erzählet, er hätt’s nicht lassen können: ›Ja, Herr; aber einen stolzen Buben soll sie nachgelassen haben; und zum Frühjahr werden sie hier wohnen, gleich den alten Herren von Grieshuus, wo der ein’ erschlagen und der andre – –‹«
Als der Schäfer so weit gesprochen hatte, kam eine Stimme von der Ofenseite: »Gabriel! Gabriel! Spar’ deine unnützen Worte!« das war die alte Matten; sie war blind; aber die Leute fürchteten sie; denn sie sah mit Geistesaugen, was erst die Zukunft bringen sollte, und so sie solcherweise anhub, meineten Alle, daß sie prophezeien werde.
Und so ist es still geworden; aber die Alte sprach nicht weiter, und ich entzündete meine Leuchte, schritt über den Hof, und dann im Thorhaus das Trepplein hinauf nach meinem Zimmer oben, und war der Kopf mir schwer, was für Verhängniß Gott hier möge zugelassen haben. Doch als ich bald danach ans Fenster trat, um in die Nacht hinaus zu forschen, ob nicht ein Sternlein von dem Himmel strahle, da sah ich hier im Erdenthal ein Lichtlein flimmern, wohl eine Viertelstunde fern, das in dem Thurm da drüben brennen mochte. Das war der neue, nein, der sehr alte Wildmeister! – Was er betreiben mochte, das wußte ich nicht; aber mir war, ich sei nun hier nicht mehr allein; und da ich mein Licht gelöschet, sah ich das andere noch lang von meinem Bette aus. Und Gott sei mit uns Allen!
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)