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ADB:Marsilius von Inghen

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Artikel „Marsilius von Inghen“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 441, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marsilius_von_Inghen&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 11:54 Uhr UTC)
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Marsilius von Inghen (er selbst schrieb seinen Namen Marcelius), geb. in Ingen, einem Dorfe in der Provinz Geldern, war ein Schüler Occam’s und trat um das Jahr 1362 als Lehrer in Paris auf, von wo er als Professor an die neu gegründete Universität Heidelberg überging (1386), deren Rector er in eben diesem ersten Jahre war; auch wurde ihm ein Canonicat der Andreaskirche zu Köln übertragen. Nach einer Angabe des unzuverlässigen Trithemius soll er am 10. August 1394 gestorben sein, aber in richtigerer Weise dürfte sein Tod in das Jahr 1396 zu verlegen sein. Er verfaßte einen Commentar zu Petrus Lombardus, wobei er jedoch nur das erste Buch der „Sententiae“, welches den damaligen philosophischen Parteifragen näher liegt, behandelte, ferner einen Commentar zur ersten Analytik des Aristoteles (wahrscheinlich auch zur Physik desselben) und eine verloren gegangene Erläuterung zur Isagoge des Porphyrius und zu den Kategorien, wovon jedoch Jellineck ein Exemplar einer hebräischen Uebersetzung fand. Von großem Einflusse auf die nächstfolgende Zeit war seine Bearbeitung der weitverbreiteten Summula des Petrus Hispanus, wobei er den auf Occam beruhenden Standpunkt der Terministen vertrat, d. h. der sog. „moderni“, welche gemeiniglich als Nominalisten bezeichnet werden; und in dieser Parteistellung, welche den Albertisten und Thomisten gegenübertrat, hat er neben Albert von Sachsen (Bd. I. S. 182), welcher in gleicher Weise in Wien wirkte, das Verdienst, in ganz Deutschland zur Verbreitung der fortgeschrittenen Richtung der Logik entscheidend mitgewirkt zu haben.

Brucker, Hist. cr. phil., Bd. III, S. 885; Ad. Jellineck, Mars. ab Inghen (1859); m. Gesch. d. Logik, Bd. IV, S. 94 ff.