Bettwil
Bettwil | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Aargau (AG) |
Bezirk: | Bezirk Muri |
BFS-Nr.: | 4227 |
Postleitzahl: | 5618 |
Koordinaten: | 662509 / 238040 |
Höhe: | 678 m ü. M. |
Höhenbereich: | 634–758 m ü. M.[1] |
Fläche: | 4,25 km²[2] |
Einwohner: | 695 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 164 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
10,9 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindeammann: | Peter Keusch[5] |
Website: | www.bettwil.ch |
Lage der Gemeinde | |
Bettwil (in einheimischer Mundart: [ ])[6][7] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Muri und liegt am Ostrand des Seetals und ist die höchstgelegene Gemeinde des Kantons.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf liegt auf einer Hochebene am westlichen Hang des Lindenbergs, rund drei Kilometer östlich des Hallwilersees. Die Ebene wird in Richtung Norden durch den Erusbach entwässert. Gegen Osten hin steigt das Gelände sanft zum Kamm des Lindenbergs an, gegen Nordosten zum Niesenberg. Das Dorf Bettwil befindet sich im äussersten Westen des Gemeindegebiets, einen halben Kilometer südlich davon liegt der Weiler Königsberg (692 m ü. M.). Etwa zweieinhalb Kilometer südöstlich liegt Brandholz (694 m ü. M.), nochmals einen Kilometer weiter Guggibad (712 m ü. M.). Die beiden letztgenannten Weiler an der östlichen Gemeindegrenze gehören geographisch zum Bünztal.[8]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 425 Hektaren, davon sind 93 Hektaren bewaldet und 43 Hektaren überbaut.[9] Der höchste Punkt befindet sich auf 760 m ü. M. im Gebiet Junkholz, der tiefste auf 649 m ü. M. im äussersten Nordwesten. Nachbargemeinden sind Sarmenstorf im Norden, Kallern im Nordosten, Boswil im Osten, Buttwil im Südosten, Schongau im Süden und Fahrwangen im Westen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort wird erstmals 924 in einem Zinsrodel des Fraumünsterstifts zu Zürich erwähnt (de Petiwilare/Pettewilare). Beim Ortsnamen handelt es sich um eine althochdeutsche Zusammensetzung aus dem Personennamen Beto/Petto und dem bei alamannischen Gründungen häufigen Hinterglied -wīlāri zur Bezeichnung neuer Hofsiedlungen. [6][7] Wichtigster Grundherr im Mittelalter war das Kloster Einsiedeln, das die Zehnten zur Hälfte mit dem Spital in Bremgarten teilte. Von 1200 bis 1412 war Bettwil im Besitz der Herren von Heidegg, die auf dem Schloss Heidegg oberhalb von Gelfingen residierten. Die Bettwiler kauften sich dann frei und unterstellten sich den Habsburgern.
Deren Herrschaft dauerte jedoch nicht lange, denn 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Bettwil wurde ein eigenes Amt innerhalb der Freien Ämter, einer Gemeinen Herrschaft. Während der Reformationswirren von 1529 bis 1531 blieben die Bettwiler dem katholischen Glauben treu. Als Anerkennung erhielten sie 1547 ein eigenes Dorfrecht. Ohne Einmischung des Landvogtes durften sie den Untervogt, die Richter und alle Dorfbeamten selbst wählen. Die Wahlen erfolgten demokratisch alle zwei Jahre an Wahlversammlungen. Kein Dorf in der näheren und weiteren Umgebung besass diese Fülle an Freiheiten.
Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Bettwil bildete zusammen mit dem Niesenberg (heute zu Kallern gehörend) eine Munizipalität im Distrikt Sarmenstorf des kurzlebigen Kantons Baden. 1799 trennte sich die Pfarrei von Sarmenstorf. Nach der Gründung des Kantons Aargau im Jahr 1803 wurde Niesenberg wieder von Bettwil getrennt. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein blieb Bettwil landwirtschaftlich geprägt, und die Einwohnerzahl stagnierte bei rund 400. Nach der Erschliessung eines neuen Wohngebiets im Jahr 1981 wuchs die Einwohnerzahl um rund die Hälfte. Von Mitte der 1960er bis Ende der 1990er Jahre waren bei Bettwil zwei Batterien mit Bloodhound-Flugabwehrlenkwaffen stationiert.[10]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Pfarrkirche St. Josef, die zusammen mit Pfarrhaus und -scheune eine intakte Baugruppe bildet, entstand 1788/89 unter der Leitung des Baumeisters Franz Joseph Rey. Dieser errichtete eine schlichte Saalkirche mit spätbarocker Innenausstattung. Das Baumaterial lieferte die ehemalige, aus dem Jahr 1496 stammende Kapelle, die 1729 neu gebaut worden war, dann aber nur 60 Jahre später doch abgebrochen wurde.[11]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss auf grünem Dreiberg drei grüne Tannen mit roten Stämmen.» Auf einer Wappenscheibe aus dem Jahr 1561 sind fünf Tannen abgebildet, das Wappen des ehemaligen Amtes Bettwil. Auf dem Gemeindesiegel von 1811 erschienen dann noch drei Tannen, ab 1872 auf blauem Grund. 1950 wurde die Schildfarbe in Weiss geändert und der flache Boden durch einen Dreiberg ersetzt. Dadurch ergibt sich allerdings eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Wappen von Olten.[12]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[13]
Jahr | 1850 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2020 |
Einwohner | 421 | 400 | 396 | 414 | 381 | 347 | 376 | 492 | 576 | 560 | 654 |
Am 31. Dezember 2023 lebten 695 Menschen in Bettwil, der Ausländeranteil betrug 10,9 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 55,2 % als römisch-katholisch und 18,0 % als reformiert; 26,8 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[14] 97,6 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an.[15]
Politik und Recht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Muri zuständig. Bettwil gehört zum Friedensrichterkreis XIII (Muri).[16]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Bettwil gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 230 Arbeitsplätze, davon 24 % in der Landwirtschaft, 37 % in der Industrie und 39 % im Dienstleistungssektor.[17] Rund zwei Drittel der Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den umliegenden Gemeinden, vor allem in Wohlen und Villmergen.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bettwil liegt abseits des Durchgangsverkehrs, etwa zwei Kilometer östlich der wichtigen Kantonsstrasse 298 von Wohlen ins Seetal. Eine Nebenstrasse führt von Fahrwangen über Bettwil und den Lindenberg nach Muri. Bettwil ist Endstation einer Buslinie der Gesellschaft Regionalbus Lenzburg, die von Lenzburg aus durch das untere Seetal verkehrt.
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Die Realschule und die Sekundarschule können in Sarmenstorf oder Meisterschwanden besucht werden, die Bezirksschule in Fahrwangen. Das nächstgelegene Gymnasium ist die Kantonsschule Wohlen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anton Wohler: Bettwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Georg Germann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band V: Der Bezirk Muri. Birkhäuser Verlag, Basel 1967, DNB 457321970.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Gemeinderat. Abgerufen am 30. April 2024.
- ↑ a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. Historische Quellen und sprachwissenschaftliche Deutungen. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau. Band 100/II. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 85 ff. Angegebene Lautschrift: bę́pməl.
- ↑ a b Andres Kristol: Bettwil AG (Muri) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, p. 138f. Angegebene Lautschrift: [ ].
- ↑ Landeskarte der Schweiz, Blatt 1110, Swisstopo.
- ↑ Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 10. Mai 2019.
- ↑ Durchlöchert. Der Spiegel, 12. Dezember 1962, abgerufen am 13. Januar 2014.
- ↑ Germann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band V: Bezirk Muri. S. 76–82.
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 118.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom am 8. Oktober 2018; abgerufen am 8. Mai 2019.
- ↑ Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 10. Mai 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom am 8. Oktober 2018; abgerufen am 8. Mai 2019.
- ↑ Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 20. Juni 2019.
- ↑ Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2019; abgerufen am 8. Mai 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.