„Gunther R. Lys“ – Versionsunterschied

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'''Günther Reinhold Lues''' (geboren [[25. November]] [[1907]] in [[Hamburg]]; gestorben [[26. März]] [[1990]] in [[Israel]]) war ein deutsch-israelischer Schriftsteller.
'''Gunther R. Lys''' (eigentlich: Günther Reinhold Lues; geboren [[25. November]] [[1907]] in [[Hamburg]]; gestorben [[26. März]] [[1990]] in [[Israel]]) war ein deutsch-israelischer Schriftsteller.


== Leben ==
== Leben ==
Günther Reinhold Lues war ein Sohn eines Schauspielerehepaars, der Vater starb, als er ein Jahr alt war. Lues besuchte in Hamburg die [[Lichtwarkschule]] und machte 1925 in [[Berlin-Neukölln]] das Abitur. Er schlug sich fortan in verschiedenen Gelegenheitsjobs durch und erhielt 1935 von der [[Reichspressekammer]] ein Berufsverbot als Fotograf. Unter dem [[Pseudonym]] Kay Jens Petersen veröffentlichte er Kriminalromane. 1937 heirateten er und die Arbeiterin Elisabeth Lemmin, sie wohnten in [[Oranienburg]]. Beide standen in Opposition zum [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Regime]]. Im Januar 1941 wurde er wegen [[Defätismus|defätistischer]] Äußerungen von der Gestapo verhaftet und kam zur Zwangsarbeit in ein Baukommando der [[Deutsche Ausrüstungswerke|Deutschen Ausrüstungswerke]] in das [[KZ Sachsenhausen]]. 1944 wurde er in das [[KZ Lieberose|KZ-Außenlager Lieberose]] verlegt, wo er [[Geschäftszimmer|Schreibstubenarbeit]] verrichtete.
Gunther R. Lys' Vater beging [[Suizid]], als jener ein Jahr alt war. Die alleinerziehende Mutter Christine, eine gelernte Schauspielerin, arbeitete später als Opernsouffleuse an der [[Staatsoper Unter den Linden|Berliner Staatsoper]]. Lys besuchte in Hamburg die [[Lichtwarkschule]] und machte 1925 in [[Berlin-Neukölln]] das Abitur. Ein Medizinstudium musste er abbrechen und schlug sich in Gelegenheitsjobs durch, u.a. als Jazzpianist, Mode- und Pressefotograf, Lektor und Übersetzer. Im Juni 1934 wurde ihm der Reisepass entzogen, 1936 erteilte die [[Reichspressekammer]] ein Berufsverbot als Fotograf wegen „politischer Unzuverlässigkeit“. Unter dem [[Pseudonym]] Kay Jens Petersen veröffentlichte er Kriminalromane. 1937 heiratete er die Arbeiterin Elisabeth Lemmin, sie wohnten in [[Oranienburg]]. Beide standen in Opposition zum [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Regime]].


Im Januar oder März 1941 wurde er wegen [[Defätismus|defätistischer]] Äußerungen gegenüber britischen Korrespondenten von der Gestapo verhaftet und in das [[KZ Sachsenhausen]] eingewiesen. Zunächst in einem Baukommando der [[Deutsche Ausrüstungswerke|Deutschen Ausrüstungswerke]] zur [[Zwangsarbeit]] eingesetzt, wurde er 1944 in das [[KZ Lieberose|KZ-Außenlager Lieberose]] verlegt, wo er in der Schreibstube arbeitete. Lys überstand den [[KZ_Lieberose#Todesmarsch|Todesmarsch ins Hauptlager]] im Februar 1945 und erlebte hier, im Kohlenkeller des Krankenreviers versteckt, die Befreiung. Der Todesmarsch Richtung Schwerin, den er in ''Kilometerstein 12,6'' schildern sollte, blieb ihm persönlich erspart.
Nach der Befreiung 1945 leitete er zunächst das Volksbildungsamt in Oranienburg, musste dann aber seine Lagerhaftserkrankungen an [[Gelbsucht]] und an [[Tuberkulose]] auskurieren. 1946 zog er nach Berlin, wo seine Frau eine Bücherstube eröffnete, und arbeitete als freischaffender Schriftsteller und Lektor. Mit seinem Roman ''Kilometerstein 12,6'' wurde er in der [[SBZ]] bekannt, 1950 verließ er, von der politischen Entwicklung enttäuscht, die [[DDR]] und zog nach [[West-Berlin]]. 1961 übersiedelte er nach [[Hamburg]], wo er für den [[NDR|Norddeutschen Rundfunk]] arbeitete und für [[Egon Monk]] das Drehbuch für den Fernsehfilm ''[[Ein Tag – Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939]]'' schrieb. 1970 heiratete er Ruth Reisner, die 1934 nach [[Völkerbundsmandat für Palästina|Palästina]] auswandern musste, und zog zu ihr nach [[Haifa]]. Sie starb 1984, und er blieb als Fremder in [[Israel]] wohnen.

