Wellensanft: Ein Karlshmn-Krimi
()
Über dieses E-Book
Njalls erster Fall in Karlshamn beginnt mit einem erschütternden Fund: Die Leiche eines Pfarrers wird an den Felsen unterhalb der Auswandererstatue entdeckt. Bei den Ermittlungen trifft sie auf ihren neuen Kollegen Arne Ek, einen erfahrenen Ermittler aus Karlshamn. Trotz ihrer unterschiedlichen Hintergründe entwickelt sich zwischen den beiden rasch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Das Ermittlerteam wird durch weitere interessante Charaktere ergänzt: Maja, eine Mitarbeiterin der Polizeistation, die Pathologin Lisa Bloomkvist und der knorrige Stig, Arnes rechte Hand. Njall wird herzlich in dieses eingespielte Team aufgenommen und in die Geheimnisse der Kleinstadt eingeweiht.
Die Untersuchungen führen die Kommissare auf verschiedene Spuren. Ein Name auf einer Schülerliste erregt besondere Aufmerksamkeit, während die Pathologin überraschende Erkenntnisse zur Todesursache liefert. Parallel zur Haupthandlung wird ein mysteriöser Mann in Malmö eingeführt, der die Polizeiberichte obsessiv verfolgt.
Die Ermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als die Kommissare in eine Verfolgungsjagd geraten. Obwohl sie einen Verdächtigen festnehmen, sind sowohl Njall als auch Arne von dessen Unschuld überzeugt. Ihre Intuition wird durch ein unerwartetes Alibi bestätigt.
Die Spannung steigt, als der mysteriöse Mann aus Malmö in Panik gerät und eine folgenschwere Entscheidung trifft. Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt in einer nervenaufreibenden Konfrontation, bei der mehrere Leben auf dem Spiel stehen.
In einem rasanten Finale eilen Njall und Arne zum Tatort. Es folgt eine dramatische Auseinandersetzung mit überraschenden Wendungen. Die Kommissare setzen alles daran, die Beteiligten zu retten und den Fall zu lösen.
Die Geschichte endet mit der Aufklärung des Falls und einem Moment der Leichtigkeit, als Arne und Stig eine bisher geheime Verbindung zwischen zwei Teammitgliedern entdecken.
Diese packende Kriminalgeschichte verwebt geschickt persönliche Schicksale mit einer komplexen Ermittlung und hält den Leser bis zum Schluss in Atem, ohne dabei zu viel über den Ausgang zu verraten.
Ivonne Isabell Springer
Ivonne Isabell Springer wurde 1976 in Ludwigshafen geboren. Aufgewachsen mit deutsch-schwedischen Wurzeln und einem zweisprachigen Herzen, umgeben von Musik und Kunst, entdeckte sie früh ihre Liebe zum Schreiben. Schon als Kind und Jugendliche verfasste sie zahlreiche Gedichte, Kurzgeschichten und Romane. Nach der Geburt ihres dritten Kindes, hängte sie ihren Beruf als Erzieherin an den Nagel, um endlich das zu tun, was ihr Herz ihr schon immer sagte: Schreibe!! Bald lebt sie mit ihrem Freund, Hunden, Katzen und ihren erwachsenen Kindern in Schweden. Die Auswanderung ist für Sommer 26 fest geplant.
