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 Ilja Jaschin (links), Andrej Piwowarow Wladimir Kara-Mursa kommen zur Pressekonferenz der Stiftung gegen Korruption in Bonn.

Nach Gefangenenaustausch "Mein Ziel ist es, nach Russland zurückzukehren"

Stand: 02.08.2024 21:20 Uhr

Drei russische Kremlgegner sind nach dem Gefangenenaustausch nun in Deutschland. Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt dankten sie der Bundesregierung. Der Oppositionelle Jaschin gab an, gegen seinen Willen ausgetauscht worden zu sein.

Surreal, wie im Film fühle er sich: Mit diesen Worten beschrieb der prominente russische Kremlgegner Wladimir Kara-Mursa seine Gefühle, etwa 24 Stunden nach seiner Freilassung. Gemeinsam mit zwei weiteren Oppositionellen, Ilja Jaschin und Andrej Piwowarow, war er am Donnerstag im Rahmen des Gefangenenaustauschs in Deutschland angekommen. Nun stellten sie sich in Bonn den Fragen der Presse.

Alle drei bedankten sich bei der Bundesregierung. In Demokratien seien Entscheidungen nicht einfach - das menschliche Leben habe für zivilisierte Gesellschaften den höchsten Wert, sagte Kara-Mursa. "Einfache Entscheidungen gibt es nur in Diktaturen." Zugleich machte Kara-Mursa klar, dass er seinen Widerstand gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin fortsetzen will. Der Kreml-Chef sei "ein Diktator, ein Usurpator und ein Mörder", der unter anderem für den Tod von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in russischer Lagerhaft sowie für den Tod zahlreicher ukrainischer Kinder verantwortlich sei.

Persönlicher Dank an Kanzler Scholz

Der Oppositionelle Jaschin sagte, dass er Kanzler Olaf Scholz persönlich gedankt habe für die schwierige Entscheidung, den verurteilten Mörder Wadim Krassikow zu übergeben, um Gegner von Putin freizubekommen. Zugleich betonte er, dass er gegen seinen Willen ausgetauscht worden sei. Seine Forderung, ihn in seiner Heimat zu lassen, habe der Strafvollzug ignoriert. "Das ist ein Verstoß gegen das Gesetz."

Es gebe andere, schwer Kranke, die hätten ausgetauscht werden sollen, betonte er. Auch Kara-Mursa erzählte, dass er sich geweigert habe, ein Gnadengesuch an Putin zu richten. Er habe Putin vielmehr noch einmal deutlich als Mörder und Kriegsverbrecher bezeichnet und sei dann nachts abgeführt worden. "Ich dachte, ich werde erschossen. Ich war sicher, dass ich in Putins Gefängnis sterben würde."

Jaschin befürchtet weitere Geiselnahmen

Trotz aller Dankbarkeit - Jaschin warnte davor, dass der Austausch zu weiteren willkürlichen Festnahmen in Russland führen könne. "Es ermutigt Putin, noch mehr Geiseln zu nehmen." Er selbst werde sich niemals mit der Rolle eines Emigranten abzufinden. Sein Ziel sei es, nach Russland zurückzukehren. "Das ist meine Heimat."

Der Oppositionelle Andrej Piwowarow sagte, Kanzler Scholz am Vorabend bei seiner Ankunft am Flughafen Köln/Bonn getroffen zu haben, sei "unglaublich" gewesen. "Ohne die Unterstützung Deutschlands hätte niemand den Ort, wo wir waren, überleben können. Viele wurden vor dem Tod gerettet."

Großer Dank ging auch die USA und Großbritannien. Kara-Mursa sagte, sein erstes Telefonat nach der Freilassung sei mit US-Präsident Joe Biden gewesen. Die Anstrengungen müssten fortgesetzt werden. Hunderte Menschen seien noch aufgrund ihrer politischen Ansichten im Gefängnis in Russland, sagte er.

Kampf für freies Russland geht weiter

Auch Piwowarow bat darum, für jene zu kämpfen, die noch in russischen Straflagern seien. Piwowarow und Kara-Mursa betonten, dass nicht alle Russen hinter Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine stünden. Viele hätten aber Angst, wegen ihrer Kritik hinter Gittern zu landen. Die Oppositionellen betonten, dass ihr Ziel sei, für ein freies und zivilisiertes Russland zu kämpfen, um dorthin eines Tages zurückzukehren. Piwowarow meinte, er sei sicher, dass von dem Austausch "viele Menschen in Russland inspiriert" seien.

Bei dem historischen Gefangenenaustausch gestern hatte Russland 15 Inhaftierte freigelassen, unter ihnen auch vier Gefangene mit deutschem Pass.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 02. August 2024 um 22:15 Uhr.