Nach der Befreiung 1945 leitete er zunächst das Volksbildungsamt in Oranienburg, musste dann aber seine Lagerhaftserkrankungen an [[Gelbsucht]] und an [[Tuberkulose]] auskurieren. Ab 1946 in Berlin, war Lys für ostdeutschen Verlagen [[Volk_und_Wissen_Verlag#Geschichte|Volk und Wissen]] und [[Verlag Volk und Welt|Volk und Welt]] wieder als Übersetzer und Lektor tätig. Seine Erzählung ''Kilometerstein 12,6'' wurde er in der [[Sowjetische Besatzungszone|SBZ]]/[[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] zunächst offiziell gelobt, dann totgeschwiegen. Denn Lys hatte angesichts zunehmender Repressionen der DDR 1950 den Rücken gekehrt und lebte, zunächst stellungslos, in [[West-Berlin]]. Vorübergehend betrieb Lys mit seiner Frau eine [[Leihbibliothek|Leihbücherei]] in [[Berlin-Wedding]], dann wurde er durch Vermittlung von [[Claus Hubalek]] Mitarbeiter beim [[RIAS]].

Im August 1961 übersiedelte er nach [[Hamburg]], wo er für den [[NDR|Norddeutschen Rundfunk]] arbeitete und für [[Egon Monk]] das Drehbuch für den Fernsehfilm ''[[Ein Tag – Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939]]'' schrieb. 1966 heiratete Lys Ruth Reisner, eine Bekannte aus den 1920er Jahren, die er per Suchanzeige im [[Aufbau (jüdische Zeitung)|Aufbau]] wiedergefunden hatte. Sie war 1934 nach [[Völkerbundsmandat für Palästina|Palästina]] ausgewandert. Lys zog zu ihr nach [[Haifa]]. Nach ihrem Tod 1984 kehrte er aus [[Israel]] für einige Jahre nach Berlin (West) zurück.


== Werke (Auswahl) ==
== Werke (Auswahl) ==
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* Kay Jens Petersen: ''Silber am Todesquell. Originalroman''. Burmester, Bremen 1940
* Kay Jens Petersen: ''Silber am Todesquell. Originalroman''. Burmester, Bremen 1940
* Kay Jens Petersen: ''Cairs kommt nach Monte Carlo. Kriminal-Roman''. Aufwärts-Verlag, München [um 1944]
* Kay Jens Petersen: ''Cairs kommt nach Monte Carlo. Kriminal-Roman''. Aufwärts-Verlag, München [um 1944]
* ''Kilometerstein 12,6''. Volk und Welt, Berlin 1948 (Neuauflage Frankfurt am Main 1987)
* ''Kilometerstein 12,6''. Volk und Welt, Berlin 1948. Neuauflage Stroemfeld/Roter Stern, Basel und Frankfurt am Main 1987. ISBN 3-87877-280-7
* Egon Monk: ''Mauern''. Fernsehfilm. Drehbuch Gunther R. Lys. 1963
* Egon Monk: ''Mauern''. Fernsehfilm. Drehbuch Gunther R. Lys. 1963
* Egon Monk, Claus Hubalek: ''Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939''. Fernsehfilm. Drehbuch Gunther R. Lys. 1965
* Egon Monk, Claus Hubalek: ''Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939''. Fernsehfilm. Drehbuch Gunther R. Lys. 1965
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Roland Lampe]]: ''Kehrte ich bei Hempel ein. Auf den Spuren bekannter und unbekannter Autoren in Oranienburg''. Hamburg : Tredition, 2017
* [[Roland Lampe]]: ''Kehrte ich bei Hempel ein. Auf den Spuren bekannter und unbekannter Autoren in Oranienburg'', Tredition, Hamburg 2017.
* [[Michael Rohrwasser]]: Nachwort zu Gunther R. Lys, ''Kilometerstein 12,6'', Stroemfeld/Roter Stern, Basel und Frankfurt am Main 1987, S. 215-231.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 13. Mai 2024, 09:31 Uhr

Gunther R. Lys (eigentlich: Günther Reinhold Lues; geboren 25. November 1907 in Hamburg; gestorben 26. März 1990 in Israel) war ein deutsch-israelischer Schriftsteller.

