[go: up one dir, main page]

Renens [ʁən̪ɑ̃] (anhören/?) ist eine politische Gemeinde im Kanton Waadt in der Schweiz. Sie gehört zum Bezirk Ouest lausannois und liegt unmittelbar westlich der Kantonshauptstadt Lausanne.

Renens
Wappen von Renens
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Waadt Waadt (VD)
Bezirk: Ouest lausannoisw
BFS-Nr.: 5591i1f3f4
Postleitzahl: 1020
UN/LOCODE: CH RHW
Koordinaten: 534454 / 154505Koordinaten: 46° 32′ 19″ N, 6° 35′ 3″ O; CH1903: 534454 / 154505
Höhe: 415 m ü. M.
Höhenbereich: 398–490 m ü. M.[1]
Fläche: 2,95 km²[2]
Einwohner: i21'408 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 7257 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
49,9 %
(31. Dezember 2023)[4]
Arbeitslosenquote: 7,2 % (31. Mai 2015)[5]
Website: www.renens.ch
Renens
Renens
Lage der Gemeinde
Karte von RenensGenferseeBezirk Broye-VullyBezirk Gros-de-VaudBezirk LausanneBezirk MorgesBezirk Riviera-Pays-d’EnhautBussigny VDChavannes-près-RenensCrissierEcublens VDPrillyRenensSaint-Sulpice VDVillars-Sainte-Croix
Karte von Renens
{w

Geographie

Bearbeiten

Renens liegt auf 415 m ü. M., 4 km nordwestlich der Kantonshauptstadt Lausanne (Luftlinie). Die Agglomerationsgemeinde von Lausanne erstreckt sich in einer Geländemulde östlich des Tals der Mèbre sowie auf den angrenzenden Hängen nördlich des Genfersees, im Waadtländer Mittelland.

Die Fläche des 3,0 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt des Waadtländer Mittellandes nördlich des Genfersees. Der Gemeindeboden erstreckt sich von der Geländeterrasse bei Malley nordwärts den sanft geneigten Hang von Renens hinauf bis unterhalb von Jouxtens-Mézery. Hier wird mit 470 m ü. M. der höchste Punkt von Renens erreicht. Die westliche Begrenzung bildet das Tal der Mèbre, ein Seitenbach der Chamberonne. Der Bach ist im Bereich von Renens auf weiten Strecken zugedeckt. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 93 % auf Siedlungen, 3 % auf Wald und Gehölze und 4 % auf Landwirtschaft.

Zu Renens gehören ausgedehnte Industrie- und Gewerbezonen. Nachbargemeinden von Renens sind Lausanne, Prilly, Jouxtens-Mézery, Chavannes-près-Renens, Ecublens und Crissier.

Bevölkerung

Bearbeiten
Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1850 362
1900 1279
1910 3321
1930 4396
1950 5698
1960 10'698
1970 17'391
1980 16'977
1990 18'109
2000 18'406

Mit 21'408 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023) gehört Renens zu den grössten Gemeinden des Kantons Waadt und ist die einwohnerreichste Agglomerationsgemeinde von Lausanne. Von den Bewohnern sind 73,8 % französischsprachig, 6,6 % italienischsprachig und 4,4 % portugiesischsprachig (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Renens stieg seit 1900 sehr stark an, den grössten Zuwachs mit fast 12000 Einwohnern wurde zwischen 1950 und 1970 beobachtet. Aufgrund der Wirtschaftskrise in den 1970er Jahren verbunden mit der Abwanderung von ausländischen Arbeitskräften nahm die Bevölkerung im nachfolgenden Jahrzehnt um fast 500 Personen ab. Seither steigt die Einwohnerzahl langsam aber kontinuierlich weiter an. Der Ausländeranteil von Renens betrug 2002 53 %. Fast der gesamte Gemeindeboden ist heute überbaut, die Gemeinde besitzt nur noch geringe Landreserven. Das Siedlungsgebiet von Renens ist lückenlos mit denjenigen von Lausanne, Prilly und sämtlicher weiterer Nachbargemeinden zusammengewachsen.

Gemeindeparlament

Bearbeiten
18
17
20
18
7
18 17 20 18 
Insgesamt 80 Sitze

Gesetzgebende Behörde ist das von den Stimmberechtigten der Gemeinde Renens alle vier Jahre gewählte Gemeindeparlament (Conseil communal). Die 80 Abgeordneten werden im Proporzwahlverfahren gewählt. Die Aufgaben des Gemeindeparlaments umfassen die Budget- und Rechnungsabnahme, die Festlegung der Gemeindereglemente und die Kontrolle der Exekutive.

