Hybridhund

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Lurcher
Goldendoodle: Golden Retriever X Pudel
Vizslador Rüde
Cockapoo

Ein Hybridhund ist ein Hund, dessen Elterntiere zwei unterschiedlichen Rassen angehören, deren Verpaarung im Normalfall geplant erfolgt (im Gegensatz zu Mischlingen). Die Verpaarung verfolgt das Ziel, die positiven Eigenschaften beider Rassen zu akkumulieren. Aus diesem Grund werden die Ergebnisse auch Designerhunde genannt. Mit den Ergebnissen wird nicht weitergezüchtet, sondern es werden immer wieder Hunde beider Rassen neu verpaart.

Die Idee, Hunde auf diese Weise zu züchten, ist keine neue Erscheinung. Als ältere Hybridhunde seien hier der Lurcher (Windhund × nicht-Windhund), der Longdog (Windhund × Windhund) oder der Catahoula Bulldog (American Bulldog × Louisiana Catahoula Leopard Dog) angeführt, die seit 100 Jahren und mehr so gezüchtet werden.

In einigen Ländern, besonders den USA, ist die Zucht von Hybridhunden nach Kundenwünschen stark vertreten, wobei die Bezeichnung des Hybrids aus den Elternrassen zusammengesetzt wird. Beispiele für Hybride mit dem Pudel:

Selbst mit Wölfen und anderen Hundeartigen gab es Forschungskreuzungen. Der Puwo ist beispielsweise ein experimenteller Pudel-Wolfshybride.

Goldendoodle, Labradoodle und Cockapoo finden sich im Oxford English Dictionary. Hybridhunde mit Pudel-Elternteil werden von ihren Züchtern oft als „hypoallergen“ (wenig Allergene produzierend) und „für Allergiker geeignet“ beschrieben, da sie wenig bis gar nicht haaren.[1] Nach neueren Erkenntnissen kann allerdings nicht generell von hypoallergenen Hunden gesprochen werden, weil auch andere Substanzen des Hundes wie Speichel allergen sein können und einzelne Allergiker unterschiedlich auf verschiedene Rassen reagieren.[2][3] Bei Kindern wurde ein niedrigeres Asthmarisiko gefunden, wenn sie mit Hunden aufwachsen. Auch hier fand sich jedoch kein Zusammenhang mit sogenannten hypoallergenen Hunden.[4]

Aus genetischer Sicht entspricht die Verpaarung zweier Hunde, die verschiedenen Rassen angehören, einer Kreuzung weitgehend reinerbiger Inzuchtlinien. Gemäß der ersten Mendelschen Regel, der Uniformitätsregel, kann in der ersten Generation (F1-Generation) darum ein weitgehend homogener Phänotyp erwartet werden.

Der besondere Vorteil einer Hybride ist der Heterosis-Effekt, also eine überproportionale Erhöhung der Fitness (Krankheitsresistenz, Fruchtbarkeit) bei den Nachkommen, welche durch die genetische Durchmischung erzielt wird.[5] Dieser Effekt selbst ist nicht erblich, sondern kommt durch die Hybridisierung zustande. Teilweise wird die Weiterzucht von Nachkommen einer Hybride ebenfalls als Hybride bezeichnet. Wird allerdings mit Hybridhunden weitergezüchtet, so sind die Würfe nicht mehr homogen, sondern zeigen eine sehr breite Variation im Phänotyp. Dies kann mit der Mendelschen Spaltungsregel und der Regel der unabhängigen Neukombination von Erbanlagen erklärt werden. Die ab der F2-Generation entstehende phänotypische Vielfalt kann erst durch eine längere Selektion, Inzucht und Linienzucht wieder stabilisiert werden. Es handelt sich in einer F2- und späteren Generationen also nicht mehr um Hybridhunde, sondern um Nachkommen mit bekannten Elternteilen verschiedener Rassen in der typischen Merkmalsvielfalt.

Die Kreuzung von Hunden ausgewählter Hunderassen mit anschließender Stabilisierung des Phänotyps durch Selektion wurde zum Beispiel zur Etablierung der Rasse Kromfohrländer angewandt, wo nach einer Zufallskreuzung mit erfreulichem Ergebnis 1946 gezielt[6] mit diesen Tieren weitergezüchtet wurde, bis sich der Phänotyp stabilisierte und die Rasse 1955 anerkannt wurde. 1960 wurde in diese Rasse nochmals ein Foxterrier eingekreuzt und die resultierenden Hybridhunde für die Weiterentwicklung der Rasse verwendet.[7][8] Seither wird in Reinzucht gezüchtet.[9]

Commons: Hybridhunde – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. A. Heutelbeck: Aktuelles zur Diagnose und Therapie der Hundeallergie (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 64 kB) Proceedings, 18. Herbsttagung der Allergologen Brandenburgs, 2010
  2. A. Butt, D. Rashid, R. F. Lockey: Do hypoallergenic cats and dogs exist? In: Annals of Allergy, Asthma & Immunology. Band 108, Nummer 2, Februar 2012, S. 74–76, ISSN 1534-4436. doi:10.1016/j.anai.2011.12.005. PMID 22289723.
  3. D. W. Vredegoor, T. Willemse, M. D. Chapman, D. J. Heederik, E. J. Krop: Can f 1 levels in hair and homes of different dog breeds: lack of evidence to describe any dog breed as hypoallergenic. In: The Journal of allergy and clinical immunology. Band 130, Nummer 4, Oktober 2012, S. 904–9.e7, doi:10.1016/j.jaci.2012.05.013, PMID 22728082.
  4. Tove Fall, Sara Ekberg, Cecilia Lundholm, Fang Fang, Catarina Almqvist: Dog characteristics and future risk of asthma in children growing up with dogs. In: Scientific Reports. 8, 2018, S. 16899, doi:10.1038/s41598-018-35245-2.
  5. Hellmuth Wachtel: Hundezucht 2000: Populationsgenetik für Hundezüchter und andere Kynologen. Kynos Verlag 2007, S. 28, 31, 159, 160, 211, 242; ISBN 978-3-938071-32-8
  6. Gabriele Metz: VDH-Mitgliedsverbände im Porträt: Rassezuchtverein der Kromfohrländer e. V. Wie ein Phönix aus der Asche. In: Unser Rassehund. Nr. 12, 2010, S. 8 (vdh.de [PDF]).
  7. R. Wellmann und I. Pfeiffer: Pedigree Analysis for Conservation of Genetic Diversity and Purging. In: Gen Res 2009, 91:209-129. doi:10.1017/S0016672309000202
  8. Anja Engelhardt: Population and molecular genetic analysis of primary cataracts in English Cocker Spaniels and wire-haired Kromfohrlanders, DVG-Service, Gießen 2007, ISBN 978-3-939902-37-9 (Dissertation Tierärztliche Hochschule Hannover 2007, 143 Seiten, Volltext online PDF, kostenfrei, 190 Seiten, 4,11 MB), S. 96
  9. Satzung des Zuchtverbands vom 09.03.2024, §2, Abs. 2 (PDF; 144 kB)