Lupus Amoris - Überleben: Fantasy-Romance
Von Dana Müller und Jennifer Müller
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Über dieses E-Book
Werden Linus und Soraja einen Weg finden, den Fluch zu bannen?
Welches Ziel verfolgt Farid tatsächlich?
Dieses Buch ist der zweite Band einer Trilogie.
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Buchvorschau
Lupus Amoris - Überleben - Dana Müller
Band 2 Überleben
Seit über zwei Jahrhunderten tragen Linus und Soraja den Fluch, mit dem Farids Mutter die Liebenden einst belegte. Das Amulett der Wölfe schenkt ihnen zwar sechs Tage im Monat ihre wirkliche Gestalt, aber es ist nicht genug.
Eines Tages erzählt Farid von seiner Begegnung mit Anna. Er war auf seiner Reise durch Europa auf das Mädchen getroffen und hatte sofort ihre Begabung erkannt. Sie hat einen Weg gefunden, sich aus eigenem Antrieb zu verwandeln.
Farid hofft, Linus und Soraja helfen zu können, und lädt die beiden nach Ungarn ein, um Anna zu treffen.
Doch Linus traut Farid nicht.
Kapitel 1
Sorgfältig drückte Linus den Zapfhahn hinunter, bis der weiße Schaum den Rand des Glases überragte. Dabei beobachtete er sein müdes Gesicht in dem Chrom der Zapfsäule. Obwohl ihm die Zeit nicht viel anhaben konnte, sah er die vergangenen zweihundertzwanzig Sommer und Winter in seinen Augen. Augen sind die Spiegel der Seele, sagt man. Und genau diese alte Seele blickte aus der Spiegelung zurück. Das letzte Bier für heute, dann endlich würde er nach gefühlten hundert Stunden in seinen wohlverdienten Feierabend gehen. Die Arbeit hinter dem Tresen war anstrengend, aber sie würde für ein Leben sorgen, das sich Linus nun so lange schon gewünscht hatte.
Mit einem Wolf in der Stadt zu leben war schwer. Es gab Menschen, die ihnen grundlos die Polizei oder den Hundefänger auf den Hals hetzten. Eigentlich hatte sich die Einstellung der meisten Menschen in den vergangenen zwei Jahrhunderten nicht sonderlich verändert. Sie hatten immer noch Angst vor Wölfen. Nicht alle, aber der Großteil jener, denen sie begegnet waren, hatten sie zum Teufel gewünscht.
Dennoch waren ihre Wahlmöglichkeiten immer begrenzt gewesen. Die ersten fünfzig Jahre waren Linus und Soraja durch die Wälder gezogen, hatten Kanada und die USA durchstreift, sie hatten wie Streuner gelebt, Kriegszeiten erlebt, und sich immer irgendwie im Hintergrund gehalten. Jedes Gemetzel hatte leer stehende Häuser zur Folge gehabt, die sie einige Zeit bewohnten, und schließlich wieder freigaben, als ihr Geheimnis entdeckt zu werden drohte. Es spielte keine Rolle, wo sie lebten, solange sie einander hatten. Doch den Dorn in seinem Fleisch hatte Linus all die Jahre über mit sich getragen. Seinen verwirrenden Feind wurde er einfach nicht los. Farid hatte an ihnen geklebt, wie eine Klette, war immer wieder auf Streifzug gegangen, um sie mit dem Nötigsten zu versorgen, und war einige Zeit nach Europa verschwunden. Die allerbeste Zeit ihres Lebens, wie Linus fand. Doch einige Jahre später war er wieder aufgetaucht und hatte Geschenke mitgebracht. Woher die Dinge stammten, die er ihnen brachte, hatten sie nie hinterfragt, weil Soraja dies nicht wollte. Sie war froh, jemanden zu haben, der sich um ihrer beider Wohl sorgte. Und genau das war der springende Punkt. Linus hätte derjenige sein müssen, der Soraja versorgte und ihr das Leben einer Prinzessin ermöglichte. Er hätte es sein sollen, der ihr jeden Stern von Himmelszelt holte, nicht dieser schmierige Farid. Wobei Linus noch immer nicht verstehen konnte, warum Farid ihnen half. Ihm war der Tag, an dem Farids Mutter Linus und seine Soraja mit dem Fluch belegt hatte, wie ein Brandzeichen in seinem Gedächtnis verewigt.
Linus hatte es ein für alle Mal satt. Im Gegensatz zu Soraja sah er in Farid nichts anderes, als den Menschen, der die Schuld an dem Fluch auf seinen Schultern trug, und nun versuchte, sein Gewissen zu erleichtern. Diese Genugtuung hatte Farid nun lange genug genossen, wie Linus fand. Es wurde Zeit, sich vom ewigen Begleiter zu lösen. Aber um seinen Plan in die Tat umzusetzen, musste er alleine für Soraja sorgen können. Das hatte Farid immer zu verhindern gewusst. Er beschaffte das nötige Geld und bestand darauf, dass Linus nicht von Sorajas Seite wich.
Linus stellte das Bier vor dem Gast auf der Theke ab und entledigte sich seiner Schürze. Seine Ablöse war bereits eingetroffen und kümmerte sich um die nächste Bestellung. Wie im Taubenschlag trafen die Leute ein. Kaum war die Sonne untergegangen, füllte sich die Bar. Linus hasste die Nachtschichten und war froh darüber, dass seine Kollegen diese gerne übernahmen. Immerhin waren die Trinkgelder besser, je voller der Gast war, und nachts waren sie alle voll. In der Umkleidekabine betrachtete Linus sein Spiegelbild. »Und dennoch bist du alt geworden«, bemerkte er. Die Jahre, die ihn seine beiden Verwandlungen gekostet hatten, waren in seinem Gesicht verewigt. Er hatte das Aussehen eines Zwanzigjährigen. Für einen alten Greis nicht übel. Und dennoch schmerzten ihn die vier Jahre, um die er gealtert schien, er wollte sie nicht sehen. Denn darin lag die Selbstlosigkeit seiner Liebsten, die den Freitod gewählt hatte, nur um Linus vor einem Existieren in Wolfsgestalt zu bewahren.
Er nahm seine Jacke vom Kleiderhaken und schob den Arm hinein.
»Schönen Feierabend«, ertönte eine helle Stimme.
»Josi, stimmt`s?«, fragte Linus. Er konnte sich Namen noch nie richtig merken, schon gar nicht die von Menschen, die ihn nicht die Bohne interessierten. Aber die junge Frau war nun mal eine Kollegin. Sie kellnerte im Sheridans, trug die Getränke aus, die Linus einschenkte. Aber so genau hatte er sich die Dame nie angesehen.
»Schön, dass du es dir gemerkt hast. Wann hast du wieder Schicht?«, wollte die Brünette wissen.
Während er auch den anderen Arm in seiner Jacke verschwinden ließ und den Kragen hochklappte, antwortete er: »Morgen Mittag.«
Josi entledigte sich ihres roten Stoffmantels und reckte sich auffällig lasziv zum Kleiderhaken. »Schade, ich hab die Woche nur Nachtschichten.«
Eigentlich wollte Linus das gar nicht wissen. Ihn interessierte die Frau herzlich wenig.
»Ich muss ...«, sagte er knapp und deutete zur Tür.
»Verstehe, wirst wohl erwartet«, meinte Josi und biss sich auf die Unterlippe.
»Genau. Also, man sieht sich«, bemerkte Linus und machte, dass er davonkam. Es gefiel ihm nicht, wenn Frauen sich derart entblößten. Außerdem wollte er mit solchen Weibern nichts zu tun haben. Hätte Soraja die Situation mitbekommen, dann hätte sie mit allergrößter Sicherheit ihre Eifersucht nicht kontrollieren können. Wahrscheinlich, so dachte Linus, wäre sie Josi an die Gurgel gegangen.
»Was nicht ist, das kann ja noch werden«, schickte ihm Soraja ihren Gedanken.
Erschrocken hielt er Ausschau nach dem beigefarbenen Fell seiner Wölfin.
Sein Blick schweifte durch die Dämmerung und blieb unter einer alten Laterne hängen, deren gelbes Licht eine Parkbank beleuchtete. Aber ihn interessierte nicht die rote Bank, sondern vielmehr das golden schimmernde Fell, das neben ihr hervorblitzte. »Wie war dein Tag, Liebster?«, fragte Soraja, während sie sich an sein Bein schmiegte.
Erschrocken fuhr er zusammen. »Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wenn dich jemand sieht!«
»Keine Sorge, ich bin durch den Tunnel gelaufen. Ganz in der Nähe ist ein Zugang, den wir noch nicht kannten.«
»Aber hier ist alles offen. Schau dich um, überall Leute!«
»Linus, hör auf zu jammern. Ich hatte Sehnsucht nach dir. Es ist nicht leicht, den ganzen Tag darauf zu warten, dass du wiederkommst, und sich immer der Sorge bewusst zu sein, jemand könnte unser Geheimnis entdecken«, räumte sie ein.
»Trotzdem. Es ist nicht sicher. Ich will nicht, dass du hier draußen rumläufst. Nicht ohne mich«, erwiderte er schroffer als gewollt.
»Und ich dachte, du hättest mich mindestens genauso vermisst. Scheinst dich ja prächtig amüsiert zu haben, so ganz alleine.«
Linus hielt einen Moment inne. War das etwa ein Hauch der besagten Eifersucht, der da aus seiner Liebsten sprach? Er konnte sie ja verstehen. Es musste schrecklich sein, der Ungewissheit zu erliegen, dennoch musste er sie alleine lassen. Zumindest war sie in ihrem Zuhause sicherer als hier draußen. Aber er hasste es, sie unglücklich zu sehen, und lenkte ein.
»Es tut mir leid. Aber du musst verstehen, dass ich Angst um dich habe. Und du musst verstehen, dass ich das tun muss. Was bin ich für ein Mann, der nicht einmal für seine Liebe sorgen kann. Soraja«, sagte er und ging vor ihr auf die Knie. »Lass mich beweisen, dass ich deiner würdig bin.«
»Du musst mir nichts beweisen und schon gar nicht deine Würdigkeit«, erwiderte sie leicht beleidigt, und hob die Nase in die Höhe.
»Dann lass es mich mir selbst beweisen. Bitte, mein Herz.«
Einen Moment stand sie einfach nur da, wie erstarrt, und schaute ihn an.
»Vergessen wir das«, dachte sie schließlich. »Fangen wir noch mal an. Wie war dein Tag?« Dabei entspannte sie sich und blickte ihn aus liebevollen Augen an.
Linus liebte sie für ihre unkomplizierte Art. Dennoch glaubte er, dass ihr die Situation mehr zusetzte, als sie es zugeben wollte. Aber jetzt in diesem Moment, und mitten unter Menschen wollte er keine Diskussion mit einer Wölfin führen. Wenn sie jemand entdecken würde, dann konnte das hässliche Konsequenzen haben. Also atmete er tief durch, platzierte einen Kuss auf ihrer Stirn und beantwortete ihre Frage.
»Frag lieber nicht. Ich hasse Alkohol, und nun habe ich tagtäglich damit zu tun.« Seine Finger vergruben sich in ihrem Fell und er kraulte seine Wölfin hinter den Ohren, dann am Hinterkopf und schließlich hob sie ihren Kopf, und er streichelte ihre Kehle.
»Wenn ich ehrlich bin, war es nicht nur meine Sehnsucht nach dir, die mich hierher geführt hat. Farid hat mir aufgetragen, dich sofort zu holen. Er hat einige Gaben mitgebracht und eine Überraschung für uns«, dachte die Fähe, während sie ihre Streicheleinheiten genoss.
