„Jura-Marmor“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Jura-Gelb.jpg|mini|Muster von Jura-Marmor, Typ Jura-Gelb, poliert, Größe des Bildausschnittes ca. 8 × 12 cm. Das Stück zeigt einen Bereich ohne Makrofossilien, in dem allerdings zahlreiche Exemplare von ''[[Tubiphytes]]'' (bzw. ''Crescentiella'') ''morronensis'' erkennbar sind (die etwas dunkleren, „wolkigen“ Bereiche mit den weißen Sprenkeln, vor allem links oben und rechts im Bild).]] |
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[[Datei:Jura-Gelb.jpg|mini|Jura-Marmor, Typ Jura-Gelb. Muster ca. 8 cm × 12 cm]] |
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[[Datei:1.1 Steinbruch. Abbau.jpg|mini|Anstehender Jura-Marmor in einem Steinbruch bei [[Rothenstein (Weißenburg)|Weißenburg-Rothenstein]]]] |
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'''Jura-Marmor''', auch ''Jura'' oder '' |
'''Jura-Marmor''', auch ''Jura'' oder '''Jurakalk''' bzw. '''Jura-Kalkstein''' genannt, ist der Handelsname eines hellgelben bis blaugrauen [[fossil]]reichen [[Kalkstein]]s aus dem oberen [[Weißer Jura|Weißjura]] der [[Fränkische Alb|Fränkischen Alb]] im Raum [[Eichstätt]], [[Treuchtlingen]] und [[Petersbuch]]-[[Erkertshofen]].<ref>Friedrich Müller: ''INSK kompakt. Die aktuelle Naturwerksteinkartei für den aktuellen Markt.'' Blatt 69.1 und 67.5. Ebner Verlag Ulm. 1. Auflage 1997.</ref> Frühere Abbaugebiete des Jura-Marmors lagen neben Treuchtlingen auch bei [[Pappenheim]] – er wird deswegen auch '''Treuchtlinger Marmor''' genannt. Heute (2010) wird dieser [[Naturstein]] extensiv im Raum [[Titting]] und [[Kaldorf (Titting)|Kaldorf]] abgebaut. |
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Das Abbaugebiet des Jura-Marmors dürfte das größte aktive Abbaugebiet für [[Naturstein]] in der Bundesrepublik sein. |
Das Abbaugebiet des Jura-Marmors dürfte das größte aktive Abbaugebiet für [[Naturstein]] in der Bundesrepublik sein. |
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== Geologie == |
== Geologie == |
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[[Datei:Belemnite-CPHopera.jpg|mini|Ein nahezu kompletter Längsschnitt eines Belemniten mitsamt |
[[Datei:Belemnite-CPHopera.jpg|mini|Ein nahezu kompletter Längsschnitt eines Belemniten mitsamt dem [[Phragmokon]] in der Jura-Gelb-Fassade der [[Königliche Oper (Kopenhagen)|Kopenhagener Oper]].]] |
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[[Datei:Ammonite-CPHopera.jpg|mini| |
[[Datei:Ammonite-CPHopera.jpg|mini|Längsschnitt eines Ammoniten (einige Kammern mit [[Sparit|spätigem Calcit]] verfüllt) in der Jura-Gelb-Fassade der Kopenhagener Oper; Durchmesser ca. 15 cm.]] |
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Der Name ''Jura-Marmor'' ist eine [[Marmor#Ökonomischer Begriff|Handelsbezeichnung]], |
Der Name ''Jura-Marmor'' ist eine [[Marmor#Ökonomischer Begriff|Handelsbezeichnung]], deren Namensbestandteil ''[[Marmor]]'' aus [[Petrographie|petrographischer]] (gesteinskundlicher) Sicht unzutreffend ist. Petrographisch handelt es sich um einen [[fossil]]­reichen [[Kalkstein]] (genauer: „einen [[Bioklast]]en-reichen [[tuberolith]]ischen Schwamm-[[Biostrom]]-Kalk“<ref name="niebuhr_&_pürner_2014">Birgit Niebuhr, Thomas Pürner: ''Plattenkalk und Frankendolomit – Lithostratigraphie der Weißjura-Gruppe der Frankenalb (außeralpiner Oberjura, Bayern).'' Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Nr. 83. Schweizerbart (in Kommission), Hannover 2014, ISBN 978-3-510-49232-9 ([http://www.schweizerbart.de/papers/sdgg/detail/83/82359/Plattenkalk_und_Frankendolomit_Lithostratigraphie_der_Weissjura_Gruppe_der_Frankenalb_ausseralpiner_Oberjura_Bayern Abstract])</ref>) mit feinkörniger [[Matrix (Geologie)|Matrix]]. Im Natursteingewerbe werden alle mit [[Kleesalz]] polierbaren [[Carbonat]]­gesteine „Marmore“ genannt. Allerdings ist auch die Bezeichnung ''Jura-Kalkstein'' aus geologischer Sicht uneindeutig, da sie für jeden Kalkstein, der im Zeitalter des [[Jura (Geologie)|Jura]] entstanden ist, stehen kann. In geologischer Fachliteratur wird der Naturwerkstein oft unter der Bezeichnung „Treuchtlinger Marmor“ (mit oder ohne Anführungszeichen) erwähnt. |
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[[Lithostratigraphie|Lithostratigraphisch]] bilden die im Mittel 1 m [[Mächtigkeit (Geologie)|mächtigen]] [[Bank (Petrologie)|Bänke]] des Jura-Marmors (Lokalbezeichnung „Farbschichten“) zusammen mit den [[Mergel]]­lagen, durch die sie voneinander getrennt sind, die Petersbuch-Subformation der Treuchtlingen-Formation des [[Weißjura]] der Fränkischen Alb.<ref name="niebuhr_&_pürner_2014" /> Ihr Alter ist daher bei ca. 155 Millionen Jahren ([[Kimmeridgium]], [[Oberjura]])<ref>Deutsche Stratigraphische Kommission (Hrsg.; Koordination und Gestaltung: Manfred Menning, Andreas Hendrich): ''Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2016.'' Deutsches GeoForschungsZentrum, Potsdam 2016, ISBN 978-3-9816597-7-1 ([http://www.stratigraphie.de/std/ online])</ref> anzusetzen. Die Mächtigkeit des nutzbaren Vorkommens innerhalb des Weißjura beträgt ca. 50 m. |
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Häufig vorkommende Fossilien sind [[Algen]], [[Glasschwämme|Kieselschwämme]], [[Ammoniten]] und [[Belemniten]]. Im Jura-Grau kommen [[Blaualgen]] vor. Es können auch [[Pyrit]]einschlüsse vorkommen. Jura-Kalkstein ist der bedeutendste deutsche [[Naturwerkstein]] für den Baubereich, der zu Treppenhäusern, Bodenbelägen und Fensterbänken verarbeitet wird. |
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Häufig vorkommende, mit bloßem Auge (makroskopisch) sichtbare Fossilien sind [[Glasschwämme|Kieselschwämme]], [[Ammoniten]] und [[Belemniten]]. Ebenfalls augenfällig sind Massenvorkommen des [[Incertae sedis|systematisch unsicher]] einzustufenden [[Mikrofossil]]s ''Tubiphytes'' (oder ''Crescentiella'') ''morronensis'', die sich auf polierten Anschnitten in Form dunklerer, „wolkiger“ Bereiche mit charakteristischer weißer Sprenkelung äußern.<ref>Baba Senowbari-Daryan, Ioan I. Bucur, Felix Schlagintweit, Emanoil Săsăran, Jacek Matyszkiewicz: Crescentiella'', a new name for “''Tubiphytes''” ''morronensis'' CRESCENTI, 1969: an enigmatic Jurassic – Cretaceous microfossil.'' Geologia Croatica. Bd. 61, Nr. 2–3, 2008, S. 185–214, ([http://www.geologia-croatica.hr/ojs/index.php/GC/article/view/GC.2008.17 online]); Anmerkung: In dieser Arbeit ist mit Bezug auf süddeutsche Vorkommen bisweilen von „Plattenkalk“ die Rede (z. B. in der Bildunterschrift zu Abb. 1), jedoch geht aus den Angaben im Abschnitt „Material and Methods“ (S. 186) relativ klar hervor, dass aus Deutschland ausschließlich Proben aus „Treuchtlinger Marmor“ untersucht wurden.