Ein Fall für Schröder: Die Tote im Kofferraum: Kriminalroman
Von Doris Heinze
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Über dieses E-Book
Es sieht aus wie ein ganz normaler Verkehrsunfall. Auto gegen Baum, Fahrer tot. Reine Routine für die Polizei – bis im Kofferraum eine Frauenleiche gefunden wird. Schnell stellt sich heraus, dass der Fahrer alles andere als ein ganz normaler Geschäftsmann war. Der BND beginnt zu ermitteln und will einen Berater verpflichten: Karl Hieronymus Schröder, Ex-Profiler, Ex-Kriminalgenie, jetzt Schafbesitzer in der norddeutschen Provinz. Schröder weiß, dass er die Finger von diesem Fall lassen sollte. Kann er aber nicht. Dabei ahnt er noch nicht einmal, dass es bald weitere Tote geben wird – und sie alle ein Geheimnis verbindet, das weit in die Vergangenheit zurückreicht, aber die Zukunft Deutschlands verändern kann …
Jetzt als eBook kaufen und genießen: "Ein Fall für Schröder – Die Tote im Kofferraum", der zweite Kriminalroman rund um Karl Hieronymus Schröder von Doris Heinze. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
Doris Heinze
Doris Heinze, geboren in Mülheim an der Ruhr, arbeitete als leitende Redakteurin für Kino- und Fernsehfilme des NDR. Außerdem schrieb sie zahlreiche Drehbücher und war an der Entwicklung erfolgreicher TV-Charaktere wie Charlotte Lindholm aus dem TATORT Hannover und Klaus Borowski aus dem TATORT Kiel maßgeblich beteiligt. Doris Heinze lebt heute mit ihrer Familie in Nordfriesland. Bei dotbooks veröffentlichte Doris Heinze die beiden Kriminalromane rund um den Ermittler Karl Hieronymous Schröder: „Der Spieler“ und „Die Tote im Kofferraum“.
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Ein Fall für Schröder - Doris Heinze
Über dieses Buch:
Es sieht aus wie ein ganz normaler Verkehrsunfall. Auto gegen Baum, Fahrer tot. Reine Routine für die Polizei – bis im Kofferraum eine Frauenleiche gefunden wird. Schnell stellt sich heraus, dass der Fahrer alles andere als ein ganz normaler Geschäftsmann war. Der BND beginnt zu ermitteln und will einen Berater verpflichten: Karl Hieronymus Schröder, Ex-Profiler, Ex-Kriminalgenie, jetzt Schafbesitzer in der norddeutschen Provinz. Schröder weiß, dass er die Finger von diesem Fall lassen sollte. Kann er aber nicht. Dabei ahnt er noch nicht einmal, dass es bald weitere Tote geben wird – und sie alle ein Geheimnis verbindet, das weit in die Vergangenheit zurückreicht, aber die Zukunft Deutschlands verändern kann …
Über die Autorin:
Doris Heinze, geboren in Mülheim an der Ruhr, arbeitete als leitende Redakteurin für Kino- und Fernsehfilme des NDR. Außerdem schrieb sie zahlreiche Drehbücher und war an der Entwicklung erfolgreicher TV-Charaktere wie Charlotte Lindholm aus dem TATORT Hannover und Klaus Borowski aus dem TATORT Kiel maßgeblich beteiligt. Doris Heinze lebt heute mit ihrer Familie in Nordfriesland.
Bei dotbooks veröffentlichte Doris Heinze die beiden Kriminalromane rund um den Ermittler Karl Hieronymous Schröder: Ein Fall für Schröder – Der Spieler und Ein Fall für Schröder – Die Tote im Kofferraum.
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eBook-Neuausgabe Juni 2018
Dieses Buch erschien bereits 2015 unter dem Titel Agentenpoker bei dotbooks.
Copyright © der Originalausgabe 2015 dotbooks GmbH, München
Copyright © der Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Ralf Reiter
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung von Bildmotiven von shutterstock/Rawpixel und canadastock.
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)
ISBN 978-3-96148-225-2
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Doris Heinze
Ein Fall für Schröder – Die Tote im Kofferraum
Kriminalroman
dotbooks.
Wo warst du in der Nacht zwischen November und Februar?
Roman Schatz
MITTSOMMERNACHTS-PROLOG
Nordstrand, Nordfriesland, 21. Juni, 22:50 Uhr
Den drei Männern auf dem Deich pfiff der Wind um die Ohren. Stoisch verharrten sie auf einer Bank, den Blick auf irgendeinen Punkt am Horizont gerichtet, der sich in der Weite des Wattenmeers verlor.
