Wo der Wahnsinn wohnt: Kriminalroman
Von Peter Lechler
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Über dieses E-Book
Helmut Bosch, von Mitarbeitern und Patienten der Mannheimer Psychiatrie nur "Der Boss" genannt, schwebt eines Morgens im Garten seiner Anstalt – aufgespießt, gepfählt von mehreren Eisenstangen. Kripo-Chef Kautz steht vor einem Rätsel, denn je mehr Leute er zu der grausamen Tat befragt, desto offensichtlicher wird es, dass Bosch mehr als nur einen Feind hatte: Der Leiter der Psychiatrie, ein schizophrener Patient, einer der Therapeuten, selbst Boschs eigene Ehefrau – sie alle haben ein Motiv. Um den Täter zu finden, ist Kautz gezwungen, in moralische Abgründe zu blicken, und droht sich hier am Rande des Wahnsinns bald selbst zu verlieren …
Jetzt als eBook kaufen und genießen: "Wo der Wahnsinn wohnt" von Peter Lechler. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
Peter Lechler
Peter Lechler, geboren 1950 in Stuttgart, war nach seinem Studium 30 Jahre in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen tätig. Die Erfahrungen aus seinem Berufsalltag inspirierten ihn schließlich zu seinem ersten Psychiatrie-Krimi. Heute lebt der Autor in der Südpfalz in einem selbst renovierten Winzerhaus. Bei dotbooks erschien sein Pfalzkrimi "Wo der Wahnsinn wohnt".
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Wo der Wahnsinn wohnt - Peter Lechler
Über dieses Buch:
Helmut Bosch, von Mitarbeitern und Patienten der Mannheimer Psychiatrie nur „Der Boss" genannt, schwebt eines Morgens im Garten seiner Anstalt – aufgespießt, gepfählt von mehreren Eisenstangen. Kripo-Chef Kautz steht vor einem Rätsel, denn je mehr Leute er zu der grausamen Tat befragt, desto offensichtlicher wird es, dass Bosch mehr als nur einen Feind hatte: Der Leiter der Psychiatrie, ein schizophrener Patient, einer der Therapeuten, selbst Boschs eigene Ehefrau – sie alle haben ein Motiv. Um den Täter zu finden, ist Kautz gezwungen, in moralische Abgründe zu blicken, und droht sich hier am Rande des Wahnsinns bald selbst zu verlieren …
Über den Autor:
Peter Lechler, geboren 1950 in Stuttgart, war nach seinem Studium 30 Jahre in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen tätig. Die Erfahrungen aus seinem Berufsalltag inspirierten ihn schließlich zu seinem ersten Psychiatrie-Krimi. Heute lebt der Autor in der Südpfalz in einem selbst renovierten Winzerhaus.
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eBook-Lizenzausgabe September 2017
Copyright © der Originalausgabe 2016 Verlag Markus Knecht, Landau
Copyright © der eBook-Lizenzausgabe 2017 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Gerardo C. Lerner
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ml)
ISBN 978-3-96148-038-8
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Peter Lechler
Wo der Wahnsinn wohnt
Kriminalroman
dotbooks.
Vorschuss
Eine Geschichte zu erzählen, die in der Anonymität einer fernen Großstadt spielt, ist harmlos. So ungefähr begann im Jahr 1936 Friedrich Glauser am Anfang des modernen Kriminalromans sein Werk Matto regiert. Seine Story in Bern, gar in einer Heil- und Pflegeanstalt – psychiatrische Kliniken hießen damals so –, spielen zu lassen, obwohl es im Kanton Bern nur drei davon gab, erschien ihm brandgefährlich.
So ähnlich geht es dem Autor des Krimis Wo der Wahnsinn wohnt, der in Mannheim spielt, genauer im Milieu von sozialpsychiatrischen Häusern, traditionell Heime genannt. Acht an der Zahl, in der Szene wohlbekannt, sind dort zur Zeit in Betrieb. Sein Tolles Haus ist keines davon und die Akteure sind fiktiv, wenngleich sich dem Kenner unschwer erschließt, dass Eindrücke aus dem Berufsleben des Autors dabei Pate standen.