</ref> Die dichte Matrix des Gesteins wurde von [[Mikroorganismen]] erzeugt (daher als Mikrobialith bezeichnet), jedoch wahrscheinlich nicht vorwiegend, wie es in der Literatur mitunter angedeutet wird, durch Kolonien von einzelligen [[Algen]] und/oder [[Cyanobakterien]] („Blaualgen“).<ref name="keupp_et_al_1993">Helmut Keupp, Angela Jenisch, Regina Herrmann, Fritz Neuweiler, Joachim Reitner: ''Microbial Carbonate Crusts – a Key to the Environmental Analysis of Fossil Spongiolites?'' Facies. Bd. 29, Nr. 1, 1993, S. 21–54, [[doi:10.1007/BF02536916]] (alternativer Volltextzugriff: [http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?goescholar/2191 GoeScholar]); siehe auch darin zitierte Literatur.</ref> Zwar weist die Matrix eine teils [[thrombolith]]ische, teils [[stromatolith]]ische Mikrostruktur auf, die typisch für Kalkkrusten von (Blau-)Algenmatten sind, jedoch muss aufgrund [[Palökologie|palökologischer]] Überlegungen angenommen werden, dass der Jura-Marmor, unter anderem wegen der deutlichen Dominanz von Schwämmen gegenüber riffbauenden Korallen, in relativ tiefem Wasser, unterhalb von mindestens 50 Metern, unter lichtarmen Verhältnissen gebildet wurde.<ref name="keupp_et_al_1993" /> Der Nachweis sogenannter kryptischer Mikrobialithe, d. h. unter lichtarmen Bedingungen in Kavernen [[rezent]]er Korallenriffe mikrobial gebildeter Kalkkrusten, mit sehr ähnlicher Mikrostruktur und [[Isotopengeochemie|Isotopenkomposition]] ([[Δ18O|δ<sup>18</sup>O]], [[Δ13C|δ<sup>13</sup>C]]) stützt diese These.<ref name="keupp_et_al_1993" /> Die gräulichen Varianten des Jura-Marmors enthalten [[Pyrit]], teils in Form von makroskopisch sichtbaren, typisch goldglänzenden Einschlüssen – in den gelblichen Varianten ist der Pyrit zu „[[Limonit]]“ oxydiert. |
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Das Alter des Jura-Marmors ist mit ca. 155 Millionen Jahren<!--Alter der Treuchtlingen-Formation gemäß STD 2016 --> ([[Kimmeridgium]], [[Oberjura]]) anzusetzen. Die [[Mächtigkeit (Geologie)|Mächtigkeit]] des nutzbaren Vorkommens innerhalb der Jura-Kalkstein-Abfolge beträgt ca. 50,0 m. Die einzelnen Schichten (Lokalbezeichnung „Farbschichten“) sind bis zu 1,6 m mächtig und durch [[Ton (Bodenart)|Ton]]­lagen voneinander getrennt. Die Größe der abgebauten Blöcke hängt von den natürlichen [[Kluft (Geologie)|Klüften]] im Gestein und der Mächtigkeit der einzelnen Schichten ab. |
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Jura-Marmor ist nicht mit dem [[Solnhofener Plattenkalk]] zu verwechseln, der geologisch nur wenig jünger ist und in der gleichen Region verbreitet ist. Solnhofener Plattenkalk ist ein in dünne Platten spaltbarer, sehr feinkörniger Kalkstein, der besonders durch seine detailreich erhaltenen Fossilien – speziell durch [[Wirbeltiere|Wirbeltier]]­fossilien und den „Urvogel“ ''[[Archaeopteryx]]'' – und seine Eignung als Druckplatte in der [[Lithografie]] (Steindruck) bekannt ist. Jura-Marmor ist unter anderen [[Ablagerungsmilieu|Umweltbedingungen]] entstanden, weist deshalb eine anders zusammengesetzte Fossilfauna und -erhaltung auf und kann auch nicht in dünne Platten gespalten werden. |
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Daneben werden noch zwei weitere oberjurassische Karbonatgesteine entlang der [[Altmühl]] im Gebiet der [[Südliche Frankenalb|Südlichen Frankenalb]] gebrochen, die ebenfalls seit langer Zeit als [[Werkstein]] in der Architektur Verwendung finden: [[Wachenzeller Dolomit]] und [[Kelheimer Kalkstein]]. |
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== Jura-Kalkstein als Kulturgut == |
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Seit den Anfängen der menschlichen Besiedlung wird Jura-Kalkstein als [[Baustoff]] verwendet. Die leichte Abbaubarkeit des Gesteins war in früheren Zeiten für den Bau von [[Burg]]en und Häusern der Oberschicht ein wichtiges Siedlungskriterium.<br /> |
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Früher wurden deshalb vor allen Dingen massive Stücke gebrochen, um daraus Mauersteine zu gewinnen. Die Bedeutung als Dekormaterial für den Innenraum war noch relativ selten. Erst die Technik, die Oberflächen des Steines mit Bitterklee zu polieren, führte dazu, dass Jurakalk in Sakralbauten verstärkt für [[Säule]]n oder Altäre im Innenbereich verwendet wurde.<br /> Zahlreiche historische und moderne Bildhauer schufen Bildwerke aus diesem Kalkstein. Insbesondere der [[Eichstätter Dom]] zeigt hervorragende historische Bildwerke und gestaltete [[Werkstein]]e von europäischem Rang aus Jura-Kalkstein. |
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<gallery caption="Arbeiten aus Jurakalkstein des Eichstätter Doms"> |
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Seit den Anfängen der menschlichen Besiedlung wird Jura-Marmor als [[Baustoff]] verwendet. Da der Jura-Marmor leicht abgebaut und für [[Burg]]en und Steinhäuser verwendet werden kann, wurden in der Nähe der Steinbrüche Siedlungen angelegt. Zu Beginn der Nutzungsgeschichte wurde der Stein selten für die Ausgestaltung von Innenräumen eingesetzt. Erst die Technik des Polierens der Oberflächen mit [[Kleesalz]] führte zur verstärkten Verwendung von Jurakalk etwa in Sakralbauten für [[Säule]]n oder Altäre. |
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⚫ | Es wird angenommen, dass der erstmalige großflächige Abbau von Jura- |
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⚫ | Es wird angenommen, dass der erstmalige großflächige Abbau von Jura-Marmor beim Bau der [[Willibaldsburg]] (1351–1365) stattfand. Ende des 18. Jahrhunderts waren auf Karten von Eichstätt Steinbrüche im Stadtgebiet eingezeichnet. Historische und moderne Bildhauer schufen Bildwerke aus dem Material. Im [[Eichstätter Dom]] befinden sich Bildwerke und gestaltete [[Werkstein]]e von europäischem Rang. Ein erster Beleg für einen Steinbruchbetrieb findet sich in einem Vertrag von [[Leo von Klenze]] mit dem Eichstätter Steinbruchbesitzer und Steinmetzmeister Anton Wagner für den Bau der Regensburger [[Walhalla]] aus dem Jahre 1825.<gallery caption="Arbeiten aus Jurakalkstein des Eichstätter Doms"> |
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⚫ | Als die Treuchtlinger Marmorwerke AG im Jahr 1911 gegründet wurde, begann der industrielle Abbau des Jura- |
