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Nachsaison in Duhnen: Ein Nordsee-Krimi
Nachsaison in Duhnen: Ein Nordsee-Krimi
Nachsaison in Duhnen: Ein Nordsee-Krimi
eBook444 Seiten5 Stunden

Nachsaison in Duhnen: Ein Nordsee-Krimi

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Über dieses E-Book

WATT, EBBE UND FLUT, LIEBE, LYRIK UND TOD. EIN NORDSEE-KRIMI.

November in Cuxhaven.
Rita Sieversen sucht Abstand zu ihrer zerrütteten Beziehung – und findet eine Leiche, direkt am Galgenberg, dort, wo früher die Seeräuber hingerichtet wurden.
Sind die Gedichte von Barthold Heinrich Brockes ein Schlüssel zu diesem Mord? Kann man der Wattführerin trauen? Oder der Schwester des Toten? Was weiß der seltsame Kauz, der den Flug der Vögel deutet? Birgt das Schloss Ritzebüttel die Lösung? Oder Duhnen, die Insel Neuwerk vielleicht? Und wie wird sich Rita Sieversen entscheiden, um deren Liebe sich plötzlich drei Menschen bemühen?

Der erfolgreiche Nordsee-Krimi nun bei CW Niemeyer!
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition CW Niemeyer
Erscheinungsdatum14. Mai 2018
ISBN9783827183514
Nachsaison in Duhnen: Ein Nordsee-Krimi
Autor

Hedi Hummel

Hedi Hummel wurde 1957 in Rüsselsheim geboren. Sie studierte Literatur- und Theaterwissenschaft in Berlin. Ihre Magister-Arbeit befasste sich mit Robert Musils Mythenverarbeitung: „Der verhinderte Dionysos“. 1986 lebte sie drei Monate in einem Zen-Kloster in Tokyo. Hedi Hummel arbeitete bis Ende 2020 als Redakteurin im ZDF. Sie lebt als freie Schriftstellerin im Wiesbadener Westend. Mitarbeit am „Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur“, Meitingen 1989; „Seitensprünge“, Anthologie der Autorengruppe der Schreibwerkstatt an der Fachhochschule Wiesbaden 2000; Roman „Pluto über Berlin. Eine kriminelle Liebesgeschichte“, Alkyon-Verlag 2004; Roman „Nachsaison in Duhnen“, Alkyon-Verlag 2008; Neuauflage „Nachsaison in Duhnen“ beim CW Niemeyer Verlag 2018 (3. Auflage 2022); Roman „Kraniche über Otterndorf“, CW Niemeyer Verlag 2021.

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    Buchvorschau

    Nachsaison in Duhnen - Hedi Hummel

    Prolog

    Beinahe hätte sie sich an ihrem Prosecco verschluckt. War das nicht Robert, der da am Buffet aufgetaucht war? Sie wusste, dass auch er eine Einladung zu Konrad Altenhoffs Ausstellung erhalten hatte, aber er wollte doch gar nicht hingehen. Und schließlich hatte er auch sie dazu überredet, heute auf jegliche Kunstdiskussion zu verzichten und lieber gemütlich zu Hause zu bleiben. Doch als sie dann absagen wollte, hatte Konrad sie auf seine charmante Art vom Gegenteil überzeugt. Und so stand sie hier in der Galerie Wieland, umgeben von Menschen, Skulpturen und kulinarischen Verlockungen. Sie hatte sich bisher sogar recht gut amüsiert, jetzt aber krampfte sich ihr Herz zusammen bei dem Gedanken, dass er sie wieder belogen hatte.

    Aber es sollte noch schlimmer kommen, sie traute ihren Augen nicht, denn leichtfüßig steuerte Konrads neue Freundin Franziska auf sie zu ... mit Robert und seiner Frau im Schlepptau.

    Wo war nur Konrad, der ihr diese Situation zu ersparen wüsste? Aber es gab kein Entkommen mehr.

    Franziska strahlte sie an, nahm sie bei der Hand, gerade als sie sich abwenden wollte: „Hier geblieben, ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen, verschwörerisch fügte sie leise hinzu: „Du wirst es nicht bereuen ...

    „Das ist Rita Sieversen, Dramaturgin am Minerva-Theater und das ... – sie drehte sich schwungvoll herum – „ist Robert Hameln, Geschichtsdozent an der FU und seine Frau Helene!

    Wie zumeist hatte sich Robert schnell im Griff, mit leichter Verzögerung fand er auch seine angenehm dunkle Stimme wieder: „Es ist mir ein Vergnügen ...", lediglich seine Hand war ein wenig feucht geworden und seiner Galanterie haftete etwas Schwerfälliges an, was seine Frau zu einem erstaunten Blick veranlasste. Sie betrachtete Rita prüfend, während sie ihr die Hand reichte.

