Krieg in Nahost ++ US-Bürger und Briten sollen Libanon verlassen ++
Die USA und Großbritannien haben ihre Bürger im Libanon dazu aufgerufen, das Land so rasch wie möglich zu verlassen. Bei Angriffen und Kämpfen im Westjordanland sollen neun Palästinenser getötet worden sein. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.
- Revolutionsgarden: Hanija wurde durch "Kurzstreckengeschoss" getötet
- Libanon: Ein Toter nach israelischem Angriff
- Iranischer Kommandeur droht Israel mit breitem Gegenschlag
- Tötung Hanijas: Mossad erhielt laut Bericht Unterstützung von zwei iranischen Agenten
- Israel tötet offenbar Hamas-Kommandeur im Westjordanland
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Westjordanland: Proteste gegen Haftbedingungen von Palästinensern
Im Westjordanland sind Hunderte Menschen gegen die Haftbedingungen von Palästinensern in israelischen Gefängnissen auf die Straße gegangen. Bei Demonstrationen in Ramallah und Nablus hielten Angehörige Bilder von Häftlingen in die Höhe und schwenkten Palästinenserflaggen. In Ramallah riefen die Protestierenden die Parole "Auch wenn sich die ganze Welt unterwirft, werden wir Israel nie anerkennen". Am Mittwoch hatte das Büro des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) einen Bericht veröffentlicht, in dem es Israel Folter gegen eine Reihe von Häftlingen vorwirft.
Lage in Israel: "Die Menschen vertrauen dem Zivilschutz"
Air France verlängert Aussetzung der Beirut-Flüge
Die Fluggesellschaft Air France und ihre Tochtergesellschaft Transavia wollen ihre Flüge zwischen Paris und Beirut angesichts der zunehmenden regionalen Spannungen nun bis mindestens 6. August aussetzen. Damit verlängern sie eine zuvor genannte Frist bis zum 3. August. "Angesichts der Sicherheitslage (...) verlängert die Fluggesellschaft die Aussetzung ihrer Flüge zwischen Paris und Beirut bis einschließlich 6. August", teilte Air France mit. Die Wiederaufnahme des Flugbetriebs werde von einer neuen Bewertung der Situation vor Ort abhängen.
Tausende Marokkaner demonstrieren gegen Israel
Tausende Marokkaner haben bei einer propalästinensischen Kundgebung gegen die Normalisierung der Beziehungen zu Israel protestiert. Die Menschen zogen mit palästinensischen Flaggen und Porträts des getöteten Politbüro-Chefs der radikal-islamistischen Hamas, Ismail Hanija, vor das Parlament in Rabat. "Das Volk verlangt das Ende der Normalisierung", skandierte die Menge laut der Nachrichtenagentur AFP.
Ägypten: Verhandlungen über Waffenruhe gehen weiter
Die Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen gehen nach ägyptischen Angaben weiter. Eine israelische Delegation um Mossad-Chef David Barnea sei in Kairo eingetroffen, teilte ein ägyptischer Regierungsvertreter mit. Zu der Gruppe gehöre auch Ronen Bar, Chef des Inlandsgeheimdiensts Schin Bet. Die Delegation aus Israel werde mit Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel zu Gesprächen zusammentreffen, die sich primär um den sogenannten Philadelphi-Korridor drehen würden.
Zu den Differenzen bei den Verhandlungen gehört die Forderung der Hamas nach einem sofortigen Rückzug israelischer Truppen aus dem fast 14 Kilometer langen Landstreifen, der auf der Gaza-Seite der Grenze zu Ägypten verläuft. Bis Mai hatte noch Ägypten die volle Kontrolle über die Philadelphi-Passage inne, dann nahm die israelische Armee die strategisch wichtige Pufferzone ein.
Aus Israel lag zunächst keine Bestätigung der Ankunft der Delegation vor. Am Freitagabend hatte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu aber erklärt, dass er die Unterhändler angewiesen habe, am Samstag oder am Sonntag nach Kairo aufzubrechen.