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⚫ | Als die Treuchtlinger Marmorwerke AG im Jahr 1911 gegründet wurde, begann der industrielle Abbau des Jura-Marmors für Brückenbauten, Denkmäler, Futtertröge, Zaunpfosten und Pflastersteine. Die [[Weltwirtschaftskrise]] von 1929 wirkte sich auch in der Steinindustrie in sinkenden Absätzen und Freisetzung von Arbeitskräften aus. Bis 1939 folgte ein Aufschwung mit Lieferungen für Monumentalbauten der [[Nationalsozialist]]en, wie den Bauten auf dem [[Nürnberg]]er [[Reichsparteitagsgelände]]. Nach Unterbrechungen während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] begannen Firmen, die früher vor allem Solnhofener Plattenkalk verarbeiteten, auch mit dem Abbau von Jura-Marmor. Die Steinbruchgebiete in Petersbuch-Erkersthofen wurden Mitte der 1950er Jahre erschlossen und später diejenigen im Gemeindegebiet von Titting. |
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Die erste |
Die erste [[Rezession]] der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik in den Jahren 1966/1967 führte zu einem Rückgang der Umsätze von Naturstein. Im darauf folgenden Bauboom gegen Ende der 1960er Jahre prosperierten die steinverarbeitenden Betriebe im Juragebiet wieder. Ab Mitte der 1970er Jahre standen sie jedoch zunehmend in Konkurrenz mit der italienischen Steinindustrie, die mit Marmor auf dem bundesdeutschen Markt erfolgreich war. Durch den Zusammenbruch des sozialistischen Lagers und der Verwendung für Großprojekte in arabischen Ländern, vor allem in [[Saudi-Arabien]], ergab sich in den 1990er Jahren wieder ein Aufschwung. Im Zuge der globalisierten Wirtschaft stellte sich eine verstärkte Konkurrenz aus Indien und China ein, die speziell aufgrund der während der Finanzkrise ab 2008 nachlassenden Exportnachfrage wieder zu wirtschaftlichen Problemen der steinverarbeitenden Betriebe führte.<ref>[http://www.solnhofen-fossilienatlas.de/artikel.php?artikel_id=14 Die Wirtschaftsgeschichte von Solnhofener Platten und Jura-Marmor] auf solnhofen-fossilienatlas.de. Abgerufen am 17. Juli 2010.</ref> |
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Die Finanzkrise von 2008 wirkt sich zum heutigen Tage (2010) auf die steinverarbeitenden Betriebe aus und Betriebe im Raum des Jura-Gebietes gerieten durch die mangelnde Exportnachfrage in finanzielle Schwierigkeit bis hin zur [[Insolvenz]].<ref>[http://www.solnhofen-fossilienatlas.de/artikel.php?artikel_id=14 Die Wirtschaftsgeschichte von Solnhofener Platten und Jura- Marmor auf solnhofen-fossilienatlas.de]. Abgerufen am 17. Juli 2010</ref> |
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=== Farbvarietäten === |
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⚫ | Die bekannteste Variante des Jura-Marmors ist ''Jura-Gelb'' (auch in der Variante ''gebändert''). Die gelbe Farbe kommt durch den Anteil an [[Limonit]] zustande. Die zweithäufigste Variante ist ''Jura-Grau'' (''graublau''). ''Jura-Bunt'' (''graugelb gemischt'') stammt aus Grenzflächen von Gesteinsbänken der grauen und gelben Varietäten. Seltenere Farben sind Rotbraun, ''Jura-Nussbraun'', eine eher bräunliche Variante, und ''Jura-Rahmweiß'', die aus einer hellgelben Zone gewonnen wird. ''Jura-Travertin'' entsteht, indem das Gestein gegen das Lager aufgesägt wird und dann eine Struktur zeigt, die dem [[Travertin]] ähnelt. |
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== Aussehen des Jura-Kalksteins == |
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=== Physikalische Eigenschaften === |
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Mit einem [[Härte]]grad von 3 bis 3,5 nach der [[Mohs'sche Härteskala|Mohs'schen Härteskala]] gehört der Jura-Marmor zu den Weichgesteinen. Die [[Dichte]] liegt durchschnittlich bei 2,5 kg/dm³, die [[Druckfestigkeit]] bei 125 N/mm², die [[Biegefestigkeit]] bei 11,5 N/mm², die Wasseraufnahme bei 1,8 Gew.-%, der [[Abriebwiderstand]] nach DIN EN 14157/B nach Böhme bei 18 cm³/50 cm² bzw. nach Capon bei 20 mm und die [[Wärmeleitfähigkeit]] λ bei 2,3 W/mk.<ref name="altmuehltaler" /> Aus der vergleichsweise hohen Dichte resultiert eine gute Polierbarkeit.<ref name="altmuehltaler">{{Webarchiv |wayback=20190331014307|url=http://altmuehltaler-kalksteine.de/juramarmor/technische-daten/|text=Juramarmor – Technische Daten}} Altmühltaler Kalksteine e.V. – Industrievereinigung. Abgerufen am 31. März 2019</ref> |
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Oft werden sogenannte „Risse“ im Jura-Kalkstein bemängelt, die aber aus natürlichen transparenten [[Calcit]]adern bestehen und keinen technischen Mangel darstellen. Wie bei vielen anderen Organokalken ist eine 100%ig homogene Politur nicht möglich. |
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== Verwendung == |
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Jura-Marmor wird in großem Umfang als [[Naturwerkstein|Werkstein]] im Innenbereich sowie gelegentlich auch an der Fassade verwendet. Fußbodenplatten werden üblicherweise mit bis zu 100 cm Seitenlänge gefertigt, Fensterbänke bis 300 cm. Die Plattendicke beträgt meist zwischen 10 und 50 mm. Die [[Natursteinoberfläche|Oberfläche]] wird als diamantgesägt, geschliffen, poliert, scharriert, gestockt, sandgestrahlt, geriffelt oder „antikisiert“ angeboten.<ref name="altmuehltaler" /> |
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Jura-Kalkstein wird im großen Umfang als Baustein im Innenbereich und selten als Außenfassade verwendet. |
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=== Innenbereiche === |
=== Innenbereiche === |
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{{Belege fehlen}} |
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Neben Werk-, Mauer- und Bausteinen, wurde Jura-Kalkstein früher in herrschaftlichen Häusern auch für den dekorativen Innenausbau von klerikalen und profanen Bauwerken benutzt. Es wurden Verblendungen, Waschtische, Treppengeländer und Skulpturen daraus hergestellt. |
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Die Herstellung von Boden- und Treppenbelag war in |
Jura-Marmor wurde für den dekorativen Innenausbau von repräsentativen klerikalen und profanen Bauwerken benutzt. Es wurden z. B. Verblendungen, Waschtische, Treppengeländer und Skulpturen hergestellt. Die Herstellung von Boden- und Treppenbelag war in vorindustrieller Zeit mühsam. Die gebrochenen Platten wurden grob vorbearbeitet und dann mit einem Eisenklotz und feinem [[Sand]] per Hand geschliffen. Abschließend wurde entweder poliert oder der Boden wurde mit [[Schmierseife]] „satt“ eingelassen. Mit Beginn der industriellen Revolution wurden maschinell bearbeitete Fensterbänke, [[Bodenbelag|Bodenbeläge]] und Wandverkleidungen in großem Umfang hergestellt. Jura-Marmor ist seit der Nachkriegszeit ein typisches Fensterbankmaterial. |
