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Ken Wilber

US-amerikanischer Autor

Kenneth „Ken“ Earl Wilber Jr. (* 31. Januar 1949 in Oklahoma City) ist ein US-amerikanischer graduierter Biochemiker und Autor im Bereich der Integralen Theorie der vor allem über Psychologie, Philosophie, Mystik und spirituelle Evolution schreibt.

Ken Wilber (2006)

Person und Ausbildung

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Kenneth „Ken“ Wilber wurde 1949 im Bundesstaat Oklahoma geboren.[1] Sein Vater Kenneth Earl Wilber Sr. (1923–2013)[2] war bei der Air Force und Wilbers Familie lebte später auf den Bermudas, in El Paso, Texas, Idaho und Great Falls und Montana, wo er die High School besuchte. Seine Mutter war Allie Lucille (Lucy) Wilber (1924–2019)[3], geborene Simpkins. In seinem Abschlussjahr in der High School zog die Familie nach Lincoln, Nebraska, wo er Jahrgangsbester war. Ab 1967 schrieb er sich als Medizinstudent an der Duke University in Durham, North Carolina ein. Er beschäftigte sich mit fernöstlicher Literatur und Philosophie, insbesondere dem Daodejing. Hiernach wechselte er wieder nach Lincoln zurück, an die staatliche University of Nebraska-Lincoln. Wilber verließ die dortige Universität jedoch ohne einen Abschluss in Medizin, aber mit einem akademischen Grad eines Bachelorstudiums in den Hauptfächern Chemie und Biologie sowie einen Master-Abschluss in Biochemie. Seine Dissertationsschrift in Biochemie und Biophysik über eine Betrachtung des „Mechanismus des Sehprozesses“ wurde nicht eingereicht; er schrieb über die „Photoisomerisierung von Rhodopsin in den äußeren Segmenten von Rinder-Augenstäbchen[4].[5][6] Wilber begann sich verstärkt seinem Privatstudium zu widmen und Bücher zu schreiben. 1977 erschien sein erstes Buch, The Spectrum of Consciousness, dessen Ideen zuvor im Journal of Transpersonal Psychology, 1975, Vol. 7, No. 2 unter dem Titel Psycologia perennis: The Spectrum of Consciousness publiziert wurden. Wilber war von 1973 bis 1981 mit Amy Wagner Wilber Winn, seiner ersten Frau, bis zu ihrer Scheidung, verheiratet.[7] In der Zeit seiner ersten Ehe arbeitete Wilber als Gelegenheitsarbeiter, um seinen Teil zum Lebensunterhalt im gemeinsamen Haushalt beizutragen. Während er darüber hinaus noch weiter schrieb und studierte. Einfluss auf sein Schreiben hatte Alan Watts mit dessen Texte er sich intensiv auseinandersetzte.[8]

Im Jahr 1983 heirateten Ken Wilber und Terry Killam (1946–1989),[9] seine zweite Frau. Als seine Ehefrau an Brustkrebs erkrankte, schränkte er für einige Jahre seine Schriftstellertätigkeit ein, um sie pflegen zu können. 1987 zog das Ehepaar nach Boulder (Colorado). Sie verstarb dort 1989. Über die gemeinsamen Erfahrungen der beiden erschien 1991 das Buch Grace and Grit. Im Jahr 1997 lernte er bei seiner Arbeit an der Naropa University Marcia Kay Walters[10], eine Sozialarbeiterin, kennen; sie heirateten 2001, trennten sich jedoch später wieder.[11]

Wilber war 2011 Mitbegründer des Center for World Spirituality[12] und arbeitete dort mit dem ehemaligen orthodoxen Rabbiner Marc Gafni zusammen. 2014 wurde das Institut in Center for Integral Wisdom umbenannt.

Er lebt und arbeitet in Denver.

