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Rosch haʿAjin (hebräisch רֹאשׁ הָעַיִן Rosch haʿAjin, deutsch ‚Haupt der Quelle‘, arabisch رأس العين, DMG Raʾs alʿAyn) ist eine Stadt in Israel. Die Stadt hatte im Jahr 2018 56.344 Einwohner.

Rosch haʿAjin
Wappen von Rosch haʿAjin
Blick auf Rosch haʿAjin (2006)
Blick auf Rosch haʿAjin (2006)
Basisdaten
hebräisch: ראש העין
arabisch: رأس العين
Staat: Israel Israel
Bezirk: Zentral
Koordinaten: 32° 6′ N, 34° 57′ OKoordinaten: 32° 5′ 44″ N, 34° 57′ 8″ O
Höhe: 30 m
Fläche: 24,390 km²
 
Einwohner: 56.344 (Stand: 2018)[1]
Bevölkerungsdichte: 2.310 Einwohner je km²
 
Gemeindecode: 2640
Zeitzone: UTC+2
Postleitzahl: 48100 - 48104[2]
 
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Raz Sagi[3]
Website:
Rosch haʿAjin (Israel)
Rosch haʿAjin (Israel)
Rosch haʿAjin
Burg Mirabel vor nächtlich illuminiertem Rosch haʿAjin, 2020

Allgemeine Informationen

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Die Stadt hat eine Fläche von 24 km² und liegt auf der Grenze zwischen Samarien, der Scharonebene und der Schefela in Zentralisrael. Sie ist 25 km entfernt von Tel Aviv und grenzt an Petach Tikwa. Nordöstlich von Rosch haʿAjin liegt der „Afeq Industrial Park“ mit Firmen der Software- und Telekommunikationsindustrie. Nordwestlich angrenzend befindet sich der Jarkon-Tel Afek-Nationalpark um die Quellen des Jarqons unterhalb des Hügels Tel Afeq (hebräisch תֵּל אֲפֵק). Die Stadt erhielt ihren Namen von der arabischen Bezeichnung der osmanischen Festung Binar Baschi (türkisch pınar başı, arabisch قَلْعَة رَأْس ٱلْعَيْن Qalʿat Raʾs alʿAyn ‚Festung Haupt der Quelle‘, hebräisch מִבְצַר אָנְטִיפָּטְרִיס Mivzar Anṭīpaṭrīs, deutsch ‚Festung Antipatris), die Sultan Selim II. zwischen 1572 und 1574 auf dem Hügel Tel Afeq errichten ließ.[4][5]

Jeden Freitag findet in Rosch haʿAjin ein großer Flohmarkt statt, der viele Besucher anzieht. In Rosch haʿAjin sind einige archäologische Stätten zu finden; bedeutsam sind insbesondere die Ruinen der von Herodes dem Großen gebauten Stadt Antipatris in besagtem Nationalpark und die südöstlich gelegene Kreuzfahrerburg Mirabel in der Wüstung des ehemaligen Dorfes Maǧdal Yaba.

Geschichte

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Das Gemeindegebiet des heutigen Rosch haʿAjins gehörte bis 1948 zur Gemarkung des Dorfes Maǧdal Yābā (arabisch مجدل يابا, auch مجدل الصدیق Maǧdal alṢadīq, hebräisch מִגְדַּל צֶדֶק Migdal Zedeq).[6] Zu Maǧdal Yaba gehörten auch die Festung Raʾs alʿAyn (heute Festung Antipatris) und der nach ihr benannte Bahnhof, die nicht zum heutigen Rosch haʿAjin gehören, sondern zum benachbarten Drom haScharon. Am Sonnabend, den 15. Mai 1948, dem Tag nach der Unabhängigkeitserklärung Israels, marschierten ägyptische Armee, Arabische Legion, irakische Streitkräfte, Streitkräfte des Libanon und Syrisches Heer in Israel und Palästina ein und eröffneten den Krieg um Israels Unabhängigkeit.[7]

Am 30. Mai 1948 besetzten Israelis die Festung Raʾs alʿAyn und die ehemals britische Militärbasis (120 Maintenance Unit der RAF, herverlegt im Mai 1943) daneben für eine Nacht, worauf tags darauf Männer der arabischen Armee des heiligen Krieges unter Hasan Salama, der aus dem nahen Dorf Qula stammte, sie im Kampf vertrieben.[6] Dabei zog Salama sich Verwundungen zu, denen er am Folgetag erlag. Am gleichen Tag, dem 1. Juni 1948 besetzte das 1. Battaillon der Ersten Brigade der irakischen Armee unter dem Kommando Ġalib ʿAziz', die Ortslage Raʾs alʿAyn und das Dorf Maǧdal Yaba.[8] Die irakischen Streitkräfte richteten sich ein Feldlager südöstlich der Festung Raʾs alʿAyn ein, von wo aus sie das nur fünf Kilometer westlich gelegene Petach Tiqwah bedrohten.[9] Sie kontrollierten die Quellen des Jarqons und das Wasserwerk, beide am Fuße der Festung, und unterbrachen die dortige Rohrleitung zur Wasserversorgung Jerusalems, worauf Israel ersatzweise Wasserlieferungen aus dem Gebiet von Naʿan und Chuldah aufbaute.[9]

 
Jemenitische Flüchtlinge kehren mit gesammelten Brennholz in die beschneite Maʿabbarat Rosch haʿAjin zurück, 5. Februar 1950
 
Blick August 1957 nord­west­wärts über Wassertanks am Fuße von Burg Mirabel und die ersten Viertel Rosch haʿAjins zur Festung Antipatris

Wegen der kritischen Wasserversorgung Jerusalems befahl David Ben-Gurion den eben gegründeten israelischen Verteidigungsstreitkräften (ZaHaL), Rosch haʿAjin wiedereinzunehmen.[9] Von Südosten kommend näherte sich ZaHaL am 12. Juli 1948 Maǧdal Yabas, worauf das Gros der Zivilbevölkerung floh.[6] Tags darauf eroberte das 32. Bataillon der Alexandroni-Brigade (3. Brigade des ZaHaL) das Dorf, wobei 36 Kämpfer, darunter zwölf Irgunisten,[9] und das Dorf verteidigende Männer fielen, wie auch einzelne verbliebene Zivilisten umkamen.[6] Noch am gleichen Tag räumte die irakische Armee die Ortstlage Raʾs alʿAyn und zog nach Kafr Qasim ab,[6] worauf die Brigade am 13. Juli 1948 auch Bahnhof, irakisches Feldlager und Festung einnahm.[10] Die Alexandroni-Brigade übernahm in Raʾs alʿAyn das ehemals irakische Lager und die Wasserpumpstation am Jarqon,[9] während die Iraker die Ortslage bis Ende des Krieges von Kafr Qasim im Meschullasch aus beschossen.[6]

Im Jahre 1949 ließ das Ministerium für Alija und Integration zwischen Bahnhof Rosch haʿAjin, Festung Antipatris und dem Wasserwerk zur Speisung der Rohrleitung nach Jerusalem 1.500 Zelte errichten, um eine Maʿabbarah / מַעְבָּרָה (Übergangslager) für Neueinwanderer anzulegen.[9] Etwa 35.000 jüdische Jemeniten, die muslimischen Nachstellungen in ihrer Heimat mithilfe der Operation fliegender Teppich nach Israel entkommen waren, durchliefen die Maