BlutEhre: Ein Adam Rumpel Thriller. echter Mainfranken Krimi
Von Günter Huth
()
Über dieses E-Book
"… als der Killer herumfuhr, um erneut zu schießen, traf ihn Rumpels Geschoss mitten in die Stirn. Wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hat, brach er in sich zusammen. Er zuckte noch zwei-, dreimal mit den Beinen, dann lag er still.
Adam Rumpel richtete sich auf. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Das war verdammt knapp! Schlimmes befürchtend, eilte er um das Eck des Save Houses. Der Schock ließ ihn erstarren. Seine beiden Betreuer lagen leblos am Boden. Rumpel kniete tief erschüttert neben ihnen nieder. Sie hatten ihr Leben für ihn gegeben …"
→ Der zweite Band einer packenden Thriller-Reihe rund um den ehemaligen Scharfschützen Adam Rumpel
Mehr von Günter Huth lesen
- Der Schoppenfetzer und die Krallen des Löwen: Erich Rottmanns siebzehnter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und der tödliche Rausch: Erich Rottmanns zwölfter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die Weindorftoten: Erich Rotmanns siebter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die Schatten der Vergangenheit: Erich Rottmanns neunzehnter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und das dunkle Geheimnis: Erich Rottmanns dreizehnter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die Nacht des Frevels: Erich Rottmanns zweiundzwanzigster Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und der Brückenkrieg: Erich Rottmanns sechzehnter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Die Spur des Wolfes: Im Spessart lauert der Tod. Ein Simon Kerner Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die Gottesanbeterin: Erich Rottmanns einundzwanzigster Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und der Narrenwein: Erich Rottmanns fünfzehnter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und das Maulaff-Mysterium: Erich Rottmanns vierzehnter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und das Klirren der Ketten: Erich Rottmanns zwanzigster Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die blutrote Domina: Erich Rottmanns elfter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und der Messweinfluch: Erich Rottmanns sechster Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und der Henkerswein: Erich Rottmanns fünfter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die Bacchus-Verschwörung: Erich Rottmann achter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Posttraumata: Ein Adam Rumpel Thriller. echter Mainfranken Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die Silvanerleiche: Erich Rottmanns erster Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Todwald: Der Spessart tötet leise. Ein Simon Kerner Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und das Riesling-Attentat: Der vierte Fall des Erich Rottmann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die Satansrebe: Erich Rottmanns zehnter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Todeswind der blauen Zipfel oder Die missliche Wahl der Miss Grafeneckart: Eine kriminelle Würzburger Rathaussatire Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Jenseits des Spessarts: Ein Simon Kerner Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und der untote Winzer: Erich Rottmanns achtzehnter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und der Tod des Nachtwächters: Erich Rottmanns zweiter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und die Rache des Winzers: Erich Rottmanns neunter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Schoppenfetzer und das Rotweingrab: Erich Rottmans dritter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Spessartblues: Zerbrochene Seelen. Ein Simon Kerner Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie BlutEhre
Ähnliche E-Books
- Herzbrecher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- JOHN SHIRLEYS DRACULA: Ein Horror-Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Dunkel liegt der Wald: Ein Fall für Bruno Kolb - Band 2: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Henker mit dem Totenkopf: Ein DDR-Krimi mit Volkspolizist Friedrich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Murgunstrumm: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Im Magen des Clowns: Horrorthriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Sadist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Vorhof Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- SchattenGier Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Und schwarz strömt das Blut: Ein Bonner Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Weil Schottlands Herz für die Freiheit schlägt: XXL-Leseprobe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Atemlos in Hannover: Psychothriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Leichenkeller: eine dunkle Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Mord im Lesesaal: Zürich-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Die Schwarze Fledermaus 45: Johnny Hampelmann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Brennendes Geheimnis Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
- Zarin der Vampire. Blut der Sünde: Der Zar und selbst Russland können fallen, das Haus Romanow ist jedoch unsterblich: Nach wahren Begebenheiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Alex Brandt: Blutige Herzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Das Monster in mir - Psychothriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Sensenmann: Ein Fall für Lara Birkenfeld 2: Psychothriller. Ein Fall für Lara Birkenfeld 2 | Eine junge Reporterin - und ein Killer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Hab (keine) Angst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Die Gedankenspiele Reihe: Bände 1–2: Gedankenspiele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Der Spielemacher: Der letzte Akt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Black Rose Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Das Dunkle Ich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Die Angst-Erbin: Die Dokumentation einer Therapie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Primitive Kolonien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Dunkelnah: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Die Drehung der Schraube Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Stadt des Unheils: Phenomena 7 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Krimi-Thriller für Sie
- Die gute Tochter: Thriller Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
- Berlin blutrot: 14 Autoren. 30 Tote. Eine Stadt. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Belladonna Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Die Märchenmörder Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5
- James Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
- James Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
- Eifel-Feuer: Der 5. Siggi-Baumeister-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Zwischen Schutt und Asche: Hamburg in Trümmern 1 (Kriminalroman) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Kein Fall für Wilsberg: Wilsbergs 4. Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Castle 1: Heat Wave - Hitzewelle Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5
- Summersteen & Edwards: Zwei viktorianische Krimis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Die verstummte Frau: SPIEGEL-Bestseller voller Nervenkitzel – für diesen Fall muss Will Trent die Vergangenheit neu aufrollen! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Söhne der Gewalt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- KAMASUTRA IN UNTERFILZBACH: Krimikomödie aus Niederbayern Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
- Der englische Spion: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Ewiger Atem: Thriller | Die Vorgeschichte zum internationalen Bestseller »Die gute Tochter« Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
- Ein Teil von ihr: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Ausgerechnet Sylt: Küstenkrimi - Nordseekrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Die letzte Nacht: Thriller | Der neue Thriller 2023 der SPIEGEL-Bestsellerautorin um den Ermittler Will Trent Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Goldwäsche: Ein Will Trent und Jack Reacher Short Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Eifel-Rallye: Der 6. Siggi-Baumeister-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Bellevue: Kriminalroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
- Hot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
- Spurlos Verschwunden: Detective Paul Cullen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
- Eis. Kalt. Tot.: Thriller Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Verwandte Kategorien
Rezensionen für BlutEhre
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
BlutEhre - Günter Huth
Prolog
Es kostete ihn erhebliche Überwindung, durch das Fenster hinaus auf die schroffen Zinnen zu klettern. Sie waren Bestandteil der Dachkonstruktion des ehrwürdigen Herrenhauses eines einstigen englischen Adelsgeschlechts. Er war getrieben von Verzweiflung.
Es regnete leicht und der Wind strich, hier in fünfundzwanzig Meter Höhe über dem gepflasterten Hofareal, schneidend kalt um seine nur dürftig mit einem Schlafanzug bekleidete Gestalt. Am Himmel hetzten Wolkenfetzen über die schmale Sichel des zunehmenden Mondes und verwandelten das Areal vor dem Haus in ein Kaleidoskop aus wechselndem Licht unterschiedlicher Intensität und tiefschwarzen Schatten. Der junge Mann stand auf der Plattform des kleinen runden Turms, der ihm gerade so viel Raum bot, dass er breitbeinig nach Balance suchend stehen konnte. Von der Tiefe vor ihm trennten ihn nur die wenigen groben Zinnen, die aus der niedrigen Mauer emporragten, die den Turm umgrenzte, und die ihm gerade bis zu den Oberschenkeln reichten. Die Zinnen waren architektonische Zierde in Anlehnung an erforderliche Wehrhaftigkeit längst vergangener Zeiten, jetzt aber ohne jeden praktischen Nutzen. Der Junge fühlte, wie der Wind versuchte, die Tränen zu trocknen, die ihm hemmungslos über die Wangen liefen. Mit geschlossenen Augen, das Gesicht zum Himmel gewandt, stand er unter dem Eindruck des Fantasiebildes seiner geliebten Mutter, das sich in seine Erinnerung drängte. Alle anderen Wahrnehmungen waren ausgelöscht. Seine Mutter war Opfer eines Mörders geworden, der gnadenlos ihre Existenz vernichtet hatte. Ein schlimmer Verlust, den er versuchte, irgendwie zu verarbeiten, was ihm aber keineswegs gelang. Sie war die einzige Quelle der Liebe gewesen, die er in seinem Leben so dringend benötigte. Ein Leben im Bann eines erfolgreichen Vaters, dessen Maxime Leistungsfähigkeit und Leistungswille waren – Erwartungen, die er nicht erfüllen konnte. Nur durch ihre Zuneigung und ihr Verständnis hatte er bisher in dieser Welt der Härte und des Erfolgsdrucks überstehen können. Das Sir-Winston-Churchill-Internat, das er zusammen mit seinem Bruder besuchte, war eines der führenden Internate in England. Eine Bildungseinrichtung für Jungen aus gehobenen Kreisen, die erfolgreiche Wirtschaftsführer, Politiker und Offiziere hervorgebracht hatte. Das alles war nicht seine Welt. Ihm ging es hier sehr schlecht. Gewiss, die Lehrer und Pädagogen dieser Bildungseinrichtung gaben sich große Mühe, weil sie seinen persönlichen Verlust kannten, versuchten es aber mit einem eher pädagogischen Ansatz, der seiner verletzten Seele keine Hilfe bot. Weder sein Bruder noch die ferne Familie seines Vaters in Amerika waren hilfreiche Ansprechpartner. So fraß er alles in sich hinein, bis er nicht mehr konnte. Bis sich die Batterie seiner Lebensenergie immer stärker leerte, bis er schließlich nur noch den dringenden Wunsch verspürte, bei seiner Mutter zu sein. Eine Bö zerrte am Stoff seines dünnen Schlafanzugs. Er fror. Seine Zähne schlugen aufeinander. Er öffnete die Augen. Sofort spürte er den Sog der Tiefe, die nach ihm griff. Der Mond war hinter einer Wolkenbank verschwunden. In ihm war nurmehr eine unwiderstehliche Sehnsucht, von deren Erfüllung er nur noch einen Schritt entfernt war.
„Mama, ich komme …", sagte er leise, dann setzte er seinen nackten Fuß auf die Mauerkrone …
War es ein Geräusch oder nur ein Gefühl? Der junge Mann in seinem Bett öffnete die Augen und starrte in die Dunkelheit, die in dem Raum vorherrschte, nur unterbrochen von skurrilen Schattenbildern, die von der Außenbeleuchtung gegen die Decke des Zimmers geworfen wurden. Er hob den Kopf etwas von seinem zusammengeknüllten Kissen und warf einen Blick hinüber zu dem anderen Bett, das in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen war. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, unter der sich aufwölbenden Bettdecke die Gestalt seines Bruders zu erkennen, mit dem er sich dieses Zimmer teilte. Er lauschte. Es waren keine Atemgeräusche zu hören. Eigenartig, denn James schnarchte seit einigen Tagen recht vernehmlich, weil er erkältet war. Er stützte sich auf die Ellbogen und rief halblaut in die Dunkelheit: „Hey, James! – Alles okay?"
Keine Antwort. Auch nicht, als er den Ruf etwas lauter wiederholte. Jetzt war er vollständig wach! Während er mit Schwung die Bettdecke zurückschlug und seine Füße auf den kühlen Parkettboden setzte, warf er einen Blick auf das Leuchtziffernblatt seiner Armbanduhr neben sich auf dem Nachtkästchen. Gute zwei Stunden nach Mitternacht. Er erhob sich und trat, vorbei an dem breiten Arbeitstisch, der ihnen mit zwei Stühlen als gemeinschaftlicher Schreibtisch diente, an das Bett seines Bruders. Es war leer. Wahrscheinlich war er auf der Toilette. Ihr Zimmer lag im mittleren Teil des Hauptgebäudes des Herrenhauses aus dem achtzehnten Jahrhundert. Dieser Bereich des Internats verfügte über große Doppelzimmer, dafür waren die Wasch- und Toilettenräume zentral pro Stockwerk und Flügel angeordnet. Er wartete einen Moment. Eine eigenartige Unruhe erfasste ihn. Eigentlich müsste James zwischenzeitlich vom Toilettengang zurück sein. Michael hob die Bettdecke an und griff prüfend auf die Matratze. Sie fühlte sich kühl an. Sein Bruder musste das Bett schon vor einiger Zeit verlassen haben. Jetzt schaltete Michael die Deckenbeleuchtung ein. Geblendet kniff er die Augen zusammen und sah sich suchend um. Die Filzlatschen, die wegen der wertvollen Parkettböden auf den Wohnetagen vorgeschrieben waren, standen am Fuß des Bettes. Michael griff sich seinen Bademantel, der am Kleiderschrank hing. Er schlüpfte in die Latschen, dann verließ er das Zimmer. Auf dem Flur schaltete ein Bewegungsmelder die vollständige Beleuchtung ein. Nachts, wenn keine Bewegung auf den Fluren war, brannte nur eine schwache Orientierungslampe. Er legte die wenigen Schritte zur Toilette zügig zurück. Als er die Tür öffnete, schlug ihm Dunkelheit entgegen, die aber sofort durch einen Bewegungsmelder, der auch hier die Deckenbeleuchtung auslöste, vertrieben wurde. Hier war offensichtlich niemand, sonst hätte das Licht gebrannt.
„Hallo James, rief er trotzdem, „bist du hier?
 Seine Stimme wurde von den weiß gekachelten Wänden zurückgeworfen. Hastig öffnete er die drei Kabinen. Leer! Wo war sein Bruder? Michael überlegte: Der eineinhalb Jahre jüngere James war von ihnen beiden eindeutig der Intelligentere, aber auch der Sensiblere. Das musste Michael neidlos anerkennen. Sie waren nur deshalb im gleichen Semester, weil Michael gerade eine Ehrenrunde drehte. Der gewaltsame Tod ihrer Mutter hatte sie beide schwer getroffen, aber James deutlich schwerer. Er schrammte an einer Depression entlang. Michael hatte vor ihrer Abreise ins Internat seinem Vater versprochen, auf seinen jüngeren Bruder gut aufzupassen. Der Tod der Mutter war auch für ihn ein tiefer Einschnitt gewesen, doch er war aus anderem Holz geschnitzt und begegnete der Trauer mit Wut und Härte. In ihm loderte ein brennender Hass auf den Mörder, der seiner Mutter das angetan hatte. Michael verließ die Toilette, trat wieder auf den Flur und blickte überlegend in beide Richtungen. Nach rechts ging es in Richtung des breiten Treppenabgangs, der in die große Eingangshalle führte. Nach links führte eine schmale Holztreppe ins nächste Stockwerk. Seinem Instinkt folgend, wendete er sich nach links. Schon immer, wenn James allein sein wollte, stieg er über die Treppe ins nächste Stockwerk. Dort gab es eine Stiege, die in einen der Türme des burgähnlichen Gebäudes mündete. Hier, vom Dach aus, hatte man einen wunderschönen Ausblick auf den gesamten Campus. Sein Bruder liebte diesen Platz, weil man weit ins Land hinausblicken konnte. Was allerdings zu dieser Nachtzeit und angesichts der herrschenden Dunkelheit keinen Sinn machte … es sei denn … 
Michael spürte einen Adrenalinstoß, warf die Filzschuhe von den Füßen und stürmte die schmale Stiege hinauf. Wenn seinem Bruder etwas zustieß, konnte er seiner Familie nicht mehr unter die Augen treten. Ein solches Versagen würde man ihm nicht verzeihen … und er sich selbst auch nicht! Im Schein des Lichtes, das vom letzten Stockwerk auf die Stiege fiel, sah er sofort, dass die Tür zu einem der kleinen Aussichtstürme nur angelehnt war. Mit klopfendem Herzen schob er die Tür weiter auf und blickte hinaus. Er konnte gerade noch sehen, wie sein Bruder den rechten Fuß auf die Mauer zwischen zwei Zinnen setzte.
„James, nicht!!!", schrie er mit sich überschlagender Stimme, gleichzeitig sprang er hinaus auf die Plattform und konnte gerade noch seinen rechten Arm um die Hüfte des Bruders schlingen. Der hatte jedoch schon Schwung genommen, um sich abzustoßen, so dass jetzt beide gefährlich nah über dem Abgrund taumelten. Instinktiv zerrte Michael James’ Körper zur Seite und sie stürzten gegen eine der Zinnen, die den Absturz in letzter Sekunde aufhielt.
„Lass mich!, schrie James schluchzend seine Verzweiflung in die Nacht. „Warum hast du mich nicht gelassen?!
 Gleichzeitig verlor er jegliche Körperspannung und sackte kraftlos in sich zusammen. Keuchend zerrte Michael seinen Bruder von der Mauerbrüstung weg in Richtung Tür. Dabei kämpfte er sich auf die Beine. Ohne ihn loszulassen, schleppte er den völlig willenlosen, schluchzenden Jungen hinaus auf die Stiege und schloss mit dem Fuß die Tür. Er setzte sich auf die oberste Stufe und drückte seinen zitternden Bruder gegen seine Brust. Dort wiegte er ihn, bis James’ Tränen allmählich versiegten und er sich etwas beruhigte. Anschließend führte er ihn zurück in ihr Zimmer, legte ihn in sein Bett und deckte ihn zu. Schweigend blieb er neben ihm auf einem Stuhl sitzen, bis James irgendwann erschöpft einschlief. Michael McCallum wusste, dass etwas Grundsätzliches geschehen musste. 
Eins
Die beiden Reiter stiegen von ihren Pferden im Schatten einer mächtigen, breit ausladenden Eiche, deren Blätter bereits ins Gelbliche changierten. Sofort senkten die Schimmelstute und der braune Wallach die Köpfe und begannen das im Schatten des Baumes noch grüne Gras zu fressen. Es war heiß hier im Panhandle, im Pfannenstiel, wie der nördliche Teil von Texas wegen seines speziellen Grenzverlaufs genannt wird. Hier lag der weitläufige Grundbesitz der Familie McCallum, die Old Irish C-Ranch, deren Weiden so viele Hektar Land umfassten, dass ein flotter Reiter eine ganze Woche benötigte, um die Grenzen abzureiten.
Isaak A. McCallum, das bejahrte Familienoberhaupt, nahm seinen breitrandigen Stetson ab und wischte sich mit dem Ärmel seines karierten Hemdes über die Stirn. Wortlos betrachtete er den grauen, mannshohen, monolithischen Grabstein, der aus der Felsenregion im Nordosten der Ranch stammte. Er stand an einem erst vor kurzer Zeit aufgeschütteten Grabhügel. Das Erdreich hatte unter der Hitze der Sonne bereits eine mausgraue Farbe angenommen. Verdorrte Blumen lagen darauf, die nichts mehr von ihrer ursprünglichen Schönheit erahnen ließen. Er las den Text, der mit erhabenen, glänzenden Messinglettern in den Stein eingefügt war, obwohl er ihn auswendig kannte:
„Anna-Luise Michel-McCallum
Beloved wife and mother"
Darunter die Jahreszahl. Mit etwas Abstand zu diesem Grab standen drei weitere, ähnlich gestaltete Grabsteine, deren Inschriften aber teils schon so verwittert waren, dass man sie kaum entziffern konnte. Die Steine waren bereits in die Grasnarbe der Weide eingewachsen. Isaak McCallum warf seinem Sohn Roland, der neben ihm stand, einen langen Blick zu, dann sagte er mit tiefer, beherrschter Stimme, der jedoch deutlich innere Wut und Erregung anzumerken war: „Ro, was wirst du unternehmen, um den Mörder deiner Frau und der Mutter deiner Söhne endlich seiner verdienten Strafe zuzuführen? Niemand kann ungestraft einen feigen Mord an einem Familienmitglied der McCallums begehen! Auge um Auge, Zahn um Zahn. Unsere Vorfahren haben hier draußen schon immer Recht und Gesetz in die eigenen Hände genommen. Der nächste Richter ist weit entfernt." Er hob den Blick und betrachtete die mächtige Eiche, deren Äste weit ausladend eine beeindruckende Krone bildeten. Roland McCallum schob seinen Stetson in den Nacken und folgte schweigend dem Blick seines Vaters. Er wusste, was nun kommen würde.
„Dieser Baum, fuhr der alte McCallum fort, „ist ein Denkmal. Er könnte Geschichten von Vergeltung, Ehre und Gerechtigkeit erzählen. Hier hat mein Großvater Ian McCallum, dein Urgroßvater, im vorletzten Jahrhundert den Mörder von Simon Roads, seinem Vormann, aufgehängt. Ein verkommener Satteltramp, dem mein Großvater während des Viehauftriebs aus christlicher Nächstenliebe für kurze Zeit Arbeit gegeben hatte. Der Kerl dankte es ihm, indem er unter die Matratze von Roads griff, wo der seine Ersparnisse aufbewahrte. Roads erwischte den Dieb auf frischer Tat und stellte ihn zur Rede. Der Kerl zog einen Revolver und schoss dem Vormann in die Brust. Der war sofort tot. Als der Mörder versuchte, ein Pferd zu stehlen, um damit zu flüchten, schoss ihn mein Großvater vom Gaul. Der Mann lebte noch, war aber schwer verletzt. Ian McCallum ließ den Mann verbinden, dann setzte er ihn in Fesseln und ohne Sattel auf das Pferd. Anschließend rief er seine Mannschaft zusammen und sie ritten zu dieser Eiche. Sie legten dem Mörder einen Strick um den Hals und warfen ihn über diesen Ast.
 Er wies nach oben, wo ein starker Ast fast rechtwinkelig vom Stamm abstand. „Großvater gab dem Kerl noch Zeit für ein Gebet, dann schlug er dem Pferd mit der Peitsche auf die Kruppe, dass es einen Satz nach vorne machte. Damit war dem Mörder Gerechtigkeit widerfahren und seine Tat gesühnt. Den Toten vergruben sie mitten in der Prärie. Die Kojoten kümmerten sich um den Rest. Roads beerdigten sie ganz in der Nähe dieser Eiche, wo sein Mörder hingerichtet worden war." Der alte McCallum verstummte und zeigte mit der Hand auf den ältesten Grabstein, an dem der Zahn der Zeit genagt hatte, dann wanderte sein Blick wieder zurück zum Grabstein seiner Schwiegertochter. 
„Dad, ich habe alles versucht, um den Mörder, diesen Adam Rumpel, zu bestrafen, erklärte Roland mit heiserer Stimme. „Er ist ja auch in die Falle gegangen, die ich ihm mithilfe einer … Organisation aus dem Darknet gestellt habe. Es war alles vorbereitet, um ihn lange leiden zu lassen, ehe er sterben sollte.