Vor 80 Jahren schloss Glauser sein Vorwort mit vorauseilender Verteidigung gegenüber Zeitgenossen, die sein Werk mit einem Spiegel verwechseln könnten. Der Autor des Krimis von heute hält sich das Argument Glausers gleichfalls zugute: »Eine Geschichte muss irgendwo spielen. Die meine spielt im Kanton Bern, in einer Irrenanstalt. Was weiter? … Man wird wohl noch Geschichten erzählen dürfen?«
Ein ganz normaler Tag für die psychisch kranken Menschen im Tollen Haus nahm seinen Lauf. Wie üblich mussten einige von ihnen, oft die jüngeren Männer, vom Personal zum Frühstück geweckt werden, dass sie für den Vormittag heißen Kaffee und etwas Festes im Bauch hatten, bevor sie sich eine Zigarette drehten und auf der Terrasse vor dem Speiseraum den Rauch in sich reinzogen. Danach würde das Tagesprogramm für die chronisch Kranken starten, denen das Haus Heimat geworden war, in der Regel Beschäftigungstherapie, für die fitteren Leute, die sogenannten Rehabilitanden, Arbeitstherapie und Belastungserprobung, die mehr Anforderungen stellten und auf Berufspraktika in Mannheimer Firmen vorbereiten halfen, waren sie doch auf der Suche nach ihrem Platz im Erwerbsleben der Gesellschaft.
Etwas war heute anders als sonst. Der Geschäftsführer des Hauses, Helmut Bosch, der eigentlich in der Vereinszentrale residierte, hatte sich unter die psychisch Erkranken gemischt, frühstückte fast unauffällig mit, wobei er wie eine Insel im Meer, kritisch betrachtet wie ein Fremdkörper wirkte. Er selbst verstand seine Präsenz als teilnehmende Beobachtung – eine sozialwissenschaftliche Methode, wie er sich zugutehielt –, schließlich musste er wissen, was an der Basis so vor sich ging, seitdem er die Geschäfte übernommen hatte. Da kämen eigene Eindrücke gerade recht. Auch glaubte der Boss, wie ihn das Haus-Team aus einem Mix von Respekt, Angst und Antipathie nannte, ihnen auf die Finger schauen zu müssen, seinem Chef, Leiter Kurt Leidner, nicht minder.
Das alteingesessene Personal gab sich zwar kompetent und wusste meist, eigentlich immer, was das Beste für die Betreuten war. Für ihn jedoch hatte es sich das Personal im Job bequem gemacht und war dem Fortschritt gegenüber, den er zu verkörpern glaubte, zugeknöpft, versteckte sich gar hinter Teamgeist und dem Glanz der Erfahrung. Brennende Fragen diskutierten die Mitarbeiter umständlich hin und her, besonders seine Ideen, ohne zügig zum Schluss zu kommen. Die würde er denen schon um die Ohren schlagen, da würde kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. Der biblische Satz ließ ihm seine Mission noch gewichtiger erscheinen, zudem passte er wie die Faust aufs Auge, war der Boss doch von Hause aus Theologe. Dass das Bild mit der Faust genau das Gegenteil meinte, scherte ihn einen Dreck, so bissig war er gestimmt. Sein Personal würde bald das Sprichwort »Neue Besen kehren gut« zu spüren bekommen, darauf könnte es Gift nehmen.
Nicht nur, dass der Geschäftsführer dem Frühstück beiwohnte, er ging an diesem Tag auch noch in die Beschäftigungstherapie mit, kurz BT genannt, und tat interessiert. Insgeheim aber resümierte er die Gründe für seinen jüngst getroffenen Entschluss, die BT mit ihrer unnützen Bastelei aufzulösen. Die kostete das Haus nur Geld. Bald sollten die chronisch Kranken, meist auch seelisch behindert, täglich das Haus verlassen und in drei ausgesuchten Firmen einfache Arbeiten ausführen – die Kooperationsverträge waren schon unter Dach und Fach –, also produktiver Tätigkeit nachgehen, die zudem etwas abwarf, wenn auch nicht viel. Zudem würde ihr Alltag so normaler, das arbeitende Volk ging eben zum Gelderwerb außer Haus. Den Trend computergestützter Heimarbeit wertete er als letzten Schrei, der schon bald wieder verklungen wäre. Der Trägheit des Teams, ein paar davon echte Jammerlappen, würde er schon Beine machen. Die von ihm geplante Umstrukturierung würde gar noch Betreuungs-Kapazität einsparen und damit zum finanziellen Ziel des Hauses beitragen: Pro Jahr sollte es den erheblichen Überschuss von 100000 Euro erwirtschaften, wie der Vereins-Vorstand festgesetzt hatte. An der Summe bereicherte sich natürlich niemand, der Gewinn würde vielmehr an anderer Stelle des vielseitigen Vereins investiert werden, um damit seine Stärke zu zeigen.
