den Strick vom Hals des alten Mannes, und damit und noch einem anderen, den die Kerle nebst ihren Säbeln auf den Grund geworfen hatten, waren ihnen bald die Hände auf dem Rücken festgeschnürt. Nur einmal versuchten sie eine Gegenrede; das Knurren und der heiße Brodem aus dem Hunderachen hielt sie lautlos am Boden festgebannt.
Der Junker aber hatte unter ihrem Wams einen Fetzen der grünen schwedischen Feldbinde in die Hand bekommen: »Hoho«, rief er, »ihr wolltet auch Pollacken spielen; aber wir haben feste Keller in Grieshuus! Paß, Türk! Paß, Hassan!« Und der Zug setzte sich nach dem Hause zu in Marsch, neben welchem eine Pforte in das Freie führte. Aber der Schritt des Junkers stockte; denn seitwärts sah er ein Weib am Stamme eines Baumes stehen: »He, Jungfer,« rief er lustig, »ist Sie es, die vorhin geschrieen hat? Sie hätt’ mir bei der saubern Arbeit helfen sollen!«
Es blieb Alles still; erst als er näher trat, erkannte er eine jugendliche Gestalt, die mit Stricken an den Baum gebunden war; der Kopf war auf die Brust gesunken, der Mond beleuchtete ein schönes Antlitz mit geschlossenen Augen. »Kanaillen!« schrie er; »verfluchte!« Aber er verstummte, als das schöne Haupt sich aufrichtete und ein Paar blaue Augen wie verwirrt zu ihm herüberblickten.
Junker Hinrich hatte die Kappe von seinem dunklen
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)