Ernst Meumann (Psychologe)
Ernst Friedrich Wilhelm Meumann (* 29. August 1862 in Uerdingen bei Krefeld; † 26. April 1915 in Hamburg) war ein deutscher Experimentalpsychologe. Er gilt als Begründer der Pädagogischen Psychologie und Experimentellen Pädagogik in Deutschland.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Meumann war drittes von sechs Kindern des protestantischen Pastors Friedrich Ewald Meumann und dessen Ehefrau Pauline-Henriette, geborene Röhrig. 1866 zog die Familie nach Langenberg (Rheinland), wo der Vater eine Pfarrstelle bekleidete und der Bruder Friedrich Meumann geboren wurde. Nach seinem Abitur in Elberfeld im Jahre 1883 studierte Meumann zunächst Philosophie und Kunstwissenschaft, dann evangelische Theologie und wirkte als Hauslehrer. Nach seiner Promotion 1891 bei Christoph von Sigwart in Tübingen über „Das Grundgesetz der Assoziation und Reproduktion der Vorstellungen“ ging er nach Leipzig an das Institut für experimentelle Psychologie von Wilhelm Wundt. Während des Studiums trat er dem Verein Deutscher Studenten in Bonn und Leipzig bei.[1] Ab 1893 arbeitete er hier als Assistent und habilitierte sich bereits im Jahre darauf mit der Arbeit „Untersuchungen zur Psychologie und Ästhetik des Rhythmus“.[2]
1896 wurde Meumann zum Professor für Philosophie an der Universität Zürich ernannt, an der er bis 1905 blieb. Er baute dort das Psychologische Laboratorium, den Vorläufer des Psychologischen Instituts, auf. Er war ferner an den Universitäten Königsberg, Münster, Halle (Saale) und Leipzig tätig.
Aus dem von Ernst Meumann seit 1911 am Hamburgischen Kolonialinstitut aufgebauten und 1914 gegründeten, interdisziplinär angelegtem Institut für Jugendkunde gingen 1919 bei der Gründung der Universität das Philosophische Seminar (William Stern, Ernst Cassirer), das Psychologische Seminar (William Stern) und das Pädagogische Seminar (Gustaf Deuchler) hervor. Auch der Erziehungswissenschaftler und Schulleiter der Lichtwarkschule Peter Petersen arbeitete in einer Gruppe für Religionspsychologie mit. Meumann war seit 1911 Vorstand im Bund für Schulreform und trat für radikale Reformen wie die Einheitsschule und die akademische Ausbildung der Volksschullehrer ein.
Meumann war Mitbegründer und Herausgeber des ab 1903 erschienenen Archivs für die gesamte Psychologie, ab 1910 auch der Sammlung von Abhandlungen zur psychologischen Pädagogik – Aus dem „Archiv für die gesamte Psychologie“ und ab 1911 Mitherausgeber der Zeitschrift für Pädagogische Psychologie und Experimentelle Pädagogik.
Meumann war Urheber der „Theologenpetition“ von 1886/87, mit der er sich für den Wehrdienst evangelischer Theologiestudenten und gegen einen Vorstoß der Zentrumspartei gegen den Wehrdienst von Geistlichen aussprach.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- (1907) Vorlesungen zur Einführung in die Experimentelle Pädagogik und ihre psychologischen Grundlagen. (2 Bde.; 2. Aufl. Engelmann, Leipzig 1911)
- (1908) Intelligenz und Wille. Quelle & Meyer, Leipzig (2. umgearb. und vermehrte Aufl. 1913, weitere Auflagen, hrsg. von G. Störring[3] ebd. ³1920 und 1925)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Probst: Ernst Meumann als Wegbereiter der Pädagogischen Psychologie und Empirischen Pädagogik in Deutschland. In: Martin Spieß (Hrsg.): 100 Jahre akademische Psychologie in Hamburg. Eine Festschrift. Hamburg 2014, S. 15–85 (PDF).
- Marc Zirlewagen: Ernst Meumann (Psychologe). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 25, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-332-7, Sp. 923–927 .
- Peter Forster: Meumann, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 265 f. (Digitalisat).
- Paul Probst: Bibliographie Ernst Meumann. Herzberg 1991, ISBN 3-88309-033-6 (PDF).
- Friedrich Meumann: Im Gedenken an Ernst Meumanns Jugend und Studienzeit. In: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 16 (1915), S. 257–262.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ernst Meumann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Ernst Meumann in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Ernst Meumann (Psychologe) an der Universität Leipzig (Sommersemester 1894 bis Sommersemester 1911)
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Ernst Meumann (Psychologe) an der Universität Zürich (Wintersemester 1897 bis Sommersemester 1900)
- Ernst Meumann (Psychologe) im Professorenkatalog der Universität Leipzig
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Güldner, Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten: Verzeichnis der Ehrenmitglieder und Alten Herren. Gütersloh 1899, S. 38.
- ↑ Erschienen 1894 in: Philos. Stud. 10: 249-322, die Fortsetzung. ebd. S. 393–430 (Texte weiterer Originalpublikationen sind mittels Namenseingabe über die Suchfunktion hier zu finden.)
- ↑ ebf. einem Wundt-Schüler; Kurzbiografie ( des vom 23. Dezember 2005 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ( uni-leipzig.de ( des vom 29. April 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. )
Personendaten | |
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NAME | Meumann, Ernst |
ALTERNATIVNAMEN | Meumann, Ernst Friedrich Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Experimentalpsychologe |
GEBURTSDATUM | 29. August 1862 |
GEBURTSORT | Uerdingen |
STERBEDATUM | 26. April 1915 |
STERBEORT | Hamburg |