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Ortsnamenbücher stellen eine spezielle Kategorie wissenschaftlicher Lexika dar. In historischen Ortsnamenbüchern werden zu den Namen der (menschlichen) Siedlungsplätze eines bestimmten Gebietes die Nennungen des jeweiligen Namens in historischen Dokumenten angeführt. In sprachwissenschaftlichen Ortsnamenbüchern wird darüber hinaus die Etymologie (= Bedeutung und sprachgeschichtliche Entwicklung) des Namens onomastisch erläutert.

Erarbeitung von Ortsnamenbüchern

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Die Erarbeitung von Ortsnamenbüchern ist ein aufwändiges Unterfangen, das außerdem fundierte Kenntnisse auf verschiedenen Gebieten verlangt.

Zum einen müssen die historischen Belege der Namen aus historischen Urkunden und anderen Dokumenten (wie z. B. Besitzverzeichnisse, Verträge usw.) gewonnen werden, was umfangreiche Recherchen in den in Frage kommenden Archiven erfordert. Zur Auswertung der untersuchten Dokumente sind Kenntnisse historischer Schriftarten (z. B. Kurrentschrift), des Aufbaus bestimmter Arten von Dokumenten sowie der Urkundensprache (z. B. Latein oder Mittelhochdeutsch) hilfreich.

Zur Erarbeitung der Etymologie der Ortsnamen sind umfangreiche sprachwissenschaftliche Kenntnisse, besonders der Lautgeschichte der in Frage kommenden Sprachen, erforderlich. Aus den ältesten urkundlichen Namensnennungen und der dialektalen Aussprache wird die ursprüngliche, (z. B. durch Volksetymologien oder Hyperkorrekturen) unverfälschte Namensform ermittelt oder rekonstruiert. An dieser setzt schließlich die etymologische Interpretation des Namens an.

Bei Volksetymologien handelt es sich um Neudeutungen von nicht mehr verstandenen Namen durch die Sprecher.[1] Beispiel: Der ursprüngliche, romanische Name der Stadt Klagenfurt (Landeshauptstadt von Kärnten), l’aquiliu, der von den nachkommenden Slawen mit dem slawischen Wort cvilja, „Wehklage“, in Zusammenhang gebracht wurde, was dann als Klagenfurt ins Deutsche übernommen wurde.[2]

Bei Hyperkorrekturen handelt es sich um falsche Korrekturen, wie etwa Verhochdeutschungen vermeintlich dialektaler Formen.

Liste von Ortsnamenbüchern

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Deutschland

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  • Ernst Eichler, Albrecht Greule, Wolfgang Janka, Robert Schuh: Beiträge zur slavisch-deutschen Sprachkontaktforschung.
    • Band 1: Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bamberg (= Slavica. Monographien, Hand-, Lehr- und Wörterbücher; 2). Heidelberg 2001
    • Band 2: Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bayreuth (= Slavica. Monographien, Hand-, Lehr- und Wörterbücher; 4). Heidelberg 2006
  • Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz. München 2006
  • Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. München 2009

Niedersachsen

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  • Jürgen Udolph (Hrsg.): Niedersächsisches Ortsnamenbuch (NOB). Verlag für Regionalgeschichte, 28 Bände, Bielefeld seit 1998, DNB 953348598.
  • Antje Schmitz: Die Siedlungsnamen und Gewässernamen des Kreises Lüchow-Dannenberg (= Kieler Beiträge zur deutschen Sprachgeschichte; 19). Neumünster 1999