Eigentlich war das schon überzeugend genug, so dass er keine weiteren Argumente brauchte, um seine Untergebenen vom Sinn der ins Haus stehenden Neuerung zu überzeugen. Am Nachmittag in der Montags-Teamsitzung würde er die Marschrichtung mit Terminplan vorgeben. Dass die Mitarbeiter moserten, war ihm klar, die wollten sich nichts diktieren lassen, wollten bei allem mitmischen und verfielen doch ohne seine Führung nur dem gewohnten Trott. Gewiss würde sich der Hausleiter auf ihre Seite schlagen, aber der war für ihn ein Weichei und würde nicht wirklich Widerstand leisten wie der alte, seit einem Jahr in Rente, der immer und immer wieder quer geschossen hatte.
Über der verdeckten Vorbereitung seiner Rede war nun schon eine halbe Stunde vergangen, als ein BT-Teilnehmer im Begriff war, den Raum zu verlassen. Herr Bosch sprang auf und pfiff ihn zurück: »Wo wollen Sie hin?«
»Mir ist nicht gut, ich geh’ auf mein Zimmer.«
BT-Gruppenleiter Sattler, der alle Teilnehmer im Blick hatte, unterbrach die Einweisung von Herrn Fröhlich, der gerade das Korbflechten erlernte, und ging auf Klaus Brenner ein. Er wusste, dass den immer wieder Ängste plagten.
»Gehen Sie nur, Herr Brenner, aber zuerst bitte ins Schwesternzimmer und sagen Sie dort Bescheid. Frau Pillinger kann Ihnen bestimmt ein Bedarfsmedikament geben.«
»Jetzt reißen Sie sich zusammen«, nahm der Geschäftsführer dem Gruppenleiter die Zügel aus der Hand. Herr Brenner begann sofort, auf der Stelle zu dribbeln, er wusste nicht mehr hü oder hott.
Frank Sattler rollte mit den Augen. Der Boss schien keine Ahnung zu haben, dass er den Kranken in ein böses Dilemma gebracht hatte. Was der auch täte, es wäre immer falsch: Würde er auf sein Zimmer gehen, wäre der oberste Chef brüskiert, würde er bleiben, würde er die Autorität des Gruppenleiters untergraben, eine echte Zwickmühle, die eine darin gebannte Person in größte Aufregung versetzt, vielleicht sogar Symptome einer Schizophrenie bewirkt. Eine Häufung solcher paradoxen Situationen trug nach der Psycho-Theorie Double-Bind gar zur Entstehung von Schizophrenie bei, wenngleich das nicht bewiesen war. Wie auch immer, dachte Frank Sattler, ein Psychiatrie-Profi sollte Verhalten dieser Art tunlichst unterlassen.
Das Dribbeln des Kranken musste auch Herrn Bosch aufgefallen sein. Fast versöhnlich fragte er nach: »Was haben Sie denn konkret?«
»Mir geht’s nicht so gut!«
»Geht’s etwas genauer?«
Nach kurzer Pause: »Ich werd’ so komisch angeschaut, kann mich nicht mehr konzentrieren. Ich brauch’ meine Ruhe.«
»Niemand hier schaut Sie komisch an, das müssen Sie nicht denken, machen Sie einfach weiter!«
Mit missbilligendem Blick auf Herrn Bosch blieb der Gruppenleiter bei seiner Strategie: »Ich ruf’ im Pflegezimmer an und informiere Susanne Pillinger, die wird ihm unter die Arme greifen.«
»Herr Brenner bleibt jetzt hier«, verfügte der Boss, »das gibt sich.«
Der Bewohner jedoch wurde immer unruhiger und fing sogar zu zittern an. Nun wurde es dem Gruppenleiter zu bunt. Er griff zum Hörer und rief Susanne an: »Kannst du bitte mal kurz in die BT kommen und dich um Klaus Brenner kümmern, der zeigt Symptome.«
»O.k., bin gleich da.«
Herr Bosch lief rot an, riskierte aber keinen Eklat. Auf seiner Stirn stand geschrieben: DAS WIRD EIN NACHSPIEL GEBEN! Doch bevor die Mitarbeiter das Problem auf ihre Weise lösten, machte er sich wegen dringender Termine aus dem Staub. Er hatte sich eindeutig zu weit aus dem Fenster gelehnt und schien nicht auch noch unter Zeugen runter fallen zu wollen.
