Das Indianapolis 500, oftmals auch nur Indy 500 genannt, wird seit dem 30. Mai 1911 veranstaltet und ist somit eines der ältesten und traditionsreichsten Rundstrecken-Autorennen der Welt (das älteste Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird, ist die Targa Florio, die erstmals 1906 ausgetragen wurde). Es ist seit 1996 der Höhepunkt im Rennkalender der IndyCar Series, beziehungsweise bis 1995 der ehemaligen Indy Car World Series. Es ist mit weit über 400.000 Zuschauern vor Ort die weltweit größte jährlich stattfindende Eintages-Sportveranstaltung und wird zu den Grand-Slam-Rennen gezählt. Das Rennen findet auf dem Ovalkurs des Indianapolis Motor Speedway statt. Die Renndistanz beträgt 500 Meilen (rund 800 km). Es zeichnet sich durch viele Traditionen vor und nach dem Rennen aus, die im Laufe der Austragungen hinzugekommen sind. So erhält z. B. der Gewinner ein Glas Milch während der Siegesfeier direkt nach dem Rennen und die Starteranzahl ist auf 33 Fahrer beschränkt.
Der Indianapolis Motor Speedway war 1909 die erste speziell für Autorennen gebaute Motorsport-Rennstrecke in den USA. Er liegt in der von Indianapolis vollständig umschlossenen Stadt Speedway im US-Bundesstaat Indiana, besitzt die Form eines Ovals und besteht aus vier 9° 12' überhöhten Steilwandkurven, die vom Kurveneingang bis zum Kurvenausgang jeweils 400 Fuß messen. Die Strecke hat eine Gesamtlänge von 2,5 Meilen (4,023 km).
Die Oberfläche bestand ursprünglich aus Schotter und Teer. Nachdem die Strecke bei den Eröffnungsrennen jedoch stark beschädigt worden war, erhielt sie im Herbst 1909 einen neuen Belag aus über drei Millionen Ziegelsteinen, was ihr den Spitznamen „Brickyard“ einbrachte. 1936 fing man damit an, Teile der Strecke zu asphaltieren, und bis 1941 war fast die gesamte Strecke asphaltiert, nur der größte Teil der Start-Ziel-Geraden blieb noch unasphaltiert. Im Herbst 1961 schließlich wurde die gesamte Strecke asphaltiert, mit Ausnahme des 1 Yard (91,44 cm) breiten Start-Ziel-Strichs. Allerdings sind die meisten der Ziegel immer noch an ihrem Platz unter dem Asphalt.
Die Renndistanz beträgt genau 200 Runden, 500 Meilen oder 804,672 Kilometer. Bei einer heutigen Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h unter grüner Flagge und einer Renndauer von normalerweise gut drei Stunden ist dieses Rennen neben anderen Superspeedway-Veranstaltungen die höchste Belastung für Fahrer und Material.
Bei einem Rennen, bei dem Höchstgeschwindigkeiten um die 380 km/h erreicht werden, kommt es auf eine äußerst präzise Vorbereitung und Einstellung des Rennwagens an. Beispielsweise verlor Emerson Fittipaldi im Jahr 1990 dieses Rennen, weil er bei einem Boxenstopp einen Hinterreifen montiert bekam, dessen Luftdruck um 0,2 bar zu niedrig war – der Reifen überhitzte, die Straßenlage seines Wagens wurde immer schlechter, Fittipaldi war nicht in der Lage, das Tempo als Spitzenreiter zu halten und fiel zwischenzeitlich auf den vierten Platz zurück.
Bis 1970 war das Rennen immer für den 30. Mai angesetzt, dem Decoration Day (heute Memorial Day). Am 30. Mai 1911 wurde das erste 500-Meilen-Rennen von Indianapolis ausgetragen. Der Sieger hieß Ray Harroun auf einem Marmon Wasp, der für die 500 Meilen 6 Stunden, 42 Minuten und 11 Sekunden benötigte. Das entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 72,602 Meilen pro Stunde (116,842 km/h). Zu dieser Zeit fuhren die Piloten zweisitzige Wagen, bei denen ein Beifahrer das Geschehen hinter dem Fahrer im Auge behielt. Der Marmon Wasp war jedoch ein einsitziger Rennwagen mit einem Rückspiegel. Dabei handelt es sich um den ersten Einsatz eines fest montierten Rückspiegels.[1] Das Rennen führte in den USA zu einer Motorsporteuphorie und zog den Bau vieler weiterer Speedway- bzw. Superspeedway-Strecken nach sich.
1916 fand das Rennen über 300 Meilen (482,803 km) statt. Seit Beginn war das Rennen Teil der nationalen Meisterschaft. Von 1950 bis 1960 war das Rennen zusätzlich ein Wertungslauf für die Automobil-Weltmeisterschaft (heute Formel 1). Terminüberschneidungen machten eine Teilnahme unmöglich, ohne ein weiteres Weltmeisterschaftsrennen zu verpassen. Daher wurde es zumeist als Streichresultat betrachtet. Eine Ausnahme stellte Alberto Ascari mit seiner Teilnahme an dem Rennen 1952 dar.