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Der in [[Deutschland]] etwas aus der Mode gekommene Jura-Marmor ist im Ausland durch seine warmtonig, neutrale Optik und die gelegentlich enthaltenen Fossilien beliebter geworden. Jura-Marmor ist in der Regel gut für [[Fußbodenheizung]]en geeignet, da er homogen ist und nur geringe Anteile an tonigen Lagen an den Grenzen der einzelnen Gesteinsschichten auftreten. |
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Mit Beginn der industriellen Revolution fand der mittlerweile maschinell bearbeitete Jura-Kalkstein Einzug in den „Baualltag“. Fensterbänke, Bodenbeläge und Wandverkleidungen wurden im großen Umfang hergestellt. Noch heute assoziieren viele Jura-Kalkstein als das typische Fensterbankmaterial der Nachkriegszeit. |
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Mittlerweile ist der in [[Deutschland]] etwas aus der Mode gekommene Jura-Kalkstein ein [[Gestein]], das im Ausland durch seine Fossilien und mediterrane, warmtonige Optik immer beliebter geworden ist. Durch den üblicherweise geringen Anteil an tonigen Lagen, die nur in den Grenzen der einzelnen Gesteinsschichten auftreten, ist Jura-Kalkstein sehr gut für [[Fußbodenheizung]]en geeignet. |
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=== Außenbereiche === |
=== Außenbereiche === |
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Nicht jede Bruchlage des Jura- |
Nicht jede Bruchlage des Jura-Marmors eignet sich für den Einsatz in Außenbereichen. Wie bei den meisten Kalksteinen verliert eine polierte Oberfläche bei [[Bewitterung]] an Glanz. |
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Bei einer Außenverwendung können bei Jura- |
Bei einer Außenverwendung können bei Jura-Marmor keine schichtbildenden Versiegelungen (''Steinsiegel''), Nanobeschichtungen oder [[Imprägnierung]]en verwendet werden, da diese die ''[[Kapillarität (Kapillareffekt)|kapillare]]'' Leitfähigkeit unterbrechen, den [[Dampfdiffusionswiderstand]] verringern und dadurch die [[Frostbeständigkeit]] verschlechtern. Fachfirmen verweigern oft die Haftung, wenn ungeeignete Beschichtungen aufgetragen werden. Abplatzungen treten nicht sofort auf, sondern meist erst nach drei bis fünf Jahren. |
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(Stein-)[[Seife]] hingegen hat einen patinierenden Effekt ohne die oben genannten Nachteile. Es bildet sich eine Schicht aus [[Kalkseife]], welche die Dampfdurchlässigkeit kaum verringert. <!-- Macht eine Seifenbehandlung im Aussenbereich Sinn? Muss diese nicht ständig wiederholt werden? --> |
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=== Bodenbeläge === |
=== Bodenbeläge === |
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Jura gelb ist nur bedingt frostfest. |
Jura gelb ist nur bedingt frostfest. Daher kommt es auf eine zuverlässig [[Drainage (technische Systeme)|entwässernde]] Unterkonstruktion an. Terrassenplatten, die in [[Gebrochene Mineralstoffe|Splitt]] verlegt werden, oder an [[Anker]]n freihängend befestigte Fassadenplatten frieren nicht auf. Bei der Verlegung im [[Mörtel]]bett können an der Grenzfläche zum Mörtel Abplatzungen auftreten. Ursache hierfür ist die [[Alkalität]] des Mörtels, der an der Grenzfläche die (zwar geringe) Eisenbindung zerreißt.<!-- Was soll das denn heißen?? --> Zu beachten ist, dass bei der Festlegung der Frostfestigkeit nach der DIN EN 1341-44 nur das Gestein, jedoch nicht die Gesamtkonstruktion geprüft wird. |
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=== Massivbauteile im Garten- und Landschaftsbau === |
=== Massivbauteile im Garten- und Landschaftsbau === |
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Aus Jura Gelb werden häufig Massivbauteile gefertigt. Heute häufig auch in Form von [[Krustenplatte]]n. |
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== Reinigung == |
== Reinigung == |
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⚫ | Kalkstein, insbesondere der Jura-Marmor, ist empfindlich gegenüber sauren Reinigungsmitteln, wie Essig- und WC-Reinigern, da Kalk durch die enthaltene Säure aufgelöst wird. Hochalkalische Produkte, wie professionelle Grundreiniger, die auf Natronlauge oder Kalilauge basieren, sind ebenfalls generell nicht zu empfehlen, weil sie die im Stein eingelagerten Bestandteile der [[Fossilien]] angreifen können. Lösemittel wie Benzin oder Terpentin können eine Aufhellung bewirken, wenn der Stein zuvor mit tönenden oder patinierenden Mitteln behandelt wurde. |
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Kalkstein, insbesondere der Jura-Kalkstein, ist gegenüber einer Reihe von Reinigungsmitteln und -verfahren empfindlich. Es ist deshalb besondere Sorgfalt geboten, um den Stein vor Beschädigungen zu bewahren. |
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⚫ | Die nach der Verlegung von Fliesen und [[Granit]]platten oft verwendeten Zementschleierentferner sind sauer und deshalb für Jura-Marmor nicht geeignet. Um starke Verschmutzung zu entfernen, können alkalische Reinigungsmittel auf [[Ammoniak]]basis (pH-Wert 7–10,5) verwendet werden. Der Bodenbelag ist vor Reinigung mit Wasser bis zur Sättigung vorzunässen. Überschüssiges Wasser ist mit einem Gummiabzieher zu entfernen. Danach kann die Reinigungsflotte zum Schrubben der Steine auf den Boden gegeben werden. Nach ca. 5 Minuten nochmals bürsten. Anschließend mindestens zweimal mit klarem Wasser nachspülen. |
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Schon bei den [[Sumerer]]n wurde Kalkstein mit Seife gepflegt. Dadurch bauen sich sogenannten Kalkseifen auf, die eine seidenmatte und farbtonintensive Optik ergeben und im Laufe der Zeit die Bildung einer bestimmten [[Patina]] bewirken. Die entstehende Seifenschicht bildet einen gewissen Schutz vor Ablagerungen und manchen Verschmutzungen, kann jedoch Flecken durch Öle, Fette und Verfärbungen durch Rotwein und andere färbende Flüssigkeiten nicht verhindern. |
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Bei Bedarf kann der Naturstein mit einer Satinier- oder Bürstenmaschine aufpoliert werden. |
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Die älteste Methode, Jura-Kalkstein zu pflegen, ist die Verwendung eines klassischen Seifenreinigers, wie er schon bei den [[Sumerer]]n verwendet wurde. Der langsame Aufbau von sogenannten Kalkseifen ist die beste Möglichkeit, eine seidenmatte und farbtonintensive Optik zu erlangen. Durch den leichten Schichtaufbau ist der Stein mit natürlichen Mitteln gut geschützt. Allerdings dauert es einige Zeit, bis der Jura-Kalkstein die notwendige [[Patina]] bekommt. |