    „Sie sind Dramaturgin, das ist doch bestimmt ein interessanter Beruf?" Sie lächelte Rita an, die Helene noch nie so nah vor sich gesehen hatte und sie zu ihrem eigenen Schrecken sehr hübsch und gar nicht unsympathisch fand.

    „Hattest du nicht vor ein, zwei Jahren öfter mit einer Dramaturgin zu tun?, wandte sie sich freundlich ihrem Mann zu, „ging es da nicht um Bühnenbilder und Römer-Kostüme zu einem Shakespeare-Drama?

    „Das stimmt tatsächlich, Liebes, entgegnete Robert, „ich bewundere immer wieder dein gutes Gedächtnis, nur dass es vor drei Jahren war und zudem das Thalia-Theater betraf, dabei wandte er Rita sein mittlerweile doch recht blass gewordenes Gesicht zu und sah sie inständig bittend an.

    Rita war zu keinem Wort fähig. Sie benötigte ihre ganze Kraft, um die Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen und packte es gerade noch, mit den Augen auf ihr leeres Glas hinzuweisen, was sofort Franziska in Bewegung setzte, die sich vom nächsten Tisch eine Sektflasche angelte und Ritas Glas wieder füllte.

    „Danke, Franziska, sie nahm einen kräftigen Schluck, „das tut gut, ich war am Verdursten ... Frau Hameln, Herr Hameln ..., sie nickte beiden bedauernd zu, „vielleicht können wir ja ein anderes Mal unsere Bekanntschaft vertiefen, es hat mich sehr gefreut, aber ich hatte mir eben ein Taxi bestellt ... einen schönen Abend noch."

    Sie küsste die überraschte Franziska auf die Wange und bahnte sich erhobenen Hauptes den Weg zur Garderobe.

    Draußen auf der Straße blieb Rita einen Augenblick stehen, atmete tief durch und war dankbar für den Sprühregen, der leicht ihr Gesicht benetzte. Diese Demütigungen konnte sie nicht mehr ertragen. Zwei Jahre ging das nun schon, aber sie konnte niemandem einen Vorwurf machen, denn von Anfang an hatte sie gewusst, dass Robert verheiratet war. Dennoch hatte sie sich auf ihn eingelassen und das alles wegen ihrer idealen Vorstellung von der Liebe: ohne alle Besitzansprüche, einfach die Gegenwart in all ihrer Intensität leben, niemanden festhalten und weitergehen, wenn es vorbei ist. Sie wusste, dass es noch nicht zu Ende war, aber so konnte sie nicht mehr weiterleben.

    Erster Tag

    Es war kalt, es war Mitte November, und es war gut, hier zu sein. Rita Sieversen ging auf dem Duhner Deich spazieren und sog tief die raue Nordseeluft ein. ‚Warum kann ich erst atmen, wo andere frieren‘, fragte sie sich, schaute über die Weite des Meeres und lächelte, weil sie die Antwort nur zu gut kannte.

    Kaum einer ihrer Freunde hatte verstanden, wie sie zu dieser Jahreszeit nach Cuxhaven fahren konnte. Da nimmt man doch eher ein Flugzeug und reist in den Süden. Aber sie wusste, dass dies genau die richtige Entscheidung war und durchaus keine Kurzschlusshandlung, um vor Robert oder ihren Gefühlen zu ihm zu fliehen. Er hatte sie gleich nach dem unglücklichen Zusammentreffen angerufen, sich tausendmal entschuldigt, ihr seine Liebe beteuert. Aber sie hatte nichts empfunden, war wie betäubt und hatte ihm ruhig Antwort gegeben, ihn aber in keiner Weise zu ihr durchdringen lassen, ihm nur mitgeteilt, dass sie Abstand brauche und ihren lange überfälligen Urlaub nehmen werde. Erst hatte er gekämpft, und als das nichts nützte auf Normalität umgeschaltet, so als fahre sie zu einem normalen Erholungsurlaub und alles sei wieder im Lot. Das erinnerte sie doch sehr an ihre Anfangszeit, als er so begeistert war von ihrer toleranten Einstellung und immer wieder ihre „noble Haltung" lobte, die er gar nicht wirklich hinterfragte, da sie für ihn unendlich bequem war. Zunächst sprach er wie selbstverständlich von seiner offenen Ehe, doch mit der Zeit ertappte sie ihn immer häufiger beim Lügen, und schließlich fand sie heraus, dass seine Frau überhaupt nichts von ihr wusste und von nun an immer mehr Rücksicht genommen werden musste auf dies und das. Da war es dann zu spät, noch leichthin gehen zu können.