»Eine Überraschung? Von Farid? Ich kann auf seine Überraschungen gut verzichten. Ich hasse seine Überraschungen.«
»Ich habe keine Ahnung, worum es geht. Er wollte es mir nicht sagen«, erklärte Soraja. »Er meinte nur, wir dürften keine Zeit verlieren.«
Und wieder drängte sich Farid in den Vordergrund, was seine Wut schürte. Aber er gab sich die größte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Es war kein Leichtes, seine Gedanken und Gefühle vor Soraja zu verbergen. Trotzdem hatte er in den letzten Jahrhunderten daran gearbeitet, nur das preiszugeben, was sie auch wissen durfte. Das tat er nicht, um sie zu hintergehen, sondern um sich ein bisschen Privatsphäre zu gönnen.
Gemeinsam streiften sie durch die aufkeimende Nacht, die sich immer mehr Raum verschaffte. Eigentlich liebte Linus die Nacht. In der Dunkelheit konnten sie sich nahezu frei bewegen. Die Normalen, wie Linus jene nannte, die frei von Flüchen ihr Leben bestritten, schliefen meist tief und fest und überließen die Welt unwissentlich den Verfluchten. Die Nacht gehörte jenen, die vom Schicksal nicht so reich beschenkt worden waren. Aber seit einigen Jahrzehnten schienen die Menschen auf Schlaf verzichten zu können. Es erschien ihm, als erwachte die Stadt erst mit dem Sonnenuntergang. Das Amulett der Wölfe befand sich glücklicherweise noch immer in ihrem Besitz. Genau sechs Tage im Monat verhalf es ihnen zu ihrer wahren Gestalt. Das war nicht viel, aber sie hatten gelernt, diese kurze Zeit wertzuschätzen. Die restliche Zeit sollte Soraja im Haus bleiben, um nicht aufzufallen, aber sie hatte meist einen eigenen Kopf, der sämtliche Pläne untergrub.
Es war ja nicht so, dass sie in den vergangenen zweihundert Jahren nicht bereits versucht hätten, sich einzufügen. Es waren kleine Dörfer und winzige Städte, in denen sie Zuflucht gesucht hatten. Doch geblieben sind sie nie lange an einem Ort. Immer wieder war es zu Problemen gekommen, weil ein Wolf einfach nicht zu den Menschen passte. Immer, wenn es zu Übergriffen durch Wölfe kam, wurden sie davongejagt, warum sollte es dieses Mal anders sein? Dabei ist die Stadt für einen Menschen ein ideales Versteck. So unauffällig, wie eine Erbse in der Erbsensuppe schwimmt er mit der Masse mit. Aber der Pelz sabotierte einfach alles. Einmal wären sie beinahe gelyncht worden. Nein, Soraja fand den Gedanken an ein Leben in der Stadt nicht sonderlich erfreulich, dennoch schwieg sie. Ihr war der Seelenfrieden ihres Liebsten wichtiger als ihre Bedenken.
Sie blickte zu dem Abendhimmel hinauf. Das Purpur war dem dunklen Blau gewichen, das einige Sterne freilegte und trotzdem dachte sie voller Wehmut an den Himmel, wie sie ihn kannte.
»Mir fehlt der Sternenteppich«, meinte sie in einem traurigen Ton, der Linus aufhorchen ließ.
»Er ist genau da, wo er immer ist. Es ist nur das Licht der Stadt, das sein Funkeln verschluckt. Dir fehlt der Wald, oder? Vielleicht sollten wir die Sache mit der Stadt vergessen«, erwiderte Linus mit einem Seufzen.
»Nein Linus! Wir haben jetzt ein Zuhause. Die Sterne waren nun so lange unser Dach, es wird Zeit, neue Wege zu gehen«, antwortete die Fähe in Gedanken.
Linus blickte sich um, er