Mehr von Ivonne Isabell Springer lesen
Wahnreich: Ein Karlshamn-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück zu finden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Wellensanft
Ähnliche E-Books
Elaine: Windbrüder (1) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis der toten Vögel: Ein Fall für Maria Wern - Band 5: Die Nummer-1-Bestsellerautorin aus Schweden Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Tod im Jungfernturm: Ein Fall für Maria Wern - Band 3: Die Nummer-1-Bestsellerautorin aus Schweden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSommer auf Saltön: Das Hummerfest: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEisnächte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSylterbe: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer letzte Atemzug: Kriminalroman | Ein düsterer Schweden-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie vergessene Tote: Kriminalroman – Mord in Västmanland 4 Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Giftmord. Ostfriesenkrimi: Insa Warnders ermittelt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie hellste Nacht: Thriller, Die Klinik 2 | Psychologische Hochspannung aus Schweden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Familie in Gefahr: Der junge Norden 29 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKalter Sturm: Tom Skagens vierter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Blau des Ozeans: Geschichten vom Meer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDänische Dämmerung: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriesenGlut: Der ultimative Ostfriesen-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Alter, die Liebe, die Geier und das Meer: Ein Inselabenteuer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTod im Strandhaus: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFremde Blicke: Thriller | Kommissar Konrad Sejer 2 | »Niemand kann das Blut in den Adern so sehr gefrieren lassen.« Los Angeles Times Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMississippi Melange Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlaskugelmord auf Langeoog. Ostfrieslandkrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInseln: Zuflucht, Träume, Einsamkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProphecy - Dunkles Geheimnis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Beschützer - Psychothriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Baby vom Deich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Haus über dem Fjord Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn der nie endenden bernsteinfarbenen Nacht: Stimmen aus dem Exil Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Name der Dunkelheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schutzflehenden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWinterzauber auf Sylt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Mystery für Sie
KAI Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBelladonna Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeihnachten bei den Maigrets Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Amokläufer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLass sie gehen (Ein Fiona Red FBI-Thriller – Band 1) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeobachtet (Das Making of Riley Paige - Buch 1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Matto regiert: Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie perfekte Frau (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt – Band Eins) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Perfekte Verkleidung (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt – Band Zehn) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Perfekte Täuschung (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt—Band Vierzehn) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHugo Bettauer-Krimis: Gesammelte Romane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Perfekte Schleier (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt—Band Siebzehn) Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Bayern Krimi Sammelband: Wagner ermittelt am Starnberger See Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaigrets Pfeife Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schwarze Madonna - Fatou Falls Erster Fall: Afrodeutscher Heimatkrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerschwunden (ein Riley Paige Krimi—Band 1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Müllers Morde Bewertung: 2 von 5 Sternen2/55 Gemütliche Krimis vom Lande Dezember 2023 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tote in der Hochzeitstorte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Villa in Sizilien: Cannoli und ein Todesfall (Ein Hund und Katz Wohlfühlkrimi – Band 6) Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Ein Mörder zieht die Fäden: Ein Cornwall-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMiss Emily und der tote Diener von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Freund Maigret Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Perfekte Affäre (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt – Band Sieben) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Perfekte Geliebte (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt—Band Fünfzehn) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaigret und die junge Tote Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Wellensanft
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Wellensanft - Ivonne Isabell Springer
Ivonne Isabell Springer, 1976 in Ludwigshafen geboren, ist eine
Deutsch-schwedische Autorin mit einer lebenslangen Leidenschaft fürs Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie und zahlreichen Haustieren in Bayern, träumt jedoch von einem Leben in Schweden. In ihrem
Kriminalroman verbindet sie auf besondere Weise deutsche und schwedische
Einflüsse und entführt die Leser in die faszinierende Welt des schwedischen Küstenstädtchens Karlshamn.
Außerdem von der Autorin erhältlich:
Du Liebes bisschen
Das Glück zu finden
In Bewegung
Fast Food für die Lachmuskeln
Besuchen Sie mich auf www.kiwiskosmos.de
Ivonne Isabell Springer
Wellensanft
Ein Karlshamn-Krimi
1. Fall
Roman
Die Zitate auf Seite 85, 86 und 87 stammen von dem schwedischen Autor August Strindberg
1. Auflage 2025
Copyright © 2025 Federleicht Verlag
© 2025 Ivonne Springer
Website: www.kiwiskosmos.de
Lektorat von: Ivonne Springer
Coverdesign von: Pix and Pips
Satz & Layout von: Ivonne Springer
Herausgegeben von: Federleicht
Verlagslabel: Federleicht
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die
Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: Ivonne Springer, Hauptstraße 47, 85095 Denkendorf, Germany.
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: ivonne.springer@gmx.de
Dieses Buch ist auch als Softcover erhältlich.
Für Snoopo
und wie immer für L, C, J, E
Präsidium Stockholm
21. Juni 2019 / 22.35 Uhr
Es war vorbei. Njall hatte die Hände auf das Lenkrad gelegt und sah starr durch die Windschutzscheibe hinaus. Nichts bewegte sich in ihr.