»Was würdet ihr mitnehmen auf eine einsame Insel?«, fragte Theo und schlug den Kragen seines Anoraks hoch.
Mika lachte. »Die hier«, sagte der Finne, hob eine Flasche Wodka hoch und verbarg sie schnell wieder unter seiner Jacke. »Und meinen Pientraktori.«
»Willst du da Rasen mähen?« Theo warf ihm einen spöttischen Blick zu.
»Ich will gar nicht auf eine einsame Insel«, sagte Theo nach einer Weile.
»Mach dir nichts vor«, knurrte Schröder. »Du bist auf einer einsamen Insel.«
Am Abend hatte authentisches Nordstrander Mittsommerwetter eingesetzt, was bedeutete, dass es trotz der Jahreszeit kalt war und nieselte. Wie Scherenschnitte hoben sich die Silhouetten der drei Männer ab vom lichten Grau des Himmels. Sie hatten ihre Mützen über die Ohren gezogen und die Hände tief in den Taschen vergraben. Bier wurde durchgereicht von rechts nach links, bis jeder eine Flasche in der Hand hielt. Plopp machte es in die Stille hinein. Plopp und noch mal Plopp. Die Beschaulichkeit hatte ein Ende, als vom nahen Campingplatz heiter-beschwingte Schlagermusik herüberwehte. Theo runzelte die Stirn, beugte sich vor und drückte eine Taste des Kofferradios zu seinen Füßen.
Sofort ertönten die vertrauten Klänge von Radio Friesenwelle, und ein gutgelaunter Moderator lud ein zum Danz op de Deel.
Schröder stellte abrupt sein Bier beiseite. »Was muss ich noch alles ertragen?«, raunzte er.
»Ich hab da was«, sagte Mika und nestelte aus den Tiefen seiner Jacke eine CD hervor.
»Nein!«, rief Theo.
»Denk nicht mal darüber nach«, warnte Schröder.
»Bloß keinen finnischen Tango«, sagte Theo.
Mika steckte die CD wieder ein.
Unmerklich hatte der Wind zugenommen und zerrte an den Jacken der Männer. Doch schon bald vertrieb er die Wolken, und der Himmel begann zu leuchten.
Mika griff nach dem Wodka, nahm einen Schluck aus der Flasche, reichte sie weiter an Schröder, der sie durchgab zu Theo, ehe sie auf demselben Weg wieder zurückkam.
»Wieso starrst du die ganze Zeit auf Pellworm?«, fragte Theo und beugte sich vor.
»Weil ich es jetzt sehen kann«, meinte Mika.
»Wenn du Pellworm siehst, gibt es schlechtes Wetter«, sagte Theo.
»Alte Nordstrander Regel?« Mika nahm noch einen Schluck Wodka.
»Weiß jedes Kind.«
Plötzlich stand Mika auf und deutete mit der Hand aufgeregt in Richtung Pellworm. »Johannus«, sagte er, und seine Stimme klang fast wehmütig. »Sie feiern Johannus.« Er ließ sich zurückfallen auf die Bank. »Sie haben das Johannisfeuer angezündet.«
»Wahrscheinlich verbrennen sie gerade eine Hexe auf dem Scheiterhaufen«, sagte Theo. »Es heißt ja nicht umsonst, Pellwormer seien ...«
»Halt die Klappe«, sagte Schröder.
»Ich habe gar nichts gesagt.« Theo verzog das Gesicht und hob seine Hände zu einer Unschuldsgeste.
»In Finnland sagt man, Johannisfeuer vertreiben Dämonen. Außerdem schützen sie vor Hagelschäden«, meinte Mika.
Theo sah ihn an. »Ich will auch so ein Feuer.«
»Du bist bloß neidisch«, sagte Mika.
»Nein, meine Versicherungsprämie wurde erhöht«, entgegnete Theo.
»Trotzdem neidisch.«
»So sind wir Deutsche eben«, befand Theo. »Wenn andere etwas haben, wollen wir es auch.«
Mika grinste. »Wir Finnen nehmen einen Knüppel und hauen drauf. Dann haben die anderen es auch nicht mehr, und alle sind wieder gleich.«
Theo warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Jetzt ist es zu spät, um rüberzufahren. Die letzte Fähre ist weg.«
»Morgen ist sowieso alles Asche«, sagte Mika und reichte ihm den Wodka.