Hamas meldet zehn Tote in Gaza-Stadt
Nach Angaben der militant-islamistischen Hamas sind bei einem israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in Gaza-Stadt mindestens zehn Menschen getötet worden. In der Schule im Scheich-Radvan-Viertel hätten sich Vertriebene aufgehalten, so das Medienbüro der Miliz. Das israelische Militär hingegen teilte mit, die Schule sei von der Hamas als Kommandozentrale genutzt worden, um Kämpfer zu verstecken und Waffen herzustellen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
US-Bürger und Briten sollen Libanon verlassen
Die USA und Großbritannien haben ihre Staatsbürger im Libanon aufgefordert, das Land wegen der angespannten Sicherheitslage so rasch wie möglich zu verlassen. Wegen der erwarteten Eskalation zwischen Israel und der Schiiten-Miliz Hisbollah sollten US-Bürger "jedes verfügbar Flugticket" nehmen, um den Libanon zu verlassen, erklärte die US-Botschaft in Beirut. Trotz der Aussetzung und Streichung von Flügen nach Beirut stünden "weiterhin kommerzielle Transportmöglichkeiten zur Verfügung, um den Libanon zu verlassen".
Der britische Außenminister David Lammy erklärte, die Lage könne sich "rasch verschlechtern". Seine Botschaft an britische Staatsangehörige im Libanon sei klar: "Reisen Sie jetzt ab."
Einschätzung zur Gefahr einer weiteren Eskalation
Tote bei Angriffen im Westjordanland
Bei einem israelischen Luftangriff und Kämpfen in Tulkarem im israelisch besetzten Westjordanland sind nach Angaben beider Seiten insgesamt neun Palästinenser getötet worden. Unter den Opfern eines ersten Drohnenangriffs habe sich ein örtlicher Kommandeur der Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der militant-islamistischen Hamas, befunden. Die weiteren vier Leichen konnten zunächst nicht identifiziert werden. Berichten zufolge handelte es sich bei den Getöteten gleichfalls um Militante aus den Reihen der Kassam-Brigaden sowie des Palästinensischen Islamischen Dschihad, der mit der Hamas verbündet ist.
Das israelische Militär teilte mit, dass es ein Fahrzeug beschossen habe. Ziel des Angriffs sei eine "Terrorzelle" gewesen, die im Gebiet um Tulkarem aktiv war. Wenig später kehrte das Militär eigenen Angaben zufolge dorthin zurück. Als es unter Beschuss geriet, habe ein Angriff der Luftwaffe vier Militante getötet. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa bestätigte den Tod von vier Palästinensern bei diesem Zusammenstoß.
Revolutionsgarden: Hanija wurde durch "Kurzstreckengeschoss" getötet
Der Auslandschef der militant-islamistischen Hamas, Ismail Hanija, ist nach Angaben der iranischen Revolutionsgarden in Teheran durch ein "Kurzstreckengeschoss" getötet worden. Dieses sei Untersuchungen zufolge "mit einem Sprengkopf von etwa sieben Kilogramm von außerhalb der Gästeunterkunft abgefeuert" worden, hieß es in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur Irna veröffentlichten Erklärung. Dadurch sei eine "starke Explosion" verursacht worden. Die Ausführungen darin lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Der Iran macht Israel für die Tötung Hanijas verantwortlich, Israel hingegen hat sich nicht dazu geäußert.
Zuvor hatte der Iran alle Spekulationen über die Methode des Anschlags zurückgewiesen. US-Medien hatten berichtet, dass Hanija durch eine Bombe getötet worden sei. Der Sprengsatz soll demnach bereits einige Zeit vor Hanijas Reise nach Teheran in dem Gästehaus platziert worden sein. Auch Berichte über die Verhaftung von iranischen Sicherheitskräften wegen angeblicher Zusammenarbeit mit dem israelischen Geheimdienst und Beteiligung an dem Anschlag wurden bislang von offizieller Seite nicht bestätigt.
