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Internationales Phonetisches Alphabet

grafisches Zeichensystem der Laute aller Sprachen

Das Internationale Phonetische Alphabet (kurz IPA) ist ein phonetisches Alphabet und somit eine Sammlung von Zeichen, mit deren Hilfe die Laute aller menschlichen Sprachen nahezu genau beschrieben und notiert werden können. Es wurde von der International Phonetic Association (kurz IPA) entwickelt, kam in seinem ersten Entwurf 1888 heraus und ist die heute am weitesten verbreitete Lautschrift.

IPA-Tabelle 2020 (deutsch)

Die aktuellen IPA-Zeichen und ihre Aussprachen sind in der Liste der IPA-Zeichen aufgeführt.

Geschichte

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Die wichtigsten Versuche vor dem 19. Jahrhundert in Europa, ein universales phonetisches Alphabet zu schaffen, waren jene von John Wilkins im Jahr 1668, von Francis Lodwick (1619–1694) im Jahr 1686, von Charles de Brosses im Jahr 1765, von William Jones im Jahr 1788 und von William Thornton im Jahr 1793. Weitere Vorschläge stammten von John Pickering im Jahr 1818 und Constantin François Volney 1795. Vorschläge von Isaac Pitman 1837 und 1842 sowie von Alexander John Ellis 1845, 1847 und seiner Essentials of Phonetics, containing the theory of a universal alphabet 1848 sollten später bei der Schaffung des Internationalen Phonetischen Alphabetes übernommen werden. Weitere Vorläufer waren Samuel Haldeman (1812–1880) mit seiner Analytic Othography 1858/1860, Karl Moritz Rapp und seine Physiologie der Sprache (1836–1841), Ernst Brücke (1819–1892) mit Grundzüge der Physiologie 1856 und 1963, Carl Merkel (1812–1876) und seine Physiologie der menschlichen Sprache (physiologische Laletik) 1866, Moritz Thausing mit Das natürliche Lautsystem der menschlichen Sprache 1863, Félix du Bois-Reymond (1782–1865) und seine Schrift Kadmus von 1862.

Als Meilenstein gilt das Werk von Karl Richard Lepsius, der 1852 im Auftrag der Church Missionary Society ein Alphabet vorschlug, das zum Ziel hatte, alle Sprachen der Welt, vor allem aber afrikanische ohne eigenes Schriftsystem, schreiben zu können. Ein Mitbewerber von Lepsius war Friedrich Max Müller. Das „Standardalphabet“ von Lepsius wurde mit Anpassungen u. a. von dem Afrikanisten Carl Meinhof und von dem Missionar Karl Endemann (1836–1919) verwendet, und auch das phonetische Alphabet des Missionars Wilhelm Schmidt (1845–1921) beruhte auf den Symbolen von Lepsius.

 
1000-Franken-Schein mit Lautschriftzeichen auf seiner Erdkugel

Im Jahr 1867 erschien Visible Speech, the Science of Universal Alphabetics von Alexander Melville Bell, das eine recht abstrakte, ikonische Lautschrift vorstellte; 1877 veröffentlichte sein Schüler Henry Sweet ein Handbook of Phonetics, in dem er mit Bezug auf Bell und auf Ellis wieder ein System auf Grundlage des lateinischen Alphabetes vorschlug.

Der französische Linguist Paul Passy (Le maître phonétique) initiierte die Entwicklung des „Internationalen Phonetischen Alphabets“, dessen Entwürfe 1888 publiziert wurden.[1] Er war auch erster Präsident der International Phonetic Association (noch als Dhi Fonètik Tîtcerz' Asóciécon FTA) von 1886 bis 1888.[2] Eine Arbeitsgruppe von Phonetikern gründete 1886 die Association Phonétique Internationale und entwarf das für die Anwendung auf alle Sprachen angelegte internationale phonetische Alphabet IPA. Henry Sweet, der George Bernard Shaw zur Figur des „Henry Higgins“ in seinem bekannten Schauspiel Pygmalion inspirierte, war aktives Mitglied der Gruppe.[3] In Kiel fand 1989 die International Phonetic Association Kiel Convention statt, die nach mehr als einem Jahrhundert eine wesentliche Überarbeitung des IPA brachte.[4] Kleinere Revisionen fanden auch 1993 und 1996 statt.

