Der Toyota Mirai ist ein Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeug der oberen Mittelklasse, das nach Angabe des Herstellers weltweit erste in Großserie produzierte.[1] Nach allgemein üblichen Maßstäben handelte es sich zunächst um eine Mittelserienfertigung, da deutlich weniger als 1.000 Fahrzeuge im Monat gebaut wurden.[2]
Toyota Mirai | |
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Produktionszeitraum: | seit 2014 |
Klasse: | Obere Mittelklasse |
Karosserieversionen: | Limousine |
Vorgängermodell: | Toyota FCHV |
Erste Generation (2014–2020)
1. Generation | |
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Produktionszeitraum: | 2014–2020 |
Karosserieversionen: | Limousine |
Motoren: | Elektromotor: 114 kW |
Länge: | 4890 mm |
Breite: | 1815 mm |
Höhe: | 1535 mm |
Radstand: | 2780 mm |
Leergewicht: | 1850 kg |
Der Mirai der ersten Generation wurde 2014 vorgestellt, am 15. Dezember 2014 begann der Verkauf in Japan.[3] In Deutschland wurde der Viersitzer erstmals im September 2015 ausgeliefert.[4]
Bis Dezember 2016 wurden 2.840 Exemplare hergestellt und 1.500 davon in Japan abgesetzt, 1.200 in den USA[5] sowie 30 in Deutschland.[6][7] Bis Ende 2017 wurden weltweit etwa 5.300 Mirai verkauft.[8] Bis Januar 2018 setzte Toyota in Kalifornien insgesamt mehr als 3.000 Exemplare ab, womit das Unternehmen bei den Brennstoffzellenautos in den USA einen Marktanteil von 80 % erreichte.[9] Bis September 2019 wurden 10.000 Mirai produziert[10], davon knapp 1.000 in Europa verkauft.[11]
Der Begriff „Mirai“ stammt aus dem Japanischen und bedeutet Zukunft.
Geschichte
Toyota begann die Entwicklung eines wasserstoffgetriebenen Fahrzeugs bereits 1992. Die ersten Prototypen wurden mit dem Toyota FCHV 2001 vorgestellt.[12]
Die Markteinführung in Japan wird durch die Regierung unterstützt. Der japanische Premier Shinzō Abe sagte im Juli 2014 zu, jeden Kauf mit umgerechnet 14.000 Euro zu fördern.[13]
In den USA wurde der Mirai 2014 zu einem Verkaufspreis von 57.500 US-Dollar angeboten.[14] In Deutschland wird das Modell nur im Direktvertrieb über Toyota Deutschland zum Preis von 78.600 Euro oder im Leasing angeboten.[15][16] Für die Wartung gibt es in Städten und Regionen mit Mirai-Kunden so genannte „Mirai Stützpunkt Händler“. Diese befanden sich im Jahr 2017 in Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und Karlsruhe.
Ende 2015 wurde ein Mirai in Deutschland Medienvertretern zum Testen überlassen. Eine Testfahrt führte von Berlin nach Bayern und zu einem direkten Vergleich mit dem rein batterieelektrisch angetriebenen Tesla Model S.[17]
Die Produktionslinie in Motomachi in der Nähe der Stadt Nagoya setzt relativ wenige Roboter ein und erlaubt die Herstellung von maximal 13 Fahrzeugen am Tag.[18]
Anlässlich einer Japan-Reise von Papst Franziskus im November 2019 baute Toyota zwei Versionen des Mirai als Papamobil.[19]
Technik
Technisch ist der Toyota Mirai ein serieller Hybrid: Der Elektroantrieb bezieht seine Energie aus einer Traktionsbatterie. Sie besteht aus 34 Modulen mit Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren und hat eine Kapazität von 6,5 Ah bei 244,8 V.[20] Sie wird im Fahrbetrieb von einer Brennstoffzelle nachgeladen, die aus 700-bar-Drucktanks, die vor und hinter der Hinterachse liegen, mit Wasserstoff versorgt wird. Jeder der Tanks kann bei 700 bar etwa 2,5 kg Wasserstoff (gesamt 122,4 L) aufnehmen.[21] Der Toyota Mirai erzielt so eine Reichweite von bis zu 500 km. Die Brennstoffzelle hat ein Volumen von etwa 36½ Litern und leistet somit 3,1 kW pro Liter Bauvolumen.[22]
Der Elektromotor leistet maximal 114 kW (153 HP oder 155 PS) und kann ein maximales Drehmoment von 335 Nm abgeben. Der Wagen kann von 0 auf 60 mph in 9 Sekunden sowie von 0 auf 100 km/h in 9,6 Sekunden beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 178 km/h.[13][21][23]
Auf der Testfahrt von Berlin nach Bayern wurde festgestellt, dass das Tanken an den 700-bar-Drucktankstellen bis zu 15 Minuten dauern kann, und, dass je 100 Kilometer etwa 7 bis 8 Liter Wasser ausgestoßen werden.[17]
Bei Beendigung der Fahrt verbleibt noch Wasser in den Leitungen. Durch Drücken einer Taste H2O wird das Wasser aus dem Fahrzeug aus den Leitungen gepumpt. Das Video zeigt den Vorgang nach ca. 25 km Fahrt.