 Er atmete tief durch, dabei versenkte er sich in den Anblick des grauen Steins. „Es gab allerdings Menschen im Umfeld des Mörders, die sich wunderten, als dieser Rumpel plötzlich verschwunden war. Er ist Polizist. Man kann einen Polizeibeamten nicht so einfach verschwinden lassen. Wir haben es trotzdem getan. Er zuckte mit den Schultern. „Da hatte der Teufel seine Finger im Spiel! Aus irgendeinem Grund gab es in der Kühlkammer der Leichenhalle, in der der Verbrecher seinen Tod erleiden sollte, einen Defekt, der unsere ganzen Pläne zunichtemachte. Im letzten Moment kam es zu einer heftigen Schießerei, bei der die Vollstreckerin verletzt wurde. Sie konnte nur knapp entkommen, ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist.
 
Der Alte schüttelte energisch den Kopf. „Nein, so darf man das nicht machen! An diesem Plan waren viel zu viele Menschen beteiligt! Eine anonyme Organisation aus dem Darknet, die man nicht kennt und offensichtlich auch nicht kontrollieren kann. No way! Du hast viel Geld bezahlt, aber du hattest über den Ablauf keine Kontrolle! Hundert Gründe, warum etwas schiefgehen kann, wie man sieht! – Nein! Das muss man selbst machen! Das musst DU selbst machen! Das bist du deinen Söhnen schuldig! Du musst seine Angst spüren und in seinen Augen den innerlichen Zusammenbruch erleben, wenn er erkennt, dass er der Strafe nicht mehr entgehen kann!"
Roland konnte seine Zweifel nicht verhehlen: „Das dürfte schwierig werden, weil der Kerl jetzt gewarnt ist. Der Vorfall zieht in Deutschland mit Sicherheit umfangreiche polizeiliche Ermittlungen nach sich. Der Mordanschlag in einem Institut für Rechtsmedizin an einem Polizisten dürfte einen gewaltigen Wirbel bei den Sicherheitsbehörden ausgelöst haben. Dieser Mörder wird sich künftig zu schützen wissen. Er überlegte einen Moment, dann erklärte er: „Ich werde mich nochmals mit der Plattform in Verbindung setzen. Die Leute haben versagt. Ich habe eine große Summe gezahlt und sie haben nicht geliefert. Sie sind mir was schuldig!
 
Der alte Rancher machte eine wegwerfende Handbewegung und spuckte angewidert auf den Boden. „Wir McCallums haben unsere Fehden noch immer selbst ausgetragen und uns nicht auf irgendwelche Verbrecher im Internet verlassen. Du solltest nach Deutschland fahren, dir eine Waffe besorgen und den Kerl abknallen! Deine Mutter hat dich eindeutig zu sehr verweichlicht! Wütend trat er gegen einen Stein, dann fuhr er fort: „Morgen kommt George auf die Ranch. Dein Bruder war einige Monate in Afghanistan als Einzelkämpfer hinter der Front stationiert und wurde im Kampf verwundet. Die Armee hat ihn gestern aus dem Lazarett entlassen, er soll sich nun auf Heimaturlaub erholen. Wir werden mit ihm sprechen … das heißt, du wirst mit ihm sprechen … er kann dir sicher bei der Lösung dieses Problems helfen.
 
Roland schüttelte energisch den Kopf. „Dad, das werde ich sicher nicht tun. Die Ermordung meiner Frau ist meine Angelegenheit, die ich auch selbst rächen werde. Das wirst du sicher verstehen."
Der Alte warf seinem Sohn einen skeptischen Blick zu. Es kam nicht oft vor, dass Roland ihm widersprach. „Dann mach das aber auch!, fauchte er. „Ich will Erfolge sehen!
 
McCallum senior ließ seinen Sohn stehen und trat zu einem der Gräber, dessen noch gut leserliche Inschrift bekundete, dass hier die vor fünf Jahren verstorbene Mary B. McCallum, die Ehefrau des Ranchers und Mutter von Roland, beigesetzt war. Isaak blieb einen Moment stehen, dann drehte er sich um, setzte den Stetson auf, ergriff die Zügel seines Pferdes und schwang sich trotz seines Alters mit erstaunlicher Behändigkeit in den Sattel.
