Gazprombank

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gazprombank
Rechtsform Akzionernoje Obschtschestwo
Gründung 1990
Sitz Moskau, Russland Russland
Leitung Alexei Miller, Andrei Akimow (CEO)
Mitarbeiterzahl 12.700
Branche Banken
Website www.gazprombank.ru

Die Gazprombank (russisch Газпромбанк) ist eine der großen Banken in Russland und hat ihren Hauptsitz in Moskau. Die Geschäftsfelder umfassen unter anderem das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, das Investmentbanking, den Wertpapierhandel sowie Handel mit Devisen und Edelmetallen. Neben reinen Bankgeschäften ist die Gazprombank über ihre Tochtergesellschaft Gazprom-Media auch einer der größten Medienkonzerne Russlands. Außerdem besitzt die Bank mit OMZ ein Schwerindustrieunternehmen, das Anlagen für Bergbau, Petrochemie und Atomkraftwerke produziert. Die Bank hat 12.700 Mitarbeiter.

Geschichte und Leitung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bank wurde 1990 durch den russischen Energiekonzern Gazprom als Tochtergesellschaft gegründet und befindet sich heute mehrheitlich wie auch Gazprom in Staatsbesitz. Die größten Anteilseigner sind der Rentenfonds „GAZFOND“ (49 Prozent), Gazprom (35 Prozent) und die Wneschekonombank (10 Prozent). Daher ist der russische Staat indirekt Mehrheitseigner.

Der Vorstandsvorsitzende der Gazprombank ist der Vorstandsvorsitzende von Gazprom, Alexei Miller.[1]

Der ehemalige Vizechef Igor Wolobujew (russisch Игорь Волобуев) ist laut eigenen Angaben am 2. März 2022 aus Russland in die Ukraine ausgereist und hat sich der Legion Freiheit Russlands angeschlossen.[2]

Am 18. April 2022 wurde Wladislaw Awajew (russisch Владислав Аваев), ehemaliger Vizepräsident der Gazprombank, der in der Vergangenheit auch für den Kreml gearbeitet hatte, zusammen mit seiner Familie in seiner Moskauer Wohnung tot aufgefunden.[3][4]

Im Oktober 2022 teilte die Gazprombank (Switzerland) mit, den Betrieb einzustellen.[5]

Die Rechtsform der Bank ist seit 2007 eine offene Aktiengesellschaft, in Russland als OAO (Открытое акционерное общество) bzw. im internationalen Gebrauch als OJSC (Open Joint Stock Company) bezeichnet.

Im Verlauf der Krise in der Ukraine 2014 erließen die USA und die EU im Juli 2014 Sanktionen gegen die Gazprombank.[6] Ende desselben Jahres erhielt die Gazprombank staatliche Hilfe von umgerechnet 560 Millionen Euro.[7]

Tochtergesellschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Credit Ural Bank (Russland)
  • GPB-Mortgage (Russland)
  • Evrofinance Mosnarbank (Russland)
  • Belgazprombank (Belarus)
  • Areximbank (Armenien)
  • GPB International S.A. (Luxemburg)
  • Gazprom-Media
  • GPB Financial Services Limited

Seit 1966 ist die GPB (Schweiz) AG (vorher: Gazprombank (Switzerland) Ltd.) in der Schweiz vertreten, damals noch als Russische Kommerzial Bank AG.[8][9]