Das Fahrwerk hat vorn MacPherson-Federbeine mit Querlenkern und hinten eine Verbundlenkerachse.[24]
Bewertungen
Der „ADAC Auto Test“ 03/2017 bewertete den Toyota Mirai in der Kategorie „Umwelt/Ecotest“ mit „1,4“, verwies aber darauf, dass Wasserstoff langfristig aus regenerativen Energiequellen wie Photovoltaik, Windenergie und Wasserkraft gewonnen werden müsse; bei Wasserstoffherstellung aus fossilen Stoffen kommt der ADAC auf einen CO2-Ausstoß von 121 g/km. Bei der Tank-to-Wheel-Betrachtung sei der Mirai wie ein Elektroauto geräuscharm und frei von schädlichen Abgasen.[25]
Anfang Juli 2017 wurde das Fahrzeug mit dem „KS (= Kraftfahrer-Schutz e.V.)-Energie- und Umweltpreis“ ausgezeichnet, einer Auszeichnung für technische Entwicklungen, die eine umweltschonende und sparsame Autofahrt unterstützen.[26][27]
Dagegen verdeutlichte Gregor Honsel ebenfalls im Juli 2014 in einem Kommentar auf heise.de den fossilen Primärenergiebedarf Well-to-Tank des Toyota Mirai, die den auf der Tank-to-Wheel-Betrachtung von Toyota beruhenden positiven Darstellungen zu den Klimaauswirkungen[28] und der Firmenselbstdarstellung[29] entgegenstehe. Er zog daher die Umweltfreundlichkeit Well-to-Wheel in Zweifel.[30] Der Wasserstoff steht dabei als künstlich herzustellender sekundärer Energieträger wegen seiner geringen volumetrischen Energiedichte und der fast ausschließlichen Gewinnung über Dampfreformation aus fossilem Erdgas in der Kritik.[31][32]
Galerie des Konzeptfahrzeugs FCV-Concept
Zweite Generation (seit 2020)
2. Generation | |
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Produktionszeitraum: | seit 2020 |
Karosserieversionen: | Limousine |
Motoren: | Elektromotor: 134 kW |
Länge: | 4975 mm |
Breite: | 1855 mm |
Höhe: | 1470 mm |
Radstand: | 2920 mm |
Leergewicht: | 1900 kg |
Sterne im Euro-NCAP-Crashtest (2021)[33] |
Ende September 2019 kündigte Toyota-Chef Takeshi Uchiyamada die zweite Generation des Mirai für 2020 an.[10] Mit einer längeren Motorhaube wird dem europäischen Geschmack Rechnung getragen. Zur Vergrößerung der Reichweite wurde der Luftwiderstand gering gehalten.[24] Weiter wurde das Fahrzeug, das auf der Toyota New Global Architecture (TNGA) basiert,[34] auf Heckantrieb mit Motor über der Hinterachse umgestellt.[35] Die Länge wuchs bei einem Radstand von 2,92 m auf 4,97 m; dies geht mit fünf Sitzplätzen einher.[11] Die Produktion begann im November 2020,[36] im März 2021 kam das Fahrzeug in Deutschland zu den Händlern.[37]
Die zweite Generation des Mirai hat drei Tanks aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, die zusammen 5,6 kg Wasserstoff aufnehmen und ein verbessertes Brennstoffzellensystem, das nun im Motorraum platziert ist; die Reichweite steigt um 30 Prozent auf rund 650 Kilometer. Der Basispreis sinkt in Deutschland trotzdem um 15.000 Euro auf 63.900 Euro. Damit ist der Mirai nun auch durch den Umweltbonus förderfähig.[11][36]
Ein Elektromotor mit einer maximalen Leistung von 134 kW (182 PS) bei 6940/min treibt den Wagen an. Das maximale Drehmoment liegt bei 300 Nm. Auf 100 km/h soll die zweite Generation in 9,2 Sekunden beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit gibt Toyota mit 175 km/h an. Das Gewicht ist zu gleichen Teilen auf Vorder- und Hinterachse verteilt, die beide Mehrlenkerkonstruktionen sind.[24]