Praktische Bedeutung

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Das IPA stellt eine wesentliche Erleichterung der Darstellung der Aussprache in Wörterbüchern und Lexika dar. Beim Lesen von IPA-Texten ist jedoch auch Vorsicht geboten:

Bei manchen Sprachen, z. B. dem Französischen, gibt es eine allgemein akzeptierte Standardaussprache (Orthophonie), bei anderen nicht. Eine amtlich festgesetzte Aussprache kann allerdings im Alltag ungebräuchlich sein. Die landesübliche Bandbreite eines Lautes kann wesentlich größer sein (z. B. die deutsche Endsilbe -er) als der Unterschied ähnlicher Lautzeichen. Was in einer Sprache als korrekt oder falsch, als normal oder fremdartig, als verständlich oder unverständlich aufgefasst wird, ist für jemanden, der die Sprache nur selten oder noch nie gehört hat, nicht zu ermessen.

In Wörterbüchern wird nicht selten ein vereinfachter Zeichensatz verwandt, um Leser ohne Vorkenntnisse nicht zu verwirren.[5] So unterscheidet Cassell’s German Dictionary weder die verschiedenen Aussprachen des deutschen r, noch die offenere Aussprache eines kurzen a, i, u und ü gegenüber dem jeweiligen langen Vokal. Die Aussprache des englischen no wird aus Tradition allgemein als [noʊ] wiedergegeben, obwohl im Britischen tatsächlich [nəʊ] gesagt wird. Üblicherweise wird auch nicht berücksichtigt, dass in manchen Sprachen ohne sch-Laut ​[⁠ʃ⁠]​ das s zumeist eher wie ​[⁠ɕ⁠]​ (zwischen s ​[⁠s⁠]​ und Ich-Laut ​[⁠ç⁠]​) ausgesprochen wird, beispielsweise im europäischen Spanisch und im Griechischen (eine phonetisch genauere Beschreibung ist wahrscheinlich allgemein „zurückgezogen“, also [s̱], wobei der spanische Laut eher apikal ist, also [s̺], der griechische hingegen eher laminal, also [s̻]).

Zeichenzuordnungen der Laute und Lautzeichenerweiterungen

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Die IPA-Zeichentabelle nutzt unter anderem Buchstaben des lateinischen Schriftsystems und des griechischen Alphabets, teilweise in abgewandelter Form. Jedes Zeichen bezeichnet dabei einen Laut oder beschreibt einen bereits angegebenen Laut näher, der in einer Sprache der Welt ein Wort von einem anderen unterscheidet.

Das Internationale Phonetische Alphabet ist sprachenübergreifend; dies führt dazu, dass die Zuordnung eines Zeichens zu einem Laut in einer bestimmten Sprache nicht zwangsläufig mit der Lautzuordnung desselben Zeichens im IPA identisch ist. So steht beispielsweise das Zeichen ​[⁠ç⁠]​ im IPA für die Aussprache der Buchstabenfolge ch im deutschen Wort „ich“, obwohl es der deutschen Orthographie fremd ist; für die Abbildung der Aussprache des Französischen, dessen Orthografie „ç“ als stimmloses „s“ kennt, wird das Zeichen dagegen nicht benötigt.

Die Sonderzeichen des IPA-Alphabets wurden in Unicode im Bereich von U+0250 bis U+02AF aufgenommen.

Das IPA lässt sich in die Segmente Konsonant und Vokal aufteilen. Bei den Vokalen wird Höhe (hoch, mittel und tief), Stellung (vorne, Mitte und hinten) und Rundung (ungerundet und gerundet) unterschieden.[6]

Vokale
  vorne   zentral   hinten
 geschlossen
 
iy
ɨʉ
ɯu
ɪʏ
ʊ
eø
ɘɵ
ɤo
ə
ɛœ
ɜɞ
ʌɔ
æ
ɐ
aɶ
ɑɒ
 fast geschlossen
 halbgeschlossen
 mittel
 halboffen
 fast offen
 offen
Bei Symbolpaaren (u • g) steht das linke Symbol für den
ungerundeten, das rechte Symbol für den gerundeten Vokal.
  vorn fast
vorn
zentral fast
hinten
hinten
ung. ger. ung. ger. ung. ger. ung. ger. ung. ger.
geschlossen i y     ɨ ʉ     ɯ u
fast geschlossen     ɪ ʏ       ʊ    
halbgeschlossen e ø     ɘ ɵ     ɤ o
mittel         ə        
halboffen ɛ œ     ɜ ɞ     ʌ ɔ
fast offen æ       ɐ        
offen a ɶ             ɑ ɒ

Verweilt der Mauszeiger neben einem Zeichen in dessen Tabellenzelle, wird sein Unicode-Wert angezeigt; zeigt man auf das Zeichen, so erhält man eine kurze Beschreibung als Tooltip.