Ihre Kollegen strömten, pünktlich zum Schichtwechsel, aus dem Polizeirevier. Manche redeten miteinander, andere blickten auf ihre Handys, einige mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen. Sie freuten sich auf ihren Feierabend, auf ihre Familien, ihre Freunde. Gerade so, als wäre es ein Tag wie jeder andere. Einsamkeit übermannte Njall. Nur für sie hatte sich alles verändert.
Als die Sonne, den Bordstein streifend, langsam unterging, wendete sie das Fahrzeug und fuhr Richtung Årstaviken. An einer ruhigen Seitenstraße hielt sie an. Bewusst langsam stieg sie aus, alles ein letztes Mal in sich aufsaugend. Sie lief die paar Schritte zu den Felsen am Meer. Auf einen davon stieg sie, sodass sie ähnlich der Freiheitsstatue über dem Wasser thronte. Njall zog fröstelnd ihre Strickjacke enger um sich. Dort stand sie gewiss eine Stunde lang und betrachtete die Lichter der Stadt, die im Spiegel des Meeres widerhallten. Hier waren sie oft gewesen. Jetzt war alles vorbei. Als sie anfing zu zittern, drehte sie sich um und zwang sich zu gehen.
Neun Stunden später verließ sie den Riksväg 15 und bog in Richtung Zentrum auf die E 22. Obwohl sie so lange unterwegs gewesen war und nur eine Rast mit einem Kaffee und einer Zimtschnecke gemacht hatte, hatte sie keinen Hunger. Schon seit Monaten verfolgte sie diese unbelebte Appetitlosigkeit. Als wäre ihr Innenleben gelähmt oder hätte die Kommunikation mit ihr eingestellt. Lange Wochen hatte sie mit sich gekämpft, bis sie die Vernunft davon überzeugt hatte, dass nicht erfolgte Nahrungsaufnahme unweigerlich zum Tod führen würde. So zerrissen sie auch war, so unwillig weiter zu machen, war da dieser unsägliche Lebenswille, der nicht aufhören wollte, mit ihr in Disput zu treten. Jeden Tag aufs Neue. Diese Tatsache erschöpfte sie maßlos.
Njall ließ den Bulli unmotiviert in die Fahrspur des Mc Drives rollen und bestellte einen kleinen Salat und eine Apfeltasche. Sie entschied sich, keinen Kaffee mehr zu trinken. Weitere schlaflose Stunden würden sie in den Wahnsinn treiben. Njall kurvte eine Weile erfolglos durch den Ort, riss schließlich ihr Handy aus der billigen Werbegeschenkhalterung und tippte wirsch ihren Zielwunsch ein. Und endlich, es war bereits sieben Uhr am Morgen, bog sie auf ihren Stellplatz am Kolleviks Camping und Cottages ein. Sie bezahlte die Gebühr für zwei Wochen und rollte mit dem alten Gefährt bis hinunter zum Strand. Diesen Platz hatte sie sich reserviert, sobald sie wusste, dass es sie beruflich hierher verschlagen würde. Es sollte der Platz am hintersten Ende, weit weg von anderen Menschen und so nah wie möglich am Wasser sein.
Als Njall ausstieg, nahm sie nur die Mc Donalds Tüte mit und ließ sich ein paar Schritte weiter in den Sand fallen. Die Mitte des Sommers hatte die ausbleibende Nacht weitestgehend in ein friedfertiges Licht getaucht. Jetzt strahlte die Sonne schon wieder grell und erhitzt vom hellblauen Himmel. Njall schloss die Augen und ließ sich nach hinten fallen. Sie drehte sich zur Seite, winkelte die Beine an, schob die Hände unter die Wange und schlief sofort ein, ohne einen Bissen gegessen zu haben.
Karlshamn an der Auswandererstatue
22. Juni 2019 / 11.15 Uhr
Silla bückte sich, um die letzten weißen Förgöttmigej in die warme Erde zu graben. Sie würden wunderschön zu den bereits hier wachsenden Blåsippor passen. Dann drückte sie ihre alten Knochen schwerfällig vom Boden hoch und betrachtete ihr Werk. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf ihre bleichen Lippen. Sie klopfte sich den Schmutz von den Händen, wischte sich die Finger an ihrer Schürze sauber und verstaute diese anschließend in ihrem Korb.