Überblick

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Als Hauptwerk Wilbers galt lange Zeit das 1995 erschienene Eros Kosmos Logos (Originaltitel: englisch Sex, Ecology, Spirituality). Darin befasst er sich im ersten Teil mit Systemtheorien, im zweiten mit Philosophiegeschichte unter Bezug auf andere Wissenschaftszweige wie Physik, Biologie, Soziologie oder Psychologie. Zusätzlich fließen religiöse Gedanken und Elemente der Naturphilosophie in Wilbers Denken ein. Er behauptet, miteinander konkurrierende Denkschulen und Wissenschaftsdisziplinen in einer philosophischen „Theorie von allem“ (Theory of Everything) zu vereinen.

In Integrale Spiritualität (2007) postuliert er die Notwendigkeit der Integration von Spiritualität in der Moderne und Postmoderne, zugleich die Entwicklungsmöglichkeiten von in der Vormoderne fixierter Religionen, die diese Integration ermöglichen könnten. Hierfür beruft er sich auf Theologen wie Hans Küng, Raimon Panikkar, John Shelby Spong, Stanley Grenz und Kevin J. Vanhoozer.

Wilbers rund 20 Bücher wurden bisher in bis zu 30 Sprachen veröffentlicht.

Er ist außerdem Mitbegründer der integralen Internetplattform Integrallife.com.

Philosophie

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In seinen früheren Schriften nahm Wilber, als einer der Hauptvertreter der Transpersonalen Psychologie, eine Position ein, von der er sich zwischenzeitlich wieder distanzierte. Im Jahre 1977 hatte Wilber sein erstes Buch The Spectrum of Consciousness[13] veröffentlicht, in dem er schon versuchte, Wissen aus unterschiedlichen Bereichen zu integrieren. Er half auch dabei, 1978 die Zeitschrift „ReVision“ herauszubringen.[14] Dann folgte die Publikation des The Atman Projects[15], in dem er seine „Idee eines Bewusstseinsspektrums“ in einen persönlichen Entwicklungskontext stellte. In seinen späteren Schriften präferierte Wilber ganz den integralen Ansatz, der auf eine Zusammenschau und Integration der verschiedener Disziplinen unterschiedlichster Wissenschaften beruht.[16]

Ken Wilber befasst sich mit der Zusammenführung von Philosophie, Wissenschaft und Religion, den Erfahrungen der Mystiker und der Meditation. Er sieht sich als Protagonist des Integralen Denkens und als Vertreter einer post-postmodernen, postmetaphysischen und postrationalen Spiritualität des „Neo-Perennialismus“ (in Abgrenzung zur eigentlichen Philosophia perennis). Seine integrale Philosophie orientiert sich an fernöstlichen Weisheitstraditionen des Nicht-Dualismus und soll diese weiterentwickeln.[17]

Wilber beruft sich auf die Lehren von Plotin, Meister Eckhart, Sri Aurobindo, des deutschen Idealismus, des Advaita-Vedanta-Hinduismus, des tibetischen Buddhismus, von Jean Gebser, Jürgen Habermas, Jean Piaget, Lawrence Kohlberg, Arthur Koestler, Teilhard de Chardin, Alfred North Whitehead, Clare W. Graves, Rupert Sheldrake, Jiddu Krishnamurti und vielen anderen. Er will die Stärken und Schwächen verschiedener weltanschaulicher und philosophischer Richtungen aufzeigen und einen theoretischen Rahmen entwickeln, in dem verschiedene Traditionen Platz haben. Deshalb trägt diese Denkrichtung die Bezeichnung „Integrale Theorie“.[18]

 
4-Quadranten-Modell in Anwendung auf eine „integrale Politik“

Vier Quadranten Modell (englisch Four Quadrant Model)

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Mit dem integralen Ansatz wurde mittels eines Systems versucht, eine „übergreifende Ordnungsstruktur“ in die Modelle bzw. Vorstellungen zu bringen, die jeweils einen Teil der Wirklichkeit zu beschreiben versuchen. Diese übergreifende Ordnungsstruktur wurde mit den Buchstaben „AQAL“ abgekürzt, die für „Alle Quadranten, Ebenen, Linien, Zustände und Typen“ (englisch all quadrants, all levels, all lines, all states, all types) stehen. Grundlage ist, dass je nach Perspektive, die eingenommen wird, die Beschreibung der Wirklichkeit verschieden aussähe, sodass eine Betrachtung einzig aus einem Blickwinkel heraus ein „unvollständiges Modell der Wirklichkeit“ lieferte. Daher seien alle Perspektiven gleichermaßen von Bedeutung.[19]

Die vier Quadranten beschreiben vier grundlegende Perspektiven mit denen die Wirklichkeit betrachtet werden kann, etwa Personen, weitere Lebewesen, Sachverhalte oder Gegenstände.

