Universität Montpellier
Die Universität Montpellier ist die Universität der französischen Stadt Montpellier. Sie besteht aus drei Teilen:
- Université Montpellier I unter anderem mit den Fachbereichen Rechts-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften sowie Ökologie, Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie
- Université Montpellier II – Sciences et Techniques du Languedoc mit naturwissenschaftlichen Fachbereichen
- Université Montpellier III (Université Paul-Valéry), die sich auf Literatur, Fremdsprachen, Geistes- und Sozialwissenschaften spezialisiert hat. Für ausländische Studenten werden dort Französischkurse angeboten. Der Campus liegt direkt neben dem der Université Montpellier II.
Geschichte
BearbeitenMontpellier ist eine der ältesten Universitätsstädte Frankreichs. Medizinschulen gab es in Montpellier bereits seit 1137 (erste Erwähnung der dortigen Hochschule[1]). Im Jahr 1180 erlaubte Wilhelm VIII., Herrscher von Montpellier, dass in Montpellier durch jedermann Medizin frei praktiziert und unterrichtet werden dürfe. Schnell wurde es nötig, den Unterricht zu organisieren. Die hier entstandene südfranzösische „Schule von Montpellier“, genannt auch Medizinschule von Montpellier, wurde neben der unteritalienischen Schule von Salerno, die als Vorbild diente, ein Zentrum der (weltlichen) medizinischen Ausbildung.[2][3] Der Kardinal Konrad, ein Legat Papst Honorius III., gründete in Montpellier im Jahr 1220 mit der universitas medicorum die erste medizinische Fakultät Frankreichs.
1242 bestätigte der Bischof von Maguelone die Statuten der Hochschule für Freie Künste (école des arts libéreaux). Um 1260 sammelten sich Juristen in Montpellier.
1289 gründete Papst Nikolaus IV. durch die Schrift Quia Sapientia eine Universität in Montpellier. Medizin, Theologie, Jura und Philosophie zählten zu den Disziplinen des angebotenen Studium generale.
Im 14. Jahrhundert erreichte die medizinische Hochschule von Montpellier ihre Blütezeit. Dort wirkten unter anderem Arnaldus de Villanova, Bernhard von Gordon sowie Henri de Mondeville und dessen Schüler Guy de Chauliac. Seit 1366 sind dort anatomische Sektionen belegt.[4] 1384 war Johannes de Tornamira (um 1329–1395), ein Verfasser medizinischer Werke (unter anderem zur Pest[5]) und Leibarzt der Päpste Clemens XI. und Clemens VII., Kanzler der Universität.[6][7]
Die Universität von Montpellier entwickelte sich zu einem intellektuellen Zentrum mit hohem Niveau. So studierte Nostradamus 1529 hier und 1531 schrieb sich der humanistische Schriftsteller François Rabelais an der Medizinischen Fakultät[8] ein.
Die Religionskriege beendeten zunächst die prosperierende Entwicklung der Universität. Die theologische Fakultät fiel ihnen ganz zum Opfer, und die Tätigkeit der Universität beschränkte sich immer weiter auf die medizinische Fakultät. Dabei stand Montpellier in direktem Wettbewerb zu Paris. Die meisten Ärzte der Könige stammten aus Montpellier.
Im Rahmen der Französischen Revolution wurden die Universitäten abgeschafft. Viele der Professoren unterrichteten jedoch im Untergrund weiter. Die Notwendigkeit, Ärzte auszubilden, führte bereits wieder im Jahre 1794 zu der Errichtung dreier Écoles de Santé (Gesundheitsschulen) in Paris, Straßburg und Montpellier. 1808 wurde die medizinische Fakultät der neu gegründeten Universität von Montpellier (Université impériale) angegliedert. 1816 wurde eine Fakultät für Literatur und 1838 eine naturwissenschaftliche Fakultät gegründet, der bald eine Hochschule für Pharmazie folgte. Die juristische Fakultät wurde erst wieder im Jahr 1878 neu gegründet.
Montpellier ist neben Paris, Toulouse und Aix-en-Provence eine der größten Studentenstädte Frankreichs. Mit mehr als 60.000 Studierenden ist jeder vierte Bewohner der Stadt an einer Hochschule eingeschrieben.
Literatur
Bearbeiten- Gernot Rath: Montpellier im Urteil des deutschen Mittelalters. In: Gundolf Keil, Rainer Rudolf, Wolfram Schmitt, Hans Josef Vermeer (Hrsg.): Fachliteratur des Mittelalters. Festschrift Gerhard Eis. Metzler, Stuttgart 1968, S. 307–310.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 18.
- ↑ Bernhard D. Haage, Wolfgang Wegner: Montpellier, Schule von. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1006.
- ↑ Vgl. auch Jacques Verger: Montpellier. Schule und Universität. In: Lexikon des Mittelalters- Band 6, Sp. 815–816.
- ↑ Bernhard D. Haage, Wolfgang Wegner: Montpellier, Schule von. 2005, S. 1006.
- ↑ Karl Sudhoff: Pestschriften aus den ersten 150 Jahren nach der Epidemie des „schwarzen Todes“ 1348, Nr. 24, Johannes von Tornamira ‚Praeservatio et cura apostematum antrosorum pestilentialium‘. In: Sudhoffs Archiv. Band 5, 1912, S. 46–53; und Band 17, 1925, S. 32–35 (Zu Johannes von Tornamira Pesttraktat).
- ↑ Wolfgang Wegner: Johannes von Tornamira. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 702 f.
- ↑ Bernhard D. Haage: Ein neues Textzeugnis zum Pestgedicht des Hans Andree. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, S. 267–282, hier: S. 271 f.
- ↑ Marcel Gouron: Matricule de L’Université de Médecine de Montpellier (1503–1599). Genf 1957.