    Für sie stand fest, dass sie keine Beziehung auseinanderbringen wollte, aber so weitermachen wie bisher konnte sie auch nicht. Sie hatte sich immer von Verbitterung, dem Gegeneinander-Aufrechnen, dem Resignieren fernhalten wollen, aber nun war sie auf dem besten Weg sich zu verändern ... auf eine Art ..., dass sie sich manchmal selbst nicht mehr leiden konnte. Ihr Gesicht verfinsterte sich, als sie merkte, dass sie schon wieder mit ihrem Berliner Alltag beschäftigt war. Nein, sie war keine fünfhundert Kilometer weit gefahren, um sich in der gleichen Welt zu bewegen, die sie gerade verlassen hatte.

    Sie ließ ihren Blick über die zurückschäumende Flut gleiten, der Wind zerzauste ihr Haar und die frische Luft belebte sie so sehr, dass sie beim Ausatmen das Gefühl hatte, als würde alles Negative, alles Zerstörerische, der ganze aufgestaute Müll aus ihr herausgespült.

    Sie war schon öfter in Cuxhaven gewesen, und jeder Aufenthalt hatte ihr auf die eine oder andere Weise gut getan. Die Leidenschaft für diesen recht unauffälligen Ort zwischen Elbe und Nordsee hatte sie von ihrer Mutter übernommen, mit der sie auch das erste Mal hierher gefahren war. Damals hatten sie in Sahlenburg gewohnt, begeistert davon, neben Strand und Meer auch noch den Wernerwald und das Finkenmoor in der Nähe zu haben. Dieses Mal hatte sie sich für den Kurort Duhnen entschieden, der wegen seiner schönen Strandlage meist überlaufen war, aber in der Nachsaison nur wenige Kurgäste beherbergte. Hier kannte sie sich noch nicht so gut aus, was für sie einen zusätzlichen Reiz bedeutete. Sie liebte es, sich an einem fremden Ort gemütlich einzurichten und Stück für Stück ihre Umgebung zu erobern. Welche Straßenzüge würde sie bevorzugen, welche Strandpartien am meisten lieben? Welche Restaurants hatten in dieser Zeit noch geöffnet, waren die Bäder geschlossen, lief irgendwo ein Kinofilm, den sie immer verpasst hatte? Wurden vielleicht sogar noch Wattfahrten durchgeführt?

    Sie mochte dieses ungezwungene Eintauchen in die Eigenheiten der Landschaft, oder wenn - ausgelöst durch alte Bauten - Bilder vergangener Zeiten vor ihr auftauchten, die sicherlich nicht historisch exakt waren, aber einfach ihrem eigenen Vorstellungsvermögen, ihrem Blick auf die Welt entsprachen.

    Gerade diese Unvoreingenommenheit schätzte Robert so an ihr, als Uni-Dozent für Geschichte hatte er die einfache Herangehensweise an die Dinge verloren und begann immer sofort einzuordnen und zu klassifizieren. Schon wieder tauchte sein Gesicht vor ihr auf, und sie ärgerte sich darüber, seinen Einfluss auch hier zu spüren.

    Sie schaute übers Meer, auf die sanft abfallenden Dünen, auf die Möwen, die sich von einem Mädchen füttern ließen ... Ihre Kraft und ein wenig Ruhe kehrten zurück und sie wusste wieder, warum sie hierher gekommen war und was sie sich von dieser herrlich ungestümen Landschaft erhoffte. Sie wollte ihre innere Freiheit zurück, ihren Seelenfrieden, und Cuxhaven sollte ihr dabei helfen.

    Nachdem sie Strand und See begrüßt hatte, wandte sie sich dem Landesinneren zu. Es sah nach einem schönen Morgen aus und den wollte sie für einen ausgedehnten Spaziergang durch die Felder nach Stickenbüttel oder Sahlenburg nutzen. Denn sobald es hier einmal ein paar Stunden geregnet hatte, waren die schmalen Wege nur mehr schwer begehbar.

    Sie liebte diese Landschaft: kleine Waldstücke, eingebettet in Heide und Felder, hin und wieder überwucherte Moorlöcher, blass-rosa Heidekraut und uralte Bäume. Eine weitläufige Pferdekoppel und dann nur noch endlose Felder. Sie wählte einen Sandweg Richtung Sahlenburg. Niemand sonst war unterwegs, niemand außer ein paar Hasen und in der Ferne ein Reh. Wenn sie das in Berlin erzählen würde, dass in Cuxhaven die Rehe herumstehen, kein Mensch würde ihr glauben.

    Sie war schon bald eine Stunde durch die Felder gewandert, als sie feststellte, dass sie der eingeschlagene Weg nicht direkt nach Sahlenburg, sondern eher an den Ortsausgang führte. Hier kannte sie sich überhaupt nicht aus und sie betrachtete interessiert eine kleine Anhöhe mit Bäumen. Die wollte sie sich näher ansehen. Der Boden war ziemlich uneben, kleine grasbewachsene Erdwälle musste sie überqueren, dann eine Böschung, die wie ein früherer Graben aussah, von Bäumen und Sträuchern gesäumt. Trotz des sonnigen Wetters war der Boden feucht, das dunkle Laub unter ihren Schuhen fühlte sich glitschig an, doch schließlich hatte sie das kleine Plateau erreicht.

    In der Mitte stand eine riesige, kahle Eiche, die – wie der Mittelpunkt eines Zirkelschlages – eine kreisrunde Fläche überschattete, die mit abgefallenen Blättern übersät war. Daneben erstreckte sich ein kleines Rasenstück, trotz der Jahreszeit beinahe saftig grün, ansonsten überall entlaubte Sträucher und ein paar leere Weinflaschen. Ein seltsames Gefühl beschlich sie – aber immerhin hatte sie von hier aus einen guten Ausblick auf die Umgebung und obwohl sich am Saum des Hügels die Zweige im Wind bewegten, war es hier oben vollkommen ruhig und windstill. Es hatte beinahe etwas Gespenstisches.

    Auf der anderen Seite des Berges stieg sie wieder hinunter, da sie von oben Häuser gesehen hatte, die ihr auf einmal ganz anheimelnd vorkamen. Jetzt hatte sie es ziemlich eilig, wollte über den Graben hinwegspringen, blieb dabei an Dornengestrüpp hängen. Zunächst versuchte sie sich behutsam zu befreien, als das nichts half, riss sie heftig an ihrer Windbluse - da sah sie einen hellen roten Farbtupfer durch dichte Zweige herüberleuchten.

    Der Stoff gab nach und der Zweig schnellte mit scharfem Geräusch zurück. Aufgeschreckt stoben zwei Raben davon, die sie vorher nicht bemerkt hatte.

    Jetzt war Rita wirklich bang ums Herz, aber ihre Neugierde war geweckt und sie ging direkt auf die Stelle zu. Das Gestrüpp erschwerte die Sicht, aber weder davon noch von dem sumpfigen Boden ließ sie sich abhalten. Ein kleiner Tümpel kam zum Vorschein. Dunkelsilbrig ruhte das Wasser zwischen Moor und Sträuchern, spärliche Sonnenstrahlen brachen durch dichtes Gezweig, abgebrochene Äste ragten über die Ränder des Pfuhls hinaus, wie Mikadostäbe, die längst miteinander verwachsen waren, da niemand sich getraut hatte, sie zu berühren.

    Das grelle Rot störte den beinah romantischen Anblick, sie konnte nicht genau erkennen, was es war, Abfall vermutlich ... nein, es entpuppte sich als schlichter Wollschal! Wer hatte denn den an einem solch unwegsamen Ort verloren? Ihre innere Stimme warnte sie, riet ihr weiterzugehen, aber sie hatte sich schon gebückt und zog an dem Schal, der irgendwo festzuhängen schien. Sie beugte sich noch weiter hinunter, bog die ineinander verhakten Äste auseinander und sah einen Menschen gekrümmt am Boden liegen, mit dem Gesicht nach unten, nur notdürftig mit Laub bedeckt.

    Am ganzen Körper erstarrt, war sie unfähig sich zu bewegen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie sollte den Fremden – sie glaubte einen Mann erkannt zu haben – untersuchen, nachsehen, ob er noch lebte, ob man ihm noch helfen konnte. Aber sie brachte es nicht fertig, ihn anzufassen. Sie wusste auch so, dass er tot war. Entsetzt machte sie ein paar Schritte rückwärts und stolperte über einen Grasbüschel.

    Jetzt setzte die Panik ein. Was tat man, wenn man eine Leiche fand? Weit und breit war kein Mensch zu sehen, und um nicht erreichbar zu sein, hatte sie ihr Handy in Berlin gelassen. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass der Mörder noch in der Nähe sein könnte. Aber wieso sollte der Tote denn umgebracht worden sein, vielleicht war er einfach nur unglücklich gestürzt, versuchte sie sich zu beruhigen. Doch ihr Gefühl sagte ihr, dass dem nicht so war, und woher sollte schließlich das Laub gekommen sein? Ach was, man ist schon ganz verblödet durch diese ständige Fernsehguckerei, dachte sie ärgerlich.

    Hektisch durchquerte sie den Graben, sank permanent im weichem Boden ein, dann stand sie endlich auf einer lehmgestampften Straße und von da an rannte sie nur noch – die Straße entlang, vorbei an einem Wohnhaus mit riesigem Garten – und kam schließlich zur Sahlenburger Chaussee. Hier herrschte reger Autoverkehr und Rita hätte es nie für möglich gehalten, dass sie sich über diesen Anblick einmal derart freuen würde. Gegenüber war ein Gasthaus – das aber geschlossen war – und eine Telefonzelle!

    Schon auf den letzten Metern kramte sie in ihrem Portemonnaie, holte eine Karte hervor, schob sie in den engen Schlitz und wurde per Display belehrt, dass sie ungültig sei. Das kann doch gar nicht sein, überlegte sie verstört, ich habe doch erst vor dem Urlaub eine neue gekauft. Sie nahm die Karte zurück und musste trotz ihrer Anspannung lächeln, sie hatte ihre Bank-Karte benutzt. Sie war so verwirrt, dass sie völlig vergessen hatte, dass man die ‚110‘ ja unentgeltlich anrufen konnte. Sie drückte die drei Tasten und war kurz darauf mit der zuständigen Polizeidienststelle verbunden.

    Es dauerte nur wenige Minuten bis ein Polizeiwagen in Sicht kam. Wie oft hörte man die Sirenen des Krankenwagens, der Feuerwehr, der Polizei, und immer war man erleichtert, wenn sie fremde Schicksale betrafen und man sich wieder dem eigenen Leben zuwenden konnte, ein klein wenig aufgeschreckt aus dem Alltag, der für dieses Mal bewahrt werden konnte, an dessen Zerbrechlichkeit man jedoch erinnert wurde. Heute war die Sirene nur für sie bestimmt und Rita überlegte, was wohl der verführerische Gesang der gleichnamigen mythischen Wesen mit der penetranten Polizeivariante zu tun haben könnte – wahrscheinlich das zerstörerische Potenzial.

    Der Wagen hielt neben der Telefonzelle und zwei Polizisten stiegen aus.

    „Sind Sie Frau Sieversen?"

    „Ja, Rita war erleichtert, die beiden Männer in der Nähe zu haben; sie fühlte sich tatsächlich sicherer, „gut, dass Sie so schnell kommen konnten.

    „Amelung mein Name, der Korpulentere von beiden reichte Rita kräftig die Hand, „und das ist mein Kollege Dressler.

    Dieser nickte unverbindlich.

    „Sie haben also eine Leiche gefunden?"

    „Ja, dort drüben – in einem Graben vor dem Hügel."

    „Haben Sie denn richtig hingeschaut, nicht, dass es vielleicht etwas anderes war ...?", wollte Dressler wissen.

    „Aber ja, Sie können mir schon vertrauen. In der Regel sehe ich keine Gespenster ..., reagierte sie gereizt. „Am besten zeige ich Ihnen die Stelle!

    „Bitte steigen Sie ein." Amelung, der mit galantem Schwung die Autotür öffnete, versuchte das ungehobelte Verhalten seines Kollegen wettzumachen.

    „Mit dem Wagen werden wir aber nicht ganz an die Stelle herankommen", gab Rita zu bedenken.

    „Wir fahren bis an den Rand der Felder. Da darf nicht jeder hin, und er zwinkerte Rita zu, „wir aber schon!

    Nach kurzer Fahrt konnten sie beinahe am Fuße des Hügels parken.

    „Wenn Sie nichts dagegen haben, hielt Rita die Polizisten noch einen Augenblick zurück, „würde ich gerne hier auf Sie warten. Ich muss das nicht noch mal sehen.

    „Aber natürlich, Amelung verstand sie gut. „Sie können sich gern ins Auto setzen, wir sind eh’ gleich wieder da.

    Die Polizisten verschwanden im Wald, sie hörte lediglich knackende Äste und leises Fluchen. Wehmütig betrachtete sie die umliegenden Felder und die Bäume vor sich – dieser Ort war wunderschön, sie bezweifelte aber, ob sie jemals wieder Lust haben würde, hier spazieren zu gehen.

    Sie schaute sich den Himmel an, der plötzlich dunkelblau-regnerisch aussah und den Eindruck erweckte, als senke er sich schwer der Erde entgegen und würde heute viel weniger Raum lassen für die schmale Bewegungszone, die gemeinhin den Menschen vorbehalten war. Beinahe hätte sie der Flügel einer Elster gestreift, erschreckt hatte er sie auf jeden Fall. Sie hielt Ausschau nach der zweiten, denn zumeist waren diese Vögel als Paar unterwegs ... dieses Mal offensichtlich nicht.

    Rita ging ein paar Schritte auf das Feld zu und sah etwas Glitzerndes am Boden liegen. Es war nur ein Stück Alufolie, aber daneben lag noch etwas ... eine Münze. Sie blies die Sandkrumen fort, befühlte die raue Oberfläche, konnte aber bei dem spärlichen Licht nichts Genaues feststellen. Die Münze musste sehr alt sein und sie beschloss, sie fürs erste zu behalten und sie vielleicht Robert zu zeigen, der ihr sicher etwas über ihre Herkunft sagen konnte. ‚Macht der Gewohnheit‘, dachte sie missmutig, ‚Robert ist nicht länger der wichtigste Mensch für mich!‘ Dennoch ließ sie die Münze schnell in ihre Jackentasche fallen, als Dressler zurückkam. Er nickte ihr beinahe mitfühlend zu, stapfte völlig verdreckt zum Auto und telefonierte.

    „Gleich wird hier die Hölle los sein, Frau Sieversen, er nahm Rita ein wenig zur Seite, „Sie haben Recht - das ist wirklich kein schöner Anblick.

    Seit er die Leiche gesehen hatte, waren seine Vorbehalte gegenüber der Urlauberin wie weggeblasen.

    „Können Sie für das Protokoll später zur Polizeiinspektion nach Cuxhaven kommen, so gegen vier Uhr?"

    Rita nickte: „Ist mir recht, vermeiden lässt es sich ja wohl nicht. Geben Sie mir die Adresse?"

    „Natürlich, ich muss noch Ihre Personalien aufnehmen, und dann kann ich Sie nach Hause fahren."

    Rita, die normalerweise jede Gelegenheit wahrnahm sich an der frischen Luft zu bewegen, war für heute doch die Lust am Spazierengehen vergangen, und sie nahm das Angebot des Polizisten dankbar an.

    *

    Von nun an war alles anders. Ihr Urlaub, bereits von Anfang an zweckentfremdet, da er von Rita hauptsächlich zur privaten Entscheidungsfindung bestimmt worden war, hatte jetzt eine noch deutlichere Wendung genommen – weg von der Erholung, hin zu den lästigen Erfordernissen einer Ausnahmesituation.

    Sie saß im Polizeipräsidium, ihr gegenüber hinter seinem Schreibtisch ordnete Kommissar Frank einige Papiere, während er Fragen stellte. In Erwartung ihrer Antwort lehnte er sich in seinem Bürostuhl zurück, stützte sich mit drei Fingern der rechten Hand am Schreibtisch ab und trommelte mit dem Zeigefinger leicht auf die Tischplatte. Dabei spürte er unter sich das Eichenholz und war insgeheim zufrieden, dass er darauf bestanden hatte, die alten Büromöbel zu behalten, als hier überall die klinisch weißen Plastikteile eingeführt wurden.

    „Was wollten Sie denn in dieser Gegend?"

    „Ach, Herr Frank", Rita vermied die Anrede ‚Kommissar‘, da sie noch immer bestrebt war, der Situation einen Hauch von Normalität zu verleihen.

    „... das hab’ ich Ihnen doch schon erklärt. Ich habe Urlaub und da tut man eben manchmal Dinge, die nicht unbedingt logisch sind. Ich wollte mir einfach diesen Hügel ansehen, der mir von Weitem so gut gefallen hatte."

    „Und weshalb haben Sie sich um den Schal gekümmert?"

    Hier musste sie nun doch lächeln, er wollte sie gar zu gerne verstehen, war auch durchaus sympathisch bei dieser Bemühung, aber es fehlte ihm einfach der Sinn für Überflüssiges.

    „Weil das Rot nicht in die Landschaft passte."

    „Auch hier auf meinen Schreibtisch gehören einige Dinge überhaupt nicht hin, wobei er mit dem Kopf auf eine Keksdose wies, die tatsächlich ziemlich verloren zwischen Akten und Briefen stand, „würden Sie die auch gerne wegräumen?

    „Das ist Ihr Schreibtisch, das müssen Sie schon selbst erledigen. Wissen Sie, Herr Frank, mit diesem Schal, der ja zuerst nur ein roter Farbklecks war, das war ... nun sagen wir einmal ... weibliche Neugier."

    Damit schien er etwas anfangen zu können, offensichtlich war er in seinem Leben damit schon öfter konfrontiert worden. Denn ein wehmütiges Lächeln stahl sich auf sein schmales Gesicht, dem nun etwas Melancholisch-Schwärmerisches anhaftete, das sich aber sogleich wieder zur erprobten Korrektheit zurückverwandelte. Schade, dachte Rita, die ihn auf knapp Vierzig schätzte, eben hatte er noch so etwas Jungenhaftes.

    „Darf ich Ihnen jetzt auch einmal eine Frage stellen?"

    „Selbstverständlich."

    „Haben Sie den Toten bereits identifiziert?"

    „Allerdings. Jan Peters, ein einflussreicher Industrieller aus der Gegend."

    „Wie lange war er schon tot, als ich ihn gefunden habe?" Rita steckte die Angst noch in den Gliedern bei dem Gedanken, dass der Mord tatsächlich unmittelbar vorher stattgefunden haben könnte.

    „Das wissen wir noch nicht genau, die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, aber schätzungsweise seit den frühen Morgenstunden."

    „Und es war ... Mord?"

    „Eindeutig. Er wurde erschlagen. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die Tat sogar vor Ort stattfand."

    „Haben Sie einen Verdacht ... warum er umgebracht wurde?"

    „Bis jetzt noch nicht."

    Er überlegte, ob er noch etwas hinzufügen sollte, entschied sich aber dagegen, dabei betrachtete er seine Besucherin eingehend.

    Die halblangen Haare fielen ihr in lockigen Strähnen immer wieder ins Gesicht, was von Frau Sieversen sofort mit einer raschen Handbewegung korrigiert wurde, wobei sie fast entschuldigend ihr Gegenüber anschaute und ihre blau-grauen Augen eine so unbefangene Freude darüber zeigten, den Blick wieder offen anderen Dingen zuwenden zu können, dass man sich fast versucht fühlte ... sie zum Essen einzuladen. Kommissar Frank wunderte sich sehr über sich.

    „Sieversen, betonte er nachdenklich, „den Namen gibt es hier in der Gegend häufiger. Hat das etwas zu bedeuten?

    „Nein, ich lebe in Berlin. Aber meine Großeltern sind in der Nähe von Kiel geboren."

    „Das erklärt manches ..." Jetzt fiel ihm wirklich nichts mehr ein, womit er Frau Sieversen noch ein Weilchen hier behalten konnte.

    „Nun gut, er stand auf und reichte ihr die Hand, „Sie bleiben noch in Cuxhaven, falls wir weitere Fragen haben ...?

    Sein Händedruck hatte etwas Verlässliches, was auch seine Augen ausstrahlten. Braun wie das Haar, das an den Schläfen schon leicht ergraut war.

    „Aber sicher. Die Adresse haben Sie ja", auch Rita erhob sich zögernd.

    Für heute hatte Kommissar Frank innerlich mit seiner Besucherin abgeschlossen, deshalb war er nicht offen für eine erneute Wendung: „Leider habe ich keine Zeit mehr, Frau Peters wartet draußen."

    „Frau Peters?" Sie zuckte zusammen bei der Vorstellung, dass eine Frau von einer auf die andere Sekunde ihren Mann verloren hatte.

    „Sie ist die Schwester des Toten", setzte er hinzu, als habe er ihren Gedanken erraten.

    Als Rita auf den Flur hinaustrat, erhob sich eine hoch gewachsene, blonde Frau von der Bank und ging wortlos an ihr vorbei. Sie strahlte eine solche Kälte aus, dass Rita froh war, als Frau Peters die Tür hinter sich geschlossen hatte.

    „Haben Sie Feuer?"

    Auf der Bank saß noch eine andere Frau, die sich nun gänzlich zu ihr umdrehte und mit leicht spöttischem Unterton ihre Frage wiederholte.

    Wie konnte man nur mit ernster Miene lächeln; Rita war fasziniert von der widersprüchlichen Botschaft, die die Gesichtszüge der Fremden signalisierten.

    „Da muss ich nachschauen", sie kramte in der vorderen Tasche ihres Rucksacks und förderte ein zebragestreiftes Feuerzeug zu Tage.

    „Bitte", sie beugte sich ein wenig zu der Frau hinunter – die es nicht nötig gefunden hatte, aufzustehen - aber nur so weit, dass auch diese ihr entgegenkommen musste. Das wäre ja gelacht, sie will schließlich etwas von mir.

    Mit leisem Zischen glimmte die Zigarette auf. Rita sah in zwei freundliche, dunkle Augen, die ernst ihren Blick erwiderten.

    Ihre Finger zitterten ja, das kurze Aufbegehren gegenüber der offensichtlichen Unhöflichkeit war vergessen, die zurückgehaltene Traurigkeit rührte sie. Sie suchte nach Worten, doch ihr Gegenüber bedankte sich knapp und drehte sich abrupt zur anderen Seite um. Verunsichert murmelte Rita „Alles Gute" und verließ so schnell wie möglich das Gebäude.

    *

    Frau Peters vermittelte Frank das Gefühl, als sei das Leben viel zu kurz, um sich irgendwo niederzulassen, wenn man dort nicht auch bleiben wollte. Nervös und in aufrechter Haltung durchschritt sie mehrmals sein Büro und er hatte es aufgegeben, ihr einen Platz anzubieten.

    „Sie sagten, Ihr Bruder habe Drohbriefe erhalten. Wann war das?"

    „Nicht erst seit gestern, ihre Stimme klang ungeduldig und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie dieses Frage-und-Antwort-Spiel als Zeitvergeudung empfand, „soweit ich das mitbekommen habe, ging das schon jahrelang so. Nicht immer hat er mir die Briefe gezeigt, aber sie betrafen letztlich ja uns beide – wenn es um die Firmenleitung ging. Die Vorwürfe bezogen sich auf die Produktionsverfahren bei ‚Globus‘, der Verwendung bestimmter Bausubstanzen bei der Werft - das waren die Umweltschützer. Dann wurde er vor zwei Jahren vom Ehemann seiner damaligen Geliebten mit Briefen bombardiert, das hörte auf, als die Liaison beendet war.

