Gerhard Lamprecht

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Grabstätte von Gerhard Lamprecht

Gerhard Gotttraut Otto Lamprecht (* 6. Oktober 1897 in Berlin[1]; † 4. Mai 1974 ebenda) war ein deutscher Regisseur, Drehbuchautor, Dramaturg und Filmhistoriker.

Gerhard Lamprecht, Sohn des Gefängnispfarrers Hans Lamprecht (1856–1930) und der Eugenie Bärensprung (1869–1933), interessierte sich schon als Kind für das Kino. Im Alter von zwölf Jahren arbeitete er bereits bei Filmvorführungen, 1914 verkaufte er sein erstes Filmmanuskript an die Berliner Filmgesellschaft Eiko-Film GmbH. Ab 1916 nahm er auch Schauspielunterricht bei Paul Bildt, einem der Pioniere des deutschen Films, und setzte seine Kenntnisse auf der Bühne um. Er studierte Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte in Berlin. 1917 sollte er eine Anstellung als Autor und Dramaturg bei der Oskar-Messter-Filmgesellschaft antreten, was jedoch durch seine Einberufung zu den Truppen des Ersten Weltkriegs vereitelt wurde. Im Jahre 1918 verwundet, schrieb er im Lazarett bereits wieder Drehbücher. Lupu Pick, mit dem er bereits mehrmals zusammengearbeitet hatte, berief ihn 1919 zum Chefdramaturg seiner Firma Rex-Film.

Im Jahre 1920 führte er erstmals selbst Regie in Es bleibt in der Familie. In der damaligen Stummfilmzeit befasste er sich auch mit den von Sergei Eisenstein entwickelten Montagetechniken. Lamprecht hatte mit Literaturverfilmungen Erfolg, so 1923 mit einer Adaption von Thomas Manns Die Buddenbrooks und der auch international sehr erfolgreichen Verfilmung Emil und die Detektive von Erich Kästners Roman Emil und die Detektive nach dem Drehbuch von Billy Wilder. Er interessierte sich auch für die Lebensbedingungen der Ärmsten der Bevölkerung und schuf Mitte der 1920er Jahre eine herausragende und teilweise auch im Ausland beachtete Sozial-Trilogie (Die Verrufenen 1925, in den USA als The slums of Berlin veröffentlicht, Die Unehelichen 1926 und Menschen untereinander 1926).

Unter seinen nach 1933 entstandenen Filmen ist Madame Bovary (1937) nach Gustave Flaubert mit Pola Negri und Ferdinand Marian der bemerkenswerteste. Sein Trümmerfilm Irgendwo in Berlin (1946) gehörte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu den ersten Veröffentlichungen der DEFA.

Lamprecht verlagerte sein Interesse nunmehr zunehmend auf die Filmgeschichte. Die Basis hierfür war eine umfangreiche Sammlung, die er seit seiner Schulzeit aufgebaut hatte – er arbeitete als Schüler als Filmvorführer im Kino und sammelte alles, was mit Film zu tun hatte. Die Sammlung wurde 1962 vom Berliner Senat übernommen und bildete die Basis der Deutschen Kinemathek, die Lamprecht bis 1966 leitete. Er wurde 1967 mit dem Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film ausgezeichnet. Bis 1970 veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit der Kinemathek ein achtbändiges Lexikon sowie ein Gesamtregister Deutsche Stummfilme aus den Jahren 1903 bis 1931.

Lamprecht war seit 1923[2] mit Elsbeth Donath (1899–1982) verheiratet. Das gemeinsame Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf.

2013 wurden anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Deutschen Kinemathek eine Reihe seiner Filme restauriert und auf DVD publiziert. Zudem erschienen drei Bände zu verschiedenen Aspekten von Lamprechts Leben als Regisseur und Sammler.

  • Harro Kieser: Lamprecht, Gerhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 467 (Digitalisat).
  • Rolf Aurich: Mosaikarbeit. Gerhard Lamprecht und die Welt der Filmarchive. Edition Text + Kritik, München 2013, ISBN 978-3-86916-226-3 (Eine Darstellung der Filmsammlung der Deutschen Kinemathek und ihrer Entstehung aus der Sammlung Lamprechts).
  • Wolfgang Jacobsen: Zeit und Welt. Gerhard Lamprecht und seine Filme. Edition Text + Kritik, München 2013, ISBN 978-3-86916-227-0 (Eine Darstellung der Filme Lamprechts und ihrer Überlieferung u. a. in der Deutschen Kinemathek).
  • Eva Orbanz: Miteinander und Gegenüber. Gerhard Lamprecht und seine Zeitzeugengespräche. Edition Text + Kritik, München 2013, ISBN 978-3-86916-228-7 (Auswahl der transkribierten Fassungen einiger Zeitzeugengespräche zur deutschen Filmgeschichte, die Gerhard Lamprecht geführt hat und die in der Deutschen Kinemathek überliefert sind).

Einzelnachweise

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  1. Geburtsregister Standesamt Berlin 10b, Nr. 4195/1897
  2. Heiratsregister Standesamt Berlin-Friedenau, Nr. 388/1923