Als sie sich wieder aufrichtete und in Richtung Hafen wandte, fiel ihr Blick auf etwas Dunkles, das sich mit den seichten Sommerwogen des Wassers auf und ab bewegte. Silla ging über den Rasen zu dem steinernen Weg, der am Meer entlang führte. Ihre schlechten Augen spiegelten ihr eine sehr verzerrte Ansicht. Sie stöhnte, machte sich dann aber daran, den Felsen vor ihr zu besteigen. Ihre schmerzenden Glieder ignorierend murmelte sie zu sich selbst: »Hier bin ich Jahr und Tag geklettert!« Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass es sich um ein totes Tier handeln musste. Ein Schwan vielleicht. Erst neulich hatte sie ein fürstliches weißes Pärchen in der Bucht schwimmen sehen. Oder auch wieder eine Katze, die sich beim Klettern überschätzt hatte. So etwas passierte öfter. Die Jungtiere fielen ins Wasser und konnten sich dann an den steilen Wänden des Hafenbeckens oder den Felsen, die rund um die Bucht lagen, nicht wieder herausziehen. Aber dann müsste es eine ziemlich große Katze sein, dachte sie.
Silla zog auf der Kuppe des großen Steines ihre Glieder lang, legte die Hand gegen die grellen Strahlen der Sonne schützend an die Stirn und sah noch einmal genau hin. Ihre fahle Iris fokussierte langsam, nur zögerlich konturierte sich das Gesehene vor ihren Augen. Dann schlug sie die Hände auf ihren Magen und ließ einen Schrei los, der gellend scharf die Bucht durchschnitt.
Café Villa Utsikten Karlshamn
22. Juni 2019 / 11.42 Uhr
Arne verpasste dem Holzkeil einen letzten kräftigen Hieb und trieb ihn noch ein Stück weiter in den sandigen Boden. Sirrende Staubpartikel tanzten um ihn. Er zog das verschwitzte T-Shirt aus dem Hosenbund und stülpte es hoch, um sich damit die tropfende Stirn zu trocknen. Dann ließ er seinen Blick die Midsommarstange hinauf wandern. Als das drei Meter hohe Gebilde aus Birkenstamm und Ästen umrankt von Efeuschmuck dem prüfenden Stoß seiner linken Hand ohne größere sichtliche Erschütterung standhielt, nickte er zufrieden. Er schwang sich den Vorschlaghammer über die Schulter und trug ihn an seiner Tochter vorbei zum Schuppen. Finja saß an dem großen roten Holztisch, in der Mitte des großen Gartens der zum Meer hinabfiel. Wie eine Fee saß sie dort mit ihrem weißblonden Haar, ihrem langen hellrosa Kleid, umgeben von großen Haufen Wildblumen und flocht die sechs verschiedenen Gattungen zu Blumenkränzen für die Feier zusammen.
»Arne, Telefon für dich«, Mona stand oben an der weißen Holzveranda, die ums ganze Haus herumführte und winkte entnervt mit dem Mobilteil.
»Komme«, knurrte er, fuhr Finja bedachtsam über das durch die Sommersonne erwärmte Haar und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
»Wer ist es?«, fragte er, als er direkt vor seiner Frau stand. »Jetzt nimm schon! Ich hab keine Zeit. Die ersten Gäste werden jeden Moment eintrudeln.« Mit verärgerter Miene verschwand sie in der Küche ihres Cafés. Arne blickte ihr nach.
»Ja«, brummte er dann in den Hörer.
»Warum gehst du nicht an dein Handy, verdammt?« Stig, der sonst die Ruhe selbst war, klang ungehalten.
»Es liegt vielleicht daran, dass ich heute frei habe!?« Stig schnaubte kurz und rau. »Ich hätt dich nicht gestört, wenns nicht wichtig wäre. Es gibt einen Toten. Sieht aus, als wäre es der Pfarrer.« Arnes Puls beschleunigte sich. Er sprintete nach drinnen und angelte sein Handy vom Sideboard. Er sah fünf eingegangen Anrufe und 7 Nachrichten.
»Bist du sicher, dass er es ist?« Er raufte sich durchs verschwitzte Haar, nahm die Hand schnell wieder herunter, als er spürte, wie klebrig es war.
