Reallexikon der
Germanischen
Altertumskunde
Begründet von Johannes Hoops
Zweite völlig neu bearbeitete und stark
erweiterte Auflage unter Mitwirkung
zahlreicher Fachgelehrter
und イ Nセ、。ォエゥッョ・ャイ@
Leitung von
Rosemarie Müller, Göttingen
Herausgegeben von
Heinrich Beck, Bonn - Dieter Geuenich, Duisburg
Heiko Steuer, Freiburg - Dieter Timpe, Würzburg
Band 13
Sonderdruck
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WALTER OE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK
322
Hafer
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D. Ellmers
Hafer. B otanik, Archäologie. Die
Gattung H. (Avena) gehört ゥョ・イセ。ャ「@
der
Familie der Süßgräser (Poaceae) zur Unterfamilie der Pooideae, charakterisiert durch C3Photosynthese sowie durch zwei Hüllspelzen pro Ährchen und je eine Deck- und
Vorspelze pro Blüte. Im Gegensatz zu den
anderen hier anzuschließenden Kulturgräser-Gattungen - Weizen, - Gerste und
-Roggen, die Ähren als Blütenstände haben, besitzt H. Rispen. Es handelt sich um
einjährige, in Büsehein oder mit einzelnen
Halmen wachsende Gräser von 20 bis
150 cm Hh. mit aufrechter, meist ausgebreiteter, oder auch zusammengezogener,
selten einseitiger Rispe. Die Ährchen enthalten 2-6 Zwittrige Blüten, dazu 1-2 verkümmerte Blüten. Die Gattung umfaßt
mindestens 19 Arten. Ihr urspr. Areal ist
das Mittelmeergebiet und der Nahe Osten.
Das biologische Vielfältigkeitszentrum, also
das Ursprungsgebiet, umfaßt S-Spanien,
NW-Afrika und die Kanaren. Wie beim
Weizen gibt es beim H. di-, tetra- und hexaploide Arten, von denen heute v. a. die
Hafer
hexaploiden als Kulturpflanzen von Bedeutung sind, darunter an erster Stelle der
Saat-H. (Avena Iativa L.). Die Genomstruk42.
tur bei den hexaploiden ist 2n 6X
Der Saat-H. ist ein meist in lockeren Büscheln wachsendes, bis 100 cm hohes Gras
mit 15-20 cm langer, lockerer, aufrechter
Rispe. Die Ährchen sind 2-3-blütig und
haben bis 40 mm lange, rauhe Grannen.
Das Tausendkorngewicht der schlanken
Körner liegt mit 3D-40 g deutlich niedriger
als bei Weizen, Roggen oder Gerste (6; 16).
Saat-H. wird in Europa zw. dem 45. und
dem 65. Breitengrad ausschließlich als
Sommerfrucht angebaut. In den Alpen
reicht der Anbau bis in 1 700 m Hh. Er
gedeiht am besten auf ffischen, mäßig
saueren, basenarmen, aber nährstoffreichen Lehmböden in feuchtem, kühlem
Klima. Er ist eine Langtagpflanze. Frühe
Aussaat im März/April und eine reichliche
Wasserversorgung, bes. in der Jugendphase,
ist den Erträgen förderlich. Auf Trockenheit reagiert H. empfindlich. Seine Ernte
erfolgt von allen Getreiden am spätesten,
im August oder September, etwa 4-6 Wochen nach der Roggenernte.
Frische Pflanzen werden aufgrund ihres
Gehalts an Kohlehydraten, organischen
Säuren, Vitaminen und sekundärer Pflanzenstoffe als Heilmittel bei nervöser Erschöpfung und Schlaflosigkeit verwendet
(H.-Tinktur). H.-Körner sitzen fest in den
Spelzen, sind aber nicht, wie bei der Gerste, mit diesen verwachsen. Freidreschende
Formen sind ertragsärmer und werden daher wenig angebaut. Die Körner zeichnen
sich neben 5ü-60 % Stärkegehalt durch
einen mittelhohen Protein- (12-14 %) und
einen bes. hohen Fettgehalt (7-9 %) aus.
Das Fett ist reich an ungesättigten Fettsäuren und Lezithin. Der Gehalt an Saponinen und weiteren sekundären Pflanzenstoffen erklärt die Verwendung der
Körner als Diät- sowie Kräftigungsmittel
und - in Form von H.-Schleim - als Mittel
gegen Magenerkrankungen. Ernährungs-
=
=
323
1 Vr
physiologisch ist die zオウ。ュ・ョエコセ@
des H.-Korns, bes. die des H.-Proteins, von
allen Getreiden am günstigsten. Dennoch
werden die Körner hauptsächlich als Vieh(Pferde-)futter genutzt. Ihr Beitrag zur
menschlichen Ernährung beschränkt sich
vorwiegend auf Grütze oder Flocken für
Suppen und Brei. Die Backfähigkeit des
H.-Mehls ist nämlich wegen Klebermangels gering (6; 11).