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⚫ | Wischpflegemittel enthalten häufig Kunststoffanteile, die redispergierbar sind. Sie sollten erst nach Abschluss aller chemischen Vorgänge in der Unterkonstruktion verwendet werden, da es durch kontaminiertes Wasser zu Abmehlvorgängen kommen kann.<!-- Was ist damit gemeint? Redispergierbarkeit im Waschwasser sollte doch eigentlich kein Problem darstellen. Durch welche Stoffe wird Wasser kontaminiert? Welche Mechanismen führen zu Abmehlvorgängen? --> |
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Eine rationelle und gründliche Reinigung erfolgt mit einem Scheuer-Saug-Automaten mit einer „Hoch-Tief-Bürste“ mit Borsten von 0,3 und 0,5 mm. Pads sind nicht zu empfehlen.<ref>Herbert Fahrenkrog: ''Naturstein im Alltag. Fragen & Antworten.'' In: ''Magna Newsletter komplett.'' S. 84–89. 1. Aufl. 2007. Hrsg. v. d. Firma Magna. Callwey Verlag München, o. A.</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.raiss-baustoffe.de/uploads/media/Pflegeanleitung_Jura_Marmor.pdf |wayback=20141215234055 |text=''Behandlung von Jura-Kalkstein.'' |archiv-bot=2022-03-06 12:02:32 InternetArchiveBot }} (PDF) Merkblatt 48. Hrsg. v. der Firma Lithofin, abgerufen am 15. Dezember 2014.</ref> |
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Die mechanische Unterstützung ist mit einem klassischen Baumwollmob gut durchführbar. Mikrofasersysteme sind bei dieser pflegenden Reinigung leider nicht geeignet. Bei Bedarf kann dann der Naturstein mit einer Bürstenmaschine aufpoliert werden. Mit dem bei der Bauabschlussreinigung beschriebenen System ist die Patina i. d. R. wieder entfernbar. |
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Nachteilig ist jedoch, dass mit dieser Methode Schichten aufgebaut werden können, die im ungünstigsten Fall die eingestellte [[Rutschsicherheit]] überdecken. Deshalb ist nach endlicher Zeit auf einen synthetischen Seifenreiniger zu wechseln. |
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Die rationellste und gründlichste Reinigung erfolgt mit einem Scheuer-Saug-Automaten. Die mechanische Unterstützung ist mit einer „Hoch-Tief-Bürste“ mit Borsten von 0,3 und 0,5 mm durchzuführen. Pads sind nicht zu empfehlen. |
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Theoretisch können die gleichen Reinigungsmittel eingesetzt werden wie im Innenbereich. Allerdings ist vor dem Einsatz von Chemikalien im Außenbereich grundsätzlich bei der örtlichen Gewässerschutzbehörde zu erfragen, was erlaubt ist, da üblicherweise Oberflächenwasser anderen Vorschriften unterliegen als die Abwässer aus Gebäuden.<ref>Herbert Fahrenkrog: ''Naturstein im Alltag. Fragen & Antworten''. In: Magna Newsletter komplett, S. 84–89. 1. Aufl. 2007. Hrsg. v. d. Firma Magna. Callwey Verlag München, o. A.</ref><ref>[http://www.raiss-baustoffe.de/uploads/media/Pflegeanleitung_Jura_Marmor.pdf ''Behandlung von Jura-Kalkstein'']. Merkblatt 48. Hrsg. v. der Firma Lithofin, abgerufen am 15. Dezember 2014</ref><ref>[http://www.fleckstop.de/pflegeanleitungen'' Pflegeanleitung von Naturstein und Fliesen''] auf fleckstop.de, abgerufen am 15. Dezember 2015</ref> |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[Oberflächen von Naturwerkstein]] |
* [[Oberflächen von Naturwerkstein]] |
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* [[Liste der Gesteine]] |
* [[Liste der Gesteine]] |
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== Richtlinien == |
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Die Verlegung von Plattenmaterial erfolgt nach DIN 18332, DIN EN 1469, EN 12057 und 12058 (auch über Fußbodenheizungen). |
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Die Industrievereinigung ''Altmühltaler Kalksteine e. V.'' veröffentlichte Verlegeanleitungen für das traditionelle Dickbettverfahren<ref>{{Webarchiv |url=http://www.altmuehltaler-kalksteine.de/pdf/downloads/verlegen_dickbettverfahren.pdf |text=Ansetzen und Verlegen von Juramarmor und Solnhofener Natursteinplatten – Dickbettverfahren (im normalen Mörtelbett) |wayback=20181221043435}} (PDF, Stand 05/2011) In: Altmuehltaler-Kalksteine.de.</ref> und das modernere Klebe- bzw. Dünnbettverfahren<ref>{{Webarchiv |url=http://www.altmuehltaler-kalksteine.de/pdf/downloads/verlegen_duennbettverfahren.pdf |text=Ansetzen und Verlegen von Juramarmor und Solnhofener Natursteinplatten – Dünnbettverfahren (im Klebeverfahren) |wayback=20181221042701}} (PDF, Stand 05/2011) In: Altmuehltaler-Kalksteine.de.</ref> sowie Empfehlungen zur Reinigung und Pflege<ref>{{Webarchiv |url=http://www.altmuehltaler-kalksteine.de/pdf/downloads/reinigung_pflege.pdf |text=Empfehlungen zur Reinigung und Pflege von Belägen und Bekleidungen aus Juramarmor und Solnhofener Natursteinplatten – Dickbettverfahren (im normalen Mörtelbett) |wayback=20181221044143}} (PDF) In: Altmuehltaler-Kalksteine.de</ref> und Hinweise zu Normen und Richtlinien.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.altmuehltaler-kalksteine.de/pdf/downloads/normen_richtlinien_merkblaetter.pdf |text=Hinweise auf Normen, Richtlinien und Merkblätter |wayback=20181221044131}} (PDF) In: Altmuehltaler-Kalksteine.de.</ref><ref>Verlegeanleitungen, Verlegebeispiele und sonstige Informationen und Hinweise zum {{Webarchiv |url=http://altmuehltaler-kalksteine.de/juramarmor/ |text=Juramarmor. |wayback=20190326150742}} Altmühltaler Kalksteine e. V – Industrievereinigung. In: Altmuehltaler-Kalksteine.de. Abgerufen am 26. März 2019</ref> |
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*[http://www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=199710712579 Jura-Marmor – Abbau, Verarbeitung und Vertrieb auf baufachinformation.de |
* [http://www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=199710712579 Jura-Marmor – Abbau, Verarbeitung und Vertrieb] auf baufachinformation.de |
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*[https://altmuehltaltipps.wordpress.com/2017/02/01/steinbruch-altmuehltal-schleifschlamm/ Ein Herz aus Stein |
* [https://altmuehltaltipps.wordpress.com/2017/02/01/steinbruch-altmuehltal-schleifschlamm/ Ein Herz aus Stein – Wie der Juramarmor die Landschaft prägt] |
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== Einzelnachweise == |
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Version vom 18. September 2023, 14:19 Uhr
Jura-Marmor, auch Jura oder Jurakalk bzw. Jura-Kalkstein genannt, ist der Handelsname eines hellgelben bis blaugrauen fossilreichen Kalksteins aus dem oberen Weißjura der Fränkischen Alb im Raum Eichstätt, Treuchtlingen und Petersbuch-Erkertshofen.[1] Frühere Abbaugebiete des Jura-Marmors lagen neben Treuchtlingen auch bei Pappenheim – er wird deswegen auch Treuchtlinger Marmor genannt. Heute (2010) wird dieser Naturstein extensiv im Raum Titting und Kaldorf abgebaut.