„Bleib du noch eine Weile und bedenke meine Worte." Er gab der Stute die Sporen, und sie sprang aus dem Stand in einen flotten Galopp. Der Alte drehte sich nicht mehr um. Roland verfolgte seinen Vater mit den Augen, bis Reiter und Pferd durch eine Bodenwelle außer Sicht gerieten. Langsam setzte er sich im Schatten des Baumes ins Gras und lehnte sich gegen den rauen Stamm. Er wusste, was sein Vater von ihm erwartete und wozu ihn die Familienehre verpflichtete. Wenn sein Vater von dem Anruf wüsste, den er am Morgen erhalten hatte, wäre seine Reaktion noch wesentlich härter ausgefallen. Als Roland die Stimme seines ältesten Sohnes Michael hörte, hatte er im ersten Moment Mühe gehabt, sie zu erkennen. Sie wirkte rau und angestrengt. Sofort schrillten bei ihm alle Alarmglocken. Michael war keiner, der aus nichtigem Anlass heraus seinen Vater anrief. Ihn beschlich eine dumpfe Ahnung. Was der Junge ihm berichtete, versetzte Roland McCallum einen tiefen Schock und übertraf alle seine Befürchtungen. Er wusste, dass James, sein Jüngster, im Gegensatz zu seinem Erstgeborenen ein sehr sensibler Junge war, dessen seelisches Gleichgewicht bisher von seiner Frau gehalten worden war. Sie hatte es geschafft, James durch ihre Liebe und Zuwendung so zu stabilisieren, dass er den Aufenthalt in England gut bewältigte. Roland hatte gehofft, dass die Rückkehr in die normalen, geordneten Abläufe des Internatslebens James helfen würde, den Verlust der Mutter zu verkraften. Wie er jetzt erfahren musste, war genau das Gegenteil eingetreten. Er legte seinen Kopf zurück gegen den Stamm und stieß über die Gräber hinweg einen lauten Wutschrei aus, in dem sein unbändiger Hass zum Ausdruck kam. Hass auf diesen Polizisten, der seine Familie zerbrochen und das Glück seiner Kinder zerstört hatte. Es schwelte in ihm wie eine heiße Glut. Jetzt musste er sich erst einmal um seinen Sohn kümmern, dann kam der Mörder dran. Über die Komplikationen mit James konnte Roland nicht mit seinem Vater sprechen, weil er genau wusste, welche Meinung der zu diesen Problemen hatte. James war seiner Ansicht nach von seiner Mutter zu sehr verzärtelt worden. Das hatte der Alte schon immer kritisiert. Seiner Meinung nach sollten beide Jungen besser in Amerika studieren und sich für einige Jahre zur Armee verpflichten.
Roland erhob sich und streifte ein paar Grashalme von seiner Jeans. Morgen würde er nach Deutschland fliegen, um das Haus der Familie zu verkaufen, und von dort aus nach England, um die beiden Jungs mit nach Hause zu nehmen. Roland plante, sie zunächst in seinem Haus in Dallas unterzubringen, bis feststand, wie es mit ihnen weitergehen sollte. Dolores, seine mexikanische Haushälterin, würde sich sicher gerne um die Jungs kümmern.
Er schwang sich in den Sattel des Wallachs und entfernte sich nach einem letzten Blick auf den Grabstein in einem leichten Trab in Richtung Ranch. Sein Privatflugzeug, eine zweimotorige Cessna, stand vollgetankt im Hangar der Ranch, sein Gepäck war bereits verstaut. Den Pilotenschein besaß er seit seiner Zeit bei der Air Force. Damals flog er Kampfjets im Irak. Nach wenigen Flugstunden hatte er Dallas Airport erreicht. Bevor er nach Europa weiterreiste, musste er aber erst noch etwas hier in den USA erledigen.
Am frühen Abend betrat McCallum ein Internetcafé im Vergnügungsviertel von Dallas. Es war im Hinterzimmer einer Bar untergebracht und nur für Mitglieder zugänglich. Er trat an den Tresen. Als der Barkeeper nach seinen Wünschen fragte, antwortete er: „Bitte ein Dark Soda."
Der Barkeeper musterte ihn kurz, dann erwiderte er: „Dark Soda gibt es nur als doppelten Dark Soda."
„Dann Soda pur!", gab Roland McCallum zurück. Der Barkeeper bewegte seinen Kopf in Richtung Thekenende. McCallum marschierte den langen Tresen entlang, bis er auf einen Vorhang stieß, der eine graue Metalltür verbarg. McCallum trat dahinter, in dem Moment drückte der Barkeeper auf einen Knopf, es ertönte ein Summer und die Tür ließ sich öffnen. Er betrat einen Raum, in dem mehrere Tische mit Computerkonsolen standen, wovon einer mit einem Mann besetzt war. Als McCallum auf die Bildschirme zusteuerte, löste sich von der Wand ein kräftiger Mann, der sich ihm in den Weg stellte.
„Was möchtest du?"
„Rechner III. Ich müsste meiner Großmutter Grüße zur Verlobung schicken."
Der Mann musterte ihn kurz und trat dann zur Seite. Das Kennwort war korrekt. Er drückte McCallum einen Zettel mit einem Code für Rechner III in die Hand. „Der Schlüssel ist eine Stunde gültig. Dann wird die Verbindung unterbrochen." Er gab den Weg zu einem der Rechner frei.