Wenig später betrat Krankenschwester Susanne den BT-Raum mit einem Medikament, das Herr Brenners Psychiater ihm als Bedarf im Notfall verschrieben hatte. Das würde helfen, seine Anspannung zu lösen. Nun durfte er sich in sein Zimmer zurückziehen, zum Mittagessen sollte er wieder erscheinen. Wenn nicht, würde sie nach ihm sehen, ob sich die Symptome verschlimmert hätten. Beim Beratungsarzt des Hauses, der jede Woche vor der Montags-Teamsitzung zur Fallbesprechung kam, würde sie die Sache ansprechen. Ginge es Klaus Brenner nicht besser, wäre ein Besuch in der Praxis seines Psychiaters angesagt, notfalls müsste er in die psychiatrische Klinik – in Mannheim das Zentralinstitut für seelische Gesundheit, kurz ZI – zur Akutbehandlung. Am besten wäre es natürlich, wenn man die Klapse, wie es im Volksmund salopp bis abfällig hieß, vermeiden könnte. Für die Betroffenen markierte sie eine neue Krankheits-Episode und hinterließ bei aller Hilfe oft auch seelische Narben.
Klaus Brenner kam nicht zum Mittagessen. Frau Pillinger fand ihn auf seinem Zimmer in erregtem Zustand vor. Er klagte, dass Herr Bosch ihn schon beim Frühstück beobachtet und dann auch noch in die BT verfolgt hätte. Der Psychiatrie-Schwester war klar, dass sich Klaus’ Welt verrückt hatte. Er jedoch fand sie völlig real und geriet dadurch in panische Angst, in einen Kopf-Krimi sozusagen. Die Blicke des Geschäftsführers, die ein gesunder Mensch als zufällig oder als Ausdruck von Beachtung verstanden hätte, waren für ihn ein untrügliches Zeichen, dass der etwas gegen ihn im Schilde führte. Menschen mit paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie erleben so etwas häufig. Auf Herrn Brenner musste sie unbedingt Acht geben.
In der Fallbesprechung hörte sich Dr. Lichter ihren Bericht sowie auch Frank Sattlers Eindrücke an. Sein Nachhaken ergab, dass Hauswirtschafterin Klein Herrn Brenner schon seit ein paar Tagen zunehmend unruhiger fand. Beim Essen-Schöpfen schien er misstrauisch und irgendwie neben der Spur, Anzeichen für eine Krise. Also wurde er von Siggi Gschwindt, seiner Betreuerin, zur Praxis des behandelnden Psychiaters begleitet. Unterwegs schaute er sich mehrfach ängstlich um, fühlte sich sichtbar verfolgt, es war höchste Zeit! Zum Glück mussten sie in der vollen Praxis nicht zu lange warten, er zappelte auf seinem Stuhl herum und erschrak bei jedem neuen Patienten, der ins Wartezimmer kam. Dr. Winter kannte das Haus und wusste, wann wirklich Not am Mann war. Die Idee von Dr. Lichter aufnehmend, erhöhte er das Medikament Leponex um 100 Milligramm und bat um Rückmeldung, wie es »anschlagen« würde.
Als Siggi mit Herrn Brenner zurück war, den Eintrag in die Dokumentation gemacht hatte und dann zur Besprechung kam, war die Team-Sitzung mit dem Boss schon in vollem Gang. Krankenpfleger Fred argumentierte gerade gegen dessen Plan, die BT aufzulösen und ihre Teilnehmer tagsüber in drei ausgesuchten Firmen unterzubringen.
»Für die Belastbaren finde ich das gar