Konsonanten

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Das IPA lässt sich in die Segmente Konsonant und Vokal aufteilen. Die Konsonanten werden nach Stimmhaftigkeit (stimmhaft und stimmlos), Ort (bilabial, labio-dental, dental-alveolar, velar und glottal) und Art (nasal, plosiv und frikativ) unterschieden.[7] Bei den Konsonanten sind verschiedene Luftstrommechanismen zu unterscheiden.

Die pulmonalen Konsonanten werden mit ausströmender Atemluft (d. h. Luft aus der Lunge) erzeugt (pulmonal-egressiv). Zu dieser Gruppe zählen die allermeisten Konsonanten. Bei den Ejektiven und Implosiven wird der Luftstrom dagegen durch Bewegungen des Kehlkopfs erzeugt. Bei den Ejektiven bewegt sich der Kehlkopf nach oben, sodass Luft ausströmt (glottal-egressiv); bei den Implosiven bewegt er sich nach unten, sodass Luft einströmt (glottal-ingressiv). Schnalzlaute (manchmal auch als „Avulsive“ oder im Englischen als „clicks“ bezeichnet) entstehen dadurch, dass Zunge und Gaumensegel einen abgeschlossenen Hohlraum bilden, der durch eine Zurück- und Abwärtsbewegung der Zunge vergrößert wird. Beim Öffnen des Hohlraums findet ein Druckausgleich statt (Luft strömt hinein, daher velar-ingressiv), sodass ein Laut erzeugt wird.

Pulmonale Konsonanten

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labial koronal dorsal radikal laryngal
bilabial labio­dental dental alveolar post­alveolar retroflex alveolo-palatal palatal velar uvular pha­ryngal glottal
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Plosive p b t d ʈ ɖ c ɟ k ɡ q ɢ ʔ
Frikative ɸ β f v θ ð s z ʃ ʒ ʂ ʐ ɕ ʑ ç ʝ x ɣ χ ʁ ħ ʕ h ɦ
laterale Frikative ɬ ɮ
Nasale m ɱ n ɳ ɲ ŋ ɴ
Vibranten ʙ r ʀ
Taps/Flaps ɾ ɽ
laterale Flaps ɺ
Approximanten ʋ ɹ ɻ j ɰ
laterale Approximanten l ɭ ʎ ʟ

Verweilt der Mauszeiger neben einem Zeichen in dessen Tabellenzelle, wird sein Unicode-Wert angezeigt; zeigt man auf das Zeichen, so erhält man eine kurze Beschreibung als Tooltip.

Gegebenenfalls steht jeweils links der stimmlose und rechts der stimmhafte Konsonant.

Dunkel hinterlegte Felder bezeichnen physiologisch unmögliche Artikulationen. Beispielsweise ist ein glottaler Nasal unmöglich, weil bei einem Verschluss der Stimmlippen keine Luft durch die Nase ausströmen kann usw.

Nicht-pulmonale Konsonanten

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Klicks
Zeichen Unicode-Code Bedeutung
ʘ U+0298 bilabialer Klick
ǀ U+01C0 dentaler Klick
ǃ U+01C3 postalveolarer Klick
ǂ U+01C2 palatoalveolarer Klick
ǁ U+01C1 lateraler alveolarer Klick
Implosive
Zeichen Unicode-Code Bedeutung
ɓ U+0253 stimmhafter bilabialer Implosiv
ɗ U+0257 stimmhafter dentaler/alveolarer Implosiv
ʄ U+0284 stimmhafter palataler Implosiv
ɠ U+0260 stimmhafter velarer Implosiv
ʛ U+029B stimmhafter uvularer Implosiv
Ejektive
Zeichen Unicode-Code Bedeutung
ʼ U+02BC Diakritikum, Beispiele:
U+0070 (p), U+02BC bilabialer Ejektiv
U+0074 (t), U+02BC dentaler/alveolarer Ejektiv
U+006B (k), U+02BC velarer Ejektiv
U+0066 (f), U+02BC labiodentaler ejektiver Frikativ
U+0073 (s), U+02BC alveolarer ejektiver Frikativ