»Wieso sagst du eigentlich nichts?« Theo sah hinüber zu Schröder, der noch immer unbeweglich auf irgendeinen Punkt am Horizont starrte.
Die Sonne war ins Meer eingetaucht und hatte einen in allen Rot- und Orangeschattierungen glühenden Himmel hinterlassen. Schröder warf einen Blick nach oben. Die Milchstraße glich einem Glühwürmchen-Treffen hinter dem diffusen Schleier der weißen Nächte.
»Hej, Schröder«, sagte Mika leise, »es ist Mittsommernacht.«
»Ja«, sagte Schröder. »Und mir wird verdammt noch mal klar, dass von jetzt an die Tage wieder kürzer werden.«
»Dabei ist noch nicht einmal richtig Sommer«, sagte Theo.
»Ach, halt die Klappe«, meinte Schröder.
»Wenn es denn hilft.« Theo nickte.
Schröder griff nach dem Wodka und nahm einen kräftigen Schluck. »Es ist wie damals in der Schule. Wochenlang hab ich mich auf die Ferien gefreut. Ich hab sie geradezu herbeigesehnt, doch kaum hatten sie begonnen, konnte ich an nichts anderes mehr denken als an ihr Ende.«
Sie versanken in Schweigen. Melancholie hatte die drei Männer hoch oben auf dem Deich ergriffen. Vom Campingplatz klangen die ersten Trinklieder herüber. Während andere das Fest des Jahres feierten, sank Schröder noch tiefer in seinen Mantel.
»Du bist vielleicht eher der Mittwintertyp«, meinte Theo nach einer Weile.
»Klappe«, entgegnete Schröder.
KAPITEL 1
Bundesstraße 5 bei Oldenswort, Nordfriesland, 26. Juni, 1:15 Uhr
Es war nichts Besonderes an dieser Nacht, nichts, was auf eine drohende Gefahr hingedeutet hätte. Nicht der kleinste Hinweis. Kai Bergen gähnte laut und herzhaft hinter dem Steuer seines alten Landrover. Er fuhr sich mit der rechten Hand übers Gesicht, rieb sich den aufkommenden Schlaf aus den Augen und rückte sein blaues Sylt-Hasser-Käppi zurecht. Der Irish-Folk-Abend in der berühmten Gardinger Musikkneipe war wieder einmal lang gewesen, lang und verqualmt. Vielleicht die einzige Kneipe, in der man sich nicht zum Rauchen, sondern quasi zum Durchlüften in den engen, efeuumrankten Innenhof zurückzog. Auf klapprigen Altberliner Biergartenstühlen hatte er dort mit ein paar Freunden bis spät in der Nacht die neuesten Geschichten ausgetauscht, und dann hatte sich einer aus der Band dazugesellt, ein letztes Mal den irischen Abstinenzlersong The Wild Rover gesungen und an den dafür vorgesehenen Stellen mit dem Bierkrug auf den Tisch geschlagen. Auch wenn Kai im Grunde froh darüber war, hatte er sich schon häufiger gefragt, warum ausgerechnet in dieser Gegend die deutsche Abwandlung des Lieds, An der Nordseeküste, geradezu penetrant gemieden wurde. Vielleicht lohnte es sich, dem einmal nachzugehen.
Kai Bergen, freier Fotograf und Gelegenheitsreporter, war immer auf der Suche nach Geschichten. Bevor er von der Kneipe aus losgefahren war, hatte er kurz überlegt, seine Frau anzurufen, doch nach einem Blick auf die Uhr vorsichtshalber darauf verzichtet. Annes Toleranzschwelle für nächtliche Zustandsberichte endete, wenn nichts Außergewöhnliches vorgefallen war, spätestens um Mitternacht.
Kai Bergen kannte die Strecke im Schlaf, jeden Baum, jede Kurve, die verstreuten Katen und Höfe entlang der B5. Er mochte dieses müde Zwielicht des Mittsommers, unwirklich und geheimnisvoll, und genoss die nicht enden wollenden Tage und die Nächte, die einem vernebelten Blick durch die Wolkenstores im Schlafgemach seiner Großeltern ähnelten.