»Komm her und sieh selbst.« Nach einer knappen Pause hängte er an: »Tut mir leid.«
»Wo habt ihr ihn gefunden?« Während Stig ihm die Lage und eine kurze Beschreibung der Umstände lieferte, eilte Arne in die Küche. Er legte auf und tippte Mona, die gerade Schlagsahne auf einer mächtigen Prinzesstårta verstrich, sacht auf die Schulter.
»Ich muss noch mal weg.« Mona fuhr zu ihm herum und hätte ihn um ein Haar mit dem Spatel voller Sahne am Kinn getroffen. »Ich wusste, dass es kein Midsommarfest ohne Unterbrechung geben wird. Wie immer...« Sie wirbelte verärgert zur Arbeitsfläche zurück.
»Ich bin spätestens zum Krabbenessen wieder da.« Mona knurrte vor sich hin und schüttelte ungläubig den Kopf. Als Arne sich abwandte, fühlte er das altbekannte, zerstörerische Beißen im Magen, obwohl er heute glimpflich davongekommen war.
Karlshamn an der Auswandererstatue
22. Juni 2019 / 12.07 Uhr
Wenige Minuten später spritzte der Kies auf, als Arne eilends auf den kleinen Parkplatz am Rosengarten einbog und dann ruckartig anhielt. Sein geschultes Auge verschaffte sich schon beim Aussteigen einen ersten Überblick. Nicht weit von ihm entfernt standen zwei Polizeiwagen mit rotierenden Lichtern auf den Dächern. Daneben parkte ein Krankenwagen. In der offenen Tür sah er die alte Silla Vest eingehüllt in eine graue Decke sitzen und mit blassem Gesicht auf den Boden starren.
Als sie seine Bewegung neben sich wahrnahm, hob sie den Kopf. Ihr Kopftuch saß schief auf der Stirn, sodass sich ihr hagelweißes Haar in wilden Strähnen daraus hervor gearbeitet hatte.
»Arne!«, rief sie und stand mit zittrigen Beinen auf. Er eilte zu ihr und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. »Setz dich Silla.« Der Krankenpfleger kam um den Wagen herum und platzierte sich neben ihr. »Du solltst doch nicht aufstehen, bis du dich etwas stabilisiert hast.« Ihre Augen blitzten den jungen Mann strafend an.
»Und das weißt du so genau, Silvester...« Herausfordernd reckte sie den Kopf noch ein wenig mehr in den Nacken. »...weil ich dir das damals beigebrach habe, als ich noch den Krankenwagen fuhr.« Mit ausladender Geste deutete sie sich auf die Brust.
»Also erzähl mir heute nicht, was ich tun und lassen soll!« Silvester zuckte seufzend mit den Schultern und verschwand wieder, nicht ohne Arne ein wissendes Grinsen zuzuwerfen.
Silla zog Arne neben sich. »Ich hab ihn gefunden.«
»Ja, ich weiß.« Beruhigend legte Arne die Hand auf Sillas Arm. Diese schüttelte ungläubig den Kopf und holte zur nächsten theatralischen Geste mit den Armen aus. »Es ist Pastor Lindholm.« Sie seufzte tief. Arne wollte es nicht glauben, bevor er es nicht selbst gesehen hatte, deshalb fragte er zweifelnd. »Wie willst du dir da so sicher sein?«
»Er hat dieses Grübchen, von den Pocken die er als Kind hatte, direkt unter dem linken Auge. Daran hab ich ihn erkannt.« Arne verspürte ein wenig Erleichterung.
»Pastor Lindholm ist seit über einem Monat verschwunden. Sollte er wirklich so lange im Wasser gelegen haben, wirst du sein Grübchen nicht mehr wirklich erkannen können.« Silla riss entrüstet die Augen auf. »Wenn du mir nicht glaubst, dann sieh selbst nach!« Arne legte ihr die Hand auf die schmale Schulter.