  • Ebenen (englisch all levels) beschreiben den Entwicklungsstand eines Menschen in Bezug auf sein Bewusstsein. Menschen entwickelten sich schrittweise, eben in Stufen, von einer (Bewusstseins-)Ebene zur nächsten.
  • Entwicklungslinien (englisch all lines) zeigen die differenten Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Menschen an, z. B. Kognition, Moral, Emotion.
  • Zustände (englisch all states) beschreiben die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit über die Zeit. Aber auch emotionale Zustände beeinflussen das subjektive Erleben und Handeln bestimmend. Bewusstseinszustände verändern sich regelmäßig. So führten, neben den physiologischen Zuständen wie Wachen, Träumen und Tiefschlaf, auch veränderte oder außergewöhnliche Bewusstseinszustände, etwa in der Meditation oder „Gipfelerfahrungen“ (englisch Peak-Experience nach Abraham Maslow) o. ä. zu intensiven Erlebnissen und Erkenntnissen.
  • Typen (englisch all types) beschreiben die verschiedenen Persönlichkeitstypen bzw. - charakteristiken, welche unabhängig von ihrer Entwicklungsstufe, die Unterschiede zwischen den Menschen aufzeigten. Diese führen in aller Regel zu unterschiedlichem Empfinden, Denken und Verhalten.[20]

Wilbers Theorien

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Wilber unterscheidet und verwendet durchgängig[21] zwei scheinbar gleiche Paare von Begriffen, deren erster „umgangssprachlich“ und deren zweiter in „erweiterter Form“ verwendet wird. Die zweite Form wird (in der deutschen Übersetzung) durch eine besondere Schreibweise gekennzeichnet:

umgangssprachlich
engere Bedeutung
erweiterte Form
höhere Bedeutung
noosphärische“ Kraft Geist
der denkende Geist oder Verstand
GEIST
der transzendente Geist, die höchste Allmacht („Gott“)
„Alles“: die Gesamtheit Kosmos
das materielle Universum, der Weltraum
Kósmos
die Gesamtheit von Materie, Leben, Geist und GEIST
Persönliches Schicksal Dämon
böser Geist, selbstzerstörerisches Handeln
Daimon
leitender Geist, höheres Selbst

Die erweiterte Form enthält und umschließt den umgangssprachlichen Begriff, ist also in Wilbers Terminologie auf einer höheren holarchischen Ebene angesiedelt.

Diese „doppelte“ Verwendung von Begriffen (in eingeschränkter bzw. universeller Form) findet man in vielen Philosophie-Bereichen, beispielsweise beim Begriff „Seele“. Bei „Kósmos“ soll durch den Akzent auf dem „o“ die altgriechische Bedeutung anklingen.

Theorie der Ebenen

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Ein Grundgedanke in Wilbers Theorien sind Bewusstseinsebenen, die das Individuum nach seiner Ansicht im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung durchläuft. Er weist dabei auf Parallelen verschiedener Modelle hin, die unterschiedliche Abstufungen, aber grundsätzlich eine vergleichbare Abfolge von Stufen postulieren, so etwa bei Jean Gebser (Kultur), Don Beck/Spiral Dynamics (Werte), Abraham Maslow (Bedürfnisebenen), Jean Piaget (kognitive Entwicklung),[22] Erik H. Erikson (psychosoziale Entwicklung), Lawrence Kohlberg und Carol Gilligan (moralische Entwicklung), James W. Fowler (Stufen des Glaubens), Clare W. Graves (Persönlichkeitsentwicklung), Jane Loevinger (Ich-Entwicklung) und anderen.[23]

Verschiedene Ebenen können verwechselt werden; Wilber bezeichnet dies als Prä/Post-Verwechslung oder Prä/Trans-Verwechslung.[24] Beispielsweise ähneln sich bei Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung die präkonventionelle und die postkonventionelle Ebene, weil sie beide nicht-konventionell sind.