Das Blaulicht sah er schon von weitem. Polizei, Notarzt, Krankenwagen. Er runzelte die Stirn. Wahrscheinlich wieder mal ein Raser, der im nächtlichen Übermut im Graben gelandet war. Es war die Nacht auf Sonntag, und gerade an Wochenenden passierten immer wieder solche Unfälle. Oft genug endeten sie im Rollstuhl. Und, wie vereinzelte, hilflos zusammengezimmerte Holzkreuze am Straßenrand belegten, so manches Mal tödlich. Wieder strich er sich über die Augen und sah kurz auf die Uhr. Schnell steckte er sich ein paar Veilchenpastillen in den Mund. Die Polizisten kannte er. Er musste nichts erklären.
Er hielt an und ging hinüber zu dem älteren der beiden Beamten.
»Moin, Uwe«, sagte er. Und dann mit Blick auf den Baum und den Wagen: »Sieht nicht gut aus.«
»Nä«, sagte Uwe und schüttelte langsam den Kopf. »Dor wär nichts mehr to moken.«
Kai nickte. Er sah hinüber zu dem Haufen Schrott, über den ununterbrochen das Blaulicht flackerte. Uwe schien etwas mitgenommen. Die Ereignisse machten ihn ungewöhnlich gesprächig. Offenbar war der silberne Wagen, so Uwe, mit leicht überhöhter Geschwindigkeit in die enge Kurve gefahren. Die Anwohner hatten sich genau an dieser Stelle bislang vergeblich für eine veränderte Straßenführung engagiert. Weshalb der Fahrer von der Straße abgekommen und geradewegs an der alten Ulme gelandet war, schien dennoch rätselhaft. Die Straßenverhältnisse bereiteten keine Probleme. Es gab keine Verunreinigungen durch herabgefallenes Laub oder sogenannte landwirtschaftliche Fahrzeuge, nicht um diese Jahreszeit. Auch Alkohol war nach ersten Erkenntnissen nicht im Spiel. Vielleicht der berüchtigte Sekundenschlaf? Tatsache war, es gab weder Schlinger- noch Bremsspuren. Der fünfzig bis sechzig Jahre alte Mann musste sofort tot gewesen sein. So weit ein ganz normaler Unfall.
Kai Bergen warf einen Blick auf das Kennzeichen. Ein B für Berlin. Niemand aus der Gegend. Er zuckte mit den Achseln. Vielleicht ein Tourist, obwohl die selten um diese Uhrzeit unterwegs waren, es sei denn, sie wurden zu einem dieser angesagten Champagnerfrühstücke auf Sylt erwartet. Kai runzelte die Stirn. Er wusste selbst nicht, woher seine Missstimmung Sylt gegenüber kam und gegenüber allem, was damit verbunden war. Er holte die Kamera aus seinem Landrover. Eine Aufnahme des um den Baum gewickelten Wagens würde er sicher unterbringen können. Die Zeitungen druckten gern solche Fotos. Angeblich hatten sie eine abschreckende Wirkung – eine Mahnung an diejenigen, die noch einmal Glück gehabt hatten. Und in Wahrheit deswegen, weil hier in der Gegend ein solcher Unfall oft die einzige Sensation war, über die es sich zu berichten lohnte.
Uwe machte unruhig einen Schritt nach vorn. Kai beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Der Polizist schien zu zögern. Etwas lag ihm auf der Seele.
»Und sonst?«, fragte Kai und gab seiner Stimme einen betont beiläufigen Klang.
Uwe zuckte mit den Achseln. »Komische Kram«, sagte er und blickte kurz zu seinem Kollegen. Dann nahm er Kai beiseite. »Keen Utwies, keen Föhrerschien, keen Papiere. Gor nichts.«
Kai sah ihn an. »Kreditkarten? Organspendeausweis?«
Uwe schüttelte den Kopf. »Nich mal een Handy. Ick hoff, he ward bald als vermisst meldet. De Polizeistationen und Krankenhüser sind jedenfalls informeert.« Seine Stirn war in tiefe Falten gelegt.
Sie beobachteten, wie der unbekannte Tote, verborgen unter einer Plane, in den Rettungswagen geschoben wurde. Kai schoss ein paar Fotos.
»Habt ihr im Gepäck nachgesehen?«, fragte er nach einer Weile. »Reisetasche oder so?«
»Du bist wohl een von de ganz Schlauen?«, meinte Uwe.
»Berliner Kennzeichen.« Kai lächelte. »War nicht so schwer.«
Wieder zuckte Uwe mit den Achseln und machte ein Zeichen, ihm zu folgen. »De Kofferrum lät sick nich oppen moken, jedenfalls nich mit unse Wargtüch.«
»Soll ich mal ...?« Der Ehrgeiz hatte Kai gepackt.