Andere Symbole

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Zeichen Unicode-Code Bedeutung
ʍ U+028D stimmloser labiovelarer Frikativ
w U+0077 (w) stimmhafter labiovelarer Approximant
ɥ U+0265 stimmhafter labiopalataler Approximant
ʜ U+029C stimmloser epiglottaler Frikativ
ʢ U+02A2 stimmhafter epiglottaler Frikativ
ʡ U+02A1 stimmloser epiglottaler Plosiv
ɺ U+027A stimmhafter lateraler alveolarer Flap
ɧ U+0267 stimmloser velopalataler Frikativ (​[⁠ʃ⁠]​ und ​[⁠x⁠]​ zugleich)

Suprasegmentalia

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Von den suprasegmentalen Zeichen stehen die Betonungszeichen vor der Silbe, auf die sie sich beziehen, die Längezeichen danach.

Zeichen Unicode-Code Bedeutung Beispiele
ˈ (kein Apostroph) U+02C8 Hauptbetonung April [aˈpʁɪl], Backe [ˈbakə]
ˌ (kein Komma) U+02CC Nebenbetonung Wasserpfeife [ˈvasɐˌp͡faɪ̯fə], Ringelblume [ˈʁɪŋəlˌbluːmə]
ː (kein Doppelpunkt) U+02D0 lang Lack [lak], lag [laːk]
ˑ U+02D1 halblang Bier [biˑɐ̯] (oft bei Tiefschwas)
˘ U+0306 extrakurz Studium [ˈʃtuːdi̯ʊm]
. U+002E (.) Silbengrenze Bo-te [ˈboː.], Mu-se-um [mu.ˈzeː.ʊm]
| U+007C (|) untergeordnete Intonationsgruppe (Sprechtaktgrenze) Sie haben Glück, nicht wahr? [ziː haːbən ↓ɡlʏk | nɪçt ↑vaːɐ̯]
U+2016 übergeordnete Intonationsgruppe
◌͡◌ oder ◌͜◌ U+035C oder U+0361 Doppelartikulation schwarz [ʃvaʁt͜s] oder [ʃvaʁt͡s]

Töne und Intonation

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Zeichen Unicode-Code Bedeutung Beispiele
◌̋ (Doppelakut) oder ˥ U+030B oder U+02E5 besonders hoch []
◌́ (Akut) oder ˦ U+0301 oder U+02E6 hoch ​[⁠é⁠]​
◌̄ (Makron) oder ˧ U+0304 oder U+02E7 mittel ​[⁠ē⁠]​
◌̀ (Gravis) oder ˨ U+0300 oder U+02E8 niedrig ​[⁠è⁠]​
◌̏ (Doppelgravis) oder ˩ U+030F oder U+02E9 besonders niedrig ​[⁠ȅ⁠]​
◌̌ (Hatschek) U+030C steigend ​[⁠ě⁠]​
◌̂ (Zirkumflex) U+0302 fallend ​[⁠ê⁠]​
U+A71C stufenweise abwärts / downstep  
U+A71B stufenweise aufwärts / upstep  
↗︎ U+2197 Generalanstieg / global rise  
↘︎ U+2198 Generalabfall / global fall  

Bemerkung:

  • Unicode hat keine eigenen Zeichen für die meisten Konturtöne. Stattdessen werden Folgen aus Zeichen für Registertöne verwendet und die genaue Darstellung wird der jeweiligen Schriftart überlassen, üblicherweise durch OpenType-Regeln: [e᷇ ḕ̄] oder [e˥˧ e˧˩˨] (in vielen Browsern nicht korrekt dargestellt). Weil nur sehr wenige Schriftarten die Kombinierung von Registerton-Zeichen erlauben, wird oft das alte System der Tonmarkierung durch hochgestellte Nummern von „1“ bis „5“ verwendet, beispielsweise [e53 e312]. Deren Verwendung hängt allerdings von lokalen Linguistiktraditionen ab; bei asiatischen Sprachen wird „5“ für den höchsten Ton verwendet und „1“ für den tiefsten, bei den afrikanischen Sprachen umgekehrt. Gelegentlich ist noch eine alte IPA-Tradition anzutreffen, nach der die Konturtöne durch untergesetzte Diakritika bezeichnet werden: [e̖ e̗] für tief-fallend bzw. tief-steigend.