Israelische Gaza-Verhandler laut Bericht in Kairo eingetroffen
Eine israelische Delegation ist einem Medienbericht zufolge zu indirekten Gaza-Verhandlungen in Kairo eingetroffen. Darunter sollen die Chefs der Geheimdienste Mossad (Ausland), David Barnea, und Schin Bet (Inland), Ronen Bar, sein, schrieb der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid im Online-Nachrichtenportal "walla.co.il".
Bei den indirekten Verhandlungen mit der militant-islamistischen Hamasvermitteln Ägypten, Katar und die USA. Die neue Gesprächsrunde steht unter keinem guten Stern. Die tödlichen Anschläge auf den Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und auf den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut haben die Lage verschärft. Mit Hanija wurde außerdem einer der Hauptverhandler der militant-islamistischen Organisation getötet - mit ungewissen Folgen für den Fortgang der ohnehin schwierigen Gespräche, die sich seit Monaten nicht voran kommen.
Libanon: Ein Toter nach israelischem Angriff
Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon ist nach libanesischen Angaben ein Mensch getötet worden. Die Nachrichtenagentur NNA berichtete unter Berufung auf das Gesundheitsministerium, dass bei dem Angriff auf ein Auto nahe dem Ort Basurieh zudem zwei Personen verletzt wurden.
Das israelische Militär teilte mit, dass es einen Hisbollah-Kämpfer "ausgeschaltet" habe. Der Mann habe bei der Planung und Ausführung von Angriffen auf Israel eine wichtige Rolle gespielt.
Auch die Schiiten-Miliz bestätigte seinen Tod, machte aber keine Angaben zu seinem Rang und seiner Funktion. Am Morgen reklamierte die Hisbollah einen Angriff auf Nordisrael für sich.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Iranischer Kommandeur droht Israel mit breitem Gegenschlag
Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) droht Israel mit einem breiten Gegenschlag verbündeter Milizen in der Region. "Das kriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen", sagte General Hussein Salami nach Angaben des Webportals der Revolutionsgarden. Zu den nichtstaatlichen Verbündeten des Irans zählen die Huthi im Jemen und die Hisbollah-Miliz im Libanon, auch im Irak und Syrien gibt es Iran-treue Milizen.
In einem Schreiben an Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sprach der Kommandeur von einer harten und blutigen Rache. Israel werde für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija und Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr einen hohen Preis bezahlen müssen, schrieb Salami. Israel hat sich zu dem Tod von Hanija bisher nicht geäußert. Die militant-islamistische Hamas und der Iran machen Israel aber dafür verantwortlich.
Hisbollah wird sich laut dem Iran "nicht auf militärische Ziele beschränken"
Nach der Tötung von Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr wird die libanesische Miliz nach Einschätzung ihres Verbündeten Iran Israel auch "in der Tiefe" angreifen. Die Hisbollah werde sich bei ihren Angriffen in Israel "nicht auf militärische Ziele beschränken", teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen laut Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna mit. Mit der Tötung von Schukr am Dienstag habe Israel eine Grenze überschritten, hieß es weiter.
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte ebenfalls eine Reaktion seiner Miliz auf Schukrs Tod angekündigt.
Pistorius: Einsatz zum Schutz Israels würde Mandat erfordern
Verteidigungsminister Boris Pistorius sieht eine mögliche Beteiligung der Bundeswehr zum Schutz Israels vor einem möglichen iranischen Großangriff nicht auf der Tagesordnung. Eine militärische Unterstützung durch Material in welcher Form auch immer werde dagegen zu entscheiden sein, "wenn es ansteht", sagte Pistorius am Rande eines Besuchs im Camp Bonifas an der Grenzlinie zu Nordkorea. Er sei aber in aktuelle Gespräche, die in Berlin stattfinden, nicht involviert.
