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Der Rest ist Papier: mediale Infrastrukturen der Finanzmärkte

2018, Zeitschrift für Medienwissenschaft

Zurich Open Repository and Archive University of Zurich Main Library Strickhofstrasse 39 CH-8057 Zurich www.zora.uzh.ch Year: 2018 Der Rest ist Papier: mediale Infrastrukturen der Finanzmärkte Dommann, Monika ; Hoof, Florian ; Ambroschütz, Julia DOI: https://doi.org/10.14361/zfmw-2018-0109 Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich ZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-151338 Journal Article Published Version The following work is licensed under a Creative Commons: Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International (CC BY-NC-ND 4.0) License. Originally published at: Dommann, Monika; Hoof, Florian; Ambroschütz, Julia (2018). Der Rest ist Papier: mediale Infrastrukturen der Finanzmärkte. Zeitschrift für Medienwissenschaft, 18(1):88-96. DOI: https://doi.org/10.14361/zfmw-2018-0109 — BILDSTRECKE Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 JULIA AMBROSCHÜTZ — Der Rest ist Papier: mediale Infrastrukturen der Finanzmärkte Vorgestellt von MONIKA DOMMANN und FLORIAN HOOF 1 Vgl. Florian Hoof: Decision| Culture. Das Ornament der Finanzkrise, in: Christina von Braun, Dorothea Dorn (Hg.): Spekulantenwahn. Zwischen ökonomischer Rationalität und medialer Imagination, Berlin 2015, 111 – 134. 2 Vgl. Urs Stäheli, Dirk Verdicchio: Das Unsichtbare sichtbar machen. Hans Richters Die Börse als Barometer der Wirtschaftslage, in: montage / av, Bd. 15, Nr. 1, 2006, 108 – 122; Urs Stäheli: Spektakuläre Spekulation. Das Populäre der Ökonomie, Frankfurt / M. 2007. 3 Vgl. Lisa Gitelman: Paper Knowledge: Toward a Media History of Documents, Durham, NC, 2014. Von Anfang an begleiten visuelle Darstellungen des Börsengeschehens den Aufstieg der Börsen zu den zentralen Institutionen des Finanzmarktkapitalismus. Nach dem Aufkommen des Mediums Film rücken sie insbesondere nach Börsencrashs als sichtbare Zentren des Kapitalismus vor die Linsen der Filmkameras.1 Die filmische Darstellung des Börsengeschehens zum Ziele der Skandalisierungen oder der Kapitalismuskritik war aus unterschiedlichsten Beweggründen umstritten. Sergej Eisenstein etwa kritisierte die Darstellung der Börsenpanik in Fritz Langs Dr. Mabuse von 1922 als zu oberflächlich, Börsenbetreiber wiederum fürchteten um ihren guten Ruf. Kurzum: Der Börsenhandel stellte sich als ein äußerst undankbares filmisches Sujet heraus. Zwar findet die Spekulation in der Börse statt, aber eben in unsichtbarer Form.2 Dieses grundlegende filmische Problem hatten auch die von den Börsenunternehmen in Auftrag gegebenen Industriefilme, die als visuelles Gegenprogramm zu Filmen wie etwa Fritz Langs Dr. Mabuse dienten. Julia Ambroschütz hat aus Image- und Spielfilmen, die zwischen den 1920er und 1980er Jahren hergestellt wurden, eine visuelle Typologie der Darstellung dieser Operationsketten zwischen Menschen, technischen Apparaturen und Medien herausgefiltert. Die Bildausschnitte lenken den Blick zunächst auf das paper work: auf Schreibtische, Börsenkurslektüren, Telefonzentralen und Großraumbüros.3 Sie rücken die dem Handel auf dem Parkett vor- und nachgelagerte bürotechnische Arbeit in den Fokus und zeigen visible hands am Telefonhörer, mit Kaufzetteln, mit dem durchlaufenden Tickerband und bei der Bildschirmtastaturarbeit. Diesen mit Apparaten verschalteten Handgriffen stehen die Gesten und Blicke der Händler_innen auf dem Börsenparkett gegenüber. Das Börsenparkett zentriert den Handel und schafft einen räumlich abgegrenzten sozialen Interaktionsraum, wo ausgefeilte Körpertechniken des Börsenhandels in Aktion treten. Die Wanduhren und Taschenuhren betonen das strikte zeitliche Framing des Handels. Börsen sind Agenturen zur Ermittlung von Preisen. Sobald diese festgelegt, auf Papier, Wandtafeln, Tickerbändern und Bildschirmen notiert sind, verlieren die Kaufzettel als temporäre Speicherungs- und Übertragungsmedien ihren Nutzen und werden fallen gelassen. Die Spekulation haben die Filme nicht gezeigt. Dafür die sinnentleerten Überreste des Handels: Medien-, Papier- und Spekulationsmüll. — 88 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Zf M 18, 1/2018 Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 16.05.18 11:32