Selbsttranszendenz Integral Transzendent (Koralle) (Transpersonales Gemeinwohl) (Polyvalente Logik -

Systeme von Systemen)

7. universell spirituell
Selbstverwirklichung Globale Sicht (Türkis) Universelles Gemeinwohl
Flexibilität und Fluss (Gelb) 6. universell ethisch
Selbstachtung Mental Menschliche Bindung (Grün) Verbunden, Pluralistisch (Übergang)
Streben und trachten (Orange) Individuell reflexiv Formal-operational 5. frühere Rechte/Sozialvertrag
Konventionell 4./5. Übergang
Zugehörigkeit Mythisch Macht der Wahrheit (Blau) Konkret-operational 4. Recht und Ordnung
Mythisch-wörtlich 3. Billigung durch andere
Sicherheit Magisch Machtgötter (Rot) Projektiv-magisch intuitiv (konzeptuell) 2. naiver Hedonismus
Ahnengeister (Purpur) präkonzeptuell 1. Strafe und Gehorsam
Körperliche Bedürfnisse Archaisch Überlebenswille (Beige) Präverbal Sensomotorisch 0. magischer Wunsch
Maslow
Bedürfnisse
Gebser
Weltsichten
Spiral Dynamics
Werte
Fowler
Spirituelle Intelligenz
Piaget
Kognitive Entwicklung
Kohlberg
Moralentwicklung

Wilber beschreibt außerdem verschiedene Entwicklungslinien. Menschen können in der kognitiven, emotionalen, moralischen, zwischenmenschlichen, psycho-sexuellen und spirituellen Linie unterschiedlich weit entwickelt sein (z. B. kognitiv weit entwickelt und emotional weniger entwickelt).[25]

Linien können mit Ebenen verwechselt werden.[26] Insbesondere wird häufig die spirituelle Linie mit der mythischen Ebene der spirituellen Linie gleichgesetzt, was dazu führen kann, dass entweder wegen der Unreife der mythischen Ebene die gesamte spirituelle Linie als unreif betrachtet wird (undifferenzierte Religionskritik, die das Kind mit dem Bad ausschüttet) oder dass die mythische Ebene als einzig gültige Ausdrucksform von Religion gesehen wird (aus konservativer Sicht).

Als grundlegende Bewusstseinszustände werden Wachen, Träumen und Tiefschlaf unterschieden, darüber hinaus meditative Zustände (ausgelöst z. B. durch Yoga, kontemplatives Gebet oder Meditation), veränderte Zustände (z. B. durch Drogen) und Gipfelerfahrungen (z. B. im Liebesspiel, in der Natur oder durch Musik).

All diese Zustände können auf jeder Entwicklungsstufe (auch Entwicklungsebene genannt) auftreten und werden gemäß der jeweiligen Ebene interpretiert und umgesetzt.[27] So können zum Beispiel Menschen, die sich moralisch auf einer ethnozentrischen Entwicklungsstufe[28] befinden, tiefe mystische Erfahrungen haben und dabei nationalistische Ideen vertreten.[29] Aus diesem Grund legt Wilber großen Wert auf die Förderung der Bewusstseinsentwicklung im Sinne von Stufen und nicht nur von Zuständen.

Jede der genannten Komponenten kann sich in verschiedenen Typen äußern. Beispiele für Typen sind männlich und weiblich[30] oder die Typenlehre nach Myers-Briggs.

