Falk Quenstedt
Organotechniken der Mobilität im
höfischen Roman
Moderne Technikbegriffe blenden die Rolle von Tieren und allgemein Organischem
für technische Prozesse weitgehend aus: Beide werden als natürliche Ressourcen
betrachtet, die ähnlich wie spezifische Materialien oder vorfindliche Räume und
natürliche Vorgänge von Techniken genutzt werden, diese aber kaum nennenswert
prägen und ihrerseits von ihnen unberührt bleiben (vgl. Ferrari 2013). Wenn es
denn aber technikgeschichtlich zutrifft, dass der primäre „Beitrag des lateinischen
Mittelalters zur Entwicklung der Technik […] in der zunehmenden und ständig
verbesserten Ausnutzung des Tieres, des Windes und des bewegten Wassers“
(Wieland 1983, 258) besteht, so ist zumindest anzunehmen, dass die Beteiligung von
organischen und tierischen Faktoren an technischen Gefügen im Mittelalter anders
bewertet wird als in der Moderne, doch ist das keinesfalls ausgemacht. Folgt man
der Argumentation des Wissenschaftshistorikers und Soziologen Bruno Latour,
zeichnet sich die Moderne gerade durch eine konstitutive Blindheit für organische
und animalische Elemente von Technik aus, worin er einen Effekt der ‚Reinigungspraktiken‘ der Modernen sieht, die in der Selbstbeschreibung ihres Tuns
Elemente von Kultur und Natur, von Menschlichem und Nicht-Menschlichem, von
Diskursivem und Materiellem penibel trennen, nur um sie in der Praxis umso
besser miteinander vermischen zu können (Latour 2008; 2014). Unter dem Eindruck
dieser und anderer Impulse haben die Science- und Technology Studies die Rolle
nicht-menschlicher Faktoren bei der Herausbildung von Techniken und als elementare Bestandteile von ihnen genauer untersucht und dadurch teilweise überhaupt erst in das Bewusstsein gerückt (vgl. die Einleitung in Bauer,Voigt, und Lemke
2017). Besonders Vertreter:innen der feministischen Wissenschaftsforschung nehmen gezielt organotechnische Gefüge in den Blick, um den Anteil etwa von Tieren in
Erkenntnisprozessen zu würden. So widmet sich Donna Haraway in ihren Arbeiten
z. B. der ‚OncoMouseTM‘, einer zu Forschungszwecken genetisch modifizierten und
als solche 1984 patentierten Hausmaus (Haraway 1997, 82; Hoppe 2021, 190–195), oder
dem Einsatz von Brieftauben bei Luftverschmutzungsmessungen (Haraway 2016, 9–
29).
Diese theoretischen Umorientierungen erlauben einen objektiveren Blick auch
auf Darstellungen von Technik im für gewöhnlich als vor- oder nichtmodern verstandenen Zeitraum des Mittelalters, also den tausend Jahren zwischen 500 und
Falk Quenstedt, Berlin und Greifswald
Open Access. © 2024 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.
lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
https://doi.org/10.1515/9783110775310-003
Dieses Werk ist
40
Falk Quenstedt
1500: Inwiefern wird hier die Bedeutsamkeit von Tieren und anderen nichtmenschlichen Faktoren in technischen Gefügen registriert? Wie und wo wird
Technik im Mittelalter überhaupt thematisiert? Handelt es sich nicht um eine
technikferne Epoche?
Zumindest an technischen Innovationen ist das lateinische Mittelalter keinesfalls arm. Die zahlreichen, oft auf Transfers aus der arabischen Welt beruhenden
Neuentwicklungen – etwa im Transportwesen (Kanäle, Schiffstypen, Kompass), bei
der Militärtechnik (Fernwaffen, Burgenbau, Belagerungsgerät), im Handwerk (Glas,
Textilien, Buchdruck), in Landwirtschaft und Bergbau (der ‚schwere Pflug‘, Mühlen,
Wasserhebewerke, Metallverarbeitung), im Bauwesen (Gotik), bei Messtechniken
(mechanische Uhren, Astrolab) oder mit Erfindung der Brille auch im Alltag gelehrter Personen (Popplow 2010, 48–104; Frugoni 2003; Lindgren 1996) – lassen
kaum auf eine grundlegende Technikfeindlichkeit des Mittelalters schließen (vgl.
Finkele 2012, 13; Wieland 1983, 258–259; anders: Le Goff 1970, 339). Trotzdem war die
überwiegende Mehrheit „mittelalterliche[r] Zeitgenossen weit seltener und mit weit
weniger technischen Gerätschaften konfrontiert als die Menschen nachfolgender
Epochen“ (Popplow 2010, 7) – was freilich davon abhängt, was als Technik begriffen
wird, und was nicht. Auch ist es für Wissenspraktiken der Vormoderne kennzeichnend, dass epistemische Geltung eher durch Stabilitätsbehauptungen als durch
die Betonung von Innovativität hergestellt wird, obwohl faktisch in oft langfristigen, subkutan verlaufenden, Vorhandenes ausdifferenzierenden und transkulturell
hybridisierenden Prozessen ein nachhaltiger Wissenswandel stattfindet (Schmidt et
al. 2021; Cancik-Kirschbaum et al. 2015). Hinzu kommt die bis ins Spätmittelalter nur
sporadisch erfolgte Verschriftlichung von Wissensbeständen der artes mechanicae
(Popplow 2016, 752–753), was den heutigen Blick möglicherweise verzerrt. All das
sind Gründe dafür, dass ein „eigenständiger Technikdiskurs“ erst in der Frühen
Neuzeit erkennbar wird und Thematisierungen von Technik im Mittelalter eingebettet in andere Diskurse erfolgen, deren Zwecke jeweils im Vordergrund stehen
(Friedrich 2003, 91).
1 Automaten und Apparate
Einer dieser Diskurse ist die höfische Erzählliteratur des späten 12. und des
13. Jahrhunderts, die ein großes Interesse an der material culture der höfischen
Adelskultur zeigt (vgl. etwa Ott 2018) – und damit auch an ihrer ‚Technosphäre‘.
Diese Erzähltexte entwerfen zahlreiche staunenswerte technische Gefüge – wie
anthropomorphe Automaten, mühlenartige Wehranlagen oder ausgeklügelte
Brunnensysteme. Solche „schöne[n] Maschinen“ (Eming 2006) werden insbesondere im Kontext des Wunderbaren dargestellt, das als eine ebenso ästhetisch wie
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
41
epistemisch verfasste poetische Konfigurationen verstanden werden kann (Eming
et al. 2018) und für mittelalterliche Thematisierungen von Technik eine regelrechte
Fundgrube bildet. Die immer mobilen ritterlichen Helden der höfischen Romane
treffen in fernen, oft orientalischen Regionen oder‚Anderswelten‘ (Klinger 2018) auf
ganz unterschiedliche Automaten, verstanden als mechanisch oder magisch angetriebene ‚Selbstbeweger‘ (von gr. automatos, ‚von selbst bewegend‘; vgl. Finkele 2012,
13, Anm. 9). Diese Konstruktionen lösen bei den Figuren Verwunderung oder gar
Schrecken aus und sollen vermutlich das Publikum zum Staunen anregen. Innerhalb der Erzählwelten übernehmen Automaten dabei vielfältige Zwecke: Als
Grabmäler erinnern sie an Vergangenes; als bewaffnete Statuen oder tödliche
Mühlräder behindern sie den Zugang zu exklusiven Räumen; als baumartige Musikautomaten dienen sie der höfischen Repräsentation; oder sie unterstützen als
ganze Ensembles tanzender und singender Plastiken die Heilung menschlicher Figuren (vgl. die Überblicke bei Ernst 2003b; 2003a). Eine mittlerweile umfangreiche
Forschungsdiskussion (vgl. etwa Hammerstein 1986; Grubmüller und Stock 2003;
Zimmermann 2011; Finkele 2012; Truitt 2015) hat die Automaten der höfischen Erzähltexte auf Darstellungskonventionen, narrative Funktionen und kulturelle
Semantiken hin untersucht, wobei besonders die „produktiven Energien“ der Automatendarstellungen bei der Bearbeitung der Grenze zwischen Natur und Kultur
deutlich wurden (Friedrich 2018, 46).
Das Interesse der Forschung für mittelalterliche Technikdarstellungen in höfischen Erzähltexten richtet sich vor allem auf Automaten und deren Künstlichkeit.
Viele Technikdarstellungen binden organische und insbesondere tierische Materialien (Textilien, Beschreibstoffe, Horn etc.) ein. Bei einigen spielt dabei dezidiert
die Ausnutzung der Kraft von Tieren – etwa von ‚Zugtieren‘ – eine wichtige Rolle. Da
es sich dann aber dem Kriterium der Selbstbewegtheit folgend nicht mehr im
strengen Sinne um Automaten handelt, hat die einschlägige Forschung solchen
Organotechniken bislang eher wenig Aufmerksamkeit gewidmet – auch wenn sich
viele der ‚Selbstbeweger‘ im Lauf der Erzählungen schließlich als im Verborgenen
von Menschen oder Tieren angetrieben entpuppen.¹
1 Ausnahmen sind im Bereich der Darstellung magischer‚Techniken‘ zu beobachten, so wurde etwa
ein in verschiedenen Texten des späten 13. Jahrhunderts auftretender Magier namens Savilon oder
Zabulon, der für einen Schadenszauber seinen eigenen Körper in einen Zustand zwischen Leben
und Tod versetzt und mit verschiedenen anderen Entitäten wie Schriftstücken, Dämonen und Automaten vernetzt, als „Cyborg“ beschrieben (Strohschneider 2006, 38, 41, 45). Der Begriff der ‚Cyborg‘
wird auch im Dissertationsprojekt von Antonia Murath aufgegriffen, hier in theoretischer Anlehnung an Donna Haraway, um materielle und textile Vernetzungsstrukturen bei der Darstellung
weiblicher Figuren im höfischen Erzählen zu beschreiben, URL: https://www.geisteswissenschaften.
fu-berlin.de/we04/aedls/mitarbeiter_innen/wimi/murath/index.html (22. Februar 2024).
42
Falk Quenstedt
Wie an der oft fernen Herkunft der Automaten deutlich wird, ist eine über den
vertrauten Raum des Eigenen hinausgreifende Mobilität eine Voraussetzung dafür,
sie antreffen zu können. Nun bildet Mobilität nicht nur ein zentrales Merkmal
mittelalterlicher Herrschaft (Bumke 1987, 71–76), sondern ist insgesamt kennzeichnend für bestimmte Personengruppen in mittelalterlichen Gesellschaften (Depreux
et al. 2021, 40–41). Gerade für die höfische Adelskultur ist das Reisen ein selbstverständlicher Teil des Lebens, nicht nur im Zusammenhang von Kriegsführung
und Söldnertum, sondern auch im Kontext der höfischen Festkultur, des Turnierwesens, für Zwecke der Bildung oder des Pilgerns (Paravicini 2011, 18–19).
Im Zentrum dieser Entwicklungen steht ein Gefüge aus Mensch, Tier und
Technik, nämlich der Panzerreiter². Ab dem 12. Jahrhundert wird diese „kulturhistorische Symbiose aus Mensch und Tier“ (Friedrich 2009, 230) oder „equine assemblage“ (Cohen 2003, 49) als ‚Ritter‘ zunehmend idealisiert und im Ritterstand
institutionalisiert, wobei die höfische Literatur eine Schlüsselrolle innehat. Die
mediävistische Forschung konnte vielfach zeigen, dass höfische Erzähltexte die
kulturellen Praktiken und Wertvorstellungen der Adelsgesellschaft nicht nur propagieren, sondern auch auf ihre Mängel und Aporien hin befragen (vgl. etwa Müller
2007). Da sich an die Figur des Ritters Wertigkeiten knüpfen, die ebenso durch
sprachlich vermittelte ethische Größen wie durch Habitusformen, durch das
Züchten und Trainieren von Tieren oder die Kultivierung von Dingen getragen
werden, wobei eben auch im engeren Sinne technische Elemente wie Waffen oder
die Rüstung eine zentrale Rolle spielen (Brüggen 2016), wird sie als ein Hybrid im
Sinne Latours erkennbar: Der Ritter konstituiert sich in und durch ein Wirkgefüge,
das aus ebenso diskursiven wie materiellen, menschlichen wie nicht-menschlichen
und belebten wie unbelebten Elementen besteht und damit als Organotechnik beschreibbar wird.