Aufgrund der Panama Papers startete die Schweizer Finanzmarktaufsicht ein Verfahren gegen die Gazprombank Schweiz. Dieses hatte den Umgang mit «politisch exponierten Personen» zum Inhalt. Gazprombank wurde 2018 wegen schwerer Verstöße gegen das Geldwäschereigesetz bestraft. Schweizer Anwälte, die im Auftrag von „Putins Kassierer“ arbeiteten, wurden wegen einer Gesetzeslücke nicht belangt. Beim Strohmann, welcher tatsächlich Aktivitäten der Bank Rossija deckte, handelte es sich um den mit Wladimir Putin bekannten Sergei Roldugin.[10] Gegen den CEO sowie drei weitere Angestellte der Gazprombank Schweiz soll am 8. März 2023 ein Prozess am Bezirksgericht Zürich stattfinden. Den Angeklagten wird vorgeworfen, die Vereinbarung über die Standesregeln zur Sorgfaltspflicht der Banken in Bezug auf eine Geschäftsbeziehung mit Sergei Roldugin zwischen 2014 und 2016 verletzt zu haben.[11]

Wenige Tage nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine teilte die Schweizerische Bankiervereinigung Anfang März 2022 mit, dass die Gazprombank (Schweiz) AG, wie auch die Sberbank (Switzerland) AG, per sofort aus der Vereinigung ausgeschlossen wird. Die Finanzierung der Nord Stream 2 lief über die Bank.[12] Im Oktober 2022 kündigte die Bank den Rückzug aus der Schweiz an.[8]

Der langjährige Vizechef der Gazprombank, Igor Wolobujew, ist nach eigener Aussage am 2. März 2022, 6 Tage nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine, aus Russland in sein Geburtsland Ukraine geflohen, weil er den Angriffskrieg Russlands verurteile und „mit der Waffe in der Hand seine Heimat verteidigen“ wolle.[13][14][15]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Annual Report 2013. Gazprombank, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2015; abgerufen am 7. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gazprombank.ru
  2. Gazprom-Topmanager wechselt Seiten und kämpft nun für die Ukraine Focus, abgerufen am 27. April 2022.
  3. Вице-президент «Газпромбанка» Игорь Волобуев уехал в Украину, собрался вступить в тероборону и назвал смерть топ-менеджера Аваева убийством (Russisch) The Insider, abgerufen am 27. April 2022
  4. Immer wieder mysteriöse Selbstmorde russischer Oligarchen – zwei weitere Fälle lassen aufhorchen Münchner Merkur, abgerufen am 28. April 2022
  5. Russische Bank: Gazprombank schließt Schweizer Tochter. In: wiwo.de. 10. Oktober 2022, abgerufen am 13. Februar 2024.
  6. Patrick Welter: Amerika und EU verschärfen Sanktionen gegen Russland. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Juli 2014, abgerufen am 7. Januar 2015.
  7. Rubel-Verfall: Russland stützt Gazprombank mit 560 Millionen Euro. Wirtschaftsblatt, 31. Dezember 2014, archiviert vom Original am 9. Januar 2015; abgerufen am 7. Januar 2015.
  8. a b SDA: Gazprombank verlässt die Schweiz. In: blick.ch. 10. Oktober 2022, abgerufen am 22. Mai 2023.
  9. GPB (Schweiz) AG. In: Zefix. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  10. Putins Nähe zum Schweizer Finanzplatz wird zum Risiko, Der Bund, 27. Januar 2022.
  11. Angestellte der Gazprombank Schweiz kommen vor Gericht. In: bluewin.ch. 28. Februar 2023, abgerufen am 28. Februar 2023.
  12. Patrik Berger: Knall bei den Bankiers: Vereinigung wirft russische Gazprombank raus. In: blick.ch. 4. März 2022, abgerufen am 22. Mai 2023.
  13. Claudia Scholz: „Ich will mich reinwaschen“: Gazprom-Manager wechselt die Seiten und kämpft nun für die Ukraine handelsblatt.com, 27. April 2022, abgerufen am 27. April 2022.
  14. Igor Wolobujew: Ehemaliger Gazprombank-Manager kämpft für die Ukraine. In: Der Spiegel. 28. April 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. April 2022]).
  15. «Я не могу жить сытой жизнью, когда убивают родных»: как вице-президент Газмпромбанка воюет за Киев The Insider, youtube.com, 26. April 2022, abgerufen am 27. April 2022 (Video 7:09), russisch (?).