Rezeption

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Ken Wilber ist bis heute in der akademischen Welt nicht unumstritten, und in den beiden akademischen Feldern, denen man seine Publikationen zumeist vorrangig zuordnet – Psychologie und Philosophie – gehören seine Werke bisher zumeist nicht zum wissenschaftlichen Pflichtkanon. Seine Leserschaft ist jedoch breit gestreut, und mit Bill Clinton[31] und Niklas Luhmann[32] als Leser kann ihm ein gewisser Bekanntheitsgrad zugestanden werden. In der Praxis von Organisationsentwicklung, Coaching, Bildungsarbeit, aber auch Politik, Medizin und Psychotherapie gibt es bereits zahlreiche Rezeptionen, im wissenschaftlichen Feld lässt sich zumindest im Bereich der grauen Literatur eine zunehmende Rezeption von Wilbers Werken finden, aber auch Wissenschaftler und Hochschullehrer publizieren zunehmend mit deutlichem Bezug auf seine Gedanken.

Rezeptionen in Theorie und Praxis

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Wendelin Küpers, Professor an der Karlshochschule International University bezieht sich in seiner Lehre wie Forschung auf Ken Wilber, u. a. in seiner Publikation über die Integrale Steuerung von Organisationen[33] und in einer Arbeit über Weisheit in der Führung;[34] Marc G. Lucas, Professor an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft, Köln, arbeitet mit der Integralen Theorie, versteht sich allerdings als kritischer Rezipient von Wilber.[35] Otto Scharmer, Aktionsforscher am Massachusetts Institute of Technology sagt, dass die Arbeit von Ken Wilber, die er im Laufe seiner eigenen Forschung zum U-Prozess kennenlernte, mit seinen Ideen resonierte.[36]; in seinem Hauptwerk Theory U referenziert er Wilber mehrfach.[37] Katharina Ceming, Theologin und Professorin an der Universität Augsburg, publiziert ebenfalls mit Bezug auf Wilber.[38]

Im deutschen Sprachraum beziehen sich auf die Arbeit von Ken Wilber des Weiteren u. a. Elke Fein in ihrer Publikation über Integrale Politik[39], der Leipziger Psychotherapeut Wulf Mirko Weinreich in seiner Arbeit über eine Integrale Psychotherapie[40] und die Göttinger Gestalttherapeuten Reinhard Fuhr (ehemals Akademischer Oberrat an der Universität Göttingen) und Martina Gremmler-Fuhr in ihrem integralen Gestalt-Ansatz.[41] Für Joachim Galuska, Mitbegründer und späterer ärztlicher Direktor der Heiligenfeld Kliniken, ist die Arbeit von Ken Wilber u. a. auch im Kontext der Transpersonalen Psychologie eine der Grundlagen der Arbeit an den Heiligenfeld Kliniken.[42]

Kritische Rezeptionen

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Der Soziologe und Philosoph David C. Lane schreibt, Wilber scheine die Evolutionstheorie nicht verstanden zu haben.[43]

Frank Visser, niederländischer Religionspsychologe, anfänglich Wilber und seinem Werk u. a. in seiner Publikation „Ken Wilber – Denker aus Passion“[44] sehr zugetan, gilt heute mit als einer der großen Kritiker von Wilber, was sich in zahlreichen Publikationen auf der von ihm betriebenen Internetplattformen Integral World[45] ausdrückt.