Beispiele für erzählte organotechnische Gefüge im höfischen Roman lassen sich
schnell beibringen, etwa in den Artusromanen Hartmanns von Aue.³ Im Iwein (um
1200, zitierte Edition: Cramer 2001) stoßen nacheinander zwei Ritter, die sich auf der
Suche nach âventiure befinden, in einer andersweltlichen Wildnis auf eine Quelle
und auf eine kunstvolle, aus Marmor und Edelsteinen konstruierte Brunnenanlage,
die von einer Linde voller Singvögel beschirmt wird; auch hängt von einem ihrer
Äste ein goldenes Becken herab (Iwein,V. 565–597). Wenn man mit diesem Behältnis
Quellwasser schöpft und auf den Stein gießt, wird ein Mechanismus in Gang gesetzt:
2 Zu späteren Entwicklungen dieses organotechnischen Gefüges von Mensch, Tier und Technik
siehe auch Lars Kochs Beitrag im vorliegenden Band zu Ernst Jüngers Schriften über den Ersten
Weltkrieg.
3 Es handelt sich bei Hartmans von Aue Erec und Iwein um Adaptionen altfranzösischer Prätexte
von Chrétien de Troyes.
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
43
Augenblicklich bricht ein apokalyptisches Unwetter los, das die Vögel vertreibt, den
umliegenden Wald verwüstet und die darin lebenden Tiere in die Flucht zwingt,
schließlich auch den zornigen und kampflüsternen Landesherren herbeieilen lässt
(Iwein, V. 629–702). Die gesamte Konstruktion dieses Ensembles der sogenannten
‚Gewitterquelle‘ ist darauf angelegt, natürliche und künstliche Elemente (Baum und
Brunnen), belebte und unbelebte Materie (Holz und Vögel, Stein und Edelmetalle)
sowie natürliche und soziale Kräfte (Wetter und Ritter) als miteinander vernetzt zu
zeigen. Eine in ähnlicher Weise Verwunderung und Irritation provozierende Beschreibung findet sich auch in Hartmanns Erec (um 1180/1190, Edition: Scholz 2004).
Hier ist es ein Wunderpferd, in dem sich nicht nur Kunst und Natur, Edelmetalle
und der Körper des Tiers miteinander verbinden, sondern – wie auch bei der Gewitterquelle – insgesamt verunklart wird, ob es sich intradiegetisch um ein Lebewesen oder um einen Automaten handelt (Erec, V. 7188–7816).
Zeigen höfische Erzähltexte also eine Tendenz, wie die große kulturelle Signifikanz der Figur des Ritters und die genannten Beispiele vermuten lassen, organotechnische Hybride in ihrem Hybridstatus zu registrieren und auszustellen?
Ziehen sie dabei epistemische und technische Grenzen – wie Latour den Vor- oder
Nicht-Modernen unterstellt, bei denen er allgemein eine Skepsis gegenüber den
Hybriden registriert? Diesen viel zu großen Fragen kann hier nur in exemplarisch
und schlaglichtartig nachgegangen werden. Ich greife daher zwei Gegenstandsbereiche des Organotechnischen heraus, die mir für eine Suche nach Beantwortung
aussagekräftig erscheinen, wobei für beide Bereiche Mobilität kennzeichnend ist.
Zum einen möchte ich ‚technikutopische‘ Imaginationen von Fahrzeugen betrachten, die eine besonders bequeme oder besonders schnelle und ausgedehnte
Mobilität ermöglichen. Vor dem Hintergrund der Bedeutsamkeit von Mobilität für
die höfische Kultur, und hinsichtlich des Umstands, dass diese wesentlich von Tieren ‚mitgetragen‘ wird, mag es kaum verwundern, dass diese Technikimaginationen
Tieren viel Aufmerksamkeit schenken – ähnlich wie dies auch beim schon angesprochene Wunderpferd im Erec der Fall ist. Hierfür ziehe ich Stellen aus mehreren
Texten heran, dem Straßburger Alexander (um 1170), dem Wigalois des Wirnt von
Grafenberg (um 1210–1220), dem Alexander Ulrichs von Lichtenstein (um 1270) und
dem Jüngeren Titurel des Albrecht (um 1260–1275).
Zum anderen möchte ich Imaginationen von Automaten untersuchen, die als
Elemente eines umfassenderen künstlich-natürlichen ‚Ökosystems‘ fungieren – wie
das bei der Darstellung der Gewitterquelle im Iwein schon erkennbar war. Ich beschränke mich dabei auf die Betrachtung eines liturgischen Zwecken dienenden
Automatensembles, das den Sakralraum des Gralstempels, wie ihn der Jüngere Titurel beschreibt, umfassend belebt. Dabei konzentriere ich mich besonders auf den
vom Text wohlkalkulierten und reflektierten Einsatz von Edelsteinen, deren Kräfte
durch adäquate Kombinatorik und die Vermittlung naturkundlichen Wissens, wie
44
Falk Quenstedt
der Text mehrfach zum Ausdruck bringt, erst aktiviert werden müssen. In beiden
Gegenstandsbereichen, so möchte ich zeigen, wird organischen Elementen in
technischen Gefügen nicht nur ein Akteursstatus zugestanden; vielmehr sind diese
animalischen oder mineralischen Akteure grundlegend für ihr Funktionieren.
Nichtsdestotrotz geht damit nicht durchgehend eine Grenzziehung im Hinblick auf
die Leistungsfähigkeit von Technik einher – die Texte kommen vielmehr zu ganz
unterschiedlichen Lösungen.
Um diese gegenseitigen Durchdringungen von Materialität, Ethik und Ästhetik
der zu untersuchenden Organotechniken auf den Begriff bringen zu können,
knüpfe ich an das Konzept des ‚Apparats‘ an, wie es in der feministischen Wissenschaftsforschung entwickelt wurde. Prominent hat den Begriff des Apparats vor
allem Karen Barad (Barad 2012, 20–32) in die Theoriebildung eingebracht, wobei sie
ihn von Donna Haraway (Haraway 1991, 200) und der Literaturwissenschaftlerin
Katie King (King 1987) aufnimmt und weiterentwickelt. In Barads Programm eines
‚agentiellen Realismus‘ fungieren materiell-diskursive Praktiken oder ‚Apparate‘ als
die eigentlichen Orte, an denen – durch die Interaktion (oder ‚Intraaktion‘) multipler Faktoren (oder ‚Relata‘) – Individuierungen von Subjekten und Objekten sowie
Grenzziehungen wie die zwischen Natur und Kultur durch ‚agentielle Schnitte‘ erst
hervorgebracht werden (Barad 2012, 31–32; vgl. Hoppe und Lemke 2015, 265–269).⁴
Mir scheint der‚Apparat‘-Begriff vor allem deshalb anschlussfähig, weil er nicht nur
technische, sondern – man denke etwa an den Apparat einer Edition oder an eine
Zusammenstellung von Büchern – auch sprachliche, textuelle und epistemische
Semantiken einschließt und daher besonders geeignet ist, materielle, ethische und
eben auch literarische Aspekte in ihrem wechselseitigen Zusammenhang zu untersuchen. Der Ritter als agierender Protagonist eines höfischen Romans in einer je
spezifischen Situation der Handlung kann in diesem Sinne als ‚Apparat‘ begriffen
werden, zu dem dann nicht nur die – wie oben angesprochen – materiellen, habituellen und ethischen Relata gehören, sondern auch literarische Größen wie
Prätexte, Handlungsschemata, Erwartungshaltungen und Wissenshorizonte des
Publikums oder Verfahren der Aufmerksamkeitsbindung.
4 Um diese Konzeption epistemologisch zu fundieren, greift Barad auf Niels Bohr und dessen
quantenphysikalisches Komplementaritätsprinzip zurück (Hoppe und Lemke 2021, 61); es besagt,
dass Teilchen in Abhängigkeit vom Setting der Laboreinrichtung unterschiedliche Eigenschaften
zeigen, der Gegenstand sich also nach Maßgabe des verwendeten Untersuchungsapparats verändert.
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
45
2 Mobilisierung des Hofes
Die Schutz- und Mobilitätsfunktion des Apparats aus Reiter, Pferd und Rüstung kann
im Modus des Wunderbaren reflektiert und technisch ausimaginiert werden, etwa
wenn in einem meist als Indien bezeichneten ‚Mirabilienorient‘ (Herweg 2010, 262–
267; Quenstedt 2018) verortete Fabeltiere wie Elefanten oder Greifen – riesige
Mischwesen aus Adler und Löwe – zur Grundlage von Organotechniken werden.⁵
Anders als Pferde, die nur einzelne männliche oder weibliche höfische Figuren
transportieren können, sind Elefanten, eingesetzt als Zug- und Reittiere, durch ihre
Größe und Kraft in der Lage, ganze Architekturen in Bewegung zu versetzen und
dadurch den Hof selbst zu mobilisieren, insbesondere den luxuriösen höfischen
Innenraum. Die hier betrachteten Darstellungen solcher Elefantenfahrzeuge verbinden sie dabei in auffälliger Weise mit weiblichen Figuren. Werden statt Elefanten Greifen als Antriebsaggregate genutzt, eröffnet das den höfischen Akteuren
die Möglichkeit, nicht nur fremde Länder, sondern – wie es Ulrich von Etzenbach in
seinem Alexander (UAlex, zitierte Edition: Toischer 1888) nennt – auch die „lüfte“
(UAlex, V. 24685) zu erkunden und als Bewegungsraum nutzbar zu machen. Sowohl
die Elefanten- als auch die Greifenapparate sind dabei mit Erzählungen der Herrschaft über orientalische Reiche verknüpft; damit einher geht ein Transfer von
Ressourcen (nicht nur der Tiere selbst) und von Wissen, der die Organotechniken
ermöglicht.
Der früheste deutschsprachige Alexanderroman, der von den Eroberungs- und
Erkundungszügen des antiken Herrschers im Orient erzählt – von einem Kleriker
namens Lamprecht auf Grundlage mehrerer Vorlagen verfasst und nach dem
Aufbewahrungsort des Überlieferungsträgers als Straßburger Alexander (SAlex, zitierte Edition: Lienert 2007) bezeichnet –, lässt seinen Protagonisten einen Brief
verfassen, in dem er seinem Lehrer Aristoteles und seiner Mutter Olympias von
seinen Erfahrungen in der Ferne berichtet. An einer der letzten Stationen wird
Alexander von der mächtigen und klugen Königin Candacis mit allen Ehren an
ihrem Hof empfangen, wobei Alexander nicht als er selbst auftritt, sondern unter
der vorgespiegelten Identität eines seiner Untergebenen. Candacis durchschaut
dieses Inkognito allerdings von Anfang an. Breit schildert Alexander in seinem Brief
den Palast der Königin mit seinen kunstvollen Sälen und den dort aufgestellten
Automaten, schließlich eine Folge staunenerregender Kemenaten, die wie eine
frühe Form späterer Wunderkammern wirken (vgl. Sablotny 2022; Renz 2022, 53–
5 Zu mittelalterlichen Wissenstraditionen und Ikonographie von Elefanten vgl. Hünemörder 1986;
Druce 1919, zu Greifen: McConnell 1999; Armour 2009.
46
Falk Quenstedt
59). Den Höhepunkt der Palastbesichtigung, zugleich Umschlagspunkt der Handlung, bildet der Anblick einer mobilen Raumkonstruktion:
Dô leitte si [Candacis] mih [Alexander] dannen
in eine kemenâten hô,
di was gemachit alsô
von starken balken veinen,
grôzen und niwit cleinen,
di meisterde di frowe.
Man mohte dar ane scowen
manige list besunder.
Dâ wâren gesazt under
starkir radere viere.
Starker elfentiere
sehs unde drîzich
(daz was vil hêrlîch)
zugen di kemenâten.
Diz hatte al berâten
di wîse kuninginne (SAlex, V. 5652/6100–5667/6115).
Dann führte sie mich fort in eine hohe Kemenate, die war so aus mächtigen Ebenholzbalken
erbaut, großen, nicht kleinen, die [Kemenate] hatte die Herrin gestaltet. Man konnte daran
viele besondere Kunstfertigkeiten betrachten. Darunter befestigt waren da vier gewaltige
Räder. Sechsunddreißig Elefanten (das war ganz herrlich) zogen die Kemenate. Dies alles hatte
die kluge Königin angeordnet (Übersetzung Lienert).
Alexander, der zuvor stumm bleibt, meldet sich nun zum ersten Mal selbst zu Wort,
und äußert den Wunsch, die Elefantenkemenate oder -kutsche möge bei ihm und
seiner Mutter in Griechenland sein (SAlex, V. 5668/6116–5676/6124). Alexander formuliert diesen Wunsch sicher nicht zufällig in Bezug auf ein mobiles Objekt (Eming
2015, 81–82). Implizit negiert seine Aussage den Machtanspruch der Königin, legt sie
doch nahe, dass Alexander über die Mittel verfügt, die Vorrichtung rauben zu
können. Es ist die überlegene und vorausschauende Klugheit der Königin, die sie in
die Lage versetzt, sich zu wehren: Weil sie bei erster sich bietender Gelegenheit ein
Portrait Alexanders hat anfertigen lassen, kann sie das Inkognito lüften – und
Alexander sitzt in der Falle. Candacis erweist erneut ihre Klugheit und sich damit
als die rechtmäßige Besitzerin des Elefantenmobils, das sie ja auch selbst kreiert
hat. Der Konflikt löst sich anschließend in Wohlgefallen auf, indem Candacis und
Alexander eine Liebesbeziehung eingehen. Das bedrohliche Potential der klugen
Herrscherin, das vor allem in ihren kunstvollen Technologien und ihrer Verfügungsmacht über Tiere wie die Elefanten zum Ausdruck kommt, wird somit über
die höfische Liebe eingehegt. Das Elefantengefährt der Königin findet sich bereits,
wenngleich deutlich knapper erzählt, in der aus dem Griechischen übersetzten
lateinischen Vorlage des Straßburger Alexander, wobei der Held hier auch Zeuge der
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
47
Bewegung der Konstruktion wird (Kirsch 1981, 112). Im griechischen Alexanderroman wird zudem noch gesagt, dass das Gefährt dem König (dem Vater der Candacis?) als Wohnung dient, wenn er in den Krieg zieht (Pseudo-Kallisthenes 1978, 67).
Die mittelalterlichen Texte überliefern diese Aussage nicht mehr – und machen die
Elefantenkemenate so zu einem weiblich besetzten Fortbewegungsmittel; ausdrücklich wünscht sich Alexander, dass es bei seiner Mutter in Griechenland wäre.
Die Elefantenkemenate der Candacis bleibt kein Solitär in der höfischen Literatur. Der Wigalois des Wirnt von Grafenberg (W, zitierte Edition: Seelbach und
Seelbach 2014), ein etwa vierzig oder fünfzig Jahre später entstandener Artusroman,
der bis in das Druckzeitalter hinein breit rezipiert wurde, stellt ebenfalls eine
Konstruktion dar, die auf einem Elefanten basiert. Sie begegnet im letzten Teil des
Romans. Zuvor hat der Held – nach vielen Abenteuerepisoden, die insgesamt ein
großes Interesse am Technischen zeigen – seine Hauptaufgabe gelöst, nämlich das
Land Korntin von einem muslimischen (‚heidnischen‘) und teufelsbündnerischen
Usurpator zu befreien. Zur Belohnung darf Wigalois die Erbin des Landes, Larie,
heiraten, und beide werden zu König und Königin gekrönt.
Zur Hochzeitsfeier reist auch ein Herrscher aus der Ferne an, Rîâl, der König
des in der Nähe des Lebermeers gelegenen Landes Jeraphîn, der von Wigalois
wieder mit seinem Land belehnt werden möchte (W, V. 9057–9062). Dieser Rîâl,
dessen Konfession ungeklärt bleibt, führt zwanzig Elefanten mit sich, die nicht nur
seinem gesamten Gefolge als Reittiere dienen, sondern darüber hinaus zahlreiche
kostbare Stoffe wie Pelze und Seiden transportieren (W, V. 9073–9077). Die Erzählinstanz behauptet, dass es in Jeraphin keine Pferde gibt und man stattdessen Elefanten züchtet („daz selbe lant hât rosse niht, / niwan helfande; / die ziehents in dem
lande“, W, V. 9070–72).
Doch werden die Feierlichkeiten durch die Nachricht der Ermordung eines
Verwandten gestört. Man gelobt Rache – und eine kreuzzugsartige militärische
Kampagne wird auf die Beine gestellt. Damit der neue König seine Frau immer mit
sich führen kann, greift er auf die ihm nun zur Verfügung stehenden Elefanten
zurück und lässt für Larie ein „kastel“ bauen, das auf dem Rücken eines Elefanten
installiert werden kann (W,V. 10342–10350). Die Darstellung von Elefanten mit einem
beweglichen Kastell auf dem Rücken sind in Illustrationen von Alexanderromanen
(vgl. Hünemörder 1986) und später auch auf Kartendarstellungen häufig zu finden.
Der Hinweis, dass zwischen dieser Konstruktion und dem Rücken des Elefanten
„pfelle von Alexandrîe“ (W 10342, ‚Seiden aus Alexandria‘) drapiert sind, spielt wohl
auf die Alexandertradition an – die gebildeten Personen im Publikum mögen die
Allusion erkannt haben.
Das Elefantenkastell, in dem zusätzlich zu Larie noch zwölf Jungfrauen reisen,
wird ausführlich beschrieben (W, V. 10351–10379). Im Zuge der Darstellung der alle
Sinne ansprechenden und alle Annehmlichkeit garantierenden Ausstattung rücken
48
Falk Quenstedt
einzelne besondere Dinge in den Fokus. So ist im Zentrum des mit Seidenteppichen
ausgelegten und vielfarbigen Seidenstoffen ausgekleideten Innenraums des „kastel“
ein ebenfalls seidenes „mückennetze“ (W, V. 10360) angebracht. Darunter hängt an
einer Goldkette ein Bergkristallgefäß, dessen Inhalt Wohlgeruch verströmt und das
mit einem Rubin verschlossen ist, der wie eine Kerze die Nacht erleuchtet. Am Netz
selbst hängen goldene Glöckchen. Rundherum sind Betten aufgestellt, Wände und
Böden sind mit Blumen geschmückt. Bei Tag scheint das Sonnenlicht durch gläserne
Fenster herein (W, V. 10389–10400). Mit seiner luxuriösen Ausstattung wirkt das
Elefantenmobil geradezu wie ein mittelalterlicher Orientexpress.
Auf den „balsam“ (W, V. 10264) oder auch die „salbe“ (W, 10280) im Kristallgefäß
geht die descriptio näher ein: Der Wohlgeruch bessert nicht nur die Luftqualität auf,
sondern wirkt auch auf die Stimmung und die Gesundheit der Reisenden ein. Es gibt
kein Unglück oder Leid, das der Duft nicht auflösen, keine Krankheit, die er nicht
lindern würde (W, V. 10368–10376). Auch über die Herkunft der Salbe wird informiert. Sie stammt aus der „heidenschaft“ (W, V. 10282, dem ‚Gebiet der Muslime/
Heiden‘ oder dem ‚Orient‘), und zwar „von des Alten lant“ (W,V. 10381), also aus dem
Land des ‚Alten vom Berge‘. Der Text spielt hier offenbar auf die Assassinenlegende
an, wobei es sich um einen erstaunlich frühen Beleg dieser Legende handelt. Sie
erzählt davon, dass ein in Syrien beheimateter Herrscher ein künstliches Paradies
erbaut und Drogen eingesetzt habe, um junge Männer einer ‚Gehirnwäsche‘ zu
unterziehen und so zu bedingungslosen Auftragsmördern zu machen.⁶ Die Anspielung mag dazu dienen, die Behauptung über die Wirksamkeit der Substanz zu
plausibilisieren, wirft aber ein ambivalentes Licht auf den Elefantenapparat, dessen
Innenraum damit auch zu einem künstlichen Paradies stilisiert wird. Das Elefantenkastell wurde in der Forschung bislang eher am Rande betrachtet und etwa als
orientalisierendes Ornament der Herrschaft des Helden gedeutet (Eming 1999, 220)
oder als Chiffre der auffälligen Passivität und finalen Stillstellung der zentralen
Frauenfigur Larie (Oehme 2016, 114). Durch mögliche Anspielungen auf Grabarchitekturen an anderer Stelle im Text und zu Intertexten wurde es auch als eine Art
Mausoleum gelesen (Lembke 2020, 155–156).
In dem imposanten Fortbewegungsmittel verbinden sich somit unterschiedlichste Aspekte: der Luxus der höfischen Adelskultur, die nicht nur im Medium des
6 Die Legende erlangte erst mit Marco Polo im späten 13. Jahrhundert größere Bekanntheit in
Lateineuropa. Etwa zwanzig Jahre vor Entstehung des Wigalois taucht sie im Reisebericht eines
deutschsprachigen Gesandten, Burchard von Straßburg, auf (Thomsen 2018); in der Zeit um 1200
bildet sich dann, offenbar auch im Kontext des dritten Kreuzzugs, eine Legende heraus (Daftary
1995, 111). Sie basiert auf militärischen Taktiken der von den sunnitischen Muslimen, mit denen die
Kreuzfahrerstaaten in Kontakt waren, als Sekte angesehenen Nazariten, die im syrischen Bergland
ansässig waren (Thomsen 2018, 271–272).
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
49
Literarischen auf globale Handelsnetzwerke zugreift und Dinge und Materialien
verschiedenster Herkunft miteinander verflicht; naturkundliche Wissenstraditionen über die orientalische Ferne und ihre Wesen und Substanzen; Ikonographien
von Macht und Herrschaft sowie literarische Vorbilder, die aufgegriffen und
überboten werden oder auf die angespielt wird. Als Fortbewegungsmittel kann der
Elefantenapparat als Ausdruck eines Eskapismus der höfischen Adelskultur gelesen
werden, die von einer (weiblichen) Mobilität träumt, die gänzlich unbeeinträchtigt
bleibt von den unerwünschten Zumutungen der Natur (wie Krankheit oder
schlechtes Wetter), selbst wenn als Grundlage dafür ein exorbitantes Tier dient. Im
Komfort, den der Apparat erzeugt, liegt aus Sicht des Ritters ein Problem, denn er
würde die männliche adlige Mobilität vor der für eine Bewährung – etwa auf
âventiure – notwendigen Gefahr bewahren. Es ist daher nur konsequent, dass das
Elefantenmobil von mehreren Artusrittern zu Pferde eskortiert wird. Die Bindung
an weibliche Figuren und eine orientalisierende Motivik scheint für die Möglichkeit
der Imagination dieser Organotechniken des Mobilen eine wichtige Voraussetzung
zu sein. Auch stören verschiedene Motiviken des Sterbens – wie die Anspielung auf
die Assassinen oder die Analogien zu Grabarchitekturen – diese Utopie. Solche
Ambiguisierungen in der Darstellung von Räumen, Figuren und Dingen – auch im
Sinne höfische Idealität – sind durchaus kennzeichnend für den Wigalois (vgl. etwa
Haug 1992, 263–264; Linden 2016, 224). Der Apparat registriert die Hybridisierung
von Natur und Kultur und entwickelt daraus Fantasien der Naturbeherrschung.
Durch die Vergeschlechtlichung und die Allusionen auf den Tod signalisiert der Text
aus ritterlich-androzentrischer Perspektive, dass ein solches organotechnisches
Bemühen um eine Trennung von Natur und Kultur zum Scheitern verurteilt ist.
