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Chronodistichon

römische Jahreszahl aus hervorgehobenen Buchstaben eines kurzen Textes

Als Chronodistichon (zu griechisch χρόνος, „Zeit“, δίς „zweifach“ und στίχος „Reihe, Linie“, siehe: Distichon = „Zweizeiler“) wird ein kleines neulateinisches Gedicht besonders im Zeitalter der Renaissance oder des Barock bezeichnet, in dem durch eine besondere Schrift gekennzeichnete lateinische Zahlbuchstaben eine bestimmte Jahreszahl ergeben.

Chronodistichon an der Heiliggeistkirche in Požega in Kroatien (1831)
Elegisches Chronodistichon[1] an der 1682 errichteten Orgel von Maria Plain

Ein Beispiel ist die Inschrift auf dem Epitaph des Georg Scherb in Nördlingen, der am 2. Mai 1565 starb:

„sCerbIVs haC terra CorpVs deponere feCIt,
pars MeLIor ChrIstI regna beata tenet“.

Deutsche Übersetzung:

„In dieser Erde ließ Scherbius den Leib aufbewahren,
der bessere Teil hält (sich) in den frohen Reichen Christi auf“.

Die hervorgehobenen Zahlbuchstaben C (=100) + I (=1) + V (=5) + C (=100) + C (=100) + V (=5) + C (=100) + I (=1) + M (=1.000) + L (=50) + I (=1) + C (=100) + I (=1) + I (=1) ergeben zusammen die Jahreszahl 1565, das Sterbejahr. Da in dem Zweizeiler keine anderen Buchstaben enthalten sind, die als Zahlzeichen interpretiert werden könnten, wäre die optische Hervorhebung sogar entbehrlich.

In der Reinform hat das Chronodistichon das Versmaß eines aus einem Hexameter und einem Pentameter zusammengesetzten Verses, so auch in dem angegebenen Beispiel:

„Scérbius hác terrá corpús depónere fécit,
párs meliór Christí régna beáta tenét“.

Weiteres Beispiel

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„SIT LARIBVS NOSTRIS OPTO CONCORDIA CONSTANS (I+L+I+V+I+C+C+D+I+C = 859)
NOSTER ET ASSIDVO LVCEAT IGNE FOCVS.“ (I+D+V+L+V+C+I+C = 762)
Dominus providebit.

Übersetzung

„Ich wünsche, dass unserm Hause beständige Eintracht beschieden sei
und das Feuer unseres Herdes nie verlösche.
Der Herr wird's versehen.“

Dieses Chronogramm ist unsauber, weil das V in Focus nicht mitgezählt wurde. 859+762=1621 war das Jahr der Erbauung des dritten Hauses am alten Hellweg in Bad Salzuflen.[2]

Literatur

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Anmerkungen und Nachweise

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  1. ALPHONSVS ABBAS MONASTERII WEINGARTENSIS DEIPARÆ VIRGINIS HONORI FIERI FECIT (=1682; Alfons, Abt des Klosters Weingarten, ließ [das] zur Ehre der jungfräulichen Gottesgebärerin errichten).
  2. Wilhelm Pölert: Alt-Salzuflen – Ein Führer durch Salzuflen und seine Geschichte. Verlag Kunstdruckerei und Verlagsanstalt Fritz Dröge, Schötmar 1960, S. 35 f.