Das Abbaugebiet des Jura-Marmors dürfte das größte aktive Abbaugebiet für Naturstein in der Bundesrepublik sein.
Geologie
Der Name Jura-Marmor ist eine Handelsbezeichnung, deren Namensbestandteil Marmor aus petrographischer (gesteinskundlicher) Sicht unzutreffend ist. Petrographisch handelt es sich um einen fossilreichen Kalkstein (genauer: „einen Bioklasten-reichen tuberolithischen Schwamm-Biostrom-Kalk“[2]) mit feinkörniger Matrix. Im Natursteingewerbe werden alle mit Kleesalz polierbaren Carbonatgesteine „Marmore“ genannt. Allerdings ist auch die Bezeichnung Jura-Kalkstein aus geologischer Sicht uneindeutig, da sie für jeden Kalkstein, der im Zeitalter des Jura entstanden ist, stehen kann. In geologischer Fachliteratur wird der Naturwerkstein oft unter der Bezeichnung „Treuchtlinger Marmor“ (mit oder ohne Anführungszeichen) erwähnt.
Lithostratigraphisch bilden die im Mittel 1 m mächtigen Bänke des Jura-Marmors (Lokalbezeichnung „Farbschichten“) zusammen mit den Mergellagen, durch die sie voneinander getrennt sind, die Petersbuch-Subformation der Treuchtlingen-Formation des Weißjura der Fränkischen Alb.[2] Ihr Alter ist daher bei ca. 155 Millionen Jahren (Kimmeridgium, Oberjura)[3] anzusetzen. Die Mächtigkeit des nutzbaren Vorkommens innerhalb des Weißjura beträgt ca. 50 m.
Häufig vorkommende, mit bloßem Auge (makroskopisch) sichtbare Fossilien sind Kieselschwämme, Ammoniten und Belemniten. Ebenfalls augenfällig sind Massenvorkommen des systematisch unsicher einzustufenden Mikrofossils Tubiphytes (oder Crescentiella) morronensis, die sich auf polierten Anschnitten in Form dunklerer, „wolkiger“ Bereiche mit charakteristischer weißer Sprenkelung äußern.[4] Die dichte Matrix des Gesteins wurde von Mikroorganismen erzeugt (daher als Mikrobialith bezeichnet), jedoch wahrscheinlich nicht vorwiegend, wie es in der Literatur mitunter angedeutet wird, durch Kolonien von einzelligen Algen und/oder Cyanobakterien („Blaualgen“).[5] Zwar weist die Matrix eine teils thrombolithische, teils stromatolithische Mikrostruktur auf, die typisch für Kalkkrusten von (Blau-)Algenmatten sind, jedoch muss aufgrund palökologischer Überlegungen angenommen werden, dass der Jura-Marmor, unter anderem wegen der deutlichen Dominanz von Schwämmen gegenüber riffbauenden Korallen, in relativ tiefem Wasser, unterhalb von mindestens 50 Metern, unter lichtarmen Verhältnissen gebildet wurde.[5] Der Nachweis sogenannter kryptischer Mikrobialithe, d. h. unter lichtarmen Bedingungen in Kavernen rezenter Korallenriffe mikrobial gebildeter Kalkkrusten, mit sehr ähnlicher Mikrostruktur und Isotopenkomposition (δ18O, δ13C) stützt diese These.[5] Die gräulichen Varianten des Jura-Marmors enthalten Pyrit, teils in Form von makroskopisch sichtbaren, typisch goldglänzenden Einschlüssen – in den gelblichen Varianten ist der Pyrit zu „Limonit“ oxydiert.
Jura-Marmor ist nicht mit dem Solnhofener Plattenkalk zu verwechseln, der geologisch nur wenig jünger ist und in der gleichen Region verbreitet ist. Solnhofener Plattenkalk ist ein in dünne Platten spaltbarer, sehr feinkörniger Kalkstein, der besonders durch seine detailreich erhaltenen Fossilien – speziell durch Wirbeltierfossilien und den „Urvogel“ Archaeopteryx – und seine Eignung als Druckplatte in der Lithografie (Steindruck) bekannt ist. Jura-Marmor ist unter anderen Umweltbedingungen entstanden, weist deshalb eine anders zusammengesetzte Fossilfauna und -erhaltung auf und kann auch nicht in dünne Platten gespalten werden.
Daneben werden noch zwei weitere oberjurassische Karbonatgesteine entlang der Altmühl im Gebiet der Südlichen Frankenalb gebrochen, die ebenfalls seit langer Zeit als Werkstein in der Architektur Verwendung finden: Wachenzeller Dolomit und Kelheimer Kalkstein.
Abbau- und Nutzungsgeschichte
Seit den Anfängen der menschlichen Besiedlung wird Jura-Marmor als Baustoff verwendet. Da der Jura-Marmor leicht abgebaut und für Burgen und Steinhäuser verwendet werden kann, wurden in der Nähe der Steinbrüche Siedlungen angelegt. Zu Beginn der Nutzungsgeschichte wurde der Stein selten für die Ausgestaltung von Innenräumen eingesetzt. Erst die Technik des Polierens der Oberflächen mit Kleesalz führte zur verstärkten Verwendung von Jurakalk etwa in Sakralbauten für Säulen oder Altäre.
Es wird angenommen, dass der erstmalige großflächige Abbau von Jura-Marmor beim Bau der Willibaldsburg (1351–1365) stattfand. Ende des 18. Jahrhunderts waren auf Karten von Eichstätt Steinbrüche im Stadtgebiet eingezeichnet. Historische und moderne Bildhauer schufen Bildwerke aus dem Material. Im Eichstätter Dom befinden sich Bildwerke und gestaltete Werksteine von europäischem Rang. Ein erster Beleg für einen Steinbruchbetrieb findet sich in einem Vertrag von Leo von Klenze mit dem Eichstätter Steinbruchbesitzer und Steinmetzmeister Anton Wagner für den Bau der Regensburger Walhalla aus dem Jahre 1825.
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Spätbarocke Westfassade des Eichstätter Doms
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Lebensgroße Statue des hl. Willibald von Loy Hering
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Pappenheimer Altar der Frührenaissance mit einer Gesamthöhe von 11 Metern
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Der „schöne Pfeiler“ im Mortuarium des Eichstätter Doms
Als die Treuchtlinger Marmorwerke AG im Jahr 1911 gegründet wurde, begann der industrielle Abbau des Jura-Marmors für Brückenbauten, Denkmäler, Futtertröge, Zaunpfosten und Pflastersteine. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 wirkte sich auch in der Steinindustrie in sinkenden Absätzen und Freisetzung von Arbeitskräften aus. Bis 1939 folgte ein Aufschwung mit Lieferungen für Monumentalbauten der Nationalsozialisten, wie den Bauten auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände. Nach Unterbrechungen während des Zweiten Weltkriegs begannen Firmen, die früher vor allem Solnhofener Plattenkalk verarbeiteten, auch mit dem Abbau von Jura-Marmor. Die Steinbruchgebiete in Petersbuch-Erkersthofen wurden Mitte der 1950er Jahre erschlossen und später diejenigen im Gemeindegebiet von Titting.
