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Assur-Forschungen

Wiesbaden: Harrassowitz, 2010 [zus. mit Stefan M. Maul]

Inhalt Vorwort der Herausgeber ................................................................................. VII Jürgen Bär Eine frühdynastische Bildhauerwerkstatt in Assur .............................................. 1 Jeanette C. Fincke Astrologische Omenreporte aus Assur: Mondfinsternisse im Monat nisannu ................................................................. 35 Claudia Fischer Vielgesichtige Götter und göttliche Proportionen ............................................. 65 Eckart Frahm Hochverrat in Assur ........................................................................................... 89 Nils P. Heeßel Neues von Esagil-k¬n-apli. Die ältere Version der physiognomischen Omenserie alamdimmû ................ 139 Stefan M. Maul Die Tontafelbibliothek aus dem sogenannten »Haus des Beschwörungspriesters« ................................................................. 189 Peter A. Miglus Festungswerke von Assur im 2. Jahrtausend v. Chr. ....................................... 229 Indices .............................................................................................................. 245 Vorwort der Herausgeber Seit dem Jahr 2004 fördert die Heidelberger Akademie der Wissenschaften die Forschungsstelle „Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur“. Im Jahr 2007 erschienen die ersten beiden Bände der Reihe Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (KAL). Der erste enthält das Corpus der bis dahin unveröffentlichten Sammlungen terrestrischer Omina (N. P. Heeßel, Divinatorische Texte I. Terrestrische, teratologische, physiognomische und oneiromantische Omina), der zweite erschließt einen beachtlichen Textbestand von Tontafeln, in denen Verfahren zur Abwehr von Schadenzauber beschrieben sind (D. Schwemer, Rituale und Beschwörungen gegen Schadenzauber). In dem dritten Band, der 2009 veröffentlicht wurde, legte E. Frahm die unbekannt gebliebenen historischen und historisch-literarischen Texte vor (E. Frahm, Historische und historischliterarische Texte). Derzeit entstehen die Druckvorlagen für drei weitere, nunmehr fertiggestellte Bände. In KAL 4 werden die unveröffentlicht gebliebenen „Löserituale“ (namburbi) aus Assur und weitere Beschreibungen von Ritualen zur Abwehr von Unheil, Krankheit und Bösem sowie eine kleine Gruppe akkadischer „Handerhebungsgebete” zugänglich gemacht (S. M. Maul, R. Strauß, Ritualbeschreibungen und Gebete I). Die in den Ruinen von Assur entdeckten umfangreichen ‘Handbücher’ der Opferschauer sind Gegenstand des fünften Bandes (N. P. Heeßel, Divinatorische Texte II. Opferschau-Omina). W. Meinhold schließlich wird in dem sechsten Band der Reihe Ritualbeschreibungen vorlegen, welche die ganze Bandbreite der mesopotamischen Beschwörungskunst von Kultmittelbeschwörungen über Kriegsrituale bis hin zu Heilungsritualen spiegeln (W. Meinhold, Ritualbeschreibungen und Gebete II). Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den sog. ‘literarischen’ Texten aus Assur endet keineswegs mit der Vorlage von Editionen. Vielmehr liefern erst solide Texteditionen eine gesicherte Grundlage für weiterführende Untersuchungen, die etwa die religiösen Vorstellungen der Assyrer, die Kulttopographie und Baugeschichte der Stadt Assur, die politischen Verhältnisse im assyrischen Reich, das Omen- und Bibliothekswesen oder die Aktivitäten der assyrischen Gelehrten zum Gegenstand haben. Da derartige Forschungen unvollständig blieben und zu unerwünschten Zerrbildern führten, wenn nicht auch die materielle Kultur der Assyrer gebührend zur Kenntnis genommen würde, ist es für die Forschungsstelle ein besonderes Glück, daß Prof. Peter Miglus, derzeitiger Ausgräber von Assur und Fachvertreter der Vorderasiatischen Archäologie an der Universität Heidelberg, der Forschungsstelle sehr verbunden ist und so einen hohen Anteil daran hat, daß VIII Vorwort der Herausgeber in Heidelberg die philologischen Forschungen eng mit den archäologischen verknüpft werden können. In der Forschungsstelle und in ihrem Umfeld entstanden in den letzten Jahren mehrere Arbeiten, die in den Bänden der Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts keinen Platz finden. In dem Supplementband mit dem Titel „AssurForschungen“ sollen diese Arbeiten nun gebündelt vorgelegt werden. Jürgen Bär diskutiert in seinem Beitrag (S. 1-33) einen Fundkomplex aus frühdynastischer Zeit, der aus dem Bereich des Assur-Tempels stammt und Anlaß zu der sehr wichtigen Frage gibt, ob nicht doch bereits in jener frühen Zeit ein Heiligtum an der Stelle des späteren Assur-Tempels bestand. Jeanette Fincke kann erstmals aufzeigen, daß im 8. vorchristlichen Jahrhundert auch in Assur – so wie im spätassyrischen Ninive – an den König gerichtete astrologische omen reports eingingen (S. 35-64). Claudia Fischer stellt in ihrem Aufsatz das Siegel eines Verwalters des königlichen Palastes in Assur vor, welches durch eine erst jüngst, im Jahre 2001, gefundene mittelassyrische Urkunde bekannt wurde. Frau Fischer nutzt die Siegelabrollung nicht allein für ikonographische Studien, sondern auch, um den Techniken des Siegelschneiders nachzuspüren (S. 65-87). Ein bislang unveröffentlichter, an den assyrischen König gerichteter Brief eines Spitzels, der in der Yale Babylonian Collection aufbewahrt wird, veranlaßte Eckart Frahm zu einer umfangreichen Studie über das politische Klima im neuassyrischen Reich unter Asarhaddon (S. 89-137). Nils Heeßel nutzt die Edition von physiognomischen Omentraktaten aus Assur für redaktionsgeschichtliche Beobachtungen, die zeigen, daß die assyrischen Gelehrten ihre eigenen Traditionen weiterführten und nicht ohne weiteres bereit waren, die in königlichem Auftrag im 11. Jh. v. Chr. in Babylonien entstandenen Editionen zu übernehmen (S. 139-187). Die Tontafelbibliothek aus dem sogenannten „Haus des Beschwörungspriesters“ steht im Mittelpunkt des Beitrages von Stefan Maul (S. 189-228). Die zahlreichen ausführlichen Kolophone, mit denen die aus dem Beschwörerhaus stammenden Tontafeln versehen sind, ermöglichen es, exemplarisch die Genese einer assyrischen Gelehrtenbibliothek aufzuzeigen. Peter Miglus schließlich liefert in seinem Aufsatz eine Geschichte der Festungswerke von Assur im 2. Jt. v. Chr. (S. 229244). Der vorliegende Band erscheint leider sehr viel später als ursprünglich vorgesehen. Den Autoren sind wir für ihre lang währende Geduld zu Dank verpflichtet. Heidelberg, im März 2010 Stefan M. Maul, Nils P. Heeßel