Trollblume
Die Trollblume (Trollius europaeus) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Trollblumen (Trollius) innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die Europäische Trollblume ist die einzige in Europa heimische Art der Trollblumen. Trivialnamen sind z. B. Goldköpfchen, Butterblume, Butterkugel (Ankenbollen), Budabinkerl, Butterrosen, Kugelranunkel oder Natter(n)knöpfe. In der Schweiz wird sie auch Rigirolle genannt. Sie wurde zur Blume des Jahres 1995 gewählt.
Trollblume | ||||||||||||
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Trollblume (Trollius europaeus), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Trollius europaeus | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDie Trollblume ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimetern erreicht. Sie besitzt ein Rhizom als Speicherorgan, die Erneuerungsknospen liegen dicht an der Erdoberfläche. Ihr Habitus ist von mehreren kahlen und meist unverzweigten Stängeln geprägt.
Die Grundblätter sind gestielt und tief handförmig geteilt. Sie haben fünf gesägte bis fiederschnittige Abschnitte. An ihrer Oberseite sind die Grundblätter dunkelgrün. Die Blattunterseite ist etwas heller. Zur Blütezeit sterben die rosettenartigen Grundblätter ab. Die Stängelblätter sind dreizählig und sitzen direkt an den Stängeln.
Generative Merkmale
BearbeitenDie Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli. Die durch Karotinoide gelb gefärbte Blüte sitzt endständig am unverzweigten Stängel. Die zwittrige Blüte weist einwärts konkaven, charakteristisch kugelig zusammenneigenden hellgelben Perigonblättern auf; ihr Durchmesser beträgt 2 bis 3 Zentimeter. Die Blütenhülle besteht aus 10 bis 15 Perigon- und vier bis zehn Nektarblättern. Auffallend sind die zahlreichen freien Fruchtblätter im Zentrum der Blüte.
Die Früchtchen (Bälgchen) sind bis zu 15 Millimeter lang und geschnäbelt.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[1]
Ökologie
BearbeitenDie Blütenblätter der Trollblume bilden eine Kuppel, die einen so kleinen Durchlass aufweist, dass ihn nur kleine Insekten, Fliegen und Käfer passieren können. Eine wichtige Bestäuberrolle haben drei Fliegenarten der Gattung Chiastochaeta. Sie legen ihre Eier in die Fruchtknoten, ihre Larven ernähren sich von den heranwachsenden Samen. Forscher fanden heraus, dass eine Trollblumenblüte bis zu sechs schlüpfende Fliegenlarven verkraften kann. Wird diese Zahl überschritten, verschiebt sich die Bilanz zwischen „Nutzen durch Bestäubung“ und „Fressschaden“ ins Negative.[2] Nur kräftige größere Insekten können sich zwischen den Perigonblättern zum Grund der Nektarblätter hindurchdrängen. Bei der Trollblume führt auch spontane Selbstbestäubung zum Fruchtansatz.
Die Trollblume bildet pro Blüte zahlreiche wenigsamige Balgfrüchte aus. Die Samen werden über Wind, Klett- und Selbstausbreitung verbreitet. Erfolgreiches Keimen ist an Kälteeinwirkung und Dunkelheit gebunden. Sie ist schwach giftig und wird vom Vieh gemieden.
Vorkommen
BearbeitenDie Trollblume kommt in Europa und Westsibirien vor. Sie ist vor allem in Mittel- und Nordeuropa, einschließlich des Baltikums, Spaniens, des Apennins und des früheren Jugoslawien verbreitet. Ihre südlichsten Vorkommen in Europa sind in Zentralspanien, Mittelitalien und im nördlichen Griechenland.[3] In den Tallagen Europas wird die Trollblume immer seltener.
Sie hat eine Vorliebe für Feuchtwiesen, Teich- und Bachränder und ist vor allem im Gebirge bis auf Höhenlagen von 3000 Metern in Hochstaudenfluren anzutreffen. Sie gedeiht am besten auf nährstoffreichen, dauerfeuchten Böden. Sie ist in Mitteleuropa eine Molinietalia-Ordnungscharakterart.[4]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[5]
In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Gipfel der Rothornspitze bis zu 2385 Metern auf.[6]
Taxonomie
BearbeitenDie Erstveröffentlichung von Trollius europaeus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, S. 556.[7]
Etymologie
BearbeitenDer Name Trollblume leitet sich über das althochdeutsche Wort „troll“ für „kugelrund“ vom lateinischen „trulleus“ für „rundes Gefäß“ ab.
Der in der Schweiz gebräuchliche Name „Rigirolle“ leitet sich vom Bergmassiv Rigi ab.
Gefährdung
BearbeitenDie Trollblume ist bundesweit im Bestand gefährdet und steht daher unter Naturschutz. In Österreich ist sie ebenfalls geschützt. Gründe für den Rückgang sind das Brachfallen extensiv genutzter Frisch- und Feuchtwiesen sowie deren Trockenlegung.
Verwendung und kulturelle Bedeutung
BearbeitenDie Trollblume wurde früher gegen Skorbut angewendet. Sie ist mit einigen Verwandten eine beliebte Gartenpflanze.
Sie ist das Symbol der Grafschaft Glatz und wird daher auch Glatzer Rose genannt.[8] Ferner wurde sie 1966 auf einem Briefmarkenwert der Serie Geschützte heimische Pflanzen dargestellt.
Quellen
Bearbeiten- Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3, S. 64.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6, S. 268.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 485–486.
Weblinks
Bearbeiten- Trollblume. auf FloraWeb.de
- Trollblume. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Peter W. Schwickert: Vegetationsgeographische Untersuchungen im Hohen Westerwald unter besonderer Berücksichtigung der Pflanzengesellschaften des montanen Grünlandes,https://www.zobodat.at/pdf/Fauna-Flora-Rheinland-Pfalz-Beihefte_4_0009-0136.pdf
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Thomas Gaskell Tutin: Trollius. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S. 253 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Blume des Jahres 1995 ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. 8. Nymphaeaceae to Ranunculaceae. Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6, S. 38–39.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Seite 395. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
- ↑ Trollius auropaeus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 28. März 2022.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 519.
- ↑ Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 556, Digitalisat
- ↑ Richard Keilholz: Die Glatzer Rose. Nerthus. 1903, Band 5, Nr. 38, S. 615.