Heatball
Heatball (‚Heizkugel‘) ist eine alternative Bezeichnung für Glühlampen im Rahmen eines satirischen Projektes des Essener Maschinenbauingenieurs Siegfried Rotthäuser. Mit dieser Aktion regte Rotthäuser eine Diskussion über die EG-Verordnung Nr. 244/2009[1] in der Öffentlichkeit an, die vorsah, Punktlichtquellen mit einer Energieeffizienzklasse schlechter als C bis September 2012 schrittweise zu verbieten. Hierzu deklarierten der Ingenieur und sein Schwager herkömmliche Glühlampen als Kleinheizelemente.[2] Die Aktion fand international in den Medien Beachtung.[3][4][5][6]
2011 wurde die Aktion mit dem Deutschen IQ-Preis ausgezeichnet, der vom Verein Mensa in Deutschland vergeben wird.[7]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im April 2010 begannen Siegfried Rotthäuser und sein Schwager Rudolf Hannot, über das Internet Glühlampen, Heatballs genannt und als Kleinheizelement bezeichnet, zum Preis von 1,69 Euro/Stück zu vertreiben. 30 Eurocent pro verkauftem Exemplar wurden an ein Projekt zum Schutz des Regenwaldes gespendet, was nach Aussage Rotthäusers dem Klimaschutz mehr bringen würde als ein Glühlampenverbot.[2] Nachdem die Startauflage von 4.000 Exemplaren binnen weniger Tage ausverkauft war und Bestellungen in Höhe von weiteren 40.000 Heatballs vorlagen, entschlossen sich die Projektbetreiber zu einer einmaligen Nachbestellung der Glühlampen. Die Freigabe dieser Lieferung aus China wurde am 16. November 2010 durch das Zollamt Flughafen Köln/Bonn vorerst ausgesetzt.[8]
Die Bezirksregierung Köln ließ ein Gutachten durch den VDE erstellen, das zu dem Ergebnis kam, dass Heatballs, wenn sie als Glühlampe verwendet werden, nicht die Effizienzanforderungen der EG-Verordnung 244/2009 erfüllen.[9] Im Januar 2011 erließ die Bezirksregierung Köln deswegen eine Ordnungsverfügung, die das Inverkehrbringen der Heatballs untersagte.[10] Dagegen strengte Rudolf Hannot Klage vor dem Verwaltungsgericht Aachen an, das den Verkauf im Juli 2011 trotzdem per Eilbeschluss untersagte. Im Hauptverfahren müsse allerdings geklärt werden, ob es sich bei Heatballs um Speziallampen im Sinne der EG-Verordnung handele.[11][12]
Das Tauziehen um die Einordnung der Heatballs als Heizelement oder Leuchtmittel bzw. als vom Glühbirnenverbot auszunehmende Speziallampe zog sich in der Folgezeit auch über das abschließende Urteil des Verwaltungsgerichts Aachen vom Juni 2012 gegen den Heatball-Verkauf bis zum Frühjahr 2014 hin, als die Aktion schließlich am 31. März 2014 mit dem erfolgreichen Verkauf von 10.000 Heatballs 2.0 endete.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage des Projekts ( vom 18. März 2018 im Internet Archive)
- Heizen statt leuchten – Glühbirnen-Satire vor Gericht. Yahoo! Finanzen, 18. Juni 2012
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Verordnung (EG) Nr. 244/2009 der Kommission vom 18. März 2009 zur Durchführung der Richtlinie 2005/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung von Haushaltslampen mit ungebündeltem Licht
- ↑ a b Kathrin Dorscheid: Heißer Importschlager. Frankfurter Rundschau Online vom 28. Oktober 2010
- ↑ Günter Pilch: Ingenieur trickst EU-Verbot aus. Kleine Zeitung (Österreich) vom 8. November 2010
- ↑ Carl Alfred Dahl: Dette er en varmeball! ( vom 31. Oktober 2010 im Internet Archive) Aftenbladet (Norwegen) vom 27. Oktober 2010
- ↑ Vale Decir: Hágase el calor. Pagina 12 (Argentinien) vom 24. Oktober 2010
- ↑ Agencija Tanjug: Biznismen prodaje sijalice kao grejalice. Glas Javnosti (Serbien)
- ↑ Mensa in Deutschland e.V.: Der Deutsche IQ-Preis 2011. Abgerufen am 8. Oktober 2011.
- ↑ Philip Plickert: Kleinheizgerät „Heatball“. Zoll hält 40.000 Glühbirnen auf. FAZ.NET vom 18. November 2010
- ↑ Die Welt: „Heatballs“ sind jetzt auch offiziell Glühbirnen, Köln, 13. Dezember 2010
- ↑ heatball.de: Ordnungsverfügung mit Anordnung der sofortigen Vollziehung und Androhung von Zwangsgeld ( vom 5. Oktober 2011 im Internet Archive) (PDF; 475 kB), Köln, Bezirksregierung Köln, 6. Januar 2011
- ↑ heatball.de: Klage ( vom 5. Oktober 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,6 MB), Düsseldorf, Rechtsanwälte Schumacher & Partner, 1. Februar 2011
- ↑ Financial Times Deutschland am 26. Juli 2011: Gericht verbietet Glühbirnen-Satire. Archiviert vom am 13. August 2011; abgerufen am 27. Juli 2011.