»Das werde ich jetzt auch tun. Und du, malträtiere den armen Silvester nicht länger als nötig und geh nach Hause. Wenn wir Fragen haben, kommen wir zu dir.« Arne stand auf und machte sich auf den Weg zu seinen Kollegen. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie Silla die Decke von sich warf und während sie mit festem Schritt davon stapfte, dem armen Silvester zurief: »Ich geh nach Hause, hier scheint mich ja keiner mehr zu brauchen.«
Arne trat neben Stig. Die Sonne brannte immer noch seelenlos heiß vom Himmel. Über dem Wasser lag ein seichtes Flirren. Er hörte die Gäste in Monas Café, nur ein paar Meter weiter die Bucht hinauf, feiern und lachen. Das Ziehen in seinem Magen verstärkte sich. Stig wandte sich mit seinem Notizblock in den Händen zu ihm um.
»Da bist du ja endlich.« Arne wies mit dem Finger über die Schulter zum Parkplatz. »Ich hab noch mit der alten Silla gesprochen. Auch sie meint, es wäre der Pastor.« Arne schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich hab sie nach Hause geschickt.«
Stig klopfte mit seinem Kuli auf den Block und sah seinen Chef mit hochgezogenen Augenbrauen vorsichtig an. »Sie hat wohl recht, Arne. Lisa hat soeben eine Geldbörse aus der Brusttasche gefischt. Darin befindet sich Lindholms Ausweis.«
Arnes Schultern sackten herab und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Er nahm die Hände aus den Hosentaschen und lief zu den Leuten der Spurensicherung hinüber. Lisa, die ihn kommen sah, erhob sich vom Boden, nahm ein paar Handschuhe aus der Verpackung und reichte sie ihm. »Hej, Arne. Sieht ganz so aus als hätten wir unseren vermissten Pastor gefunden. Wir machen natürlich einen DNA-Abgleich, aber bis jetzt können wir stark davon ausgehen, dass er es ist. Die Leiche ist männlich, Größe passt auch und ich hab seine...«
»Geldbörse« beendete Arne ihren Satz mit flauer Stimme. Lisas weiße Haube wippte auf ihrer Stirn, als sie seine Aussagen mit einem Nicken bestätigend unterstrich. »Wissen wir schon, ob es ein Unfall war?« Lisa lächelte ihn kopfschüttelnd an.
»Das können wir nie so schnell sagen. Wir werden es wie immer in der Pathologie genauer untersuchen. Bis dahin musst du dich gedulden. Bekanntes Spiel.« Wachsam strich sie ihm kurz über den Rücken.
»Ihr habt euch gut gekannt, nicht wahr?« Arne nickte stumm und trat an den weißen Klapptisch mit den Fundstücken. Viel war es nicht, was dort lag. Ein vom Wasser dunkel gefärbtes Stofftaschentuch und eine schwarze Ledergeldbörse. Trotz der Handschuhe nahm er sie vorsichtig nur mit den Fingerspitzen hoch und ließ sie aufklappen. In einem durchsichtigen Fenster steckte tatsächlich der Ausweis seines Freundes.
Magnus Lindholm geb. 22. Juni 1978 in Karlshamn.
Als er in den anderen Fächern der Börse nichts weiter fand, klappte Arne sie wieder zu und legte sie auf den Tisch zurück. Dann ging er die paar Schritte hinüber zur Leiche, die dort in einem offenen Plastiksack auf dem Boden lag. Er kniete sich neben Lisa, die ihm gefolgt war, und bog die Ränder der weißen Umhüllung vom Gesicht des Toten weg. Arne besah sich die Stelle unter dem linken Auge, oder viel mehr das, was davon übrig war. Auch bei genauerem Hinsehen konnte er nicht eindeutig sagen, ob das tatsächlich die Narbe einer Pockeninfektion war, die sich dort in einem kleinen Fleck abzeichnete oder dieser der bereits stark eingesetzten Verwesung zuzuschreiben war. Allerdings musste er zugeben, dass Statur und Gesicht seinem Freund doch sehr ähnelten. Mit einem Schaudern ließ Arne die Plane los, dann blickte er Lisa an, die neben ihm kauerte.