Im Sommer 2021 wurde der Mirai vom Euro NCAP auf die Fahrzeugsicherheit getestet. Er erhielt fünf von fünf möglichen Sternen.[38]
Technische Daten
Mirai | |
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Bauzeitraum | seit 11/2020 |
Motorkenndaten | |
Brennstoffzelle | Polymerelektrolytbrennstoffzelle mit 330 Zellen und einer Leistung von 128 kW (174 PS) |
Motortyp | Permanentmagnet-Synchron-Elektromotor |
max. Leistung bei min−1 | 134 kW (182 PS) / 6940 |
max. Drehmoment bei min−1 | 300 Nm / 0–3267 |
Kraftübertragung | |
Antrieb | Hinterradantrieb |
Getriebe | Eingang-Getriebe |
Messwerte | |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
Beschleunigung, 0–100 km/h | 9,2 s |
Leergewicht | 1900 kg |
Tankinhalt | 5,6 kg |
Wasserstoffverbrauch auf 100 km (kombiniert) |
0,79–0,89 kg |
Reichweite | ca. 650 km |
Zulassungszahlen
Seit dem Marktstart bis einschließlich Dezember 2021 sind in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 609 Toyota Mirai neu zugelassen worden. Mit der Einführung der zweiten Generation stiegen die Zahlen deutlich an.
Jahr | Stück | |||
2016 | 25 | |||
2017 | 61 | |||
2018 | 54 | |||
2019 | 67 | |||
2020 | 94 | |||
2021 | 308 | |||
Zulassungszahlen in Deutschland, Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt[39] |
Im September 2019 gab Toyota neben der Ankündigung eines Nachfolgemodells bekannt, seit dem Produktionsbeginn 2014 bisher 10.000 Einheiten vom Mirai produziert zu haben.[40][41] Das entspricht etwa 2.000 Fahrzeugen durchschnittlich im Jahr.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Toyota Mirai Concept: Wasserstoff-Auto für 2020. mobile.de, 12. Oktober 2019, abgerufen am 8. April 2022.
- ↑ Peter Groschupf: Wasserstoffauto Toyota Mirai: Hässlich, aber schon erfolgreich. In: Automotive Opinion. Premiumcom, 23. Januar 2015, abgerufen am 3. November 2018.
- ↑ Brennstoffzellenauto: Toyota Mirai kommt früher. In: Autohaus. Springer Fachmedien München, 11. August 2014, abgerufen am 8. April 2022.
- ↑ Toyotas erstes Brennstoffzellenfahrzeug ab Sommer auf dem Markt. 17. November 2014, abgerufen am 22. April 2017.
- ↑ Toyota hopes revamped plug-in sells better than first model. 15. Februar 2017, abgerufen am 11. Juni 2017.
- ↑ Holger Wittich: Brennstoffzellenauto kann sich abschalten. Rückruf Toyota Mirai. In: News > Hersteller. auto motor und sport, 15. Februar 2017, abgerufen am 11. Juni 2017.
- ↑ Why Toyota Is Recalling All Mirai Fuel Cell Cars on the Road. Fuel Cell Vehicles. In: Fortune. Time Inc., 15. Februar 2017, abgerufen am 11. Juni 2017 (englisch).
- ↑ Toyota sells 1.52 million electrified vehicles in 2017, three years ahead of 2020 target. In: Global Newsroom > News Release. Toyota Motor Corporation, 2. Februar 2018, abgerufen am 4. Mai 2018.
- ↑ John Beltz Snyder: Toyota surpasses 3,000 Mirai fuel cell sedan sales. In: Autoblog. 23. Januar 2018, abgerufen am 4. Mai 2018.
- ↑ a b t3n.de vom 29. September 2019, Brennstoffzelle: Neue Generation des Toyota Mirai kommt 2020, abgerufen am 2. Oktober 2019
- ↑ a b c faz.net vom 27. Januar 2020, Zähe Träume aus Wasserstoff, abgerufen am 2. Januar 2020.
- ↑ Toyotas Hybrid-Serie FCHV. Abgerufen am 22. April 2017.
