In den 1920er Jahren war das Fotoalbum als Aufbewahrungsmedium für fotografische Bilder etabliert... more In den 1920er Jahren war das Fotoalbum als Aufbewahrungsmedium für fotografische Bilder etabliert. Auch an den künstlerischen Ausbildungsstätten der Zeit nutzten es die Schüler, um ihren Alltag und ihren künstlerischen Werdegang zu dokumentieren. Gerda Leo (1909–1993) und Werner Rohde (1906–1990) studierten zwischen 1925 und 1930 an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Beide legten mehrere Fotoalben an, in die sie eigene und auch Fotografien von Mitschülern einklebten. Jeweils ein Abzug ein und derselben Fotografie findet sich sowohl in einem Album von Gerda Leo als auch in einem von Werner Rohde. Der Vergleich beider Montagen soll aufzeigen, nach welchen gestalterischen Kriterien und mit welchen Zielen die Bilder einmontiert wurden und welche Bedeutung dem Album als Trägerobjekt dabei zukommt.
Spurenlesen. Methodische Ansätze der Sammlungs- und Objektforschung, 2021
Haben Sie in letzter Zeit ein Fotoalbum angelegt? Dann gehören Sie zu den wenigen, die diese Prax... more Haben Sie in letzter Zeit ein Fotoalbum angelegt? Dann gehören Sie zu den wenigen, die diese Praxis heute noch pflegen. In den 1920er und 1930er Jahren war sie gesellschaftlich weit verbreitet, und auch Künstler_innen bedienten sich dieses Mediums, um ihren Erinnerungen einen Ort zu geben. Dieser Beitrag unternimmt den Versuch, dem Gestaltungsprozess eines Fotoalbums der Fotografin Gerda Leo (1909–1993) anhand materieller Spuren näherzukommen. Er gibt Einblick in die Herausforderungen im Bereich der Gegenstandssicherung und -analyse, auf die ich im Rahmen meines Dissertationsprojekts stoße. Das Projekt untersucht Fotoalben von Künstler_innen aus den 1920er und 1930er Jahren mit dem Anspruch, das Fotoalbum nicht nur als Aufbewahrungsort für fotografische Bilder zu betrachten, sondern als Medium, in dem Layout ausprobiert werden konnte. Der Umgang mit fotografischen Bildern in den drei wichtigen Bildmedien der Zeit – Fotobuch, Fotoalbum, Illustrierte – soll mit einem Schwerpunkt auf das Fotoalbum analysiert werden. Die vorliegende Spurensuche am Fotoalbum wird von der Frage geleitet, ob das Erschließen einer weiteren Informationsebene zu einem tieferen Verständnis des Gestaltungsprozesses und damit der Anordnungen der Fotografien führen kann. Auffällig an Gerda Leos Album ist, dass Spuren des gestalterischen Entstehungsprozesses so gut wie nicht vorhanden sind. Welche Aussagen lassen sich dennoch über ihre gestalterischen Entscheidungen treffen?
Das Fotoalbum war in den 1920er-Jahren das gängige Medium zur Aufbewahrung von Fotografien in all... more Das Fotoalbum war in den 1920er-Jahren das gängige Medium zur Aufbewahrung von Fotografien in allen Kreisen und Schichten der Gesellschaft. Auch an den künstlerischen Ausbildungsstätten der Zeit nutzten es die Schüler, um ihren Alltag und ihren künstlerischen Werdegang zu dokumentieren. Gerda Leo (1909–1993) studierte zwischen 1925 und 1932 an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) und legte in dieser Zeit mehrere Fotoalben an, in denen sie eigene Fotografien und die von Freunden aus ihrem Umfeld an der „Burg“ miteinander kombinierte. Die Anordnungen der Fotografien in den Alben erweisen sich als vielfältig: Fotomontagen und offen strukturierte Ansammlungen stehen neben an Liniensystemen orientierten Zusammenstellungen. Die Analyse dieses Umgangs mit dem fotografischen Ausgangsmaterial verdeutlicht, dass sich Gerda Leo nicht nur mit einem Abschnitt ihres Lebens auseinandersetzt, sondern zugleich forschend die Freiheiten und Grenzen des Mediums des Fotoalbums ergründet. Das Fotoalbum wird in dieser Konstellation zum Möglichkeitsraum, der die Rahmenbedingungen für ihre gestalterischen Versuche vorgibt.