Nordrhein-Westfalen

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  • Kirstin Casemir, Jürgen Udolph (Hrsg.): Westfälisches Ortsnamenbuch (WOB). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld seit 2009.
    • Band 1: Michael Flöer, Claudia Maria Korsmeier: Die Ortsnamen des Kreises Soest (WOB 1). Bielefeld 2009.
    • Band 2: Birgit Meineke: Die Ortsnamen des Kreises Lippe (WOB 2). Bielefeld 2010.
    • Band 3: Claudia Maria Korsmeier: Die Ortsnamen der Stadt Münster und des Kreises Warendorf (WOB 3). Bielefeld 2011.
    • Band 4: Birgit Meineke: Die Ortsnamen des Kreises Herford (WOB 4). Bielefeld 2011.
    • Band 5: Birgit Meineke: Die Ortsnamen der Stadt Bielefeld (WOB 5). Bielefeld 2013.
    • Band 6: Michael Flöer: Die Ortsnamen des Hochsauerlandkreises (WOB 6). Bielefeld 2013.
    • Band 7: Birgit Meineke: Die Ortsnamen des Kreises Minden-Lübbecke (WOB 7). Bielefeld 2015. (2. Auflage Bielefeld 2016.)
    • Band 8: Michael Flöer: Die Ortsnamen des Kreises Olpe (WOB 8). Bielefeld 2014.
    • Band 9: Kirstin Casemir, Uwe Ohainski: Die Ortsnamen des Kreises Höxter (WOB 9). Bielefeld 2016.
    • Band 10: Claudia Maria Korsmeier: Die Ortsnamen des Kreises Coesfeld (WOB 10). Bielefeld 2016.
    • Band 11: Birgit Meineke: Die Ortsnamen des Kreises Paderborn (WOB 11). Bielefeld 2018.
    • Band 12: Michael Flöer: Die Ortsnamen des Märkischen Kreises (WOB 12). Bielefeld 2018.

Schleswig-Holstein

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  • Antje Schmitz: Die Orts- und Gewässernamen des Kreises Ostholstein (= Kieler Beiträge zur deutschen Sprachgeschichte; 3). Neumünster 1981
  • Antje Schmitz: Die Orts- und Gewässernamen des Kreises Plön (= Kieler Beiträge zur deutschen Sprachgeschichte; 8). Neumünster 1987
  • Antje Schmitz: Die Ortsnamen des Kreises Herzogtum Lauenburg und der Stadt Lübeck (= Kieler Beiträge zur deutschen Sprachgeschichte; 14). Neumünster 1990

Österreich

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  • Eberhard Kranzmayer: Ortsnamenbuch von Kärnten. Klagenfurt 1956.
    • Band 1: Die Siedlungsgeschichte Kärntens von der Urzeit bis zur Gegenwart im Spiegel der Namen.
    • Band 2: Alphabetisches Kärntner Siedlungsnamenbuch.
  • Eberhard Kranzmayer, Karl Bürger: Burgenländisches Siedlungsnamenbuch. Eisenstadt 1957.
  • Franz Hörburger: Salzburger Ortsnamenbuch. Eigenverlag, Salzburg 1982.
  • Heinrich Weigl, Roswitha Seidelmann, Karl Lechner: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Band I–VII, Wien 1964–1975.[3]
    Fritz Eheim, Maximilian Weltin: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Band VIII. Ergänzungen und Berichtigungen. Wien 1981.
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Verein für Landeskunde von Niederösterreich, 3 Bände (A–E, F–M, N–Z), Wien 1989, 1990 und 1994.
  • Fritz Lochner von Hüttenbach: Ortsnamen in der Steiermark. Zur Herkunft und Deutung von Siedlungs-, Berg-, Gewässer- und Flurbezeichnungen. Leykam, Graz 2008.
  • Peter Wiesinger (Hrsg.): Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1989–2017.[1]
    • Band 1: Elisabeth Bertol-Raffin, Peter Wiesinger: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Braunau am Inn (Südliches Innviertel). Wien 1989.
    • Band 2: Elisabeth Bertol-Raffin, Peter Wiesinger: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Ried im Innkreis (Mittleres Innviertel). Wien 1991.
    • Band 3: Richard Reutner, Peter Wiesinger: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Schärding (Nördliches Innviertel). Wien 1994.
    • Band 4: Richard Reutner, Helen Bito, Peter Wiesinger: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Vöcklabruck (Südliches Hausruckviertel). Wien 1997.
    • Band 5: Peter Wiesinger, Karl Hohensinner, unter Mitarbeit von Hermann Scheuringer, Christina Schrödl, Stephan Gaisbauer, Aurelia Schneckenreither: Die Ortsnamen der politischen Bezirke Grieskirchen und Eferding (nördliches Hausruckviertel). Linz 2017.
    • Band 6: Richard Reutner, Peter Wiesinger: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Gmunden (Südwestliches Traunviertel). Wien 1999.
    • Band 7: Karl Hohensinner, Peter Wiesinger, unter Mitarbeit von Hermann Scheuringer und Michael Schefbäck: Die Ortsnamen der politischen Bezirke Kirchdorf an der Krems, Steyr-Stadt und Steyr-Land (Südöstliches Traunviertel). Wien 2001.
    • Band 10: Karl Hohensinner, Peter Wiesinger: Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Urfahr-Umgebung (Mittleres Mühlviertel). Wien 2006.
    • Band 11: Karl Hohensinner, Peter Wiesinger: Die Ortsnamen der politischen Bezirke Perg und Freistadt (Östliches Mühlviertel). Wien 2003.
  • Thomas Lindner (Hrsg.): Historisch-etymologisches Lexikon der Salzburger Ortsnamen (HELSON). Edition Tandem, Salzburg seit 2015.
    • Band 1: Ingo Reiffenstein, Thomas Lindner: Stadt Salzburg und Flachgau. 2015.
    • Band 2: Ingo Reiffenstein: Tennengau. 2017.
    • Band 3.1: Julian Blaßnigg: Pinzgau. 2020.