»Lat bloß sitten«, sagte Uwe. »Dor möten sick de Kollegen mit befaten.«
Langsam näherten sie sich der Unfallstelle. Von dem vorderen Teil des Wagens war nicht viel übrig geblieben. Nur die alte Ulme schien die Wucht des Aufpralls unbeschadet überstanden zu haben. Hier, in unmittelbarer Nähe des Baums und des Wagens und des Todes, überkam auch Kai eine eigenartige Beklemmung. Ein Mensch war gestorben, vielleicht auf der Fahrt in den Urlaub. Womöglich wartete irgendwo in der Nähe eine Frau auf ihn. Vielleicht hatte er Kinder. Was mochten seine letzten Gedanken gewesen sein? Ob er glücklich gewesen war? Voller Vorfreude auf den kommenden Tag? Kai fröstelte. Es war nie leicht, einen Menschen sterben zu sehen. Er schüttelte die Gedanken ab, die sich wie Mehltau über seine Stimmung gelegt hatten.
Glassplitter, Blutflecken. Er warf einen Blick in den zerstörten Wagen. Der Beifahrersitz war aufgeplatzt und das Füllmaterial herausgequollen wie widerliches Gedärm. Da, wo einmal die Halterung für einen Kaffeebecher gewesen war, klebte ein kleines, verschmutztes Pappbild, das an ein Fleißkärtchen in der Schule erinnerte. Oder an ein Heiligenbild, wie sie manchmal an Rückspiegeln baumelten, um den Fahrer vor Unheil zu schützen. Wenn es so war, hatte das hier jedenfalls nicht funktioniert.
Auf dem Boden lag eine zerfledderte Straßenkarte.
»Na wat seggst du nu?« Uwes Stimme hatte einen ungeduldigen Klang angenommen.
Kai zog seinen Kopf aus den Trümmern des Wagens und deutete auf die Karte. »Ein Mann ohne Navi«, sagte er. »Gibt’s das noch?«
»Ick segg di dat je.« Uwe nickte.
Sie betrachteten die Karte genauer. Unter dem Schmutz war deutlich zu erkennen, dass dank einer rigorosen Falttechnik Husum genau am oberen Knick lag.
»Wollte anscheinend nach Husum«, sagte Kai.
Uwe zuckte mit den Achseln. »Oder he har de Kart umdreiht und wär wieder nat Norn fohrt. Wenn irgendwo een Gast vermisst ward, kriegen wi dat to hören.«
Kai runzelte die Stirn. Er beugte sich noch einmal über den aufgeplatzten Sitz und nahm das kleine Bild von der klebrigen Halterung für Kaffeebecher. Er stutzte. Hermodr reitet zur Todesgöttin Hel las er. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Sieh mal, ein Götterbote.«
Uwe warf einen kurzen Blick darauf. »Segt mi nichts.«
Auf dem Rücksitz lag eine zerlesene Ausgabe der Märkischen Allgemeinen, darunter der Berliner Express.
»Ich darf doch?« Kai wartete nicht auf eine Antwort und langte durch das zersplitterte Fenster. Neugierig warf er einen Blick auf das Datum: Donnerstag, 23. Juni. »Drei Tage alt«, sagte er.
»Mehr is nich«, verkündete Uwe. »Wi versöken de Fahrtüchbesitzer to ermitteln. Falls wi denn op de Sündag jemand to fat kriegen.«
Ein Abschleppwagen fuhr langsam heran. Mit einem Rasseln wurde die Verladerampe heruntergefahren, ein tosendes Scheppern tönte durch die Stille der Nacht, als sie auf die Fahrbahn prallte. Sie beobachteten, wie der Unfallwagen in Richtung Rampe verschoben wurde und über die Straße holperte, bis er mit einem heftigen Ruck auf der Rampe aufsetzte. Mit einem Knall sprang die Kofferraumhaube auf.
»Nee«, sagte Kai und stöhnte auf.
»Son Schiet ok.« Uwe wischte mit der Hand über seine Uniformhose.
