Bodo Hell
Bodo Hell (* 15. März 1943 in Salzburg, seit 11. August 2024 im Dachsteingebirge vermisst und seit 9. September von seinem Verlag als verschollen erklärt) ist ein österreichischer Schriftsteller.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hell studierte am Salzburger Mozarteum Orgel und in Wien an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Film und Fernsehen, an der Universität Philosophie, Germanistik und Geschichte, danach entschied er sich, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Bodo Hell lebt in Wien und besitzt in Altenhof am Kamp einen Zweitwohnsitz.[1] Im Sommer betreut er seit Ende der 1970er Jahre auf der Grafenbergalm am Dachstein, Steiermark, 140 Ziegen.[2] Diese Zeit dient ihm nicht nur als Inspiration, sondern die harte Arbeit eines Senners lässt ihn die Bodenhaftung behalten.
Er arbeitete unter anderem mit Friederike Mayröcker, die er als seine persönliche literarische Leitfigur im Bereich der Prosa bewertet, Ernst Jandl, der für ihn ein richtungsweisender Lyriker ist, Liesl Ujvary, Bady Minck und mit Hil de Gard zusammen. Hell sieht sich selbst als „faktenorientierten“ Autor, dessen Anspruch es ist, sorgfältig Fakten zu recherchieren und sie mittels differenzierter sprachlicher Methoden in einen Prosazusammenhang zu bringen. Hells Werke reichen seit den 1970er Jahren von literarischen Publikationen bis zu experimenteller Prosa, veröffentlicht als Bücher, Hörspiele, Text-Foto-Bände und Filme. Er verfasste Beiträge für Zeitungen wie Die Presse und Falter sowie für den ORF. 1997 übernahm er die Leitung eines Kurses im Rahmen der September-Akademie der Schule für Dichtung.[1]
Hell wurde am 11. August 2024 als vermisst gemeldet, nachdem ein Bekannter ihn nicht auf der Grafenbergalm,[3] seinem Sommerwohnsitz im Dachsteingebirge, vorgefunden hatte.[4][5] Zuletzt wurde er von Wanderern am 9. August gesehen.[6] Am 14. August 2024 wurde die groß angelegte Suchaktion, die sowohl von oberösterreichischer wie von steirischer Seite aus durchgeführt wurde, erfolglos für beendet erklärt.[7] Am 9. September erklärte sein Verlag „Bodo Hell offiziell als verschollen“.[8]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1972: Rauriser Literaturpreis
- 1973: Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur
- 1975: Förderungspreis für Literatur des Theodor-Körner-Stiftungsfonds zur Förderung von Wissenschaft und Kunst
- 1976: Förderungsbeitrag des Wiener Kunstfonds der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien für Literatur
- 1981: Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur
- 1986, 1987 und 1993: Buchprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
- 1988: Förderungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Erzählungen
- 1989–90: Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien
- 1991: Erich-Fried-Preis
- 1991: Kulturpreis der Marktgemeinde St. Johann im Pongau
- 1999: Literaturpreis der Stadt Wien
- 1999/2000: Projektstipendium für Literatur des BKA
- 2003: Preis der Literaturhäuser
- 2005: Stipendium der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung
- 2006: Telekom-Austria-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Preis[9]
- 2014: THEATERlandPREIS des Landes Steiermark beim bestOFFstyria-Theaterfestival (mit den Rabtaldirndln)
- 2017: Heimrad-Bäcker-Preis
- 2017: Christine Lavant Preis[10]
- 2019: Großer Kunstpreis des Landes Salzburg[11]
- 2023: Österreichischer Kunstpreis für Literatur[12]
- 2024: Literaturpreis des Landes Steiermark[13]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Texte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1977: Dom Mischabel Hochjoch Drei Bergerzählungen. Nachw.: Friederike Mayröcker. Linz: edition neue texte.
- 1983: Stadtschrift 200 Fotos und Text: „Linie 13A“. Linz: edition neue texte.
- 1986: Larven Schemen Phantome Der Donner des Stillhaltens. Ill.: Friederike Mayröcker, Bodo Hell. Graz, Wien: Droschl.
- 1987: 666. Erzählungen Fotos: Bodo Hell. Graz, Wien: Droschl.
- 1989: Wie geht's? Erzählungen, Zeichnungen. Ill.: Hil de Gard. Graz, Wien: Droschl.
- 1992: Die wirklichen Möglichkeiten Zwei Reden zum Erich Fried-Preis 1991. [Mit Ernst Jandl]. Graz, Wien: Droschl.
- 1992: Gang durchs Dorf: Fingerzeig Fotografien zu „Blumenwerk“. Friederike Mayröcker - Ländliches Journal / Deinzendorf. Hrsg.: Franz Krahberger. Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz, ISBN 3-900878-73-0.
- 1993: Frauenmantel Fotohistorischer Essay von Kurt Kaindl. Fotos: Karl Heinrich Waggerl. Text zur Fundgeschichte der Fotos: Elisabeth Kornhofer, Bildauswahl: Bodo Hell, Kurt Kaindl. Salzburg: Otto Müller,.
- 1993: Gaußplatz 11 (Mit Lotte Ingrisch, Linde Waber). Wien: David-Presse.
- 1993: In allen Strophen geläufig (Mit Martin Lachmair). Wien: o. V.
- 1994: Mittendrin Erzählungen, Zeichnungen. Ill.: Hil de Gard. Graz, Wien: Droschl.
- 1996: Herr im Schlaf Ein Griff ins emblematische Alltagstheater. Graz / Schwerin: Forum Stadtpark Theater / Mecklenburgisches Staatstheater.
- 1999: Die Devise lautet Erzählung. Coverfoto: Didi Sattmann. Wien: Edition Splitter.