3 Grenzen der Welterfahrung
Ein weniger zweideutiges Scheitern seines Helden zeigt der Alexanderroman Ulrichs von Etzenbach (UAlex, zitierte Edition: Toischer 1888), wenn er seinen Helden
mithilfe von Greifen den Luftraum erkunden lässt. Vor allem das 10. Buch des Romans, in dem auch der Greifenflug erscheint, erzählt von Alexanders Suche nach
Mirabilien in Indien, wobei der Text die ‚Höfisierung‘ der Ferne noch stärker betreibt als der Straßburger Alexander in der Candacis-Episode.⁷ Ulrichs Erzählung
7 Ulrichs Alexander entsteht am Königshof in Prag, wahrscheinlich im Auftrag der Přemysliden
Ottokar II. und Wenzel II. Als Vorlage diente die Alexandreis Walthers von Châtillon, für das 10. Buch
greift Ulrich aber auf eine Fassung der Historia de preliis, also der lateinischen Übersetzung des
griechischen Alexanderromans, zurück, wobei er den Text um einige Mirabilien erweitert und
vorhandene ausbaut (vgl. zum 10. Buch: Finckh 2000; Kugler 1996; Zacher 2009).
50
Falk Quenstedt
vom Greifenflug (UAlex, V. 24681–24832), der in der mittelalterlichen Alexanderikonographie und -literatur weit verbreitet ist (Kugler 1987), erfolgt in für meine
Fragestellung zentralen Aspekten gegen die Tradition, insbesondere hinsichtlich
der Bedeutung, die sie den Tieren verleiht.
Nachdem Alexander mit einer Tauchglocke den Meeresboden erforscht hat und
einer höfischen Öffentlichkeit im Palast des persischen Herrschers Porus davon
erzählt, will er nun auch die „wunder“ der „lüfte“ (UAlex, V. 24685) erfahren. Alexander befragt seine Gelehrten, wie das zu bewerkstelligen sei, jedoch sind diese
ratlos. Allein ein „meister“ (UAlex, V. 24696) im Dienst des Porus, der zwei Greifen
sein Eigen nennt, weiß zu helfen (möglicherweise verweist der Begriff „meister“
hier auf ein praktisches Wissen im Kontext der artes mechanicae). Wie im Wigalois
und im Straßburger Alexander ist es die Herrschaft über ‚orientalische‘ Reiche und
die damit zusammenhängende Verfügungsgewalt über Fabeltiere, die dem Protagonisten die Konstruktion und Anwendung des Apparats ermöglicht. Doch der
Besitz allein reicht nicht aus, die Tiere müssen auch trainiert werden: Der meister
hat die Greifen von klein auf gezähmt, so dass sie sich durch Fressköder steuern
lassen (UAlex, V. 24694–24700). Es handelt sich offenbar nicht um ‚wilde‘ Greifen.
Erst auf Grundlage dieser Voraussetzungen kann nun das Ingenium Alexanders
zum Einsatz kommen: Er lässt ein „gesæze“ (UAlex,V. 24704) oder„gestüele“ (UAlex,V.
24707) anfertigen und mithilfe von „starc keten“ (UAlex, V. 24705) an die Greifen
schmieden (wie genau, wird nicht klar). Die Erzählinstanz verurteilt dieses Tun
eindeutig als Maßlosigkeit (UAlex, V. 24700–24002). Alexander setzt sich in das Gestühl, stellt zwei Pfähle auf, an deren Spitze Köder befestigt sind, und bewirkt so,
dass die Greifen die Konstruktion in die „lüfte zugen“ (UAlex, V. 24714), bis der Apparat „an daz hœste“ (UAlex, V. 24715) kommt. An diesem nicht näher spezifizierten
Ort maximaler Höhe berichtet die Erzählinstanz, was Alexander sieht und welche
Wirkung das Gesehene auf ihn hat:
niht mê wunder er vernam
wenn daz daz ertrîch ummegienc
wazzer und daz gar bevienc,
und daz der erde breite
ûf der wazzer geleite
swebt als ein cleiner huot.
daz brâht im wunderlîchen muot,
er gedâhte wâ in solden
die grîfen setzen, sô sie wolden
sich ze tale lâzen:
in dûht niht ze mâzen
daz sie stat möhten hân,
sô sie sich wolden nider lân;
sô gar an den stunden
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
51
dûht in die werlt verswunden,
daz sie niht wenn wazzer wære:
daz was sîm gemüete swære […] (UAlex, V. 24716–24732).
An Wundern erfuhr er nur, dass das Wasser das Erdreich umfloss und es umfing, und dass die
Erde in ihrer Größe auf dem Wasser wie ein kleiner Hut schwamm. Das versetzte ihn in eine
seltsame Stimmung. Er dachte, wohin sollten ihn die Greifen setzen, wenn sie sich zu Tale
hinablassen wollten. Ihm erschien es aufgrund ihrer Größe nicht möglich, dass sie genug Platz
haben könnten, wenn sie landen wollten; in diesem Moment erschien es ihm, als wäre die Welt
verschwunden, dass sie nichts als Wasser wäre: das versetzte ihn in eine traurige Stimmung
(Übersetzung F.Q.).
Alexanders Verzweiflung, so wird weiterhin gesagt, rührt außerdem daher, dass er
nicht mehr wisse, was er – wenn er denn überhaupt überleben sollte – noch erobern könnte. Im Selbstgespräch stellt er fest, dass sein Wunsch, die gesamte Welt
„ervarn“ (UAlex, V. 24737) zu wollen, nun in Erfüllung gegangen sei – doch Freude
bereite ihm das nicht.⁸ Im Gegenteil, es stellt sich eine allumfassende Hoffnungslosigkeit („zagheit“, UAlex, V. 24742) ein, die es ihm verunmöglicht, überhaupt noch
Wunder erfahren zu können.
Der von den Tieren getragene Apparat zeigt Alexander die enorme Ausdehnung
der unbewohnbaren Meereswelt im Verhältnis zum verschwindend kleinen Umfang des bewohnten Festlands, was sein Weltverhältnis grundlegend verändert: Die
bewohnte Welt erscheint ihm nicht nur winzig, sondern kommt ihm ganz buchstäblich abhanden, so dass es für ihn unvorstellbar wird, dass die Greifen darauf
noch genug Platz zum Landen finden könnten. Mit dem Weltverlust büßt Alexander
auch die Fähigkeit zum Staunen ein. Das wiederum versetzt ihn einen Zustand
schwermütiger Apathie und Indifferenz. Da ist es nur konsequent, dass Alexander
das Steuer gänzlich den Greifen überlässt. Er lässt sich einfach treiben. Es ist
schließlich allein das Nachlassen der Kraft der Tiere und ihre „witze“ (‚Verstand‘,
‚Klugheit‘ oder ‚Einsicht‘, UAlex,V. 24745), die ihn auf die Erde und in die Behütetheit
des Höfischen zurückführen:
den grîfen tet die müede wê,
auch twanc des ir witze kreftige hitze,
daz sie sich mit dem werden
liezen ze der erden
ûf ein castel (als ich las),
8 „als vor sprach der genende [Alexander], / daz er al der werlde ende / wolt ervarn und besehen, /
daz was im aldâ geschehen. / da wurden erfüllet sîne wort: / er sach dâ al der werlde ort, /daz in doch
fröute cleine.“ (UAlex,V. 24735–24741; „Wie zuvor sprach der Genannte [Alexander], dass er die ganze
Welt erfahren und besehen wollte, das war ihm dort geschehen. Dort wurden seine Worte erfüllt: Er
sah dort die ganze Welt, doch freute ihn das wenig“).
52
Falk Quenstedt
dâ Candacis inne was,
In (sic) einem grasegarten (UAlex, V. 24744–24751).
Den Greifen setzte ihre Erschöpfung zu, auch drängte die große Hitze [an der Sphärengrenze
zum Feuerhimmel] sie zu der Einsicht, sich mit dem Ehrenvollen [Alexander] auf die Erde
nierderzulassen, und zwar in ein Schloss (wie ich gelesen habe), in dem sich Candacis in einem
Grasgarten aufhielt (Übersetzung F.Q.).
Wie im Straßburger Alexander löst sich also auch in Ulrichs Alexander die vom
Apparat mitherbeigeführte existentiell bedrohliche Situation in Wohlgefallen auf.
Bei Ulrich wird sie, da Alexander auf dem Luftweg ungesehen in Candacis‘ Privatbereich gelangt, zur willkommenen Gelegenheit, eine geheime Liebesbeziehung
auszuleben (UAlex, V. 24752–24776). Doch gibt die ungewöhnliche Situation der Königin auch Gelegenheit zum Spott: Als Candacis Alexander fragt, wer ihn bloß in
ihren Garten gebracht habe, zeigt er auf die Greifen und antwortet: „frouwe, daz
haben dise tier“ (UAlex,V. 24765). Kurz darauf lässt es sich die Königin nicht nehmen,
vor ihrem Hof diese Verkehrung noch einmal hervorzuheben: „zwêne grîfen habent
brâht / Alexandern. wer hæt des erdâht, / daz er sich lieze vüeren?“ (UAlex,V. 24785–
24787; „Zwei Greifen haben Alexander gebracht. Wer hätte je gedacht, das er sich
führen lasse?“). Alexander, der Beherrscher der Welt, ist also während des Flugs
zum Beherrschten geworden. Damit registriert der Text nicht etwa beiläufig den
Akteursstatus der Tiere im Gefüge des Apparats, sondern stellt diesen deutlich und
wiederholt aus, wenngleich mit spöttischer Absicht. Der Zweck besteht darin, eine
Grenze menschlichen Handelns zu markieren, die Alexander an dieser Stelle eindeutig überschreitet. Das Besondere ist aber, dass diese Grenze als eine Grenze der
Wahrnehmungsfähigkeit dargestellt wird (vgl. Zacher 2009, 230). Alexander macht
eine Erfahrung der Begrenztheit, die ihn in eine Verfassung vollkommener Handlungsunfähigkeit versetzt – und nur die Tiere können ihn wieder auf den Erdboden
zurückholen.
4 Globale Mobilität und Herrschaft
Ich möchte mich zwei letzten Apparaten zuwenden, die ebenfalls Formen außergewöhnlicher Mobilität darstellen – von beiden wird innerhalb des Jüngeren Titurel
(JT, zitierte Edition: Nyholm 1955–1995) erzählt. Dabei steht einerseits der Aspekt
einer weltweiten, regelrecht globalen Beweglichkeit im Zentrum, andererseits eine
durch Bewegung zum Ausdruck kommende Lebendigkeit des Künstlichen. Beide
Aspekte verbinden sich mit Imaginationen einer organotechnisch bewerkstelligten
Bewegung durch die Luft von eigentlich nicht flugfähigen Wesen und Objekten. Bei
dem ersten Apparat handelt sich um eine Art Flugzeug, das durch Greifen ange-
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
53
trieben wird, beim zweiten Apparat um einen Sakralbau, dessen kunstvolle, von
Edelmetallen und Edelsteinen nur so strotzende Ausstattung lebendig zu sein
scheint und insofern die literarische Imagination eines künstlichen ‚Ökosystems‘
darstellt. Beide Apparate erscheinen in einem als Summe höfischen Erzählens und
Wissens konzipierten, in den Jahren vor 1270 von einem sonst unbekannten Albrecht verfassten Romanepos, das die Titurel-Fragmente Wolframs von Eschenbach
(sowie dessen Parzival und Willehalm) aufgreift und ausschreibt, weshalb die
Dichtung als Jüngerer Titurel bezeichnet wird. Die unmittelbare Verknüpfung des
Personals der Artus- und Gralsgesellschaft und der sich um sie rankenden Erzählungen mit historisch-heilsgeschichtlichen Ereignissen sowie dem realen geografischen und ‚globalen‘ Raum ist ein zentrales Bearbeitungsprinzip des Jüngeren Titurel. Allerorten lässt der Text einen universalen Anspruch erkennen, will
„Weltgedicht“ (Ebenbauer 1993, 359) sein.⁹
Das Greifenflugzeug gibt der Erzählung die Möglichkeit, Figuren, die einerseits
in einem europäisch-arturischen, andererseits in einem indischen oder fernöstlichen Raum agieren, miteinander in Kontakt treten zu lassen. Die Verknüpfung
dieser Räume findet sich bereits im Parzival und in den Titurel-Fragmenten Wolframs von Eschenbach, wird dort aber nicht geografisch und transporttechnisch
erklärt; die aus der indischen Ferne stammenden Figuren tauchen einfach am
Artushof auf oder sind als Absender:innen von Briefen und Gaben präsent (vgl.
Kugler 1990). Allgemein ist der Jüngere Titurel darum bemüht, bei Wolfram im
Dunkeln belassene Aspekte des Geschehens und der Darstellung erzählerisch und
naturkundlich aufzuklären, zu deuten und zu vereindeutigen (Neukirchen 2006).
Die Konstruktion der Organotechniken dient ebenfalls diesem Zweck.
Das Greifenflugzeug ähnelt in seiner Anlage dem Elefanten-Mobil des Straßburger Alexander. Die Wahl seiner Zugtiere erlaubt es aber nicht nur, größere
Kutschen zu ziehen, sondern diese nun auch durch die Luft zu befördern. War beim
Greifenflug in Ulrichs Alexander der Aufstieg in der Vertikale ausschlaggebend,
wird nun ein Fliegen in der Horizontale gedacht. Auch der Flugapparat des Jüngeren
Titurel ist mit der Alexander-Tradition verknüpft (Kragl 2010, 171–172), denn Alexanders Greifenflug bildet den historischen und wissensgenealogischen Bezugspunkt
des Apparats.
In der Nähe des Artushofes trifft der Protagonist der Binnenhandlung des
Jüngeren Titurel namens Tschinotulander auf zwei Riesen in prachtvollen Rüstungen, die aus einem idealen Land in Indien stammen, das die beiden selbst „Paradies“ nennen. Diese Denomination sorgt anfangs für Spannung in der Episode, denn
9 Karl Rosenkranz hat den Jüngeren Titurel mit Dantes Divina Commedia verglichen, vgl. Wyss 1993,
95, 98–100.
54
Falk Quenstedt
weder das Publikum noch der Protagonist, aus dessen Sicht die Begegnung geschildert wird, können wissen, wer diese Riesen sind. Als einer der beiden Riesen,
die den Helden sogleich angreifen, den Schlachtruf „Paradis“ (JT, Str. 4749) ausstößt,
ist Tschinotulander höchst beunruhigt, denn wenn sie wirklich aus dem Paradies
stammen, muss es sich wohl um die von Gott dorthin entrückten Propheten Henoch
und Elija (JT, Str. 4750) handeln. Soll Tschinotulander etwa gegen Gott kämpfen (JT,
Str. 4751–4753)? Als die Riesen in der Folge neben „Paradis“ auch die Schlachtrufe
„Tasme“, „Vriende“ und „Tabrunit“ (JT, Str. 4755) verlauten lassen – alles Ortsnamen,
die von vorhergehenden Orientfahrten des Protagonisten bereits bekannt sind –
begreift der Held, dass es sich um ‚Heiden‘ handeln muss, die in seiner Logik keinesfalls von Gott gesandt sein können. Nach einigem Hin und Her besiegt
Tschinotulander die Riesen.
Das anschließende Gespräch klärt über ihre Herkunft und den Grund ihres
Aufenthalts an diesem Ort auf. Die beiden Riesen kommen tatsächlich aus einem
Land namens ‚Paradies‘ (JT, Str. 4801); allerdings handelt es sich nicht um „daz
rechte, daz Adam verworhte mit unprise“ (JT, Str. 4814) („das echte, das Adam durch
seine Sünde verwirkte“), sondern um ein Königreich in „India diu dritte, ein ende
gar der welde“ (JT, Str. 4818; „im dritten Teil Indiens, am Ende der Welt“). Die Namensgebung erklären die Herrscher damit, dass sie ihr Reich mit „listen“ (JT,
Str. 4817) (‚Klugheit‘) so eingerichtet haben, „daz iz sich wol dem paradis gelichet“
(JT, Str. 4817) („dass es dem Paradies gleicht“). Grundlage ihres Wohlstands aber ist
eine Flugtechnik: Die Riesen stammen von Alexander dem Großen ab (JT, Str. 4805).
Ihre Vorfahren haben den Greifenflug – und das heißt wohl auch: die Züchtung und
Zähmung der Greifen – so perfektioniert (JT, Str. 4802, 4815), dass sie in der Lage
sind, vier Ritter samt Pferden eine Woche lang in der Luft zu halten (JT, Str. 4815–
4816). Als Kraftstoff dienen dreißigjährige Elefanten, die den Greifen im Flug verfüttert werden (JT, Str. 4817) – die Information unterstreicht die Exorbitanz des
Apparats und macht den unermesslichen Reichtum an (natürlichen) Ressource in
‚Paradis‘ fassbar, zugleich markiert sie eine gewisse Grausamkeit und unermessliche Kostenintensität des Fliegens. Binnen kürzester Zeit können Alexander und
Phillip ihre Streitkräfte mithilfe dieses Flugapparats überall hin verlegen und
Reichtümer aus eroberten Ländern an einem Ort konzentrieren. Anders als bei
Ulrich ist das Greifenfliegen hier kein Zeichen des Weltverlusts; der Jüngere Titurel
macht es vielmehr zur Grundlage einer regelrecht ‚globalen‘ Herrschaft. Wie im
Wigalois werden zeitgenössische Vorstellungen von einem gigantischen, luxuriösen
und technisch überlegenen Orient zur Grundlage einer höfischen Allmachtsfantasie
globaler Aneignung von Welt. Der Text unterstreicht allerdings die Bedrohlichkeit
der Organotechnik, die vor allem von den Fabeltieren ausgeht, wenn abschließend
gesagt wird, dass der Flügelschlag der Greifen beim Start alles im Umkreis von einer
Meile dem Erdboden gleichmache. Dass der Text die darin zum Ausdruck kom-
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
55
mende Unterlegenheit der europäischen Christenheit nicht auf sich beruhen lassen
kann, deutet eine die Episode abschließende Sentenz an, die eine für den Artusroman typische Narrenfigur namens Keie (vgl. Röcke 2001) äußert: Ausgerechnet die
‚Heiden‘, denen Gottes Huld auf Erden abginge, benutzen den Himmel, um sich
fortzubewegen (JT, Str. 4866). Tatsächlich werden Alexander und Phillip, die Besitzer
des Greifenflugzeugs und Herren über das ‚Paradies‘, am Ende des Romans zum
Christentum übertreten und Vasallen des Priesterkönigs Johannes werden, zu dem
Parzival in Indien ernannt wird, nachdem die Gralsfamilie dorthin ausgewandert
ist.¹⁰ Doch wird der Flugapparat dabei nicht noch einmal erwähnt.
5 Ökosysteme des Heils
Das Romanepos setzt mit der Geschichte dieser Gralsfamilie und ihrer Genealogie
ein. Im Zuge dessen wird auch von der Errichtung des Gralstempels in Spanien
erzählt, wo das ursprüngliche Heimatland der Gralsfamilie, ‚Salvaterre‘, liegt (JT,
Str. 335). Der Text widmet diesem Gebäude äußerst umfangreiche Ekphrasen (vgl.
Brokmann 1999; Wandhoff 2003, 249–70). Der in seiner Größe, Pracht und Wirkung
mit utopischen Zügen versehene Rundbau mit 72 Chören (JT, Str. 341) beherbergt den
von Gott an Titurel herabgesandten Gral (JT, Str. 385) und bildet das religiöse Zentrum der Gralsfamilie. Der Tempel ist ein Abbild des Kosmos, worauf nicht zuletzt
ein Uhrwerk hinweist, das Darstellungen der Sonne und des Mondes über das mit
Edelsteinen als Sterne besetzte Gewölbe bewegt (JT, Str. 375–376). Da die Erbauung
des Gralstempels von Anfang an mit einem direkten göttlichen Einwirken in Verbindung gebracht wird, unterscheidet er sich von den anderen hier zuvor besprochenen Technik-Wundern; ein weiterer Unterschied ist, dass hier keine Tiere eingebunden werden – zumindest nicht als Antriebskraft. Doch ist die Architektur des
Gralstempels nicht allein göttlich bedingt, vielmehr verbinden sich in ihr mirakulöse, auf direktes göttliches Einwirken zurückführbare Kräfte, die sich in den helfenden Aktivitäten des Grals beim Bau des Gebäudes¹¹ vergegenständlichen (JT,
Str. 339, 370–371), mit erkennbar natürlichen Kräften – etwa des Windes – und
verborgenen Kräften bestimmter Materialien, insbesondere Edelsteinen, denen
10 Ein Vorwissen davon erlaubt es ihnen auch, über die eigentlich schmachvolle Niederlage gegen
Tschinotulander hinwegzusehen: Ihre Sterndeuter haben ihnen vorhergesagt, dass ein ‚herre‘ aus
dieser Gralsfamilie sie besiegen und einst zu ihnen nach Indien kommen und als „priester Johann“
(JT, 4834,3) über sie herrschen werde.
11 Das wird mit Gottes Hilfe bei Salomos Tempelbau in Jerusalem verglichen (JT, Str. 366–367), was
nahelegt, dass der Gralstempel – typologischem Denken zufolge – als Figuration des himmlischen
Jerusalems verstanden werden kann.
56
Falk Quenstedt
zeitgenössischem naturkundlichem Wissen gemäß spezifische virtutes zugesprochen werden.¹² Auch kommen Automaten zum Einsatz, und wie für Automatendarstellungen üblich stellen diese technisch-mechanischen Installationen im
Gralstempel Beweglichkeit her und täuschen so Lebendigkeit vor. Eine Besonderheit ist allerdings, dass diese Automaten, die im Jüngeren Titurel auch nicht vereinzelt auftreten, sondern oft im Kollektiv, nicht auf einen profanen Gebrauch abzielen, sondern dezidiert an den Andachtspraktiken der Gralsfamilie beteiligt sind
(vgl. grundlegend dazu Schmid 2011). Da bei ihrer Darstellung die Imitation von
Bewegung etwa von Flügeltieren, die schweben und sich durch den Kirchenraum
bewegen können, oder von im Wind wiegenden Pflanzen das Hauptfaszinosum
bildet, kann von einer mechanisch-technischen Evokation des Organischen gesprochen werden. Hinzu kommt, dass diese Automaten nicht isoliert agieren, sondern in ein umfassendes Ensemble eingebunden sind.
Zu diesem künstlichen Ökosystem des Heils gehört programmatisch auch die
Einbindung von Edelsteinen. Damit kommt insofern ein organisches Element hinzu,
als dass die für moderne Wissensordnungen selbstverständliche Trennung zwischen Organischem und Anorganischem, die Edelsteine auf Seiten der ‚toten‘ Materie verorten würde, von mittelalterlichen Kategorisierungen irritiert wird. Denn
Perlen, Korallen, Muscheln oder Magensteine werden zu Edelsteinen gezählt, außerdem auch Fossilien oder antike Schmucksteine (Kameen), die als natürlich gewachsene oder göttlich imprägnierte Steine angesehen werden konnten (Cohen
2015, 15). Die bunt gleißende Pracht der Edelsteine findet sich im und am Gralstempel allerorten: Auf den Turmspitzen, in den Fenstern, im Gewölbe, an Portalen
und Chorwänden, auf den Böden, sogar die Altäre bestehen aus Saphiren. Auch
finden im Gralstempel dezidiert Korallen und Perlen Verwendung (JT, Str. 343, 364).
Der Sakralraum erhält somit mehrfach organische Komponenten: Einerseits durch
die schillernde und selbstaktive Materialität der Edelsteine, andererseits durch das
Mitwirken der Benutzer und Benutzerinnen des Gralstempels, insbesondere wiederum im Umgang mit den Edelsteinen. Der Text informiert ausführlich über die
Eigenschaften und Arrangements der im und am Gralstempel in die Architekturen
eingelassenen Edelsteine. Dieses Wissen scheint zur ‚Aktivierung‘ des heilswirksamen Apparats unerlässlich zu sein, denn mehrfach wird erwähnt, dass die Besucher:innen naturkundliche Eigenschaften sowie die allegorisch-anagogischen Bedeutungen von Edelsteinen (vgl. Wegner 1996, 74–124) kennen müssen, wenn sie in
den Genuss ihrer erlösenden Wirkung kommen wollen.¹³ Hinzu kommen typolo-
12 Zur mittelalterlichen Unterscheidung von miracula und mirabilia vgl. Bynum 1999.
13 Allegorisch werden die Edelsteine vor allem mit höfischen und frommen Tugenden in Verbindung gebracht; vgl. allgemein zur mittelalterlichen Edelstein-Allegorese Meier-Staubach 1977.