Diakritika

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Diakritika werden für phonetische Details verwendet. Sie ergänzen IPA-Zeichen und bezeichnen die Modifikation oder Spezifikation der normalen Aussprache eines Zeichens.[8]

Zeichen Unicode-Code Bedeutung Beispiele
Phonation  (Siehe auch Anmerkung am Ende der Tabelle)
untergestellt: ◌̥ U+0325

stimmlos, bzw. entstimmt
stimmloses Sprechen eines normalerweise stimmhaften Lautes, z. B. weil er von zwei stimmlosen umschlossen ist.

See [z̥eː] (südliches Deutsch)
übergestellt: ◌̊ U+030A gut [ɡ̊uːt] (südliches Deutsch)
untergestellt: ◌̬ U+032C

stimmhaft
Stimmhaftes Sprechen eines normalerweise stimmlosen Lautes.

[], []
übergestellt: ◌̌ U+030C ​[⁠ǧ⁠]​
übergestellt: ʰ U+02B0 aspiriert Tasse [ˈtʰasə], []
Genauere Beschreibung der Artikulation eines Vokals
untergestellt: ◌̹ U+0339 stärker gerundet [ɔ̹]
übergestellt: ◌͗ U+0357
untergestellt: ◌̜ U+031C weniger gerundet [ɔ̜]
übergestellt: ◌͑ U+0351
◌̟ U+031F weiter vorne []
◌̠ U+0320 weiter hinten []
◌̈ U+0308 zentralisiert ​[⁠ë⁠]​
◌̽ U+033D zur Mitte zentralisiert []
◌̝ U+031D angehoben []
◌̞ U+031E gesenkt []
◌̘ U+0318 vorverlagerte Zungenwurzel []
◌̙ U+0319 zurückverlagerte Zungenwurzel []

˞
kombinierte Zeichen: ɚ (U+025A), ɝ (U+025D)

U+02DE rhotisch ​[⁠ɚ⁠]​
Genauere Beschreibung des artikulierenden Organs bei Konsonanten
untergestellt: ◌̪ U+032A dental [], [], [], []
übergestellt: ◌͆ U+0346
◌̼ U+033C linguolabial [], []
◌̺ U+033A apikal [], []
◌̻ U+033B laminal [], []
◌̃ U+0303 nasaliert Chance [ʃɑ̃ːsə]
Zusätzliche Engebildung
ʷ U+02B7 labialisiert Glück [gʷlʷʏkʰ]
ʲ U+02B2 palatalisiert [], []
ˠ U+02E0 velarisiert [], []
ˁ U+02C1 pharyngalisiert [], []

◌̴
kombinierte Zeichen: ɫ (U+026B)

U+0334 velarisiert oder pharyngalisiert ​[⁠ɫ⁠]​
ˀ U+02C0 glottalisiert  
Art der Verschlusslösung für Plosive
U+207F nasale Verschlusslösung Redner [ˈʁeːdⁿnɐ]
ˡ U+02E1 laterale Verschlusslösung Handlung [ˈhandˡlʊŋ]
◌̚ U+031A keine hörbare Verschlusslösung stimmt [ˈʃtɪm̚t]
Silbizität
untergestellt: ◌̩ U+0329 silbisch reden [ˈʁeːdn̩]
übergestellt: ◌̍ U+030D Regen [ˈʁeːgⁿŋ̍]
untergestellt: ◌̯ U+032F nichtsilbisch aktuell [akˈtu̯ɛl]
Libyen [ˈliːby̆ən]
übergestellt: ◌̑ U+0311
Stimmqualität
untergestellt: ◌̤ U+0324 behaucht [], []
übergestellt: ◌̈ U+0308
untergestellt: ◌̰ U+0330 knarrig [], []
übergestellt: ◌̃ U+0303