Bei den Wahlen im Jahr 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung[6]:

Nationalratswahlen

Bearbeiten

Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2019 betrugen die Wähleranteile in Renens: SP 30,2 %, Grüne 19,3 %, FDP 14,6 %, SVP 13,8 %, POP/Sol 11,0 %, glp 5,1 %, CVP 2,0 %, EVP 1,3 %.[7]

Wirtschaft

Bearbeiten
 
Von Jean Tschumi entworfenes Hochsilo, im Vordergrund die Bahnanlagen

Renens war bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein vorwiegend ländlich geprägtes Dorf. Damals wurde an den Hängen um den Ortskern Ackerbau und Weinbau betrieben. Heute gibt es auf dem Gemeindegebiet keine Reben mehr. Der primäre Sektor besitzt kaum mehr Bedeutung in der Erwerbsstruktur der Bevölkerung.

Aufgrund seiner Lage an der Eisenbahnlinie Lausanne-Genf und an der Stadtgrenze von Lausanne entwickelte sich Renens ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Industriegemeinde und damit zu einem wichtigen Wirtschaftszentrum. Vor 1830 gab es im Ort lediglich eine Schmiede und eine Kelterei. 1832 siedelte sich mit einer Ziegelei der erste grössere Betrieb an, der 1866 privatisiert wurde und seit 1958 in Crissier arbeitet. Der erste wirtschaftliche Aufschwung vollzog sich nach 1855 mit der Eisenbahnanbindung. 1876 wurde der Rangierbahnhof Renens in Betrieb genommen, der 1890 und 1908 weiter ausgebaut wurde. Mit der Eröffnung des grossen Rangierbahnhofs Lausanne bei Denges verlor derjenige von Renens stark an Bedeutung.

Mit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts liessen sich zahlreiche bedeutende Firmen nieder und viele Immigranten kamen nach Renens. Zu den wichtigen Unternehmen, die seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Renens ansässig sind, gehören die Iril SA (Strickkleidung), die Kodak SA (Fotolabor), die Imprimeries Réunies de Lausanne (IRL), die Buchbinderei Mayer et Soutter SA (seit 1918) und die Tesa SA (Herstellung von Messinstrumenten).

Heute gehören zu den bedeutenden Industriezweigen auch der Maschinenbau, die Mikrotechnik und Feinmechanik, die elektrische und elektronische Industrie, die Textil- und Nahrungsmittelindustrie sowie zahlreiche kleinere Unternehmen verschiedener Branchen. Renens ist Standort der Verteilerzentrale des Coop Vaud-Chablais valaisan, eines Getreidesilos, einer Filiale der Schweizerischen Bankgesellschaft sowie einer Zweigstelle der Firma Gilgen Logistics.

Kultur, Bildung und Sport

Bearbeiten

Um 1950 entstand ein Stadtzentrum mit Sekundarschule, einem Theatersaal und einer Gemeindebibliothek (seit 1978). Das Sportzentrum wurde 1969 eingeweiht. In der ehemaligen Gasfabrik wurde 1979 ein Theater eingerichtet.

 
Bahnhof Renens

Die Gemeinde ist verkehrstechnisch gut erschlossen. Sie liegt an der Hauptstrasse von Lausanne nach Bussigny. Renens kann durch die Autobahnanschlüsse sind Lausanne–Crissier an der A1 (Genf–Lausanne–Yverdon), Lausanne–Malley am 1964 eröffneten westlichen Stadtzubringer Lausanne und Lausanne-Blécherette an der 1974 eröffneten A9 (Lausanne–Sion) leicht erreicht werden.

Am 1. Juli 1855 wurden der Streckenabschnitt Bussigny–Renens der Eisenbahnlinie von Yverdon nach Lausanne und der Bahnhof Renens eröffnet. Gleichzeitig erfolgte auch die Einweihung der Strecke nach Morges.

Die Strassenbahnlinie von Lausanne erreichte Renens im Jahr 1903 und wurde 1964 durch Trolleybusse ersetzt. Heute wird die Gemeinde durch den Trolleybus Lausanne und mehrere Buslinien der Transports publics de la région lausannoise erschlossen, deren Depot sich seit 1995 ebenfalls in Renens befindet. Seit 1991 ist Renens auch Endstation der Linie M1 der Métro Lausanne. Vorgesehen ist die Wiedereinführung der Strassenbahn, die seit 2023 den Bahnhof Lausanne-Flon mit dem Bahnhof Renens verbindet; später soll eine Fortsetzung nach Villars-Sainte-Croix folgen.