»Heute wäre er 42 Jahre alt geworden.« Lisa nickte verstehend. Dann schloss sie den weißen Leichensack und erhob sich. »Wir müssen ihn jetzt wegbringen. Die Hitze macht dem Körper immer mehr zu schaffen.«
Eine viertel Stunde später standen Arne und Stig auf dem kleinen Weg zwischen Festland und Meer. Sie kletterten, wie zuvor am Tag die alte Silla, auf den Felsen und stellten sich dabei nicht unbedingt geschickter an. Stig deutete vor ihren Füßen nach unten ins dunkle Nass. »Dort unten am Felsrand, da hat er gelegen. Die alte Silla dachte erst, es sei ein Schwan. Bis ich dich erreichen konnte und du hier warst, mussten wir ihn bergen. Wir haben ausreichend Bildmaterial geschossen.«
Das Meer spülte fragile Kronen wie Milchschaum an die starre graue Masse. »Wäre es doch nur ein Schwan gewesen, dann könnte ich weiter hoffen, dass Magnus sich nur eine seiner Auszeiten genommen hat.«
Zurück auf dem Parkplatz wandte er sich noch einmal an Lisa. »Ich bekomme den Bericht aus der Gerichtsmedizin bis morgen auf meinen Schreibtisch.« Lisa nickte. »Den ersten Teil, ja.« Dann hob sie die Hand zum Gruß. Arne wandte sich wieder an Stig.
»Du informierst bitte die Spurensicherung, dass ich morgen erste Ergebnisse sehen möchte.« Stig schnaubte. »Heute ist Midsommar und morgen Sonntag. Damit machst du dir keine Freunde, Arne.« Sein Chef zuckte mit den Schultern. Arne wollte sich gerade in seinen Wagen setzen, als Stig ihn noch einmal aufhielt.
»Wo ist eigentlich deine neue Partnerin? Sollte die nicht schon längst aus Stockholm hier aufgeschlagen sein?« Arne scrollte auf seinem Handy durch den Terminkalender. »Sie soll am Montag anfangen. Also hat sie noch ein bisschen Schonfrist.« Stig schnaubte zum wiederholten Male. »Schonfrist? Es handel sich vielleicht um Mord. Sie ist sicher nicht erfreut, wenn sie mitten in die Ermittlungen geworfen wird. Soweit ich gehört habe, hat sie keine Familie, die heute mit ihr Midsommar feiern will. Wenn du ihre Nummer hast, ruf sie an!«
Stig wandte sich ab und ging auf seinen blaulichtsirrenden Wagen zu, indem schon ein Kollege saß und auf ihn wartete. »Bis jetzt wissen wir noch nicht, ob es wirklich Mord ist«, rief Arne ihm hinterher. Stig schnaubte, dann warf er die Tür zu, löschte das Blaulicht auf dem Dach und fuhr davon. Arne ging noch einmal hinunter, kletterte über das rot-weiß gestreifte Absperrband zum Todesfelsen. Er stieg hinauf und setzte sich. Die Hitze des Steins drang durch seine schmutzigen Shorts, die er seit dem Aufstellen der Midsommarstange, immer noch trug. Sein Blick wanderte hinüber zur feiernden Meute. Sie tanzten laut singend um seinen Baum. Die meisten hörten sich nicht mehr ganz nüchtern an. Die Kinder trugen allesamt bunt geschmückte Kränze auf dem Kopf, auch die meisten Frauen und sogar ein paar albernde Männer hatten sich welche aufs Haar gesetzt. Kurz blitzte Monas roter Rock auf, den sie immer zum Midsommarfest trug. Ein Ziehen stieg ihm bis in die Kehle. Er würde diese neue Kollegin jetzt anrufen entschied er kurzerhand. Und dann würde er für heute zu seiner Familie zurückkehren und an der Seite seiner Frau tanzen. So wie es sich für einen guten Partner gehörte.
Kolleviks Camping Karlshamn
22. Juni 2019 / 15.23 Uhr
Njall rannte gehetzt den engen Tunnel entlang. Sie presste das Baby fest an ihre Brust. Immer wieder blickte sie sich nach ihren Verfolgern um. Einen verwirrenden Moment lang glaubte sie, ein Klingeln würde von den mit Graffiti beschmierten Wänden des unterirdischen Gangs widerhallen. Doch dann spurtete sie angstdurchdrungen weiter. Da klingelte es wieder. Hatte das etwas mit ihr zu tun? Versuchte sie jemand zu
