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Sigrid Kaag

niederländische Politikerin und Diplomatin

Sigrid Agnes Maria Kaag (* 2. November 1961 in Rijswijk, Zuid-Holland) ist eine niederländische Politikerin der linksliberalen D66. Vom 10. Januar 2022 bis zum 8. Januar 2024 war sie Ministerin der Finanzen und stellvertretende Ministerpräsidentin im Kabinett Rutte IV. Von Mai 2021 bis September 2021 war sie Außenministerin sowie von Oktober 2017 bis August 2021 Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit im Kabinett Rutte III. Zuvor war sie Diplomatin bei den Vereinten Nationen (UN). Seit Januar 2024 ist Kaag Koordinatorin der humanitären Hilfe der Vereinten Nationen im Gazastreifen.

Sigrid Kaag (2023)

Kaag studierte Arabistik in Leiden und wechselte bald zur American University in Cairo, an der sie ihren Bachelor in Nahoststudien erwarb. Sie erlangte einen Master in Internationale Beziehungen an der University of Exeter und am St Antony’s College der University of Oxford. Kaag studierte außerdem an der École nationale d’administration in Paris und absolvierte den Lehrgang Auslandsbeziehungen am Clingendael-Institut in Den Haag.[1]

Kaag war von 1988 bis 1990 bei Shell International in London und von 1990 bis 1993 in der Abteilung Politische UN-Angelegenheiten beim Ministerium für auswärtige Angelegenheiten in Den Haag tätig. Anschließend bekleidete sie verschiedene internationale Funktionen. Von 1994 bis 1997 war sie Programmmanagerin und Leiterin der Abteilung Geberbeziehungen beim Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) in Jerusalem. Danach arbeitete sie von 1998 bis 2004 bei der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Genf. Von 2004 bis 2005 war Kaag UN-Beraterin in Khartum und Nairobi. Anschließend setzte sie ihre Laufbahn beim UN-Kinderhilfswerk UNICEF fort, wo sie von 2005 bis 2010 verschiedene Funktionen innehatte. So war sie Stellvertretende Leiterin der Programmdirektion und anschließend Stabschefin in New York sowie Leiterin der Regionaldirektion Nahost und Nordafrika in Amman. Nach ihrem Wechsel zum Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in New York wurde sie Vize-Generalsekretärin.

Von Oktober 2013 bis September 2014 leitete Kaag als UN-Untergeneralsekretärin die gemeinsame Mission der Vereinten Nationen und der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen.[2] Nach Beendigung dieser Mission wurde ihr 2015 als Untergeneralsekretärin im Libanon die Verantwortung für alle Tätigkeiten der Vereinten Nationen in diesem Land übertragen, insbesondere für die Umsetzung der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates. 2015 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der University of Exeter verliehen. 2016 erhielt sie für ihren Einsatz und die Ergebnisse ihrer Arbeit im Nahen Osten den Wateler-Friedenspreis der niederländischen Carnegie-Stiftung.

Am 26. Oktober 2017 wurde Kaag zur Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit im dritten Kabinett Rutte ernannt. Vom 13. Februar bis zum 7. März 2018 übernahm Kaag nach dem Rücktritt von Halbe Zijlstra vorübergehend die Aufgaben des Außenministers. Aufgrund von Änderungen innerhalb des scheidenden Kabinetts Rutte III wurde Kaag am 25. Mai 2021 zur Außenministerin ernannt. Dieses Amt kombinierte sie bis zum 10. August 2021 mit ihrem Amt als Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit. Ihr Nachfolger als Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit wurde ein anderer ehemaliger Diplomat, Tom de Bruijn. Am 16. September 2021 nahm das Parlament einen Missbilligungsantrag gegen sie an. Eine Mehrheit warf ihr Versäumnisse bei der Evakuierungsmission aus der afghanischen Hauptstadt Kabul vor.[3] Als Reaktion auf den Missbilligungsantrag kündigte Kaag an, dass sie ihren Rücktritt als Ministerin einreichen werde.[4] Seitdem führte übergangsweise Tom de Bruijn die Geschäfte des Außenministeriums.