Die erste Rezession der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik in den Jahren 1966/1967 führte zu einem Rückgang der Umsätze von Naturstein. Im darauf folgenden Bauboom gegen Ende der 1960er Jahre prosperierten die steinverarbeitenden Betriebe im Juragebiet wieder. Ab Mitte der 1970er Jahre standen sie jedoch zunehmend in Konkurrenz mit der italienischen Steinindustrie, die mit Marmor auf dem bundesdeutschen Markt erfolgreich war. Durch den Zusammenbruch des sozialistischen Lagers und der Verwendung für Großprojekte in arabischen Ländern, vor allem in Saudi-Arabien, ergab sich in den 1990er Jahren wieder ein Aufschwung. Im Zuge der globalisierten Wirtschaft stellte sich eine verstärkte Konkurrenz aus Indien und China ein, die speziell aufgrund der während der Finanzkrise ab 2008 nachlassenden Exportnachfrage wieder zu wirtschaftlichen Problemen der steinverarbeitenden Betriebe führte.[6]
Eigenschaften
Farbvarietäten
Die bekannteste Variante des Jura-Marmors ist Jura-Gelb (auch in der Variante gebändert). Die gelbe Farbe kommt durch den Anteil an Limonit zustande. Die zweithäufigste Variante ist Jura-Grau (graublau). Jura-Bunt (graugelb gemischt) stammt aus Grenzflächen von Gesteinsbänken der grauen und gelben Varietäten. Seltenere Farben sind Rotbraun, Jura-Nussbraun, eine eher bräunliche Variante, und Jura-Rahmweiß, die aus einer hellgelben Zone gewonnen wird. Jura-Travertin entsteht, indem das Gestein gegen das Lager aufgesägt wird und dann eine Struktur zeigt, die dem Travertin ähnelt.
Physikalische Eigenschaften
Mit einem Härtegrad von 3 bis 3,5 nach der Mohs'schen Härteskala gehört der Jura-Marmor zu den Weichgesteinen. Die Dichte liegt durchschnittlich bei 2,5 kg/dm³, die Druckfestigkeit bei 125 N/mm², die Biegefestigkeit bei 11,5 N/mm², die Wasseraufnahme bei 1,8 Gew.-%, der Abriebwiderstand nach DIN EN 14157/B nach Böhme bei 18 cm³/50 cm² bzw. nach Capon bei 20 mm und die Wärmeleitfähigkeit λ bei 2,3 W/mk.[7] Aus der vergleichsweise hohen Dichte resultiert eine gute Polierbarkeit.[7]
Verwendung
Jura-Marmor wird in großem Umfang als Werkstein im Innenbereich sowie gelegentlich auch an der Fassade verwendet. Fußbodenplatten werden üblicherweise mit bis zu 100 cm Seitenlänge gefertigt, Fensterbänke bis 300 cm. Die Plattendicke beträgt meist zwischen 10 und 50 mm. Die Oberfläche wird als diamantgesägt, geschliffen, poliert, scharriert, gestockt, sandgestrahlt, geriffelt oder „antikisiert“ angeboten.[7]
Innenbereiche
Jura-Marmor wurde für den dekorativen Innenausbau von repräsentativen klerikalen und profanen Bauwerken benutzt. Es wurden z. B. Verblendungen, Waschtische, Treppengeländer und Skulpturen hergestellt. Die Herstellung von Boden- und Treppenbelag war in vorindustrieller Zeit mühsam. Die gebrochenen Platten wurden grob vorbearbeitet und dann mit einem Eisenklotz und feinem Sand per Hand geschliffen. Abschließend wurde entweder poliert oder der Boden wurde mit Schmierseife „satt“ eingelassen. Mit Beginn der industriellen Revolution wurden maschinell bearbeitete Fensterbänke, Bodenbeläge und Wandverkleidungen in großem Umfang hergestellt. Jura-Marmor ist seit der Nachkriegszeit ein typisches Fensterbankmaterial. Der in Deutschland etwas aus der Mode gekommene Jura-Marmor ist im Ausland durch seine warmtonig, neutrale Optik und die gelegentlich enthaltenen Fossilien beliebter geworden. Jura-Marmor ist in der Regel gut für Fußbodenheizungen geeignet, da er homogen ist und nur geringe Anteile an tonigen Lagen an den Grenzen der einzelnen Gesteinsschichten auftreten.
Außenbereiche
Nicht jede Bruchlage des Jura-Marmors eignet sich für den Einsatz in Außenbereichen. Wie bei den meisten Kalksteinen verliert eine polierte Oberfläche bei Bewitterung an Glanz.
Bei einer Außenverwendung können bei Jura-Marmor keine schichtbildenden Versiegelungen (Steinsiegel), Nanobeschichtungen oder Imprägnierungen verwendet werden, da diese die kapillare Leitfähigkeit unterbrechen, den Dampfdiffusionswiderstand verringern und dadurch die Frostbeständigkeit verschlechtern. Fachfirmen verweigern oft die Haftung, wenn ungeeignete Beschichtungen aufgetragen werden. Abplatzungen treten nicht sofort auf, sondern meist erst nach drei bis fünf Jahren.
(Stein-)Seife hingegen hat einen patinierenden Effekt ohne die oben genannten Nachteile. Es bildet sich eine Schicht aus Kalkseife, welche die Dampfdurchlässigkeit kaum verringert.
Bodenbeläge
Jura gelb ist nur bedingt frostfest. Daher kommt es auf eine zuverlässig entwässernde Unterkonstruktion an. Terrassenplatten, die in Splitt verlegt werden, oder an Ankern freihängend befestigte Fassadenplatten frieren nicht auf. Bei der Verlegung im Mörtelbett können an der Grenzfläche zum Mörtel Abplatzungen auftreten. Ursache hierfür ist die Alkalität des Mörtels, der an der Grenzfläche die (zwar geringe) Eisenbindung zerreißt. Zu beachten ist, dass bei der Festlegung der Frostfestigkeit nach der DIN EN 1341-44 nur das Gestein, jedoch nicht die Gesamtkonstruktion geprüft wird.
Massivbauteile im Garten- und Landschaftsbau
Aus Jura Gelb werden häufig Massivbauteile gefertigt. Heute häufig auch in Form von Krustenplatten.
Blockstufen und Pflasterplatten wurden seit Jahrhunderten um Eichstätt herum verwendet. Zahlreiche Burgen, Schlösser, Kirchen und weitere Bauwerke wurden aus massiven Werksteinen aus Jura-Marmor gebaut und trotzen der Verwitterung, dabei spielt die Materialstärke eine entscheidende Rolle.