McCallum schaltete den Bildschirm ein und fuhr den Computer hoch. Er setzte ein an der Seite hängendes Headset auf. Als der Browser sich aufgebaut hatte, gab McCallum den Code ein und der Bildschirm verdunkelte sich. Es dauerte einen Moment, dann erschien ein pulsierender blauer Punkt. „Mach deine Eingabe!", kam eine Computerstimme aus dem Kopfhörer.
McCallum wartete einen Moment, dann begann er leise zu sprechen. „Meine Kennung ist JetF35. Ich habe bereits eure Dienste in Anspruch genommen – und bezahlt. Es ging um die Eliminierung des Mörders meiner Frau in Deutschland. Aber leider ist der Auftrag nicht ausgeführt worden. Ich bin sehr unzufrieden und möchte gerne, dass der Auftrag nunmehr zuverlässig durchgeführt wird! Er verstummte. McCallum war nicht leicht zu beeindrucken, aber die beklemmende Atmosphäre in dem Raum erhöhte merklich seinen Puls. Roland McCallum wartete. Es vergingen fast fünf Minuten, dann erklärte die Computerstimme: „Dein Auftrag wird erneut angenommen.
 Das Bild verschwand, der Computer fuhr sich selbst herunter. McCallum erhob sich. Wortlos verließ er die Bar. 
Ein Taxi brachte ihn nach Hause. Er ließ sich von Dolores einen kleinen Imbiss mit mexikanischen Spezialitäten zubereiten, dann richtete er sein Gepäck für den Flug nach Europa.
Zwei
Die Grundfläche des Raums betrug exakt einhundert Quadratmeter und wurde von mehreren in Reihen geschalteten Neonröhren erhellt. Er lag im zweiten Untergeschoss eines zentralen Bankengebäudes, das gegen Erdbeben, Feuer und Wasser widerstandsfähig war. In symmetrischer Anordnung enthielt er in Reihen angeordnete, schallgedämmte, klimatisierte Serverschränke. In jedem Schrank befanden sich diverse Hochleistungsrechner, die das Herz eines der größten Rechnerzentren im globalen Bankenverbund in Bern, in der Schweiz, bildeten.
In einem Büro mehrere Stockwerke darüber befand sich das Büro der Firma Dreamland Limited, ein englischer Finanzdienstleister, der begüterten Kunden risikoreiche Kapitalanlagen vermittelte. Ein Wirtschaftsprüfer hätte sich bei einer Überprüfung des Kundenstamms sicher gewundert, dass die Firma lediglich drei Unternehmen betreute, die sich alle im Ausland befanden.
Ihre Eigentümer nannten sich Alpha, Beta und Gamma. Sie hatten vor Jahren im Darknet die Plattform π Pi gegründet, die sich zu einem milliardenschweren Untergrundunternehmen entwickelte. Die Organisation war mittlerweile in der Lage, Dienstleistungen aller Art auszuführen und Waren aller Art zu beschaffen, wobei Moral, Ethik, Recht und Ordnung keinerlei Rolle spielten. Wer zahlen konnte, bekam, was er bestellte. Die Plattform π Pi bestand inzwischen aus einem Geflecht, das in den meisten Ländern dieser Erde in Tarnfirmen Basen unterhielt, die die Wünsche ihrer Kunden erfüllten. Die drei Inhaber führten die Plattform als Heads kompromisslos und mit harter Hand. Sie hatten mithilfe von KI ein Überwachungssystem entwickelt, das alle Beschäftigten kontrollierte und Fehler gnadenlos ahndete. Die Entdeckung der Zentrale in Bern war praktisch ausgeschlossen, da sie sich von ihrer Firma aus wie ein unsichtbarer Parasit in das Rechnerzentrum eingehackt hatten. Sie hatten dort eine digitale Parallelwelt geschaffen, die so programmiert war, dass die im Bankensystem vorhandenen Schutzprogramme π Pi ganz einfach ignorierten. Unter Nutzung der enormen Leistungsfähigkeit dieses Serverzentrums schwamm die Plattform gut getarnt durch das Darknet und modifizierte täglich ihre Firewalls.
Die Heads kümmerten sich nur noch in Ausnahmefällen um Probleme bei speziellen Aufträgen. Zurzeit gab es ein Problem mit einer Agentin, die bei einem Einsatz in Deutschland versagt hatte. Beta referierte: „Sie sollte in der Stadt Würzburg einen Polizeibeamten hinrichten, der die Ehefrau unseres Kunden getötet hatte. Die Hinrichtung sollte über unseren Streamingdienst live übertragen werden. Es kam zu einer Schießerei, bei der unsere Agentin schwer verletzt wurde. Das Ziel blieb unbeschadet. Der Vertrag wurde von uns nicht erfüllt. Der Kunde