Der botan. Nachweis von Saat-H. bzw.
die Differenzierung innerhalb der Gattung
und die Abgrenzung von wilden H .-Arten
anhand arch. Funde ist nicht einfach. Mittels der am häufigsten auftretenden nackten, verkohlten Körner ist nur der Gattungsnachweis möglich. Lediglich anhand
der nur selten und nur bei optimalen Erhaltungsbedingungen vorkommenden Ährchen oder Hüllspelzen kann der Saat-H.
vom Flug-, Taub- oder dem früher ebenfalls angebauten Sand-H. (Avena Itrigoia)
abgegrenzt werden (1 0). Pollenanalytisch
kann durch feinmorphologische Methoden
die Gattung H. von anderen Kulturgräsern
unterschieden werden (2).
Wie der Roggen gehört H. nicht zu den
Kulturpflanzen der ersten Generation. Der
Saat-H. soll im Mittelmeergebiet oder im
Nahen Osten aus dem Flug-H. (Avenafatua
L.) oder dem Taub-H. (A. Iferilii L.) entstanden sein und als Unkraut bes. der Emmerfelder (- Emmer) nach N verschleppt
worden sein, wo er aufgrund seiner größeren Kältetoleranz zur Kulturpflanze avancierte. Damit gilt er wie der Roggen als sekundäre Kulturpflanze (11; 6). Zu den
ältesten H.-Nachweisen gehört der spätneo!. Fund von Auvernier, der als Taub-H.
(Avena Iferilii ssp. ludoviciana [Durieu] Gillet
et Magne), eine mediterrane Wildart, identifiziert wurde (18). Die frühesten Funde
für Saat-H., ebenfalls für das Spätneol.,
stammen aus Mittelitalien und Rumänien
(4; 19). Ab der Späten BZ mehren sich die
sicheren Nachweise (Rullstorf, Langweiler,
Köln, Bodenseegebiet, Niederlande, Polen,
324
Hafrsfjord
Rumänien, Slovenien, Norwegen; 5; 8; 9;
13; 17; 3; 1). Ab der EZ werden die Nachweise noch häufiger. Der erste Vorratsfund
als Beleg für reinen Anbau von Rullstorf
bei Lüneburg stammt jedoch erst aus der
späten LTZ (12). Ab der RKZ treten in
NW-Deutschland und Dänemark vermehrt
solche Vorratsfunde auf (1 0; 7). In SDeutschland ist der Anteil des H.s am Getreide in der Zeit noch sehr gering. H.
wurde an weniger als 40% ·der Fundplätze
nachgewiesen und Vorratsfunde fehlen (11;
15). Erst in der späten MZ wird H. v. a. auf
Kosten der bis dahin dominierenden Gerste im SW zu einem der wichtigsten Getreide (14; 15). Als Sommerfrucht in der
Dreifelderwirtschaft ist er auch im HochMA häufiger als die Gerste, bes. in den
Mittelgebirgen. Seine größte wirtschaftl.
Bedeutung erlangte er offenbar im SpätMA, was mit der Klimaentwicklung zusammenhängen dürfte: Als Sommerfrucht ist
er bei kalten Wintern und Spätfrösten ertragssicherer als die Winterfrucht, bei nasser Vegetationsperiode der Gerste überlegen. In der Neuzeit ging der Anbau von H.
deutlich zurück (vgl. auch J. Hoops, H., in:
Hoops Il, 352-395).
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M. Rösch
Hafrsfjord. Namenkundliches. Der
Name Ha.frs.fford, anorw. Hafrsffpror mask.,
der wegen der hist. Bedeutung die alte
Schreibweise gut beibehalten hat, ist in Gedichten über Harald Schönhaar (- Haraldr
harfagri) früh belegt: or hajrs firde, i hajrsfirpi,
or hafrs Jyrpi (Skj. A I, 21. 25. 26). Das
Erstglied des Namens enthält zweifellos
awnord. hafr (Gen. ha.frs) mask. ,Bock', jedoch nicht direkt die Tierbezeichnung,
sondern einen dazu gebildeten, formal
entspr. ON. Es ist vorgeschlagen worden,
daß das angenommene *Ha.fr eine Schäre
namens Pres/asfo/erel (zu norw. pre.sl ,Pfarrer') oder aber irgendeine unterseeische
Schäre in der Mündung des Fjords bezeich-