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Der jüdische Friedhof in Oberkotzau, einem Markt im oberfränkischen Landkreis Hof, ist eine als Flurname überlieferte ehemalige jüdische Begräbnisstätte.

Flurname Judenbegräbnis – Hügelkuppe mit Wäldchen

Die Flurbezeichnung Judenbegräbnis befindet sich in einiger Entfernung von Oberkotzau in Richtung Döhlau und Rehau entlang einer abzweigenden Seitenstraße nach Woja. Sie markiert eine flache Hügelkuppe, die heute von einem Wäldchen besetzt ist. Es sind keine oberirdischen Spuren einer Grabstätte[1] mehr sichtbar. In der bisher verwendeten Literatur gibt es keine exakten Angaben über Umfang, Alter und Zeitpunkt und Umstände der Auflösung des Friedhofes. Es fehlen auch Hinweise in der Standardliteratur.[2] Karl Dill befasst sich in seiner Arbeit über jüdische Friedhöfe in Oberfranken vor allem mit der Gestalt der noch sichtbaren Grabsteine im Sinne seiner Flurdenkmalforschung und erwähnt den Standort Oberkotzau nur in einer einleitenden Aufzählung.[3] Israel Schwierz schließt durch das Vorhandensein einer Grabstätte auf eine mögliche Existenz einer jüdischen Gemeinde vor Ort.

Ludwig Zapf beschrieb 1885[4] noch sichtbare Grabhügel in der Flurbezeichnung. Nach erster Meldung der Gemeinde wurden angegrabene Hügel als inhaltsleer beschrieben. Dies veranlasste Zapf zu einer Inspektion vor Ort und er schrieb von „18 schöngerundete[n] Grabhügel[n]“. Spätere Forscher ordnen diese vermeintliche Beobachtung allerdings als noch sichtbare Überreste von Halden dem dort gelegenen kleinen Steinbruch zu.[5] Dies würde bedeuten, dass im Jahr 1885 keine sichtbaren Spuren der Begräbnisstätte mehr vorhanden waren.

Geschichtlicher Hintergrund

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Konrad Ruprecht stellt Oberkotzau in einer frühen Entwicklungsphase des Ortes entlang wichtiger Altstraßen als Station für Reisende und Fernhändler dar. Indizien sind das Jakob-Patrozinium der Kirche und Kontakte der Familie von Kotzau zu dem Bamberger Jakobsstift. Am 5. September 1444 bestätigte Kaiser Sigismund[6] auf dem Rittertag in Nürnberg neben den privilegierten und überlieferten Rechten der Freiung und der Hochgerichtsbarkeit auch das Marktrecht und die Erlaubnis zur Ansiedlung von Juden.[7] Dieses Privileg wurde sonst nur größeren Städten zuteil und führte zu wirtschaftlichen Vorteilen, da Juden Geldgeschäfte tätigen und Geld gegen Zinsen ausleihen durften. Zugehörige Archivquellen dieses Zeitraums befinden sich im Staatsarchiv Bamberg. Übereinstimmungen in der Entwicklung gibt es in Aufseß mit der privilegierten Familie von Aufseß und einem bis heute dort erhalten gebliebenen jüdischen Friedhof. Urkundlich fassbar ist in Oberkotzau eine Synagoge auf dem Gelände des späteren Endelschen Brauhauses und die Nennung einer Judengasse.[8] Das Endelsche Anwesen befand sich am Schlossberg, die Judengasse stellte eine direkte Verbindung zum Marktplatz her.[9] Die sogenannte Lörner-Chronik weist außerdem auf den Flurnamen Judenfeld bei Haideck hin.[10] Bei einem Pogrom in der Stadt Hof flohen 1515 Juden in das ländliche Umland, im Schwerpunkt auch nach Oberkotzau.[11] In der Zeit des Fürstentums Kulmbach wurden 1560, sieben Jahre nach der Belagerung von Hof und dem nach Albrecht Alcibiades folgenden Interregnum Juden aus dem gesamten Gebiet vertrieben.[12] Die Lörner-Chronik zitiert ein Urteil von 1620, aus dem hervorgeht, dass 120 Juden im Ort erschienen und in ein Streitgespräch mit dem Pfarrer Matthias Fröhlig verwickelt waren.[10] Die jüdische Gemeinde soll Mitte des 17. Jahrhunderts aufgelöst worden sein.[13] In der Zeit der NS-Diktatur sind einzelne Personenschicksale jüdischer Mitbürger bekannt.[14][15] Das Porzellanfabrikantenehepaar Marcus und der Arzt Joachimczyk starben in Theresienstadt und Auschwitz.[16]

Literatur

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Commons: Jüdischer Friedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Haus der Bayerischen Geschichte (Hrsg.): Der Gute Ort - Jüdische Friedhöfe in Bayern. Augsburg 2009. S. 70. ISBN 3-937974-22-9.
  2. August Gebeßler: Stadt und Landkreis Hof. Die Kunstdenkmäler von Bayern, Kurzinventare, VII. Band. Deutscher Kunstverlag. München 1960.
  3. Karl Dill: Jüdische Friedhöfe in Oberfranken. In: Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken. Bayreuth 1992. S. 5.
  4. Ludwig Zapf: Zur Prähistorie des bayerischen Vogtlands. In: Johannes Ranke (Hg.): Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. XVI. Jahrgang, Nr. 5., Mai 1885. S. 36f.
  5. Klaus Schwarz: Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Oberfrankens - Text. In: Werner Krämer (Hg.): Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Kallmünz 1955. S. 106f.
  6. http://www.regesta-imperii.de/id/1444-00-00_23_0_13_0_0_1812_1812
  7. Frankenpost vom 6. September 1972: Markt Oberkotzau erstrebt die Stadtrechte.
  8. Konrad Ruprecht: Von der Freiung zur Marktgemeinde. S. 5. (Vortrag am 1. September 1984 zur 750-Jahrfeier von Oberkotzau, Dokumentensammlung der Marktgemeinde Oberkotzau)
  9. Andreas Schultheiß, 1994, Aufsatz in der Dokumentensammlung der Marktgemeinde Oberkotzau
  10. a b Lörner-Chronik, S. 190.
  11. Infotafel im Museum Bayerisches Vogtland
  12. Dieter Arzberger: Über Selb und Fichtelgebirgsorte bis zur Grenze - Eine anonyme Chronik aus dem achtzehnten Jahrhundert. In: Selber Hefte. Band 6. Selb 1982. S. 154.
  13. Andreas Schultheiß, 1994, Aufsatz (...)
  14. Markt Oberkotzau (Hrsg.): Illustrierte Geschichte(n). Hof 2013. S. 83–86.
  15. Hetze in Der Stürmer ab Ausgabe 17, April 1926. S. 2.
  16. Opferdatenbank unter http://www.holocaust.cz/ für Wolf Marcus, Paula Marcus (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) und den Sanitätsrat Dr. med. Julius Joachimczyk.
  17. http://www.buendnis-oberkotzau.de/

Koordinaten: 50° 15′ 59,7″ N, 11° 57′ 37,8″ O