    Völlig emotionslos fuhr sie mit ihrem Bericht fort: „Vor etwa drei Monaten steigerte sich das Ganze, da lag plötzlich eine tote Möwe vor unserer Tür. Der Schnabel und das Gefieder waren ölverschmiert – es sah grässlich aus. Das hat Jan wirklich erschreckt – er meinte, das sei eine ernst zu nehmende Warnung."

    „Gab es einen Begleitbrief oder erklärte sich hinterher jemand dafür verantwortlich?"

    „Nein, nicht dass ich wüsste. Aber Jan hat sich daraufhin zum ersten Mal mit den Umweltschutzorganisationen getroffen."

    „Wie waren die Briefe unterschrieben, haben sich bestimmte Namen wiederholt?"

    „Offizielle Beschwerden kamen vom Nationalpark-Zentrum, der MARPOL, von der NABU, dem Bauernverband, die etwas abenteuerlicheren vom ‚Rat der Auguren‘, ‚Rinaldo Rinaldini‘, dem ‚Grünen Wasserberg‘ ..."

    „Sind das richtige Gruppierungen?"

    „Was heißt denn für Sie ‚richtig‘? Wenn sie eine Satzung haben?, meinte sie schnippisch, lenkte dann aber ein, „ich denke, das sind Phantasienamen, weil man die eigenen nicht nennen will.

    „Haben Sie die Briefe noch?"

    „Ich glaube kaum, dass Jan so etwas aufgehoben hat. Sollte ich noch einen finden, können Sie ihn gerne haben."

    „Jan Peters scheint in dieser Gegend der bestgehasste Mann gewesen zu sein und gleichzeitig der beliebteste", rekapitulierte Frank, der die Liste von Peters Verdiensten um Stadt, Land und Kultur eingehend studiert hatte. Auch waren ihm seine Telefonate mit dem Bürgermeister und einem Bremerhavener Stadtverordneten noch allzu deutlich im Ohr, die ihm dringend ans Herz legten, diskret vorzugehen und Peters posthum allerhöchstens die weiße Weste, aber keinesfalls bis auf die nackte Haut auszuziehen.

    „Wie war denn Ihr Verhältnis zu Ihrem Bruder?", schwenkte er um.

    „Wir haben uns toleriert, waren mit Sicherheit nicht immer einer Meinung, aber gravierende Probleme gab es nicht, hätten wir sonst zusammen gewohnt?"

    Kommissar Frank hatte im Laufe mannigfacher Dienstjahre eine eigene Theorie entwickelt, die er allerdings für sich behielt, da er sie gar nicht hätte erklären können: Es hatte sich gezeigt, dass ein Großteil der Leute beim Verhör – ganz gleich, ob sie aufgeregt, aalglatt, bescheiden oder arrogant waren – immer kurz zur Decke schauten, bevor sie logen. Es gab dafür keine logische Erklärung, wenn man nicht soweit gehen wollte, einen alles beobachtenden Gott dort oben anzusiedeln, den es galt mit einem Blick milde zu stimmen.

    Auf jeden Fall hatte Frau Peters zur Decke gesehen, bevor sie von der Geschwisterliebe sprach.

    „Wer hatte denn das Sagen bei ‚Globus‘, war das genau geregelt?"

    „Natürlich gibt es Verträge, entledigte sie sich des Unangenehmen, als wäre es naturgegeben und bereits Jahrhunderte lang mit Gleichmut akzeptiert, „Jan hielt die Mehrheit, ich dreißig Prozent.

    „Und wie sieht das jetzt aus?"

    „Ich habe die alleinige Entscheidungsgewalt", der Vorgeschmack der Macht wollte sich schon genüsslich ihren Gesichtszügen mitteilen, wurde aber von Frau Peters rechtzeitig abgeblockt, worauf sie sich dann doch hinsetzen musste.

    „Aha, auch Frank verbarg seinen Triumph, „haben Sie vor, grundlegende Änderungen in der Geschäftsführung vorzunehmen?

    „Ich bitte Sie, das weiß ich doch jetzt noch nicht."

    „Frau Peters, leider muss ich Sie das fragen, wo waren Sie heute früh?"

    „Das habe ich doch schon Ihrem Kollegen gesagt."

    „Dann macht es Ihnen bestimmt nichts aus, es noch einmal zu wiederholen."

    „Ich habe so bis 7.00 Uhr geschlafen und war dann

    joggen."

    „Gibt es Zeugen dafür?"

    „Meinen Bruder", selbst Frau Peters fand ihren Scherz deplatziert, räusperte sich verlegen, „ich meine natürlich

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