Leben

Gunther R. Lys' Vater beging Suizid, als jener ein Jahr alt war. Die alleinerziehende Mutter Christine, eine gelernte Schauspielerin, arbeitete später als Opernsouffleuse an der Berliner Staatsoper. Lys besuchte in Hamburg die Lichtwarkschule und machte 1925 in Berlin-Neukölln das Abitur. Ein Medizinstudium musste er abbrechen und schlug sich in Gelegenheitsjobs durch, u.a. als Jazzpianist, Mode- und Pressefotograf, Lektor und Übersetzer. Im Juni 1934 wurde ihm der Reisepass entzogen, 1936 erteilte die Reichspressekammer ein Berufsverbot als Fotograf wegen „politischer Unzuverlässigkeit“. Unter dem Pseudonym Kay Jens Petersen veröffentlichte er Kriminalromane. 1937 heiratete er die Arbeiterin Elisabeth Lemmin, sie wohnten in Oranienburg. Beide standen in Opposition zum NS-Regime.

Im Januar oder März 1941 wurde er wegen defätistischer Äußerungen gegenüber britischen Korrespondenten von der Gestapo verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingewiesen. Zunächst in einem Baukommando der Deutschen Ausrüstungswerke zur Zwangsarbeit eingesetzt, wurde er 1944 in das KZ-Außenlager Lieberose verlegt, wo er in der Schreibstube arbeitete. Lys überstand den Todesmarsch ins Hauptlager im Februar 1945 und erlebte hier, im Kohlenkeller des Krankenreviers versteckt, die Befreiung. Der Todesmarsch Richtung Schwerin, den er in Kilometerstein 12,6 schildern sollte, blieb ihm persönlich erspart.

Nach der Befreiung 1945 leitete er zunächst das Volksbildungsamt in Oranienburg, musste dann aber seine Lagerhaftserkrankungen an Gelbsucht und an Tuberkulose auskurieren. Ab 1946 in Berlin, war Lys für ostdeutschen Verlagen Volk und Wissen und Volk und Welt wieder als Übersetzer und Lektor tätig. Seine Erzählung Kilometerstein 12,6 wurde er in der SBZ/DDR zunächst offiziell gelobt, dann totgeschwiegen. Denn Lys hatte angesichts zunehmender Repressionen der DDR 1950 den Rücken gekehrt und lebte, zunächst stellungslos, in West-Berlin. Vorübergehend betrieb Lys mit seiner Frau eine Leihbücherei in Berlin-Wedding, dann wurde er durch Vermittlung von Claus Hubalek Mitarbeiter beim RIAS.

Im August 1961 übersiedelte er nach Hamburg, wo er für den Norddeutschen Rundfunk arbeitete und für Egon Monk das Drehbuch für den Fernsehfilm Ein Tag – Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939 schrieb. 1966 heiratete Lys Ruth Reisner, eine Bekannte aus den 1920er Jahren, die er per Suchanzeige im Aufbau wiedergefunden hatte. Sie war 1934 nach Palästina ausgewandert. Lys zog zu ihr nach Haifa. Nach ihrem Tod 1984 kehrte er aus Israel für einige Jahre nach Berlin (West) zurück.

Werke (Auswahl)

  • Kay Jens Petersen: Zwei Tropfen Gift. Kriminalroman. Auffenberg, Berlin 1940
  • Kay Jens Petersen: Silber am Todesquell. Originalroman. Burmester, Bremen 1940
  • Kay Jens Petersen: Cairs kommt nach Monte Carlo. Kriminal-Roman. Aufwärts-Verlag, München [um 1944]
  • Kilometerstein 12,6. Volk und Welt, Berlin 1948. Neuauflage Stroemfeld/Roter Stern, Basel und Frankfurt am Main 1987. ISBN 3-87877-280-7
  • Egon Monk: Mauern. Fernsehfilm. Drehbuch Gunther R. Lys. 1963
  • Egon Monk, Claus Hubalek: Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939. Fernsehfilm. Drehbuch Gunther R. Lys. 1965
  • Von Vätern und Söhnen. Hörspiel. 1966
  • Geheimes Leid – Geheimer Kampf. Ein Bericht über das Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen. Herausgegeben von Andreas Weigelt. Metropol, Berlin 2007, ISBN 978-3-938690-76-5

Literatur

  • Roland Lampe: Kehrte ich bei Hempel ein. Auf den Spuren bekannter und unbekannter Autoren in Oranienburg, Tredition, Hamburg 2017.
  • Michael Rohrwasser: Nachwort zu Gunther R. Lys, Kilometerstein 12,6, Stroemfeld/Roter Stern, Basel und Frankfurt am Main 1987, S. 215-231.