In den 1920er Jahren war das Fotoalbum als Aufbewahrungsmedium für fotografische Bilder etabliert... more In den 1920er Jahren war das Fotoalbum als Aufbewahrungsmedium für fotografische Bilder etabliert. Auch an den künstlerischen Ausbildungsstätten der Zeit nutzten es die Schüler, um ihren Alltag und ihren künstlerischen Werdegang zu dokumentieren. Gerda Leo (1909–1993) und Werner Rohde (1906–1990) studierten zwischen 1925 und 1930 an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Beide legten mehrere Fotoalben an, in die sie eigene und auch Fotografien von Mitschülern einklebten. Jeweils ein Abzug ein und derselben Fotografie findet sich sowohl in einem Album von Gerda Leo als auch in einem von Werner Rohde. Der Vergleich beider Montagen soll aufzeigen, nach welchen gestalterischen Kriterien und mit welchen Zielen die Bilder einmontiert wurden und welche Bedeutung dem Album als Trägerobjekt dabei zukommt.
Spurenlesen. Methodische Ansätze der Sammlungs- und Objektforschung, 2021
Haben Sie in letzter Zeit ein Fotoalbum angelegt? Dann gehören Sie zu den wenigen, die diese Prax... more Haben Sie in letzter Zeit ein Fotoalbum angelegt? Dann gehören Sie zu den wenigen, die diese Praxis heute noch pflegen. In den 1920er und 1930er Jahren war sie gesellschaftlich weit verbreitet, und auch Künstler_innen bedienten sich dieses Mediums, um ihren Erinnerungen einen Ort zu geben. Dieser Beitrag unternimmt den Versuch, dem Gestaltungsprozess eines Fotoalbums der Fotografin Gerda Leo (1909–1993) anhand materieller Spuren näherzukommen. Er gibt Einblick in die Herausforderungen im Bereich der Gegenstandssicherung und -analyse, auf die ich im Rahmen meines Dissertationsprojekts stoße. Das Projekt untersucht Fotoalben von Künstler_innen aus den 1920er und 1930er Jahren mit dem Anspruch, das Fotoalbum nicht nur als Aufbewahrungsort für fotografische Bilder zu betrachten, sondern als Medium, in dem Layout ausprobiert werden konnte. Der Umgang mit fotografischen Bildern in den drei wichtigen Bildmedien der Zeit – Fotobuch, Fotoalbum, Illustrierte – soll mit einem Schwerpunkt auf das Fotoalbum analysiert werden. Die vorliegende Spurensuche am Fotoalbum wird von der Frage geleitet, ob das Erschließen einer weiteren Informationsebene zu einem tieferen Verständnis des Gestaltungsprozesses und damit der Anordnungen der Fotografien führen kann. Auffällig an Gerda Leos Album ist, dass Spuren des gestalterischen Entstehungsprozesses so gut wie nicht vorhanden sind. Welche Aussagen lassen sich dennoch über ihre gestalterischen Entscheidungen treffen?
Das Fotoalbum war in den 1920er-Jahren das gängige Medium zur Aufbewahrung von Fotografien in all... more Das Fotoalbum war in den 1920er-Jahren das gängige Medium zur Aufbewahrung von Fotografien in allen Kreisen und Schichten der Gesellschaft. Auch an den künstlerischen Ausbildungsstätten der Zeit nutzten es die Schüler, um ihren Alltag und ihren künstlerischen Werdegang zu dokumentieren. Gerda Leo (1909–1993) studierte zwischen 1925 und 1932 an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) und legte in dieser Zeit mehrere Fotoalben an, in denen sie eigene Fotografien und die von Freunden aus ihrem Umfeld an der „Burg“ miteinander kombinierte. Die Anordnungen der Fotografien in den Alben erweisen sich als vielfältig: Fotomontagen und offen strukturierte Ansammlungen stehen neben an Liniensystemen orientierten Zusammenstellungen. Die Analyse dieses Umgangs mit dem fotografischen Ausgangsmaterial verdeutlicht, dass sich Gerda Leo nicht nur mit einem Abschnitt ihres Lebens auseinandersetzt, sondern zugleich forschend die Freiheiten und Grenzen des Mediums des Fotoalbums ergründet. Das Fotoalbum wird in dieser Konstellation zum Möglichkeitsraum, der die Rahmenbedingungen für ihre gestalterischen Versuche vorgibt.
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