In der Schweiz kennen fast alle Deutschschweizer Kantone sowie einige kleinere Regionen wissenschaftlich erarbeitete Ortsnamenbücher. Sie sind zum Teil abgeschlossen und zum Teil noch in Arbeit. Die digitalen Daten der meisten Ortsnamenbücher werden auf ortsnamen.ch, dem Portal der schweizerischen Ortsnamenforschung, zur Verfügung gestellt.[4]

Liechtenstein

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  • Hans Stricker: Liechtensteiner Namenbuch. Werkteil I: Orts- und Flurnamenbuch. Hrsg. vom Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein. 6 Bände. Schaan 1999, ISBN 3-906393-25-9 (online).
  • Eugen Nipp: Die romanischen Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein. Dissertation, Universität Wien.
  • Roberto E. Baliari-Soust: Nicht nur Trient... Deutsche Orts- und Flurnamen zwischen der Salurner Klause und der Wiesentheiner Ebene / Toponimi germanici fra la Chiusa di salorno e la pianura vicentina. Köln 1987.

Frankreich

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  • Albert Dauzat, Charles Rostaing: Dictionnaire étymologique des noms de lieux en France. Larousse, Paris 1963.
  • Karl Fröhlich: Lothringische Ortsnamen vom Standpunkt ihrer Bildung aus betrachtet. Dissertation, Universität Wien.
  • Michel Paul Urban: Lieux dits. Dictionnaire étymologique et historique des noms de lieux en Alsace. Éditions du Rhin, Straßburg 2003, ISBN 2-7165-0615-9.

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b Karl Hohensinner: Etymologie und Volksetymologie anhand des „Ortsnamensbuches des Landes OÖ,“ Bezirke Freistadt und Perg. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 148/1, Linz 2003, S. 65–66 (zur Entstehung des Ortsnamenbuches des Landes Oberösterreich) und S. 91–113 (Kapitel 2 „Volksetymologische Namendeutungen“; zobodat.at [PDF]).
  2. Paul Gleirscher: Wie Aquiliu zu Klagenfurt wurde. In: ders.: Mystisches Kärnten. Sagenhaftes, Verborgenes, Ergrabenes. Carinthia, Klagenfurt 2007, ISBN 978-3-85378-603-1, S. 59–65.
  3. Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. In: oeaw.ac.at. Abgerufen am 1. Februar 2024.
  4. ortsnamen.ch