Pistorius äußerte sich auf die Frage, ob sich auch Deutschland wie die USA oder andere Partner an einer Operation zum Schutz von Israel beteiligen könnte. Jede Beteiligung von deutschen Soldaten und Soldatinnen, "die für mich gerade völlig unvorstellbar sind", würden im Übrigen auch ein Mandat des Bundestags erfordern, sagte er "Also von daher stellt sich die Frage aktuell überhaupt nicht", sagte er.
Verteidigungsminister Pistorius äußerte sich während seiner Asien-Reise in Südkorea zu einem möglichen Schutz-Einsatz für Israel.
Dutzende Festnahmen im Iran
Im Iran sind nach dem tödlichen Anschlag auf den politischen Anführer der Hamas, Ismail Hanija, in der Hauptstadt Teheran einem Medienbericht zufolge mehr als zwei Dutzend Personen verhaftet worden. Wie die New York Times unter Berufung auf zwei mit den Ermittlungen vertraute Iraner berichtete, befinden sich unter den Festgenommen ranghohe Geheimdienstoffiziere, Militärbeamte und Mitarbeiter eines vom Militär betriebenen Gästehauses in Teheran, in dem Hanija in der Nacht zum Mittwoch einem Anschlag zum Opfer fiel.
Die Festnahmen auf höchster Ebene seien eine Reaktion auf eine große und beschämende Sicherheitslücke, die die Ermordung Hanijas ermöglicht habe, zitierte die US-Zeitung ihre Informanten. Der Auslandschef der Hamas hatte sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in Teheran aufgehalten und war in einem bestens gesicherten Gästehaus der iranischen Regierung im Norden der Hauptstadt untergebracht worden.
Mossad erhielt laut Bericht Unterstützung von zwei iranischen Agenten
Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll einem Medienbericht zufolge für den tödlichen Anschlag auf Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben. Wie die britische konservative Tageszeitung The Telegraph unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, hätten die iranischen Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, in drei verschiedenen Räumen eines Gebäudes, in dem sich Hanija aufhielt, Sprengstoff anzubringen.
Hanija war in der Nacht zum Mittwoch Opfer eines Anschlags geworden. Hamas und der Iran beschuldigen Israel und drohen mit Vergeltung. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert.
Israel tötet offenbar Hamas-Kommandeur im Westjordanland
Das israelische Militär hat mit einem Luftangriff auf ein Fahrzeug im besetzten Westjordanland laut Angaben in Hamas-Medien einen Kommandeur der militant-islamistischen Terrororganisation getötet. Vier weitere Personen seien bei dem Angriff in der Stadt Tulkarm ebenfalls ums Leben gekommen, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die Identität dieser Opfer wurde bislang nicht bekannt gegeben.
Das israelische Militär teilte mit, es habe eine Extremisten-Zelle in der Nähe der Stadt Tulkarm aus der Luft angegriffen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
USA schicken zusätzliche militärische Hilfe
Das US-Militär wird dem Pentagon zufolge zusätzliche Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe in den Nahen Osten entsenden. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe Marine-Kreuzer und Zerstörer, die ballistische Raketen abschießen könnten, in den Nahen Osten und auch nach Europa genehmigt. "Austin hat Anpassungen der US-Militärhaltung angeordnet, um den Schutz der US-Streitkräfte zu verbessern, die Unterstützung für die Verteidigung Israels zu erhöhen und sicherzustellen, dass die USA auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet sind", so das Pentagon in einer Erklärung.
Zusätzlich würde ein Kampfjet-Geschwader entsandt. Wie das Pentagon weiter mitteilt, versuchen die USA die Verteidigung angesichts der Bedrohungen durch den Iran und seiner Verbündeten, der radikalen Palästinenserorganisation Hamas sowie der Hisbollah im Libanon, zu stärken.
Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen
In Katar haben Tausende Menschen an der Beerdigung des getöteten Hamas-Anführers Hanija teilgenommen. Aus Angst vor einem Krieg verlassen viele Menschen im Libanon von der Hisbollah kontrollierte Gebiete. Die Entwicklungen im Liveblog.