Anmerkung: Ob mit Diakritika versehene Zeichen Äquivalente zu dem jeweils anderen Zeichen der Artikulationsart und des Artikulationsortes sind, ist von der IPA nicht vollständig festgelegt worden. Im „Handbuch der International Phonetic Association“ heißt es dazu: „Es ist strittig, ob [] und ​[⁠g⁠]​ phonetisch identische Laute bezeichnen, und dasselbe gilt für ​[⁠s⁠]​ und []. Möglicherweise werden bei der Unterscheidung zwischen [] und ​[⁠g⁠]​ oder ​[⁠s⁠]​ und [] unterschiedliche Dimensionen einbezogen, die von der Stimmbandvibration unabhängig sind, wie etwa Gespanntheit gegenüber Ungespanntheit in der Artikulation, sodass die Möglichkeit, Stimmhaftigkeit separat zu bezeichnen, wichtig wird. Es kann aber in jedem Fall vorteilhaft sein, wenn man in der Lage ist, die lexikalische Form eines Wortes beizubehalten […].“

Zeichen mit Unterlänge können durch ein übergestelltes Diakritikum ausgezeichnet werden. Standardmäßig sollte jedoch mit untergestellten Diakritika ausgezeichnet werden, wenn beide Möglichkeiten bestehen.

Alternative Notationen

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Ältere Notationen

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Das IPA ist nicht das einzige System zur Notation von Sprachlauten. Im Laufe der Zeit hat es einige Versuche gegeben, Laute exakter darzustellen als in herkömmlicher Rechtschreibung. Schon 1855 veröffentlichte der deutsche Ägyptologe Karl Richard Lepsius sein Standardalphabet „zur Darstellung ungeschriebener Sprachen und fremder Zeichensysteme in einer einheitlichen Orthographie in europäischen Buchstaben“. Überarbeitet erschien das Werk 1863 außer auf Deutsch auch auf Englisch. Zeitgenössische Texte über die Laute der menschlichen Sprache belegen, dass dieses Standardalphabet als Lautschrift aufgefasst wurde. Einige seiner Zeichen sind in das IPA-Alphabet eingegangen. Für deutsche Transliterationen (also Wiedergaben der Schreibung) wurde seine an der tschechischen Orthographie orientierte Unterscheidung verschieden artikulierter Zischlaute übernommen, nicht aber in die IPA-Lautschrift.

Alexander Melville Bell stellte demgegenüber 1867 in seinem System der Visible Speech eine ikonische Notation vor, bei der einzelne Merkmale eines Lautes (z. B. die Rundung der Lippen und dergleichen) im Zeichen selbst abgebildet werden. Andere Versuche in Richtung einer analphabetischen Notation wurden von den Linguisten Otto Jespersen (1889) oder Kenneth L. Pike (1943) unternommen. Dadurch, dass in diesen Systemen die einzelnen Stellungen der Sprechwerkzeuge unabhängig voneinander angegeben werden können, lassen sich Lautnuancen viel feiner kodieren.

Heute noch verwendete Systeme

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In der deutschen und romanistischen Dialektologie ist zum Teil auch heute noch die Teuthonista-Transkription üblich. Die Teuthonista ist 1924/25 von Hermann Teuchert in der dialektologischen Zeitschrift Teuthonista präsentiert worden und baut mit einem Bezug auf Karl Richard Lepsius’ Standardalphabet im Wesentlichen auf dem lateinischen Alphabet auf. Da ähnliche Vorschläge in der Romania von Graziadio Isaia Ascoli und Eduard Böhmer vorgestellt worden sind, sind die Teuthonista- und die Böhmer-Ascoli-Transkription heute weitgehend zusammengefallen.

In Italien spielte IPA bis in die 1960er Jahre kaum eine Rolle.[9] Luciano Canepari entwickelte auf Grundlage der IPA eine eigene Lautschrift mit einer deutlich größeren Anzahl an Zeichen,[9] auch für Intonationsmuster, die allerdings kaum Verbreitung gefunden hat.[10]

IPA in Sprachtechnologie und Internet: SAMPA, X-SAMPA und Kirshenbaum

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Mit den Notationen SAMPA (für 7 europäische Sprachen) und X-SAMPA (die SAMPA-Erweiterung für das vollständige IPA) wurden von europäischen Phonetikern und Sprachingenieuren im Rahmen von multilingualen sprachtechnologischen EU-Forschungsprojekten in den 1980er Jahren Alphabete entwickelt, mittels derer IPA-Zeichen im ASCII-Code geschrieben werden konnten. Diese Notationen, die in der Sprachtechnologie sehr verbreitet sind, dienen folgenden Zwecken:

  • Austausch phonetischer Daten (Transkriptionsdateien und Sprachsignal-Annotationsdateien) in einfacher Textform.
  • Einfache programmiertechnische Verarbeitung von Transkriptionen in der automatischen Spracherkennung und in der Sprachsynthese.
  • Einfache Überprüfung und Redaktion phonetischer Daten bei gleichzeitiger maschineller Lesbarkeit.
  • Tastaturfreundliche Eingabe aller mit dem IPA darstellbaren Laute.

Diese Notationen wurden nicht für die allgemeine Darstellung des IPA in Veröffentlichungen entworfen, werden aber häufig in technisch-wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Datendarstellung verwendet. Für allgemeine Veröffentlichungszwecke, auch im Internet, sind standardisierte Unicode-Zeichensätze, die eher Text-Ausgabe- als -Eingabe-orientiert sind, besser geeignet.

Unabhängig von SAMPA und X-SAMPA wurde von Internetznutzern in den frühen 1990er Jahren das ähnliche Kirshenbaum-Alphabet entwickelt, das sich jedoch nicht durchsetzen konnte. In den USA werden vorwiegend für die englische Sprache häufig das „Klattbet“ oder das „Arpabet“ in der Sprachtechnologie verwendet.

Siehe auch

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Literatur

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  • Handbook of the International Phonetic Association.A guide to the use of the International Phonetic Alphabet. Cambridge University Press, 1999, ISBN 978-0-521-65236-0.
  • M. Duckworth, G. Allen, W. Hardcastle, M. J. Ball: Extensions to the International Phonetic Alphabet for the transcription of atypical speech. In: Clinical Linguistics and Phonetics. Band 4, 1990, S. 273–280.
  • J. Alan Kemp: The history and development of a universal phonetic alphabet in the 19th century. From the beginnings to the establishment of the IPA. In: Sylvain Auroux, E. F. K. Koerner, Hans-Josef Niederehe, Kees Versteegh (Hrsg.): History of the Language Sciences. Geschichte der Sprachwissenschaften. Histoire des sciences du langage. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2001, ISBN 3-11-016735-2, S. 1572–1584.
  • William A. Ladusaw, Geoffrey Pullum: Phonetic Symbol Guide. University of Chicago Press, 1996, ISBN 0-226-68535-7.
  • George A. Miller: Wörter. Streifzüge durch die Psycholinguistik. Herausgegeben und aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1993; Lizenzausgabe: Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995; 2. Auflage ebenda 1996, ISBN 3-86150-115-5, S. 72–78, insbesondere S. 76 ff.
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Commons: Internationales Phonetisches Alphabet – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Internationales Phonetisches Alphabet – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: IPA – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. vgl. P. T. Daniels, W. Bright (Hrsg.): The World’s Writing Systems. New York / Oxford 1996, S. 821–846.
  2. History of the IPA, abgerufen am 19. August 2016
  3. George A. Miller: Wörter. Streifzüge durch die Psycholinguistik. Herausgegeben und aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1993; Lizenzausgabe: Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995; 2. Auflage ebenda 1996, ISBN 3-86150-115-5, S. 76 und 303.
  4. John Esling: Computer Coding of the IPA: Supplementary Report. In: Journal of the International Phonetic Association. Band 20, 1990, Nr. 1.
  5. K.-H. Ramers: Phonologie. In: J. Meibauer [u. a.] (Hrsg.): Einführung in die germanistische Linguistik. Metzler, Stuttgart 2002, S. 70–120.
  6. George A. Miller: Wörter. Streifzüge durch die Psycholinguistik. 1996, S. 77.
  7. George A. Miller: Wörter. Streifzüge durch die Psycholinguistik. 1996, S. 77.
  8. International Phonetic Association: Handbook, Seiten 14–15.
  9. a b Andreas Michel: Einführung in die italienische Sprachwissenschaft. De Gruyter, 2016; S. 77.
  10. Matthias Heinz, Stephan Schmid: Phonetik und Phonologie des Italienischen. Eine Einführung für Studierende der Romanistik. De Gruyter, 2021, S. 248.