Missbräuchliche Rezeption in Verbindung mit Machtmissbrauch

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Wie die Journalisten Eva Hoffmann und Patrick Bauer nach dreijähriger Recherche 2023 in ihrem mehrteiligen Podcast Im Schattenkloster. Chronik einer Gehirnwäsche betont haben, basiere die umstrittene Gemeinschaft „Go and Change“ im unterfränkischen Lülsfeld ausdrücklich auf der integralen Theorie Ken Wilbers. Der spirituelle Leiter und „Guru“ der Gruppe, Kai Krischik,[46] habe seine persönliche, justiziable[47] Devianz und Machtanspruch sowie seine sexuellen Übergriffe letztlich mit der Philosophie Ken Wilbers zu rechtfertigen versucht, so die beiden Journalisten.[48][49] Im Umfeld der Organisationen und Menschen, die sich im deutschsprachigen Raum ebenfalls auf die Arbeit Ken Wilbers beziehen, gab es während der Jahre seit der Gründung von „Go & Change“ eine z. T. intensive Auseinandersetzung; exemplarisch sei dazu das ZEGG zu nennen, das sich in einem intensiven Gemeinschaftsprozess mit den Beziehungen zu „Go & Change“ auseinandergesetzt und ab 2021 jegliche Zusammenarbeit mit der Gruppierung eingestellt hatte.[50]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • The Spectrum of Consciousness, 1977 (dt. Das Spektrum des Bewusstseins, ISBN 3-499-18593-8)
  • No Boundary: Eastern and Western Approaches to Personal Growth, 1979 (dt. Wege zum Selbst, ISBN 3-442-21844-6)
  • The Atman Project: A Transpersonal View of Human Development, 1980 (dt. Das Atman Projekt, ISBN 3-87387-016-9) - (überarbeitete Neuausgabe der Übersetzung, 2012: Das Atman-Projekt - Streben der Seele nach Einheit, ISBN 978-3-9813389-8-0)
  • Up From Eden: A Transpersonal View of Human Evolution, 1981, (dt. Halbzeit der Evolution, ISBN 3-596-13210-X)
  • A Sociable God: A Brief Introduction to a Transcendental Sociology, 1983 (dt. Der glaubende Mensch, ISBN 3-442-14042-0)
  • Eye to Eye: The Quest for the New Paradigm, 1983 (dt. Die drei Augen der Erkenntnis, ISBN 3-466-34195-7)
  • Grace and Grit: Spirituality and Healing in the Life and Death of Treya Killam Wilber, 1992 (dt. Mut und Gnade, ISBN 3-442-42740-1)
  • Sex, Ecology, Spirituality: The Spirit of Evolution, 1995 (dt. Eros, Kosmos, Logos, ISBN 3-596-14974-6)
  • A Brief History of Everything, 1996 (dt. Eine kurze Geschichte des Kosmos. Fischer-Taschenbuch, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13397-1)
  • The Eye of Spirit. An Integral Vision for a World Gone Slightly Mad, 1997 (dt. Das Wahre, Schöne, Gute, ISBN 3-596-15217-8)
  • The Marriage of Sense and Soul: Integrating Science and Religion, 1998 (dt. Naturwissenschaft und Religion, ISBN 3-8105-2334-8)
  • One Taste: Daily Reflections on Integral Spirituality, 1999 (dt. Einfach "Das", ISBN 3-596-15072-8)
  • A Theory of Everything. An Integral Vision for Business, Politics, Science and Spirituality, 2000 (dt. Ganzheitlich handeln, ISBN 3-924195-79-X)
  • Integral Psychology: Consciousness, Spirit, Psychology, Therapy, 2000 (dt. Integrale Psychologie ISBN 3-924195-69-2)
  • Boomeritis: A Novel That Will Set You Free!, 2002 (dt. Boomeritis, ISBN 3-933321-69-7)
  • Integral Spirituality: A Startling New Role for Religion in the Modern and Postmodern World, 2006 (dt. Integrale Spiritualität, ISBN 3-466-34509-X)
  • The Integral Vision: A Very Short Introduction to the Revolutionary Integral Approach to Life, God, the Universe, and Everything, 2007 (dt. Integrale Vision, ISBN 978-3-466-34508-3)
  • Integral Life Practice: A 21st-Century Blueprint for Physical Health, Emotional Balance, Mental Clarity, and Spiritual Awakening, 2008 (dt. Integrale Lebenspraxis, ISBN 978-3-466-34545-8)
  • The Fourth Turning: Imagining the Evolution of an Integral Buddhism, 2014 (Kindle-Kurzfassung)
  • Integral Meditation: Mindfulness as a Way to Grow Up, Wake Up, and Show Up in Your Life, 2016, ISBN 978-1-61180-298-6 (dt. Integrale Meditation. Wachsen, erwachen und innerlich frei werden. 2017, ISBN 978-3-426-29268-6)
  • The Religion of Tomorrow. A Vision for the Future of the Great Traditions - More Inclusive, More Comprehensive, More Complete, 2017, ISBN 978-1-61180-300-6 (dt. "Die Religion von morgen", ISBN 978-84-128680-2-9)
  • Trump and a Post-Truth World, 2017, ISBN 978-1-61180-561-1

