Echter Speik
Der Echte Speik (Valeriana celtica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Baldriane (Valeriana) in der Unterfamilie der Baldriangewächse (Valerianoideae).
Echter Speik | ||||||||||||
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Echter Speik (Valeriana celtica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Valeriana celtica | ||||||||||||
L. |
Der Name Speik geht auf die alte Benennung dieser Pflanzenart, „spica celtica“ (lateinisch spica = Ähre, celtica = keltisch), genannt auch nardus,[1] nardum celticum und Saliunca,[2] zurück.
Es gibt auch weitere Pflanzenarten, die als Speik bezeichnet werden.[3]
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDer Echte Speik ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 15 Zentimetern erreicht und einen intensiven Baldriangeruch verbreitet.
Am kahlen, aufrechten Stängel befinden sich ein bis zwei Blattpaare, die dunkelgrün glänzend sind. Die ganzrandigen Grundblätter sind schmal lanzettlich, dreinervig, 1 bis 8 Millimeter breit und in den Stiel verschmälert.[4] Die Stängelblätter sind kleiner und fast linealisch.
Generative Merkmale
BearbeitenDie Blütezeit reicht von Juni bis August. Die Blüten stehen in 2 bis 6 wenigblütigen Blütenquirlen zusammen, die insgesamt einen walzenförmigen traubigen Gesamtblütenstand bilden. Die unteren Quirle sind oft gestielt.[4] Die Blüten sind zwittrig. Die Blütenkrone ist 1 bis 3 Millimeter lang und ist am Grund gelblich und an den Zipfeln trübrot.[4] Die zwittrigen und männlichen Blüten sind 2 bis 3 Millimeter lang, die weiblichen 1 Millimeter.[4] Die Früchte sind 2 bis 3 Millimeter lang mit 4 bis 6 Millimeter langen Pappusborsten.[4]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48.[5]
Vorkommen und Unterarten
BearbeitenDer Echte Speik kommt in Frankreich, in der Schweiz, in Italien und in Österreich vor.[6] Die Flora alpina (Aeschimann 2004) nennt zwei Unterarten:
- Valeriana celtica L. subsp. celtica (Keltischer Baldrian oder Echter Speik), ein Endemit der grajischen und penninischen Alpen. Er kommt vor in Frankreich, in der Schweiz und in Italien.[7]
- Valeriana celtica subsp. norica Vierh. (Norischer Baldrian oder Norischer Speik), der ausschließlich in den Ostalpen Österreichs[7] auf kalkfreien Böden in Höhenlagen von 1800 bis 3300 Metern wächst.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. (2010) sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 1 (alpin und nival), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[4]
Verwendung und Kulturelles
BearbeitenDie Wurzeln dieser Art enthalten besonders viel an ätherischem Baldrianöl. Die heute geschützte Pflanze wurde früher massenhaft ausgegraben und vor allem in den Orient exportiert. Heute ist dies besonders lizenzierten Bergbauern vorbehalten. Es existiert ein eigenes Grabwerkzeug dafür, das sogenannte Speikkramperl.
Die Speikböden – Alpenwiesen, auf denen die Pflanze zahlreich auftrat – wurden regelrecht bewirtschaftet, wobei man auf eine ausgiebige Nutzung jahrelange Schonzeiten folgen ließ, damit der Bestand sich wieder erholen konnte. Speikgräber war ein eigenes Gewerbe. Das Recht zu graben war oft dem Landesherrn vorbehalten. Die Wurzeln wurden auf besonderen Trockenböden gelagert, das Einsperren darin (Speiksitzen) galt als empfindliche Strafe für bestimmte Vergehen, wobei man den Übeltäter noch lange Zeit später am Geruch erkannte.
Bekannt ist die Verwendung des Echten Speik zur Produktion der Speikseife.[8] Er wurde und wird auch als Räucherwerk, zum Würzen von Wein und Salben sowie zum Vertreiben von Motten verwendet.[9]
Literatur
Bearbeiten- Xaver Finkenzeller: Alpenblumen. Erkennen & Bestimmen (Steinbachs Naturführer). Mosaik-Verlag, München 2003, ISBN 3-576-11482-3.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- David Aeschimann: Flora alpina. Ein Atlas sämtlicher 4500 Gefäßpflanzen der Alpen. Haupt Verlag, Bern 2004, ISBN 3-258-06600-0.
- Georg Gentner: Einiges über den Speik. In: Jahrbuch des Vereins zum Schutze der Alpenpflanzen. Band 4, 1932, DNB 01012540X, ZDB-ID 962286-X, S. 63–75 (zobodat.at [PDF; 6,0 MB] in: Zoologisch-Botanische Datenbank).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 156.
- ↑ Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 244 (niederländisch, dfg-viewer.de – für Nardum).
- ↑ Jasmin Ruthofer: Spiconardus. (PDF; 2,6 MB) Beispiel-Forschungsbericht A3. In: Medizin im Mittelalter: Schulworkshop des Arbeitskoffers zu den Steirischen Literaturpfaden des Mittelalters. BG/BRG Knittelfeld, 2017, S. 35, abgerufen am 22. November 2022.
- ↑ a b c d e f Info Flora. [1]
- ↑ Konrad Lauber, Gerhart Wagner: Flora Helvetica. Flora der Schweiz. Verlag Paul Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 1996, ISBN 3-258-05405-3, S. 1040.
- ↑ Datenblatt Valeriana celtica bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ a b Eckhard von Raab-Straube & Tilo Henning (2017+): Valerianaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Valerianaceae
- ↑ Jens Bergmann: Die Genügsamen. In: brand eins. Heft 5, 2009, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 8. Oktober 2019 : „Der Seifenhersteller Speick hat seinen Namen von einem seltenen Alpengewächs.“
- ↑ Mittelalterliche Wissensschätze, Ylva Schwinghammer: Spiconardus – der geheimnisvolle Unbekannte. In: Wissen aus dem Mittelalter. 2. November 2018, abgerufen am 22. November 2022.
Weblinks
Bearbeiten- Speik Spaziergänge. (pdf) In: Themenwanderwege: Bad Kleinkirchheim • Nockberge. Wanderdörfer, abgerufen am 2. Mai 2009 (Abschnitt: Ein stiller Star. Der echte Speik – Kulturgeschichte des Speiks in der Obersteiermark).