Berühmt ist das Indianapolis 500 vor allem wegen einer Vielzahl einzigartiger Facetten, die anderen Autorennen fehlen. So trinkt der Sieger zum Beispiel seit 1936 einen Schluck aus einer Milchflasche und sein Gesicht wird im BorgWarner-Pokal verewigt. Viele Sieger küssen nach dem Rennen auch den Zielstrich, den sogenannten „Yard of Bricks“. Bei der Siegerehrung gibt es kein Podest und es wird ausschließlich der Sieger geehrt.
Andere Besonderheiten sind ein fliegender Start in Dreier-Formation, der auch als Indianapolisstart bezeichnet wird, und eine hohe Anzahl an Überholmanövern. Ursprünglich war die Form des Starts eine Notlösung, weil die Autos aus dem Stand nur schwer losfahren konnten. Man sieht das daran, dass nach Boxenstopps die Mechaniker anschieben halfen.
Statt einer Nationalhymne wird seit 1946 vor dem Rennen die „inoffizielle Hymne“ von Indiana Back Home Again in Indiana gespielt bzw. gesungen. Bekannt sind auch die Tausende von Luftballons, die vor dem Rennen in den Himmel steigen.
A. J. Foyt (1961, 1964, 1967, 1977), Al Unser (1970, 1971, 1978, 1987), Rick Mears (1979, 1984, 1988, 1991) und Hélio Castroneves (2001, 2002, 2009, 2021) haben das Indianapolis 500 je vier Mal gewonnen.
Auch Europäer schrieben hier Motorsportgeschichte, am erfolgreichsten ist Dario Franchitti mit 3 Siegen (2007, 2010, 2012), Arie Luyendyk (1990 und 1997) und Dan Wheldon (2005 und 2011) holten je 2 Siege. Die Formel-1-Weltmeister Jim Clark (1965) und Graham Hill (1966) konnten ebenfalls Siege einfahren.
Das schnellste Rennen beendete 2021 Hélio Castroneves mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 190,690 mph (306,886 km/h) als Sieger.
Das Feld setzt sich aus den üblicherweise 20 oder mehr Vollzeitstartern der IndyCar Series und mehreren Gaststartern zusammen. Die Gaststarter sind häufig Fahrer, die bereits über IndyCar-Erfahrung verfügen. Die Teams können sowohl Vollzeitteams sein, die ein weiteres Fahrzeug einsetzen, als auch welche, die nur beim Indy 500 antreten. Die Begrenzung auf 33 Starter gibt es seit 1919, dem ersten Rennen nach dem Ersten Weltkrieg. Der damalige Veranstalter AAA schrieb vor, dass nicht mehr als ein Fahrzeug pro 400 Fuß (ca. 120 m) antreten darf.
Die Qualifikation findet an dem Wochenende vor dem Rennen statt. Das Qualifikationssystem für das Indy 500 ist einzigartig und im Vergleich zu anderen Automobilrennen komplizierter, was insbesondere durch die begrenzte Zahl an Startplätzen begründet ist. Jedem Fahrer stehen in einem Einzelzeitfahren vier zusammenhängende Runden zu, was einer Gesamtdistanz von zehn Meilen bzw. 16 km entspricht. Über diese Distanz wird die Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt, die letztlich über den Startplatz entscheidet.
Im seit 2019 verwendeten Format findet die Qualifikation über zwei Tage statt. Am ersten Tag erhalten alle Fahrer einen garantierten Versuch. In der verbleibenden Zeit der mehrstündigen Qualifikation können sie weitere Versuche unternehmen. Für die meisten Fahrer steht nach dem ersten Tag der Startplatz fest. Für diese Fahrer ist die Qualifikation vorbei. Die schnellsten Fahrer fahren am zweiten Tag um die Pole-Position. Von 2019 bis 2021 waren es die schnellsten Neun. Seit 2022 gleicht das Format dem auf den Rundkursen. Die schnellsten Zwölf des Vortages fahren um einen Platz in der Fast-6-Qualifikation, wo die Pole-Position ausgefahren wird. Jeder Fahrer hat einen Versuch über die Vier-Runden-Distanz. Falls es mehr als 33 Meldungen gibt, fahren die Piloten die nicht unter den schnellsten Dreißig waren ebenfalls am zweiten Tag um einen Platz in der letzten Startreihe und die Teilnahme am Rennen.
In älteren Formaten war außerdem der Tag der Qualifikation entscheidend. Fahrer, die sich am ersten Tag qualifizierten, starteten vor Fahrer, die sich am zweiten oder einem der folgenden Tage qualifizierten. So stellte z. B. Arie Luyendyk 1996 mit 236,986 mph (381,392 km/h) einen neuen Rekord über die vier Runden auf. Da er diese Zeit jedoch am zweiten Qualitag fuhr, startete er als 21.[2]
Der Startplatz gilt für den Fahrer; die Qualifikation als solche aber für das Team, sodass bei einem Fahrerwechsel das Fahrzeug ans Ende des Feldes versetzt wird.
Am 29. Mai 2011 beschleunigte Tanner Foust den amerikanischen Pick-up-Prototyp SCORE mithilfe einer 30 Meter hohen Rampe auf rund 170 km/h, fuhr auf eine Sprungschanze und flog in etwa 4 Sekunden 101 Meter weit. Damit stellte er einen neuen Weltrekord im Autoweitsprung auf.[4]