist der Renaissance.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Martin Agricola wurde in Schwiebus in Ostbrandenburg als Sohn eines reichen Bauern (lateinisch agricola) geboren und genoss eine Schulausbildung. Zunächst arbeitete er auf dem elterlichen Hof. Ab 1510 reiste er durch den ostdeutschen Raum. Während dieser Phase eignete er sich als Autodidakt die Grundlagen seines musikalischen Wissens an. Die Stationen seiner Reise sind unbekannt, vermutlich gehörten Frankfurt (Oder) und Leipzig dazu.
1519 ließ Agricola sich in Magdeburg als Musiklehrer nieder. Als sich die Reformation kurz darauf in der Stadt durchsetzte, schloss Agricola sich ihr an. Im Rahmen der Einführung des neuen Bekenntnisses wurden die verschiedenen Musikschulen zu einer einzigen städtischen Anstalt zusammengefasst, als deren Kantor Agricola 1525 eingesetzt wurde. Neben seiner Lehraufgabe bemühte sich Agricola vor allem darum, der neuen protestantischen Bewegung eine eigene Kirchenmusik zu geben. 1528 veröffentlichte er Ein kurz deudsche Musica (Musica Choralis Deudsch), eine volkstümliche Anleitung zum Musikunterricht. Als weitere Lehrwerke folgten Musica Figuralis Deudsch und Musica instrumentalis deudsch (1529), vor allem Letzteres ragt als Forschungsarbeit über Musikinstrumente und eines der wichtigsten Werke der frühen Orgelkunde aus Agricolas Werk heraus.
Der Stadtrat und Musikverleger Georg Rhau aus Wittenberg war ein enger Freund Agricolas. Er veröffentlichte dessen theoretische Arbeiten, die wertvolle Beiträge zum Wechsel vom alten zum neuen System der Notation enthalten. Zahlreiche musikalische Begriffe wie Tonleiter, Notenschlüssel oder Taktschlag wurden von Agricola geprägt.
Agricola war der erste, der Martin Luthers Choral Ein feste Burg ist unser Gott zu einem vierstimmigen Chorsatz harmonisierte.
Die Stadt Magdeburg hat eine Straße (Martin-Agricola-Straße) nach ihm benannt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein kurtz deudsche Musica. Wittenberg [1528] (Digitalisat).
- Musica instrumentalis deudsch. Wittenberg 1529 (Digitalisat).
- Martin Agricola: Von der Lauten …, 1529. Leipzig (Teil-)Faksimile (aus Musica instrumentalis deudsch, 1529), Tree Edition, Lübeck 2003.
- Musica Figuralis Deudsch. Magdeburg 1532 (Digitalisat ).
- Ein Sangbuchlein aller Sontags Evangelien. Magdeburg [1542].
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Wilhelm Bautz: Agricola, Martin. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 60 .
- Armin Brinzing: Agricola, Martin. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 1 (Aagard – Baez). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1999, ISBN 3-7618-1111-X, Sp. 221–225 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- Georg von Dadelsen: Agricola, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 102 f. (Digitalisat).
- Arrey von Dommer: Agricola, Martin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 150 f.
- Agricola, Martin. In: Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: A–K. Schott, Mainz 1959, S. 12 (Textarchiv – Internet Archive).
- Agricola, Martin. In: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: A–K, Ergänzungsband. Schott, Mainz 1972, S. 8.
- Christine Klein: „der iugent [...] eine anleytung vnd vunterricht zu geben“ (1528). Die neuen Musiklehrbücher von Martin Agricola (1486–1556) und ihre Bedeutung für den Musikunterricht. In: Kathrin Eberl-Ruf, Carsten Lange, Kathrin Pöge-Alder (Hrsg.): Musik und Bildung in der Reformationszeit (= Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, Heft 64). Halle (Saale) 2017, S. 32–53; lhbsa.de.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werke von und über Martin Agricola im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Martin Agricola in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Druckschriften von und über Martin Agricola im VD 16.
- Noten und Audiodateien von Martin Agricola im International Music Score Library Project
- Gemeinfreie Noten von Martin Agricola in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Das Geburtsdatum ist bei Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs. 3. Auflage. Band 1. Belser, Stuttgart 1866, S. 461 (Digitalisat in der Google-Buchsuche) ohne Quellen angegeben und nicht durch Dokumente belegt.
Personendaten | |
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NAME | Agricola, Martin |
ALTERNATIVNAMEN | Agricola, Martinus (vollständiger Name); Sore, Martin (wirklicher Name); Sohr, Martin; Sorre, Martin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musiktheoretiker, Musikpädagoge und Komponist der Renaissance |
GEBURTSDATUM | unsicher: 6. Januar 1486 |
GEBURTSORT | Schwiebus |
STERBEDATUM | 10. Juni 1556 |
STERBEORT | Magdeburg |