Für die Parlamentswahl am 17. März 2021 wurde Kaag von D66 als Spitzenkandidatin nominiert. Seit dem 10. Januar 2022 ist sie Ministerin der Finanzen im Kabinett Rutte IV und stellvertretende Ministerpräsidentin.

Anfang 2022 erstattete Kaag Anzeige gegen den Anti-Covid-Aktivisten Willem Engel, nachdem dieser ihre Privatadresse und Telefonnummer bei Twitter veröffentlicht hatte. Engel bezeichnete außerdem Kaags positiven Corona-Test als „Fälschung“. Bereits wenige Tage zuvor war in der Nähe von Kaags Haus ein Mann verhaftet worden, der in bedrohlicher Form eine brennende Fackel geschwenkt hatte.[5][6] Im Juli 2023 gab sie „aus Sorge um das Wohlergehen ihrer Familie“ ihren Rückzug aus der Politik nach den Neuwahlen 2023 bekannt. Zuvor war Sigrid Kaag immer wieder bedroht worden. Sie erklärte diesbezüglich, sie höre nicht auf, weil ihre Sicherheit ein Problem für sie ist, sondern weil es für ihre Familie eines ist.[7]

Im Dezember 2023 beauftragten die Vereinten Nationen aufgrund der humanitären Krise im Gazastreifen infolge des Krieges in Israel und Gaza Kaag mit der Koordination ihrer dortigen humanitären Hilfe entsprechend der Sicherheitsrat-Resolution 2720. Sie soll, unterstützt vom Büro für Projektdienste der Vereinten Nationen (UNOPS), mit einem Team Hilfslieferungen in das Gebiet erleichtern, koordinieren, überwachen und überprüfen. Zudem soll sie einen UN-Mechanismus etablieren, um Hilfslieferungen über Staaten, die nicht am Konflikt beteiligt sind, zu beschleunigen. Kaag trat die Aufgabe am 8. Januar 2024 an.[8][9]

Privates

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Kaag ist seit 1993 mit einem palästinensischen Politiker (früher Zahnarzt) verheiratet und hat vier Kinder. Sie ist praktizierende Katholikin, er ist Atheist.[10]

Sie hat unter anderem in Genf (Schweiz), Amman (Jordanien), New York (USA) und Beirut (Libanon) gelebt. Sie spricht sechs Sprachen, darunter Spanisch und Arabisch.

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Commons: Sigrid Kaag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sigrid Kaag opent 70e Leergang Buitenlandse Betrekkingen. In: Clingendael. 17. September 2015, abgerufen am 15. Februar 2018 (niederländisch).
  2. Niederländerin soll Chemiewaffenmission in Syrien leiten. In: ORF.at. 14. Oktober 2013, abgerufen am 15. Februar 2018.
  3. Klaus Max Smolka: Rückkehrerin zu den UN. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Januar 2024, S. 8.
  4. Niederländische Außenministerin – Rücktritt nach Chaos in Kabul. In: Tagesschau.de. 17. September 2021, abgerufen am 17. September 2021.
  5. Anti-Covid campaigner Willem Engel puts Sigrid Kaag’s adress on Twitter. Auf dutchnews.nl vom 10. Januar 2022 (englisch), abgerufen am 12. Januar 2022.
  6. Gerrit Hoekman: Neuanfang mit alter Spitze. In junge Welt vom 11. Januar 2022, S. 7 (online auf jungewelt.de, abgerufen am 13. Januar 2022).
  7. Niederlande: Finanzministerin Sigrid Kaag verlässt nach Drohungen die Politik. In: Der Spiegel. 13. Juli 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Juli 2023]).
  8. https://www.un.org/sg/en/content/sg/personnel-appointments/2023-12-26/ms-sigrid-kaag-of-the-netherlands-senior-humanitarian-and-reconstruction-coordinator-for-gaza-pursuant-security-council-resolution-2720-(2023)
  9. https://www.tagesschau.de/ausland/asien/un-hilfe-gaza-koordination-100.html
  10. Sjoukje Dijkstra (Katholiek Nieuwsblad): „Catholic politician in the Netherlands seeks leadership of left-wing party“ auf cruxnow.com vom 7. August 2020, abgerufen am 27. Dezember 2023 (englisch)