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
57
gische Verweiszusammenhänge, die auf verschiedenen Stellen des Alten und Neuen
Testaments fußen.¹⁴ Dass Edelsteinen heilsame Wirkkräfte zugeschrieben werden,
beruht auf verschiedenen Grundlagen: So sind schon für den im Mittelalter breit
rezipierten Plinius in seiner Naturalis historia (77 n.Chr.) Edelsteine keine gewöhnlichen naturkundlichen Gegenstände, vielmehr finde sich in ihnen, wie es
Christel Meier-Staubach umschreibt, „die Größe der Natur auf wunderbare Weise
im kleinsten Raum vereinigt […]“ (Meier-Staubach 2014, 30). Aufgrund ihrer addizierten Herkunft aus dem irdischen Paradies (Gen 2, 12), die etwa Hildegard von
Bingen im 12. Jahrhundert mit naturkundlichen Erklärungsmustern – wie große
Hitze im äußersten Osten, Erhärten auf Bergen aus Feuer und Wasser – verbindet,
sind Edelsteinen Heilkräfte eigen (Meier-Staubach 2014, 31), die sich in ihren materialen Eigenschaften wie Härte, Farbigkeit und Leuchtkraft verdichten. In mittelalterlicher Sakral- und Schatzkunst greifen alle diese Dimensionen heilsvermittelnder Materialität und Bedeutung ineinander – was die Edelsteinarrangements
der Sakralkunst als organotechnische Apparate beschreibbar macht.¹⁵
Bei der Beschreibung der Edelsteinkonfigurationen im Gralstempel des Jüngeren Titurel hat die Forschung vor allem allegorische und anagogische Dimensionen geltend gemacht, doch betont der Text auch besonders den hohen Stellen-
14 Die Beschreibung der Kultgegenstände und insbesondere des Hohepriestergewands, das mit
zwölf im Einzelnen genannten Edelsteinen besetzt ist (Ex. 28, 17–20) und die apokalyptische Vision
des Himmlischen Jerusalem (Offb. 21, 18–21.), die die alttestamentlichen Angaben und den Edelsteinkatalog aufnimmt, sind besonders wirkträchtige biblische Passagen.
15 Der Gedanke, dass passende Konfigurationen verschiedener Edelsteine ihre Wirkkräfte aktivieren oder steigern konnten, bzw. besondere Verweiszusammenhänge herstellen, scheint ihre
kunsthandwerkliche Verarbeitung und Anordnung wesentlich mitbestimmt zu haben. Der Abt
Suger von St. Denis (gest. 1151) beschreibt in einer viel zitierten Stelle aus einer Bestandsaufnahme
des Kirchenschatzes der Kathedrale von St. Denis (De administratione) solche Wirkzusammenhänge, wobei er die anagogische Vermittlung zwischen Immanenz und Transzendenz durch Edelsteine akzentuiert: „Als daher mich einmal aus Liebe zum Schmuck des Gotteshauses die vielfarbige
Schö nheit der Steine von den ä ußeren Sorgen ablenkte und wü rdiges Nachsinnen mich veranlaßte,
im Ü bertragen ihrer verschiedenen heiligen Eigenschaften von materiellen Dingen zu immateriellen zu verharren, da glaubte ich mich zu sehen, wie ich in irgendeiner Region außerhalb des Erdkreises, die nicht ganz im Schmutz der Erde, nicht ganz in der Reinheit des Himmels lag, mich
aufhielt, und (glaubte,) daß ich, wenn Gott es mir gewä hrt, auch von dieser unteren (Region) zu jener
hö heren in anagogischer Weise hinü bergetragen werden kö nne.“ Lat. Text: „Vnde cum ex dilectione
decoris domus Dei aliquando multicolor gemmarum speciositas ab exintrinsecis me curis deucaret,
sanctarum etiam diuersitatem uirtutum de materialibus ad inmaterialia transferendo honesta
meditation insistere persuaderet, uideor uidere me quasi sub aliquia extranea orbis terrarium
plaga, que nec tota sit in terrarum fece, nec tota in celi puritate, demorari, ab hac etiam inferiori ad
illam superiorem anagogico more Deo donante posse transferri.“ (Sugerus Sancti Dionysii 2000, 344/
345).
58
Falk Quenstedt
wert des Wissens um die naturkundlichen Eigenschaften der Edelsteine zur Aktivierung ihrer heilsvermittelnden Kräfte. So wirken die Steine im Tempel aufgrund
ihres richtigen Arrangements etwa temperaturregulierend, was mit dem Wissen
von Gelehrten begründet wird, das ihnen von Pythagoras und Eraklius vermittelt
wurde (JT, Str. 331–332). Die Notwendigkeit dieses Wissens wird intradiegetisch auch
‚rezeptionsästhetisch‘ reflektiert: Um das nötige Edelstein-Wissen zu vermitteln
(und auch um sicherzustellen, dass sich Besucher:innen nicht ohne ein solches
Wissen in den Tempel hineinbegeben), finden sich an den Portalen des Bauwerks
Edelsteinsammlungen mit regelrechten Legenden (vgl. Engelen 1978, 173–174; Wegner 1996, 87; Brokmann 1999, 135–136), die über die verwendeten Edelsteine aufklären, ihre Namen und Eigenschaften verzeichnen – illiteraten Personen sollen die
Erklärungen vorgelesen werden (JT, Str. 389, 575–576). Aber auch die ästhetische
Wirkung spielt eine Rolle, wie die vielen Hinweise auf Farbigkeit und Leuchtkraft
der Steine sowie auf die Lichteffekte, die sie durch Reflektionen hervorrufen, zeigen
(Wandhoff 2003, 261). Naturkundliches und heilsgeschichtliches Wissen, Fähigkeiten der ästhetischen Wahrnehmung sowie Lektüre- und Deutungskompetenzen
bilden als Gesamtzusammenhang die Grundlage, um die „krefte“ der Edelsteine
freisetzen zu können. Die durch naturkundlich-religiöses Wissen fundierte Konfiguration, zugleich die Interaktion mit der oder dem nicht weniger informierten
Betrachter:innen dieser Konfiguration können also verschiedene Kräfte in ein koordiniertes Wirkgefüge transformieren und so einen Apparat der Heilsvermittlung
in Gang setzen.
Zu dieser Heilsmaschinerie des Gralstempels gehört auch illusionistische
Technik im Außen- wie Innenraum, die darauf zielt, eine paradiesartige Natur erfahrbar zu machen. So ist am Westportal eine mit Blasebälgen betriebene baumförmige Orgel angebracht, deren Klang aus Vogelplastiken dringt, die auf den Ästen
sitzen (JT, Str. 391–393). Die Erwähnung der Blasebälge impliziert eine menschliche
oder tierische Kraft, sie wird im Text aber nicht benannt und damit ausgeblendet.
Besonders faszinierend ist die Illusionskunst der Chöre, die eine mobile künstliche
Pflanzenwelt zeigt, deren „Herausforderung darin zu bestehen [scheint], mit den
Mitteln der Kunst den täuschend echten Anschein des Lebendigen zu erwecken“
(Schmid 2011, 267).
Die reben uber flucket waren mit schow der engel,
als ob si wærn gezucket uz paradis. und swenn der reben klengel
der louber klanc begunde wegende fuͤ ren,
die engel sus gebarten, sam si sich Iebelichen kunden ruͤ ren (St. 404).
Über den Reben war ein Getümmel von Engeln zu sehen, als ob sie dem Paradies entrissen
worden wären. Und wenn das Baumeln der Reben das Laub zum Klingen brachte, gebärdeten
sich die Engel so, als ob sie sich lebendig bewegen konnten (Übersetzung F.Q.).
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
59
Ein weiteres Beispiel für eine solche Organotechnik ist das Konstruktionsensemble
der Altäre. Sie bestehen aus Saphir, weil das den Tränenfluss der reuigen Sünder
fördert (JT, Str. 349, 351), wobei angemerkt wird, dass diese Wirkung nur durch
Verwendung einer bestimmten Sorte von Saphir und mithilfe einer spezifischen
Fassung erreicht werden kann (JT, Str. 349). Um die Altäre vor Staub zu schützen,
werden sie von Baldachinen aus Seidenbrokat beschirmt (JT, Str. 351). Außerdem ist
über ihnen eine Mechanik mit einem Rad angebracht, um während der Messe im
richtigen Moment eine Taube mit einem Engel in großer Geschwindigkeit herabschweben und sofort wieder hinaufsteigen zu lassen:
[…] und swen der priester singen wolt,
so wart ein bort al da gezucket.
ein tube einen engel brachte, der kom uz dem gewelbe her ab geflucket.
Ein rat in wider fuͤ rte enmitten an der snuͤ re.
mit flucke gen im ruͤ rte di tub und nam den engel, sam si fuͤ re
uz paradise gelich dem heren geiste,
der messe zu hohem werde, dar an der cristen sælde lit die meiste (JT, Str. 352–353).
Und wenn der Priester (die Messe) singen wollte, so wurde dort an einem Seil gezogen. Dann
brachte eine Taube einen Engel, der aus dem Gewölbe herabgeflogen kam.
Ein Radmechanismus führte ihn über eine Schnur wieder zurück. Im Flug schnellte die Taube
auf ihn zu und nahm den Engel, als ob sie gleich dem Heiligen Geist aus dem Paradies herabführe; dies zur hohen Ehre der Messe, von der das Heil der Christen vorrangig abhängt
(Übersetzung F.Q.).
Hier werden auch die Priester – Vermittler zwischen Gott und der Gemeinde – und
ihr Gesang zu Elementen des Apparats. In seiner organotechnischen Gesamtheit
dient der Gralstempel – wie eine gigantische Maschine – dazu, den Christen Heil zu
spenden. Auffällig ist, dass in der Beschreibung gerade die besondere mechanische
Raffinesse der Automaten ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wird. Es steht
zu vermuten, dass auch hier – wie bei den Edelsteinen – mit informierten Betrachtenden gerechnet wird: Die heilsvermittelnde Wirkung stellt sich eben dann
ein, wenn die Tricktechnik hinter den Phänomenen durchschaut und bewundert
werden kann. Wie andere Textstellen zeigen, will der Jüngere Titurel selbst als eine
solche Heilsmaschine verstanden werden – und natürlich sind die Lektürekompetenzen der Rezipierenden ausschlaggebend für das Funktionieren dieses Apparates. Eine Vokabel, die der Text für die eigene Wirkungsabsicht mehrfach einsetzt,
ist das Verb „paradîsen“, dass sich in dieser Verwendung nur im Jüngeren Titurel
findet (Quenstedt 2021, 52). Die Gnade des Heils wird als Erfahrung eines idealen
Naturortes gedacht, wie er im Gralstempel – wo die Engel buchstäblich den Heiligen
Geist zur Gemeinde tragen – erlebbar wird. Da auch das Greifenflugzeug, wenngleich selbst rein technischer Natur, durch die Herkunft ihrer Entwickler mit dem
60
Falk Quenstedt
Paradies in Verbindung gebracht wird; und da der Gralstempel am Ende des Romans schließlich nach Indien ‚migriert‘ (Poser, Schlüter und Zimmermann 2012, 89–
92), stiftet das ebenfalls einen globalen Zusammenhang, nun auch im Zusammenfallen der Zeiten.
6 Vielfältige Organotechniken der Mobilität
Die Aufgabe dieses kleine Defilees organotechnischer Apparate war es, anhand verschiedener Beispiele technischer Imaginationen in höfischen Erzähltexten der Frage
nachzugehen, ob die Bedeutsamkeit von Tieren und anderen nichtmenschlich-organischen Akteuren hier womöglich prägnanter registriert wird als in ‚der Moderne‘.
Wird das Organotechnische möglicherweise sogar als Problem narrativ bearbeitet?
Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, da sich das Problem in den untersuchten Beispielen vor dem Hintergrund jeweils besonderer narrativer Kontexte und
Wirkabsichten je spezifisch konstituiert und entsprechend individuell behandelt
wird. Deutlich geworden ist in jedem Fall, dass die verschiedenen Fahrzeug-Techniken schon insofern bedeutende organische Anteile haben, als sie nachdrücklich auf
Tieren und deren Fähigkeiten basieren. Die Elefantenmobile im Straßburger Alexander und im Wigalois, beide weiblich konnotiert, können als Ausdruck einer
Herrschaft der (höfischen) Kultur über die Natur gedeutet werden, die selbst so
kräftige und große Tiere wie Elefanten für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren
in der Lage ist. Da beide Apparate als exklusive höfische und herrschaftliche Räume
inszeniert werden, die das Natürlich-Lebendige gerade auch in seinem Bedrohungspotential für die adelstypische Mobilität ausklammern sollen, sind die morbiden Anspielungen im Wigalois ebenso bemerkenswert wie die plötzliche Lebensgefahr für den Helden im Straßburger Alexander, die sich im narrativen Zusammenhang
mit der Elefantenkemenate einstellt. Mit Blick auf die Beherrschung der Natur ist das
im Straßburger Alexander unbedenklich, denn Candacis stellt mit ihrer Falle, in die
Alexander gerade getappt ist, nur unter Beweis, dass ihre Herrschaft – auch über die
Elefanten – tatsächlich legitim ist. Anders im Wigalois: Hier scheint der Roman über
die Anspielungen auf die Assassinenlegende und literarisch eingeführte Sepulkralarchitekturen einen Subtext einzuziehen, der den allumfassenden, hier vor allem
männlichen Herrschaftsanspruch über gleichermaßen Kultur wie Natur, der in dem
Apparat zum Ausdruck kommt, als unhaltbar entlarvt.
Ein ähnliches Verhältnis zeichnet sich beim Vergleich der beiden GreifenflugApparate ab: Während im Jüngeren Titurel die Könige aus dem Land ‚Paradies‘ die
Beherrschung der Fabelwesen nutzen, um ein Großreich aufzubauen (dann aber
am christlichen Helden der Geschichte scheitern), sind es im Alexanderroman Ulrichs von Etzenbach die Tiere selbst, die kurzzeitig die Herrschaft über den Welt-
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
61
eroberer Alexander übernehmen. Doch dient diese Inszenierung einer ‚verkehrten
Welt‘ letztlich vor allem dazu, Alexanders Verfehlung spöttisch auszustellen. Auch
bleibt der Kontrollverlust des Königs weitgehend konsequenzlos; die Greifen tragen
ihn ganz selbstverständlich in die höfische Sphäre zurück. Die agency der Greifen
wird also vor allem ex negativo registriert. Im Gralstempel liegen die Dinge noch
einmal anders, denn Tiere kommen hier nicht vor. Hier ist es die als lebendig zu
verstehende Kraft der Edelsteine, die ein überaus wichtiges Element der christlichen Heilsmaschinerie bildet, was der Text immer und immer wieder thematisiert.
Doch ist auch dieses organotechnische Ökosystem – von den göttlich induzierten
Aktivitäten des Grals einmal abgesehen – letztlich rein menschlich bestimmt.
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Albrechts Jüngerer Titurel. Hg. Kurt Nyholm (nach den Grundsätzen von Werner Wolf ). 4 Bde. Berlin:
Akademie-Verlag, 1955–1995.
Hartmann von Aue. Iwein. Text und Übersetzung. Hg. Thomas Cramer, Karl Lachmann, Georg F.
Benecke und Ludwig Wolff. 4., überarb. Aufl. Berlin und New York: De Gruyter, 2001.
Hartmann von Aue. Erec. Text und Kommentar. Hg. Manfred Günter Scholz und Walter Haug. Übers.
von Susanne Held. Frankfurt/M.: Deutscher Klassiker-Verlag, 2004.
Kirsch, Wolfgang (Übers.). Historie von Alexander dem Großen. Leipzig: Reclam, 1981.
Lamprecht (der Pfaffe). Alexanderroman. Mittelhochdeutsch/neuhochdeutsch. Hg., übers. und
kommentiert von Elisabeth Lienert. Stuttgart: Reclam, 2007.
Pseudo-Kallisthenes. Der Alexanderroman. Mit einer Auswahl aus den verwandten Texten. Übers. von
Friedrich Pfister. Übers. von Friedrich Pfister. Meisenheim am Glan: Hain, 1978.
Suger von St. Denis (Sugerus Sancti Dionysii). Ausgewählte Schriften. Ordinatio. De consecratione. De
administratione. Hg. Andreas Speer und Binding Günther. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 2000.
Ulrich von Etzenbach. Alexander. Hg. Wendelin Toischer. Tübingen: Litterarischer Verein in Stuttgart,
1888.
Wirnt von Grafenberg. Wigalois. Text der Ausgabe von J.M.N. Kapteyn. Hg. Sabine Heimann-Seelbach
und Ulrich Seelbach. 2., überarb. Aufl. Berlin: De Gruyter, 2014.
Sekundärliteratur
Armour, Peter. „Greifen“. Fabeltiere. Von Drachen, Einhörnern und anderen mythischen Wesen. Aus dem
Englischen übers. v. Ingrid Rein, Christian Rochow und Thomas Schlachter. Mit 132 Abbildungen.
Hg. John Cherry. Stuttgart: Reclam, 2009. 112–64
Barad, Karen. Agentieller Realismus. Über die Bedeutung materiell-diskursiver Praktiken. Aus dem
Englischen von Jürgen Schröder. Berlin: Suhrkamp, 2012.
62
Falk Quenstedt
Bauer, Susanne, Torsten H. Voigt, und Thomas Lemke (Hg.). Science and technology studies. Klassische
Positionen und aktuelle Perspektiven. Berlin: Suhrkamp, 2017.
Brokmann, Steffen. Die Beschreibung des Graltempels in Albrechts ‘Jüngerem Titurel.’ Diss., Ruhr
Universität Bochum, 1999. URL: https://hss-opus.ub.ruhr-uni-bochum.de/opus4/frontdoor/index/
index/year/2018/docId/1695 (22. Februar 2024).
Brüggen, Elke. „Die Rüstung des Anderen. Zu einem rekurrenten Motiv bei Wolfram von Eschenbach“.
Dingkulturen. Objekte in Literatur, Kunst und Gesellschaft der Vormoderne. Hg. Anna Mühlherr,
Monika Schausten, und Bruno Quast. Berlin und Boston: De Gruyter, 2016. 127–44.
Bumke, Joachim. Höfische Kultur. 4. Aufl., Bd. 1. München: dtv, 1987.
Bynum, Caroline Walker. „Miracles and Marvels. The Limits of Alterity“. Vita Religiosa im Mittelalter.
Festschrift Für Kaspar Elm zum 70. Geburtstag. Hg. Franz J. Felten und Nikolaus Jaspert. Berlin:
Duncker & Humblot, 1999. 799–817.
Cancik-Kirschbaum, Eva, und Anita Traninger. „Institution – Iteration – Transfer: Zur Einführung“.
Wissen in Bewegung. Institution – Iteration – Transfer. Hg. Eva Cancik-Kirschbaum und Anita
Traninger. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2015. 1–14.
Cohen, Jeffrey Jerome. Medieval Identity Machines. Minneapolis und London: University of Minnesota
Press, 2003.
Cohen, Jeffrey Jerome. Stone. An Ecology of the Inhuman. Minneapolis: University of Minnesota Press, 2015.
Daftary, Farhad. The Assassin Legends. Myths of the Ismaʿilis. London et al.: Tauris, 1995.
Depreux, Philippe, Franz Körndle, Matthias Müller, Bernd Roling, und Roland Scheel. „Relevanz der
Mediävistik: Das ‚Mittelalter‘ als Teil unserer Gegenwart.“ Das Mittelalter. Perspektiven
mediävistischer Forschung 26.1 (2021): 33–51.
Druce, G. C. „The Elephant in Medieval Legend and Art“. Archaeological Journal 76, 1 (1919): 1–73.
Ebenbauer, Alfred. „Albrecht: Jüngerer Titurel“. Interpretationen. Mittelhochdeutsche Romane und
Heldenepen. Hg. Horst Brunner. Stuttgart: Reclam, 1993. 353–372.
Eming, Jutta. Funktionswandel des Wunderbaren. Studien zum Bel Inconnu, zum Wigalois und zum Wigoleis
vom Rade (Zugl.: Diss, Berlin, Freie Univ., 1996). Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1999.
Eming, Jutta. „Schöne Maschinen, Versehrte Helden. Zur Konzeption des künstlichen Menschen in der
Literatur des Mittelalters“. Textmaschinenkörper. Genderorientierte Lektüren des Androiden. Hg. Eva
Kormann, Anke Gilleir und Angelika Schlimmer. Amsterdam et al.: Rodopi, 2006. 35–46.
Eming, Jutta. „Luxurierung und Auratisierung von Wissen im ‘Straßburger Alexander’“. Fremde – Luxus
– Räume. Konzeptionen von Luxus in Vormoderne und Moderne. Hg. Jutta Eming, Johannes
Traulsen, Gaby Pailer und Franziska Schößler. Berlin: Frank & Timme, 2015. 63–83.
Eming, Jutta, Falk Quenstedt, und Tilo Renz. Das Wunderbare als Konfiguration des Wissens –
Grundlegungen zu seiner Epistemologie. Working Paper No. 12/2018 des Sonderforschungsbereich
980 „Episteme in Bewegung“. URL: http://www.sfb-episteme.de/Listen_Read_Watch/WorkingPapers/No_12_Eming_Quenstedt_Renz_Das-Wunderbare/index.html (03. Dezember 2022).
Engelen, Ulrich. Die Edelsteine in der deutschen Dichtung des 12. und 13. Jahrhunderts. München: Fink, 1978.
Ernst, Ulrich. 2003a. „Mirabilia Mechanica: Technische Phantasmen im Antiken- und Artusroman des
Mittelalters“. Das Wunderbare in der Arthurischen Literatur. Probleme und Perspektiven. Hg.
Friedrich Wolfzettel. Tübingen: Niemeyer, 2003. 45–77.
Ernst, Ulrich. 2003b. „Zauber – Technik – Imagination. Zur Darstellung von Automaten in der
Erzählliteratur des Mittelalters“. Automaten in Kunst und Literatur des Mittelalters und der Frühen
Neuzeit. Hg. Klaus Grubmüller und Markus Stock. Wiesbaden: Harrassowitz, 2003. 115–172.
Ferrari, Arianna. „Tier und Technik.“ Handbuch Technikethik. Hg. Armin Grunwald und Melanie
Simonidis-Puschmann. Stuttgart: J.B. Metzler, 2013. 203–208.
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
63
Finckh, Ruth. „Ulrich von Etzenbach ‚Alexander‘: Ein Böhmisches Lehr-Stück.“ Alexanderdichtungen im
Mittelalter. Hg. Jan Cölln. Göttingen: Wallstein, 2000. 355–406.
Finkele, Simone, und Burkhardt Krause. „Automaten (und ihre Konstruktion) in hochmittelalterlicher
Dichtung.“ Technikfiktionen und Technikdiskurse. Hg. Simone Finkele und Burkhardt Krause.
Karlsruhe: KIT Scientific Publ., 2012. 9–50.
Friedrich, Udo. „‚Contra Naturam‘. Mittelalterliche Automatisierung im Spannungsfeld politischer,
theologischer und technologischer Naturkonzepte“. Automaten in Kunst und Literatur des
Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Hg. Klaus Grubmüller und Markus Stock. Wiesbaden:
Harrassowitz, 2003. 91–114.
Friedrich, Udo. Menschentier und Tiermensch. Diskurse der Grenzziehung und Grenzüberschreitung im
Mittelalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009.
Friedrich, Udo. „Creatio – Imitatio – Imaginatio. Zu den Grenzen von Natur und Technik in der
Literatur der Vormoderne“. Technik und Science-Fiction in der Vormoderne. Hg. Brigitte Burrichter
und Dorothea Klein. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2018. 45–70.
