[go: up one dir, main page]

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Katzen-Orgel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 42, S. 608
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[608] Katzen-Orgel. Katzengold, Katzenminze, Katzenkopf, Katzenjammer, Katzenmusik sind Alles Begriffe, die Jedem mehr oder weniger aus dem Sprachgebrauche oder eigener Erfahrung bekannt geworden sind; befremdend möchte aber Vielen die „Katzenorgel“ klingen. Hiermit hat es folgende Bewandtniß: Der Hofnarr irgend eines melancholischen Fürsten, der seine ganze Erfindungskunst aufbot, um seinen melancholischen Herrn zu heilen, kam unter Anderen auch auf die Idee, eine Partie verschiedene Katzen, alte und junge, mit groben und feinen Stimmen, in Abtheilungen einer Kiste gesondert einzusperren, und zwar so, daß die Schwänze derselben durch je ein Loch in so viel Röhren gingen und da festgehalten wurden, so viel der Katzen waren. Am vorderen Theile der Kiste befand sich eine Klaviatur, deren Tangenten unter jene Röhren reichten und je einen Stift trugen, der beim Anschlagen der Tasten die betreffende Katze in den Schwanz stechen mußte.

Diesen Marterkasten stellte er nun an einen passenden Platz und als der Fürst traurig einherkam, griff er nicht, wie einst David, zur Harfe, sondern schlug herzhaft auf die Tasten, und „ein Lied, das Stein erweichen, Menschen rasend machen kann“, wenigstens wenn sie dadurch aus dem Schlafe geweckt werden, vertrieb auf einige Zeit den bösen Geist aus dem Monarchen.

Ob der Hofnarr, dessen Name uns eben so unbekannt, wie der seines Herrn, der Erfinder dieser Katzenorgel gewesen sei oder ob er aus Brüssel Kunde davon bekommen hat, müssen wir dahin gestellt sein lassen. So viel ist aber gewiß, daß Jean Christoval Calvette, welcher die Reise Philipp’s II. im Jahre 1545 von Madrid nach Brüssel beschreibt, unter den daselbst angestellten Festlichkeiten auch der Katzenorgel gedenkt. Sie wurde von einem Bären gespielt, Affen, Bären, Wölfe, Hirsche und andere Thiere tanzten darnach um einen Käfig, in welchem zwei Affen auf Dudelsäcken den Gesang der Katzen accompagnirten. Es gab das sicher ein Concert, gegen welches unsere modernen Katzenmusiken nicht in Betracht kommen!