aber ich hatte solches abgelehnet; und so sahen wir sie uns vorbeifahren; die Tante Adelheid und der Oberst nickten, der Junker warf uns ein Küßlein aus dem Wagen zu. Es war gut Wetter worden, und die Sonne schien; und auch wir kamen in die Kirche, wenn auch langsam.
Nach dem Gottesdienste wartete ich, bis Alle hinaus waren. Matten saß noch mit gefalteten Händen im Gestühlte und betete still vor sich hin. »Wollen wir gehen?« sprach ich leise; da hob sie sich und wir gingen aus der Kirche. Als wir draußen zu Osten an der Kapellenwand vorbei wanderten, strich sie mit der Hand an der Mauer entlang: »Schlaft wohl, Ihr Christenseelen alle!« murmelte sie; und dann, so daß ich es nur kaum vernahm: »Und genade Gott auch Dir, Junker Hinrich!«
Da wir dann weitergingen, frug ich: »War Junker Hinrich einer von den alten Herren?« denn die Geschichte des Geschlechtes war mir derzeit nicht bekannt.
»Das war er, Magister,« sprach die alte Frau mit schwerem Tone.
»Und lieget der auch hier begraben?«
Sie antwortete mir nicht und sah nicht auf. Da wir aber wiederum eine Strecke weiter waren, sprach sie: »Er war der Beste; aber – bei Gott ist Rath und That.« Dann faltete sie die Hände und ging schweigend neben mir.
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_099.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)