auf des Junkers Scheitel sinken, und seine Lippen rühreten sich, als ob er heimlich bete.
Der Oberst hatte diesen Vorgang nicht gewahret; denn seine Augen hatten sich auf das Papier geheftet: »Oho!« rief er nun; »aus Schweden, vom König Carolus ein eigenes Sigill!« und er hob den Hut vom Kopfe, wie immer, wenn er den Namen seines einstigen Kriegsherren sprach. »Wie kommt’s denn, daß Er im Lande streifet, so Er solche Gönner aufzuweisen hat?«
»Lasset das!« sprach der Alte. »Es ist so meine Art.«
Der Oberst blickte ihn eine Weile an: »Ihr sehet mir zwar nicht einem gleich, der dienen möchte; aber folget mir in mein Gemach, so wollen wir der Sache näher kommen!«
Die Hunde streckten sich auf Befehl des Alten neben der Treppe; dann gingen beide in das Haus.
– – Am folgenden Tage hieß es, der Fremde sei als Wildmeister von dem Oberst angenommen; er habe sich die Wohnung im Thurmhaus ob der Haide ausbedungen, nur drei Tage im Jahr, vom 23. auf 25. Januarius, müsse ihm auf dem Hofe selbst Quartier gegönnet werden.
Das gab gar viel Gerede in Grieshuus; denn es war ja einmal Friede hier zu Lande, obschon der ränkesüchtige Görtz regierte und die Frau Herzogin-Wittwe
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_094.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)