Frugoni, Chiara. Das Mittelalter auf der Nase. Brillen, Bücher, Bankgeschäfte und andere Erfindungen des
Mittelalters. München: Beck, 2003.
Grubmüller, Klaus, und Markus Stock (Hg.). Automaten in Kunst und Literatur des Mittelalters und der
Frühen Neuzeit. Wiesbaden: Harrassowitz, 2003.
Hammerstein, Reinhold. Macht und Klang: Tönende Automaten als Realität und Fiktion in der alten und
mittelalterlichen Welt. Bern: Francke, 1986.
Haraway, Donna. Simians, Cyborgs, and Women. The Reinvention of Nature. London: Taylor & Francis, 1991.
Haraway, Donna. Modest_WitnessSecond_Millennium. FemaleMan©_Meets_OncoMouseTM. Feminism and
Technoscience. New York: Routledge, 1997.
Haug, Walter. Literaturtheorie im deutschen Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Ende des
13. Jahrhunderts. 2., überarb. u. erw. Aufl. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 1992.
Herweg, Mathias. Wege zur Verbindlichkeit. Studien zum deutschen Roman um 1300. Wiesbaden:
Reichert, 2010.
Hoppe, Katharina. Die Kraft der Revision. Epistemologie, Politik und Ethik bei Donna Haraway.
Frankfurt/M. und New York: Campus, 2021.
Hoppe, Katharina, und Thomas Lemke. „Die Macht der Materie: Grundlagen und Grenzen des
agentiellen Realismus von Karen Barad“. Soziale Welt 66, 3 (2015): 261–279.
Hoppe, Katharina, und Thomas Lemke. Neue Materialismen zur Einführung. Hamburg: Junius, 2021.
Hünemörder, Christian. „Art. Elephas, Elefant“. Lexikon des Mittelalters, Bd. 3, 1986. Sp. 1809–1810.
King, Katie. „The Passing Dreams of Choice… Once Before and After: Andre Lorde and the Apparatus
of Literary Production“. Book Prospectus, University of Maryland at College Park, 1987.
Klinger, Judith. „Anderswelten“. Literarische Orte in deutschsprachigen Erzählungen des Mittelalters. Ein
Handbuch. Hg. Tilo Renz, Monika Hanauska und Mathias Herweg. Berlin und Boston: De Gruyter,
2018. 13–39.
Kragl, Florian. „‚Klarifunkel‘: Oder: Warum beim ‚Jüngeren Titurel‘ der Teufel nicht im Detail steckt.“
Der „Jüngere Titurel“ zwischen Didaxe und Verwilderung. Göttingen: V&R unipress, 2010. 139–182.
Kugler, Hartmut. „Alexanders Greifenflug. Eine Episode des Alexanderromans im deutschen
Mittelalter“. Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 12 (1987): 1–25.
Kugler, Hartmut. „Zur literarischen Geographie des fernen Ostens im ‚Parzival‘ und ‚Jüngerem
Titurel‘“. Ja muz ich sunder riuwe sin. Festschrift für Karl Stackmann zum 15. Februar 1990. Hg.
Wolfgang Dinkelacker. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1990. 107–147.
64
Falk Quenstedt
Kugler, Hartmut. „Alexander und die Macht des Entdeckens. Das 10. Buch im Alexanderroman Ulrichs
von Etzenbach“. The Problematics of Power. Eastern and Western Representations of Alexander the
Great. Hg. Margaret Bridges. Bern u. a.: Lang, 1996. 27–44.
Latour, Bruno. Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie. Frankfurt/M.:
Suhrkamp, 2008.
Latour, Bruno. Existenzweisen: Eine Anthropologie der Modernen. Berlin: Suhrkamp, 2014.
Le Goff, Jacques. Kultur des europäischen Mittelalters. München u. a: Droemer Knaur, 1970.
Lembke, Astrid. Inschriftlichkeit. Materialität, Präsenz und Poetik des Geschriebenen im höfischen Roman.
Berlin: De Gruyter, 2020.
Linden, Sandra. „Ein Ritter mit Gepäck. Zu den magisch-religiösen Hilfsgütern im ‚Wigalois‘“
Dingkulturen. Verhandlungen des Materiellen in Literatur und Kunst der Vormoderne. Hg. Anna
Mühlherr, Heike Sahm, Monika Schausten und Bruno Quast. Berlin und Boston: De Gruyter, 2016.
208–231.
Lindgren, Uta (Hg.) Europäische Technik im Mittelalter. 800 bis 1200, Tradition und Innovation. Ein
Handbuch. Berlin: Gebr. Mann, 1996.
McConnell, Winder. „Mythos Greif“. Dämonen, Monster, Fabelwesen (Mittelalter-Mythen, Bd. 2). Hg.
Ulrich Müller. St. Gallen: UVK, 1999. 267–286.
Meier-Staubach, Christel. Gemma Spiritalis. Methode und Gebrauch der Edelsteinallegorese vom frühen
Christentum bis ins 18. Jahrhundert. München: Fink, 1977.
Meier-Staubach, Christel. „Schönheit – Wert – Bedeutung. Zur Materialität und Symbolik von Gold
und Edelsteinen im Mittelalter“. Geschichte, Funktion und Bedeutung mittelalterlicher
Goldschmiedekunst. Hg. Petra Marx. Münster: Aschendorff, 2014. 29–56.
Müller, Jan-Dirk. Höfische Kompromisse. Acht Kapitel zur höfischen Epik. Tübingen: Niemeyer, 2007.
Neukirchen, Thomas. Die ganze „aventiure“ und ihre „lere“. Der „Jüngere Titurel“ Albrechts als Kritik und
Vervollkommnung des „Parzival“ Wolframs von Eschenbach. Heidelberg: Winter, 2006.
Oehme, Annegret. Adapting Arthur: The Transformations and Adaptations of Wirnt von Grafenberg’s
Wigalois. Ph.D., Ann Arbor, United States: Chapel Hill, 2016. URL: https://www.proquest.com/
pqdtglobal/docview/1806115892/abstract/3EEA2EC9 A72B4AB1PQ/35 (03. Dezember 2022).
Ott, Michael R. „Die höfische Welt der Dinge: Wolframs von Eschenbach ‚Parzival‘“. Handbuch Literatur
& Materielle Kultur. Hg. Susanne Scholz und Ulrike Vedder. Berlin und Boston: De Gruyter, 2018.
163–171.
Paravicini, Werner. Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters. 3., um einen Nachtr. erw. Aufl.
München: Oldenbourg, 2011.
Popplow, Marcus. Technik im Mittelalter. München: Beck, 2010.
Popplow, Marcus. „Diskurse über Technik in der Frühen Neuzeit.“ Neue Diskurse der Gelehrtenkultur in
der Frühen Neuzeit. Ein Handbuch. Hg. Herbert Jaumann und Gideon Stiening. Berlin und Boston:
De Gruyter, 2016. 739–764.
Poser, Thomas, Dagmar Schlüter, und Julia Zimmermann. „Migration und ihre literarische
Inszenierung: Zwischen interkultureller Abschottung und transkultureller Verflechtung“. Europa
im Geflecht der Welt. Hg. Michael Borgolte, Julia Dücker, Marcel Müllerburg, Paul Predatsch und
Bernd Schneidmüller. Berlin: Akademie Verlag, 2012. 87–100.
Quenstedt, Falk. „Indien, Mirabilienorient“. Literarische Orte in deutschsprachigen Erzählungen des
Mittelalters. Ein Handbuch. Hg. Tilo Renz, Monika Hanauska und Mathias Herweg. Berlin und
Boston: De Gruyter, 2018. 297–315.
Organotechniken der Mobilität im höfischen Roman
65
Quenstedt, Falk. „‚Paradisieren‘. Rätselspannung, Lehre und religiöse Erfahrung im ‚Jüngeren Titurel‘“
Darstellung und Geheimnis in Mittelalter und Früher Neuzeit. Hg. Jutta Eming und Volkhard Wels.
Wiesbaden: Harrassowitz, 2021. 49–65.
Renz, Tilo. „Mirabilien ausstellen. Erzählte Sammlungen des Mittelalters und ihre Räume (Herzog Ernst
B, Straßburger Alexander, Apollonius von Tyrland)“. Wunderkammern. Materialität, Narrativik und
Institutionalisierung von Wissen. Hg. Jutta Eming, Marina Münkler, Falk Quenstedt und Martin
Sablotny. Wiesbaden: Harrassowitz, 2022. 40–66.
Röcke, Werner. „Provokation und Ritual. Das Spiel mit der Gewalt und die soziale Funktion des
Seneschall Keie im arthurischen Roman“. Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne.
Hg. Peter von Moos. Köln u. a.: Böhlau, 2001. 343–61.
Sablotny, Martin. „Sammeln und symbolisches Kapital. Herrschaftslegitimatorische Funktionen von
‚mirabilia‘ im ‚Straßburger Alexander‘“. Wunderkammern. Materialität, Narrativik und
Institutionalisierung von Wissen. Hg. Jutta Eming, Marina Münkler, Falk Quenstedt und Martin
Sablotny. Wiesbaden: Harrassowitz, 2022. 19–40.
Schmid, Elisabeth. „Die Überbietung der Natur durch die Kunst. Ein Spaziergang durch den
Gralstempel“. Der „Jüngere Titurel“ zwischen Didaxe und Verwilderung. Neue Beiträge zu einem
schwierigen Werk. Hg. Martin Baisch, Johannes Keller, Florian Kragl und Matthias Meyer.
Göttingen: V & R unipress, 2011. 257–272.
Schmidt, Nora, Nikolas Pissis, und Gyburg Uhlmann. „Wissensoikonomien – Einleitung“.
Wissensoikonomien. Ordnung und Transgression vormoderner Kulturen. Hg. Nora Schmidt, Nikolas
Pissis und Gyburg Uhlmann. Wiesbaden: Harrassowitz, 2021. 1–12.
Strohschneider, Peter. „Sternenschrift. Textkonzepte Höfischen Erzählens“. Text und Text in lateinischer
und volkssprachiger Überlieferung des Mittelalters. Freiburger Kolloquium 2004. Hg. Eckart Conrad
Lutz. Berlin: Schmidt, 2006. 33–58.
Thomsen, Christiane M. Burchards Bericht über den Orient. Reiseerfahrungen eines staufischen Gesandten
im Reich Saladins 1175/1176. Berlin und Boston: De Gruyter, 2018.
Truitt, Elly Rachel. Medieval Robots. Mechanism, Magic, Nature, and Art. Philadelphia, Penn.: University
of Pennsylvania Press, 2015.
Wandhoff, Haiko. Ekphrasis. Kunstbeschreibungen und virtuelle Räume in der Literatur des Mittelalters.
Berlin u. a.: de Gruyter, 2003.
Wegner, Wolfgang. Albrecht, ein poeta doctus rerum naturae? Zu Umfang und Funktionalisierung
naturkundlicher Realien im Jüngeren Titurel. Frankfurt/M. u. a.: Lang, 1996.
Wieland, Georg. „Zwischen Naturnachahmung und Kreativität. Zum mittelalterlichen Verständnis der
Technik“. Philosophisches Jahrbuch 90,2 (1983): 258–276.
Wyss, Ulrich. „Den ‚Jüngeren Titurel‘ lesen“. Germanistik in Erlangen. Hundert Jahre nach der Gründung
des deutschen Seminars. Hg. Dietmar Peschel. Erlangen-Nürnberg: Univ.bund Erlangen-Nürnberg,
1993. 95–113.
Zacher, Angelika. Grenzwissen – Wissensgrenzen. Raumstruktur und Wissensorganisation im
Alexanderroman Ulrichs von Etzenbach (Zugl.: Diss., Erlangen-Nürnberg, Univ., 2007). Stuttgart:
Hirzel, 2009.
Zimmermann, Martin. Technische Meisterkonstruktionen – dämonisches Zauberwerk. Der Automat in der
mittelhochdeutschen Literatur: eine Untersuchung zur Darstellung und Funktion von
Automatenschilderungen in Erzähltexten des 12. bis 14. Jahrhunderts unter Berücksichtigung des
kulturgeschichtlichen Hintergrundes. (Zugl.: Diss., Passau, Univ., 2009). Berlin: Weidler, 2011.