Reinigung
Kalkstein, insbesondere der Jura-Marmor, ist empfindlich gegenüber sauren Reinigungsmitteln, wie Essig- und WC-Reinigern, da Kalk durch die enthaltene Säure aufgelöst wird. Hochalkalische Produkte, wie professionelle Grundreiniger, die auf Natronlauge oder Kalilauge basieren, sind ebenfalls generell nicht zu empfehlen, weil sie die im Stein eingelagerten Bestandteile der Fossilien angreifen können. Lösemittel wie Benzin oder Terpentin können eine Aufhellung bewirken, wenn der Stein zuvor mit tönenden oder patinierenden Mitteln behandelt wurde.
Die nach der Verlegung von Fliesen und Granitplatten oft verwendeten Zementschleierentferner sind sauer und deshalb für Jura-Marmor nicht geeignet. Um starke Verschmutzung zu entfernen, können alkalische Reinigungsmittel auf Ammoniakbasis (pH-Wert 7–10,5) verwendet werden. Der Bodenbelag ist vor Reinigung mit Wasser bis zur Sättigung vorzunässen. Überschüssiges Wasser ist mit einem Gummiabzieher zu entfernen. Danach kann die Reinigungsflotte zum Schrubben der Steine auf den Boden gegeben werden. Nach ca. 5 Minuten nochmals bürsten. Anschließend mindestens zweimal mit klarem Wasser nachspülen.
Schon bei den Sumerern wurde Kalkstein mit Seife gepflegt. Dadurch bauen sich sogenannten Kalkseifen auf, die eine seidenmatte und farbtonintensive Optik ergeben und im Laufe der Zeit die Bildung einer bestimmten Patina bewirken. Die entstehende Seifenschicht bildet einen gewissen Schutz vor Ablagerungen und manchen Verschmutzungen, kann jedoch Flecken durch Öle, Fette und Verfärbungen durch Rotwein und andere färbende Flüssigkeiten nicht verhindern.
Bei Bedarf kann der Naturstein mit einer Satinier- oder Bürstenmaschine aufpoliert werden. Wischpflegemittel enthalten häufig Kunststoffanteile, die redispergierbar sind. Sie sollten erst nach Abschluss aller chemischen Vorgänge in der Unterkonstruktion verwendet werden, da es durch kontaminiertes Wasser zu Abmehlvorgängen kommen kann. Eine rationelle und gründliche Reinigung erfolgt mit einem Scheuer-Saug-Automaten mit einer „Hoch-Tief-Bürste“ mit Borsten von 0,3 und 0,5 mm. Pads sind nicht zu empfehlen.[8][9]
Siehe auch
Richtlinien
Die Verlegung von Plattenmaterial erfolgt nach DIN 18332, DIN EN 1469, EN 12057 und 12058 (auch über Fußbodenheizungen).
Die Industrievereinigung Altmühltaler Kalksteine e. V. veröffentlichte Verlegeanleitungen für das traditionelle Dickbettverfahren[10] und das modernere Klebe- bzw. Dünnbettverfahren[11] sowie Empfehlungen zur Reinigung und Pflege[12] und Hinweise zu Normen und Richtlinien.[13][14]
Weblinks
- Jura-Marmor – Abbau, Verarbeitung und Vertrieb auf baufachinformation.de
- Ein Herz aus Stein – Wie der Juramarmor die Landschaft prägt
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Müller: INSK kompakt. Die aktuelle Naturwerksteinkartei für den aktuellen Markt. Blatt 69.1 und 67.5. Ebner Verlag Ulm. 1. Auflage 1997.
- ↑ a b Birgit Niebuhr, Thomas Pürner: Plattenkalk und Frankendolomit – Lithostratigraphie der Weißjura-Gruppe der Frankenalb (außeralpiner Oberjura, Bayern). Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Nr. 83. Schweizerbart (in Kommission), Hannover 2014, ISBN 978-3-510-49232-9 (Abstract)
- ↑ Deutsche Stratigraphische Kommission (Hrsg.; Koordination und Gestaltung: Manfred Menning, Andreas Hendrich): Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2016. Deutsches GeoForschungsZentrum, Potsdam 2016, ISBN 978-3-9816597-7-1 (online)
- ↑ Baba Senowbari-Daryan, Ioan I. Bucur, Felix Schlagintweit, Emanoil Săsăran, Jacek Matyszkiewicz: Crescentiella, a new name for “Tubiphytes” morronensis CRESCENTI, 1969: an enigmatic Jurassic – Cretaceous microfossil. Geologia Croatica. Bd. 61, Nr. 2–3, 2008, S. 185–214, (online); Anmerkung: In dieser Arbeit ist mit Bezug auf süddeutsche Vorkommen bisweilen von „Plattenkalk“ die Rede (z. B. in der Bildunterschrift zu Abb. 1), jedoch geht aus den Angaben im Abschnitt „Material and Methods“ (S. 186) relativ klar hervor, dass aus Deutschland ausschließlich Proben aus „Treuchtlinger Marmor“ untersucht wurden.
- ↑ a b c Helmut Keupp, Angela Jenisch, Regina Herrmann, Fritz Neuweiler, Joachim Reitner: Microbial Carbonate Crusts – a Key to the Environmental Analysis of Fossil Spongiolites? Facies. Bd. 29, Nr. 1, 1993, S. 21–54, doi:10.1007/BF02536916 (alternativer Volltextzugriff: GoeScholar); siehe auch darin zitierte Literatur.
- ↑ Die Wirtschaftsgeschichte von Solnhofener Platten und Jura-Marmor auf solnhofen-fossilienatlas.de. Abgerufen am 17. Juli 2010.
- ↑ a b c Juramarmor – Technische Daten ( vom 31. März 2019 im Internet Archive) Altmühltaler Kalksteine e.V. – Industrievereinigung. Abgerufen am 31. März 2019
- ↑ Herbert Fahrenkrog: Naturstein im Alltag. Fragen & Antworten. In: Magna Newsletter komplett. S. 84–89. 1. Aufl. 2007. Hrsg. v. d. Firma Magna. Callwey Verlag München, o. A.
- ↑ Behandlung von Jura-Kalkstein. ( des vom 15. Dezember 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF) Merkblatt 48. Hrsg. v. der Firma Lithofin, abgerufen am 15. Dezember 2014.
- ↑ Ansetzen und Verlegen von Juramarmor und Solnhofener Natursteinplatten – Dickbettverfahren (im normalen Mörtelbett) ( vom 21. Dezember 2018 im Internet Archive) (PDF, Stand 05/2011) In: Altmuehltaler-Kalksteine.de.
- ↑ Ansetzen und Verlegen von Juramarmor und Solnhofener Natursteinplatten – Dünnbettverfahren (im Klebeverfahren) ( vom 21. Dezember 2018 im Internet Archive) (PDF, Stand 05/2011) In: Altmuehltaler-Kalksteine.de.
- ↑ Empfehlungen zur Reinigung und Pflege von Belägen und Bekleidungen aus Juramarmor und Solnhofener Natursteinplatten – Dickbettverfahren (im normalen Mörtelbett) ( vom 21. Dezember 2018 im Internet Archive) (PDF) In: Altmuehltaler-Kalksteine.de
- ↑ Hinweise auf Normen, Richtlinien und Merkblätter ( vom 21. Dezember 2018 im Internet Archive) (PDF) In: Altmuehltaler-Kalksteine.de.
- ↑ Verlegeanleitungen, Verlegebeispiele und sonstige Informationen und Hinweise zum Juramarmor. ( vom 26. März 2019 im Internet Archive) Altmühltaler Kalksteine e. V – Industrievereinigung. In: Altmuehltaler-Kalksteine.de. Abgerufen am 26. März 2019