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Ken Wilber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Who is Ken Wilber? State University of New York Press, S. 17–36 Textauszug, auf sunypress.edu [1]
  2. Kenneth Wilber 1923 - 2013. Funeral Home, auf legacy.com [2]
  3. OBITUARIO Lucille Wilber 8 junio, 1924 – 17 marzo, 2019, auf dignitymemorial.com [3]
  4. englisch Thesis: „On the photoisomerization of rhodopsin in bovine rod outer segments.“
  5. Frank Visser: Integrales Design Ken Wilbers Ansichten zur Evolution. integralworld.net [4]
  6. Who is Ken Wilber? State University of New York Press, S. 17–36 Textauszug, auf sunypress.edu [5] S. 22
  7. Connie Kronlokken: Treya Killam Wilber. Tuesday, February 13, 2018, Women and Mountains [6]
  8. Who is Ken Wilber? State University of New York Press, S. 17–36 Textauszug, auf sunypress.edu [7] S. 19
  9. Terry “Treya” Killam Wilber, Find a Grave, de.findagrave.com [8]
  10. Wedding Notice Archive. Saturday, 7 July 2018, auf weddingnoticearchive.com [9]
  11. Ken Wilber, NNDB. Kurzbiografie tabellarisch, auf nndb.com [10]
  12. Scholars. Center for World Spirituality, 2013, abgerufen am 9. März 2013.
  13. Ken Wilber: The Spectrum of Consciousness. Theosophical Publishing House, 1977, ISBN 978-0-8356-0699-8
  14. Frank Visser: Ken Wilber: Thought as Passion. (SUNY series in Transpersonal and Humanistic Psychology), SUNY Press, 2005, ISBN 978-0-7914-5815-0, S. 29.
  15. Ken Wilber: The Atman Project: A Transpersonal View of Human Development. 2nd ed., 1980, ISBN 0-8356-0730-5
  16. Michael Habecker, Katharina Ceming: Ken Wilbers integrale Theorie und Praxis – Eine Einführung. Connection Januar-Februar 1-2/2013, auf integralesforum.org [11]
  17. Stephan Hachtmann: Es ist wahr, aber nur teilweise … Ken Wilber - Mystiker, Bewusstseinsforscher, Philosoph, Denker. Eine Zusammenstellung, auf stephanhachtmann.de [12]
  18. Mark D. Forman: A guide to integral psychotherapy: complexity, integration, and spirituality in practice, SUNY Press, 2010, S. 9, ISBN 978-1-4384-3023-2
  19. Michael Habecker, Katharina Ceming: Ken Wilbers integrale Theorie und Praxis – Eine Einführung. Connection Januar-Februar 1-2/2013, auf integralesforum.org [13]
  20. Spiral Dynamics & Integrale Theorie. Center for Human Emergence, auf spiraldynamics-integral.de [14]
  21. Ken Wilber: Naturwissenschaft und Religion. Die Versöhnung von Weisheit und Wissen. 1998, ISBN 3-8105-2334-8, Seite 9 und 13
  22. Marian de Souza (Hrsg.): International Handbook of Education for Spirituality, Care and Wellbeing, Springer 2009, S. 427, ISBN 978-1-4020-9017-2
  23. Nebeneinanderstellungen in Integrale Vision, S. 112 f, ausführlich in Integrale Psychologie, S. 221 ff
  24. Integrale Vision, S. 123 ff., Integrale Spiritualität, S. 81 ff.
  25. Integrale Vision, S. 37 ff.
  26. Integrale Spiritualität, S. 252 ff.
  27. Integrale Spiritualität S. 15, 107 ff.
  28. siehe auch Exzerpt aus Integrale Spiritualität. (PDF; 909 kB) Penguin Random House Verlagsgruppe, abgerufen am 21. Oktober 2021.
  29. Integrale Spiritualität S. 397
  30. Carol Gilligan: Die andere Stimme. Lebenskonflikte und Moral der Frau. München 1982
