Inhalt
Vorwort der Herausgeber ................................................................................. VII
Jürgen Bär
Eine frühdynastische Bildhauerwerkstatt in Assur .............................................. 1
Jeanette C. Fincke
Astrologische Omenreporte aus Assur:
Mondfinsternisse im Monat nisannu ................................................................. 35
Claudia Fischer
Vielgesichtige Götter und göttliche Proportionen ............................................. 65
Eckart Frahm
Hochverrat in Assur ........................................................................................... 89
Nils P. Heeßel
Neues von Esagil-k¬n-apli.
Die ältere Version der physiognomischen Omenserie alamdimmû ................ 139
Stefan M. Maul
Die Tontafelbibliothek aus dem sogenannten
»Haus des Beschwörungspriesters« ................................................................. 189
Peter A. Miglus
Festungswerke von Assur im 2. Jahrtausend v. Chr. ....................................... 229
Indices .............................................................................................................. 245
Vorwort der Herausgeber
Seit dem Jahr 2004 fördert die Heidelberger Akademie der Wissenschaften die
Forschungsstelle „Edition literarischer Keilschrifttexte aus Assur“. Im Jahr 2007
erschienen die ersten beiden Bände der Reihe Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (KAL). Der erste enthält das Corpus der bis dahin unveröffentlichten Sammlungen terrestrischer Omina (N. P. Heeßel, Divinatorische Texte I.
Terrestrische, teratologische, physiognomische und oneiromantische Omina), der
zweite erschließt einen beachtlichen Textbestand von Tontafeln, in denen
Verfahren zur Abwehr von Schadenzauber beschrieben sind (D. Schwemer,
Rituale und Beschwörungen gegen Schadenzauber). In dem dritten Band, der
2009 veröffentlicht wurde, legte E. Frahm die unbekannt gebliebenen historischen
und historisch-literarischen Texte vor (E. Frahm, Historische und historischliterarische Texte). Derzeit entstehen die Druckvorlagen für drei weitere, nunmehr fertiggestellte Bände. In KAL 4 werden die unveröffentlicht gebliebenen
„Löserituale“ (namburbi) aus Assur und weitere Beschreibungen von Ritualen zur
Abwehr von Unheil, Krankheit und Bösem sowie eine kleine Gruppe akkadischer
„Handerhebungsgebete” zugänglich gemacht (S. M. Maul, R. Strauß, Ritualbeschreibungen und Gebete I). Die in den Ruinen von Assur entdeckten umfangreichen ‘Handbücher’ der Opferschauer sind Gegenstand des fünften Bandes
(N. P. Heeßel, Divinatorische Texte II. Opferschau-Omina). W. Meinhold
schließlich wird in dem sechsten Band der Reihe Ritualbeschreibungen vorlegen,
welche die ganze Bandbreite der mesopotamischen Beschwörungskunst von
Kultmittelbeschwörungen über Kriegsrituale bis hin zu Heilungsritualen spiegeln
(W. Meinhold, Ritualbeschreibungen und Gebete II).
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den sog. ‘literarischen’ Texten aus
Assur endet keineswegs mit der Vorlage von Editionen. Vielmehr liefern erst solide Texteditionen eine gesicherte Grundlage für weiterführende Untersuchungen,
die etwa die religiösen Vorstellungen der Assyrer, die Kulttopographie und Baugeschichte der Stadt Assur, die politischen Verhältnisse im assyrischen Reich, das
Omen- und Bibliothekswesen oder die Aktivitäten der assyrischen Gelehrten zum
Gegenstand haben. Da derartige Forschungen unvollständig blieben und zu unerwünschten Zerrbildern führten, wenn nicht auch die materielle Kultur der Assyrer
gebührend zur Kenntnis genommen würde, ist es für die Forschungsstelle ein
besonderes Glück, daß Prof. Peter Miglus, derzeitiger Ausgräber von Assur und
Fachvertreter der Vorderasiatischen Archäologie an der Universität Heidelberg,
der Forschungsstelle sehr verbunden ist und so einen hohen Anteil daran hat, daß
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Vorwort der Herausgeber
in Heidelberg die philologischen Forschungen eng mit den archäologischen verknüpft werden können.
In der Forschungsstelle und in ihrem Umfeld entstanden in den letzten Jahren
mehrere Arbeiten, die in den Bänden der Keilschrifttexte aus Assur literarischen
Inhalts keinen Platz finden. In dem Supplementband mit dem Titel „AssurForschungen“ sollen diese Arbeiten nun gebündelt vorgelegt werden.
Jürgen Bär diskutiert in seinem Beitrag (S. 1-33) einen Fundkomplex aus frühdynastischer Zeit, der aus dem Bereich des Assur-Tempels stammt und Anlaß zu der
sehr wichtigen Frage gibt, ob nicht doch bereits in jener frühen Zeit ein Heiligtum
an der Stelle des späteren Assur-Tempels bestand. Jeanette Fincke kann erstmals
aufzeigen, daß im 8. vorchristlichen Jahrhundert auch in Assur – so wie im spätassyrischen Ninive – an den König gerichtete astrologische omen reports eingingen
(S. 35-64). Claudia Fischer stellt in ihrem Aufsatz das Siegel eines Verwalters des
königlichen Palastes in Assur vor, welches durch eine erst jüngst, im Jahre 2001,
gefundene mittelassyrische Urkunde bekannt wurde. Frau Fischer nutzt die
Siegelabrollung nicht allein für ikonographische Studien, sondern auch, um den
Techniken des Siegelschneiders nachzuspüren (S. 65-87). Ein bislang unveröffentlichter, an den assyrischen König gerichteter Brief eines Spitzels, der in der
Yale Babylonian Collection aufbewahrt wird, veranlaßte Eckart Frahm zu einer
umfangreichen Studie über das politische Klima im neuassyrischen Reich unter
Asarhaddon (S. 89-137). Nils Heeßel nutzt die Edition von physiognomischen
Omentraktaten aus Assur für redaktionsgeschichtliche Beobachtungen, die zeigen, daß die assyrischen Gelehrten ihre eigenen Traditionen weiterführten und
nicht ohne weiteres bereit waren, die in königlichem Auftrag im 11. Jh. v. Chr. in
Babylonien entstandenen Editionen zu übernehmen (S. 139-187). Die Tontafelbibliothek aus dem sogenannten „Haus des Beschwörungspriesters“ steht im
Mittelpunkt des Beitrages von Stefan Maul (S. 189-228). Die zahlreichen ausführlichen Kolophone, mit denen die aus dem Beschwörerhaus stammenden
Tontafeln versehen sind, ermöglichen es, exemplarisch die Genese einer assyrischen Gelehrtenbibliothek aufzuzeigen. Peter Miglus schließlich liefert in seinem
Aufsatz eine Geschichte der Festungswerke von Assur im 2. Jt. v. Chr. (S. 229244).
Der vorliegende Band erscheint leider sehr viel später als ursprünglich vorgesehen. Den Autoren sind wir für ihre lang währende Geduld zu Dank verpflichtet.
Heidelberg, im März 2010
Stefan M. Maul, Nils P. Heeßel