Geschichte

Bearbeiten
 
Das herrschaftliche Haus Renens-sur-Roche stammt aus dem 18. Jahrhundert

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte bereits im Jahr 896 als in villa Runingis. Später erschienen die Bezeichnungen Runens (1147), Runeins (1218) und Rugnens vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. Der Ortsname geht auf den burgundischen Personennamen Runo zurück und bedeutet bei den Leuten des Runo.

Renens unterstand seit dem Mittelalter dem Lausanner Domkapitel und bildete eine eigene Pfründe. Ein weiterer Teil der Güter gehörte den Herren, die sich Ritter von Rugnens nannten. Mit der Eroberung der Waadt durch Bern im Jahr 1536 kam Renens unter die Verwaltung der Landvogtei Lausanne. 1553 wurde Renens eine eigene Herrschaft, die 1750 von der Stadt Lausanne aufgekauft wurde. Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime gehörte das Dorf von 1798 bis 1803 während der Helvetik zum Kanton Léman, der anschliessend mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung im Kanton Waadt aufging. 1798 wurde es dem Bezirk Lausanne zugeteilt.

Am 12. Juni 1940, kurz nach dem Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg, warfen britische Flugzeuge, die eigentlich Italien bombardieren wollten und nicht die sich neutral verhaltene Schweiz, versehentlich Bomben über Renens und Genf ab. In Renens wurden zwei Personen getötet. Auch die Gleisanlagen des Bahnhofs Renens wurden durch mehrere Bomben getroffen und beschädigt.[8][9][10][11][12][13]

In den Jahren 1920 und 1946 stand eine Eingemeindung in die Stadt Lausanne zur Debatte, die jedoch nicht weiter verfolgt wurde. Auch eine Fusion der Gemeinden Renens, Chavannes-près-Renens, Crissier und Ecublens, die zu einem bevölkerungs- und wirtschaftsstarken Zentrum westlich von Lausanne geführt hätte, fand bei den Einwohnern keinen Anklang. Mit der Überschreitung der 10'000-Einwohner-Grenze wurde Renens 1960 zur Stadt erklärt.

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Château de Renens

In Renens gibt es nur noch wenige Zeugen aus der früheren Zeit. Das Schloss stammt aus dem 18. Jahrhundert, ferner sind einige Herrenhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten. Die neue reformierte Pfarrkirche wurde 1935 eingeweiht; von 1966 stammt die katholische Kirche Saint-François. Renens besteht heute weitgehend aus Wohnblöcken und Gewerbezonen, an den Hängen oberhalb des ehemaligen Ortskerns gibt es einige Einfamilienhaus- und Villenquartiere.

Persönlichkeiten

Bearbeiten
  • Bruno Balmelli (1909–2001), Unternehmer, Mitglied der Exekutive von Renens[14]
  • Mireille Kuttel (1928–2018), Journalistin und Schriftstellerin
  • Pierre-Yves Maillard (* 1968), Gewerkschafter und Politiker (SP), lebt in Renens

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Renens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Demandeurs d’emploi, chômeurs et taux de chômage par commune. (XLS, 115 kB) Statistique Vaud, Département des finances et des relations extérieures (Statistik Waadt, Departement für Finanzen und auswärtige Angelegenheiten), abgerufen am 14. Juni 2015 (französisch).
  6. https://www.elections.vd.ch/votelec/app13/index.html?id=CORP20210307#v=hemicycle&ad=2229&ac=5591
  7. Eidgenössische Wahlen 2019 | opendata.swiss. Abgerufen am 20. Dezember 2019.
  8. Patrick Schlenker: Bombenabwürfe im Gebiet Genf & Lausanne - 11. / 12. Juni 1940, 2011.
  9. AI_REN_022 Renens: bombardement de la gare de triage par des aviateurs anglais le 12 juin 1940, sbbarchiv.ch.
  10. La leçon des bombes. In: Gazette de Lausanne, 13. Juni 1940, S. 1.
  11. Des avions étrangers ont lancé des bombes sur Genève, Renens et Daillens. In: Gazette de Lausanne, 13. Juni 1940, S. 2.
  12. Gare de Renens bombardée mit zahlreichen Fotos und gescannten Zeitungsartikel, garerenens.blogspot.com, 12. Februar 2016.
  13. Fabienne Regard, Laurent Neury: Mémoire d'une Suisse en guerre : la vie malgré tout (1939-1945). Cabedita, 2002, S. 24.
  14. Gilbert Marion: Bruno Balmelli. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. Dezember 2001, abgerufen am 18. Dezember 2019.