Ungläubig starrten sie auf eine Frau mit langen, blonden Haaren, die zu einem Zopf geflochten waren. Sie war bekleidet mit einem hellgrauen Jogginganzug und an Händen und Füßen gefesselt. Und sie war tot. Fast automatisch hielt Kai seine Kamera in Schussposition und zoomte auf das Gesicht der Toten. Im nächtlichen Scheinwerferlicht schien es seltsam ausdruckslos. Nichts war darin zu lesen, nichts über einen verzweifelten Kampf ums Überleben. Das Blut stieg ihm in den Kopf, pochte in den Adern. Automatisch drückten seine Finger auf den Auslöser. Es war wie das Geräusch eines Maschinengewehrs.
»Nu is dat genuch«, hörte er Uwe sagen.
Kai drehte sich um, stapfte an ihm vorbei und setzte sich in seinen Wagen. Er brachte es nicht einmal fertig, tschüss zu sagen. Im Rückspiegel sah er, wie Uwe ihm nachschaute.
Am nächsten Parkplatz hielt er an, überspielte die Fotos auf seinen Laptop und starrte auf den Bildschirm. Es war, als hätte er es geahnt – auch wenn silberfarbene Autos mit Berliner Kennzeichen nicht gerade selten waren. Ein Gefühl unendlicher Erschöpfung übermannte ihn. Als die Bilder vor seinen Augen zu flimmern begannen, legte er seine Arme auf das Steuer und vergrub den Kopf darin.
***
Als er zu Hause ankam, war die Sonne längst aufgegangen. Sonntägliche Stille lag über der kleinen Straße mit den hübschen Reihenhäusern und den blühenden Vorgärten. Vor dem Haus stand das rosafarbene Fahrrad seiner Tochter, das sie ihr vor Tagen erst zu ihrem neunten Geburtstag geschenkt hatten. Mit pinkfarbenem Fahrradkorb und pinkfarbener Schleife.
Er schickte drei sorgfältig ausgewählte Fotos vorab in die Redaktion des Husumer Tageblatts, wie er es häufig machte, wenn er ein Interesse voraussetzen konnte. Er schaltete das Radio ein, strich sich eine widerspenstige Strähne aus der Stirn und weckte seine Frau.
Schweigend saßen sie in der engen Küche, einen Kaffeebecher in der Hand. In knappen, überlegten Worten schilderte er, was geschehen war. Sie mussten jetzt besonnen bleiben. Anne sagte kein Wort. Sie schaute erst auf, als Lisa auf heruntergerutschten Wollsocken und mit blutverschmiertem Nachthemd vor ihnen stand. Sie sah aus wie ein kleiner Vogel, der aus dem Nest gefallen war. Oder wie ein verunglückter Engel. Sie hielt sich ein Taschentuch an die Nase.
»Hast du wieder Nasenbluten?«, hörte Kai seine Frau sagen.
Ihre Stimme klang zärtlich und besorgt zugleich. Verwirrt sah er, wie sie den Arm um ihre Tochter legte, ein paar Eiswürfel in ein Tuch drehte, es verknotete und an die blutende Kindernase drückte. Sie machte es mit konzentrierten Bewegungen und einer solchen Akribie, dass er meinte, ihre unterdrückte Verzweiflung zu spüren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Anne sich grob in seinen viel zu weiten Frotteebademantel gehüllt hatte, das Haar noch zerzaust vom Schlaf. So hatte er seine Frau nicht einmal beim letzten Campingurlaub zu Gesicht bekommen. Die Nachricht von dem Unfall hatte sie beide überrascht.
Lisa setzte sich auf Annes Bein, und als ihre Mutter sie vorsichtig zurechtrückte, weil sie mit ihren neun Jahren doch etwas unhandlich geworden war, drückte sie ihr kleines Gesicht mit dem Eisbeutel ganz fest an Annes Schulter. Er sah, wie Anne für einen Moment die Augen schloss. Er hätte gern gewusst, was in ihr vorging. Es war kein guter Zeitpunkt, nachzufragen.
»Sagtest du Hel, die Todesgöttin?«, fragte sie nach einer Weile. »Wurde Hermodr nicht von seinem Vater Odin ins Totenreich geschickt, um seinen Bruder in die Welt der Lebenden zurückzuholen?«
»Mag sein.« Kais Stimme klang müde. Er sah, wie Lisa die Augen öffnete und ihn ansah. »Sein Bruder war tot?«, fragte er und bemühte sich, Interesse vorzutäuschen.
»Ja«, sagte Anne. »Ein anderer Bruder hatte ihn getötet. Die Sage erzählt von der mühsamen Reise, bis Hermodr tatsächlich irgendwann auf die Totengöttin traf.«
»Und dann?«, fragte