- ↑ a b Toyota Mirai – die japanische Zukunft. myCar.net
- ↑ Mirai Toyota FCV. Offizielle Toyota Seite ( vom 9. Januar 2014 im Internet Archive)
- ↑ Thomas Geiger: Wasser(stoff) marsch!, Tages-Anzeiger vom 25. November 2014.
- ↑ Der Toyota Mirai: Die erste Wasserstoff-Limousine in Großserie. Abgerufen am 22. April 2017.
- ↑ a b Manager-Magazin, 3. November 2015: Der weite Weg zum Wasserstoff, aufgerufen am 23. Januar 2019 (archivierte Version)
- ↑ Jonathan Bell: Toyota wants to change the world with Mirai, its new hydrogen car. wired, 30. Dezember 2017, abgerufen am 4. Mai 2018.
- ↑ Francesco Barontini, Übersetzung: Stefan Leichsenring: Papst Franziskus fährt Wasserstoff: Toyota Mirai als neues Papamobil. In: motorsport-total.com. 13. Oktober 2020, abgerufen am 15. Oktober 2020.
- ↑ Toyota Mirai Betriebsanleitung, Seite 452
- ↑ a b Christian Frahm: Toyota Mirai: Wasserstoff marsch! SpiegelOnline, 30. Oktober 2015, abgerufen am 2. November 2015.
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 29. November 2014 im Internet Archive) Toyota Presseseite
- ↑ Die Zukunft beginnt heute!. Presseinformation von Toyota Deutschland. ( vom 29. November 2014 im Internet Archive)
- ↑ a b c Stefan Leichsenring: Toyota Mirai (2021): Alles zur zweiten Generation der Wasserstoff-Limousine. In: de.motor1.com. 30. November 2020, abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ ADAC-Autotest des Toyota Mirai, März 2017 (PDF; 587 kB). adac.de, abgerufen am 6. Juli 2017.
- ↑ KS-Energie- und Umweltpreis. ks-auxilia.de, abgerufen am 6. Juli 2017.
- ↑ KS zeichnet Toyota für den Mirai aus. motorzeitung.de, abgerufen am 6. Juli 2017.
- ↑ Toyota, Clever und klimafreundlich: 20 Toyota Mirai für Hamburg, aufgerufen am 26. November 2017
- ↑ Toyota, Toyota im Rahmenprogramm der 23. UN-Klimakonferenz in Bonn, aufgerufen am 28. November 2017
- ↑ heise.de, 7. Juli 2014: Eines der klimafeindlichsten Autos überhaupt, aufgerufen am 8. November 2015
- ↑ Zeit Online, 7. Oktober 2004: Die Mär vom Wasserstoff, aufgerufen am 6. Oktober 2017
- ↑ Ulf Bossel, Leibniz-Institut April 2006: Wasserstoff löst keine Energieprobleme (PDF; 200 kB), aufgerufen am 6. Oktober 2017
- ↑ Ergebnis des Toyota Mirai beim Euro-NCAP-Crashtest (2021)
- ↑ Stefan Grundhoff: Toyota Mirai 2 im Test: So gut ist das Wasserstoffauto mit 650-km-Tank wirklich. In: efahrer.chip.de. 9. Dezember 2020, abgerufen am 27. Dezember 2021.
- ↑ spiegel.de vom 11. Oktober 2019, Schluss mit Zukunftsmusik, abgerufen am 22. Oktober 2019.
- ↑ a b Roland Hildebrandt: Toyota Mirai (2020): Das kostet die Neuauflage. In: de.motor1.com. 28. Oktober 2020, abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ Michael Harnischfeger: Toyota Mirai (2020): Wasserstoff Marsch! In: auto-motor-und-sport.de. 30. November 2020, abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ Thomas Harloff: Euro NCAP-Crashtest 2021: Bestwerte für Elektro-SUV. In: auto-motor-und-sport.de. 8. September 2021, abgerufen am 8. September 2021.
- ↑ Neuzulassungen von Personenkraftwagen nach Marken und Modellreihen. In: Kraftfahrt-Bundesamt. Abgerufen am 7. Januar 2022.
- ↑ Toyota: Meilenstein für den Toyota Mirai - Toyota produziert über 10.000. Brennstoffzellenlimousine. Abgerufen am 5. Juli 2020.
- ↑ t3n: Neue Generation des Toyota Mirai kommt 2020. Abgerufen am 5. Juli 2020.