  31. Bill Clinton on Global Philanthropy. In: Newsweek.com. 12. Februar 2010, abgerufen am 3. August 2024 (englisch).
  32. Luhmann, N. (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft, S. 930, Fußnote 107.
  33. Deeg, J., Küpers, W., Weibler, J. (2010): Integrale Steuerung von Organisationen, ISBN 978-3-486-58702-9.
  34. Küpers, WW. M. (2012): Die Bedeutung von praktischer Weisheit für die integrale Führungs- und Organisationspraxis. In: Lucas, M. G., Fischer, L.: Neo-integrale Führung und Organisationsentwicklung: wertebasiert, entwicklungsorientiert und systemintegriert. Wirtschaftspsychologie III 2012, S. 46–57.
  35. Lucas, M. G. (2013): Foundations of a Neo-Integral Transformational Leadership and Organizational Development. In: Integral Leadership Review, Januar 2013. https://integralleadershipreview.com/7902-foundations-of-a-neo-integral-transformational-leadership-and-organizational-development
  36. Diebold, E. (2013): Auf das Neue hören. Kommunikation als gelebte Kreativität. Ein Gespräch mit Otto Scharmer. In: EnlightenNext Impulse, Herbst 2013, S. 19–21, https://ottoscharmer.com/wp-content/uploads/2023/09/2013-EnlightenNext-Impulse-Interview.pdf
  37. Scharmer, O. (2009): Theorie U. Von der Zukunft her führen: Presencing als soziale Technik. ISBN 978-3-89670-679-9.
  38. Ceming, K. (2017): Kennzeichen, Aufgaben und Probleme der modernen Spiritualität. In: Hofmann, L.; Heise, P. (Hrsg.): Spiritualität und spirituelle Krisen. Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis. Stuttgart: Schattauer, S. 446–457, ISBN 978-3-7945-3057-1.
  39. Fein, E. (2023) Integrale Politik ― Grundlagen, Prinzipien und Inspirationsquellen, ISBN 978-3-347-88907-1.
  40. Weinreich, W. M. (2005): Integrale Psychotherapie. Ein umfassendes Therapiemodell auf der Grundlage der Integralen Philosophie nach Ken Wilber, ISBN 978-3-936149-53-1.
  41. Fuhr, R.; Gremmler-Fuhr, M. (2004) Kommunikationsentwicklung und Konfliktklärung: Ein Integraler Gestalt-Ansatz. Göttingen: Hogrefe, ISBN 978-3-8017-1853-4.
  42. Galuska, J. (1998) Die transpersonale Dimension in der Psychotherapie. In: Riedel, L. (Hrsg.) Sinn und Unsinn der Psychotherapie. Rheinfelden, S. 41–60.
  43. David C. Lane: Wilber and the misunderstanding of Evolution. In: Integral World: Exploring Therories of Everything. Abgerufen am 6. Juni 2022 (englisch).
  44. Ken Wilber: Thought as Passion. (Ausgaben: niederländisch 2001, deutsch 2002, englisch und polnisch 2003, spanisch 2004), deutsch als „Ken Wilber – Denker aus Passion.“ ISBN 3-936486-00-X.
  45. Integral World. Abgerufen am 2. Juli 2024.
  46. Alexander Capistran: Go & Change – Ein Auf- und Abgesang. In: Räume für Transformation. 8. Juli 2020, abgerufen am 3. August 2024.
  47. Valentin Beige: Vergewaltigungs-Prozess gegen Leiter einer Lebensgemeinschaft. In: BR.de, 19. Februar 2024.
  48. https://www.audible.de/pd/Im-Schattenkloster-Chronik-einer-Gehirnwaesche-Podcast/B0CL4NKBXF. Vgl. https://www.mainpost.de/dossier/gochange/
  49. Aktuelles Über uns Kooperation Newsletter, 17. Dezember 2021, auf goandchange.de [15]; eine Gegendarstellung von „Go and Change“.
  50. Das ZEGG und Go&Change. Abgerufen am 2. Juli 2024.