- 2000: Augenklappe Text. Fotografie. (Fotografie: Otto Saxinger). Linz: Blattwerk.
- 2003: Tracht: Pflicht Lese+Sprechtexte. Literaturverlag Droschl.
- 2006: Frost: relaunched „Wissen lenkt vom Wissen ab, wissen Sie!“ (Mit Norbert Trummer u. Renate Welsh). Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz, ISBN 978-3-85252-766-6.
- 2008: Admont abscondita Denk-Bilder aus der barocken Klosterbibliothek (Mit Norbert Trummer). Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz, ISBN 978-3-85252-894-6.
- 2010: Nothelfer, Essay 60, Literaturverlag Droschl
- 2011: Immergrün Sudarium/Calendarium, (mit Linda Wolfsgruber), Folio Verlag
- 2012: Untersberg. Geschichten – Grenzgänge – Gangsteige, mit Walter Seitter, Anton Pustet 2012, ISBN 3-7025-0669-1.
- 2013: Bodo Hell Omnibus, exemplarische Texte und Kommentare, Literaturverlag Droschl
- 2014: Matri Mitram Engelsgespräche/Bildersturm; Restaurierung Wallfahrtskirche Frauenberg bei Admont 2013/14 (Mit Norbert Trummer). Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz, ISBN 978-3-99028-428-5.
- 2015: Stadtschrift [II] Fotos und Texte. Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz, ISBN 978-3-99028-185-7. [Bibliothek urbaner Kultur; 5. - Edition Seidengasse]
- 2017: Ritus und Rita Literaturverlag Droschl, Graz 2017, ISBN 978-3-85420-992-8.
- 2018:Tornado - Spur ins Heute (mit Alois M. Holzer und Peter Gruber), ESSL, ISBN 3-9500671-1-6.
- 2019: Auffahrt Literaturverlag Droschl, Graz 2019, ISBN 978-3-99059-039-3.
- 2023: Begabte Bäume. Mit Zeichnungen von Linda Wolfsgruber. Literaturverlag Droschl, Graz 2023, ISBN 978-3-99059-130-7.
Hörspiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1974: Zwettl Gmünd Scheibbs (Mit Liesl Ujvary), ORF
- 1978: Kopf an Kopf (Mit Liesl Ujvary), NDR
- 1981: Akustisches Portrait (Mit Liesl Ujvary), SDR
- 1980: Autorenmusik (Mit Liesl Ujvary, Regie: Günter Guben), SDR Stuttgart
- 1989: Ziegenmelken (Regie: Bodo Hell) ORF
- 2013: Landschaft mit Verstoßung
Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1981: Linie 13 A (Drehbuch: Bodo Hell)
- 1990: 1 Häufchen Blume - 1 Häufchen Schuh (TV-Feature über Friederike Mayröcker, Regie: Carmen Tartarotti, Bodo Hell)
- 1995: Im Bannkreis (Drehbuch: Bodo Hell)
- 2001: Land ohne Eigenschaften (Dokumentation)
- 2003: Im Anfang war der Blick (Drehbuch und Regie: Bady Minck)
- 2013: Im Augenblick - Die Historie und das Offene (Dokumentation)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Bodo Hell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bodo Hell bei IMDb
- Website von Bodo Hell
- Bodo Hell Kurzbiografie auf der Website des Literaturverlags Droschl
- Lese- und Sprechtexte von Bodo Hell ( vom 27. Oktober 2017 im Internet Archive)
- Archivaufnahmen mit und über Bodo Hell im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek (Lesungen, Radiobeiträge)
- Uschi Mürling-Darrer: Bodo Hell: Würdigungen zum 70. Geburtstag. Sendereihe Leporello. Radio Ö1 am 5. März 2013.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Bodo Hell in Altenhof am Kamp auf altenhof.jimdo.com, abgerufen am 27. Februar 2014.
- ↑ Bodo Hell auf der Grafenbergalm ( vom 3. März 2014 im Internet Archive) auf meinbezirk.at, abgerufen am 27. Februar 2014.
- ↑ Grafenbergalm. In: EnnstalWiki. Stadtgemeinde Schladming, abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Autor Bodo Hell offenbar im Dachstein-Gebiet verschwunden. In: puls24.at, 11. August 2024. Abgerufen am 12. August 2024.
- ↑ Gewitter: Suche nach Bodo Hell unterbrochen. In: ooe.ORF.at. 12. August 2024, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑ Schriftsteller und Senner Bodo Hell seit einem Monat vermisst. In: Kleine Zeitung, 9. September 2024.
- ↑ Große Suchaktion beendet: Autor Hell bleibt vermisst. In: salzburg.ORF.at. 14. August 2024, abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Verlag erklärte Bodo Hell offiziell als verschollen. In: ORF Kultur. 9. September 2024, abgerufen am 9. September 2024.
- ↑ Auszeichnungen auf literaturhaus.at, abgerufen am 27. Februar 2014.
- ↑ Bodo Hell erhält Christine-Lavant-Preis. In: Der Standard. 2. November 2017, abgerufen am 2. November 2017.
- ↑ Bodo Hell erhielt Großen Kunstpreis am 11. Dezember 2019 auf orf.at, abgerufen am 11. Dezember 2019.
- ↑ Österreichischer Kunstpreis und Hans-Hollein-Kunstpreis für Architektur: Preisträger:innen 2023 stehen fest. In: bmkoes.gv.at. 7. August 2023, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. August 2023; abgerufen am 7. August 2023.
- ↑ Literaturpreis des Landes für Bodo Hell. In: steiermark.ORF.at. 29. März 2024, abgerufen am 29. März 2024.
Personendaten | |
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NAME | Hell, Bodo |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 15. März 1943 |
GEBURTSORT | Salzburg |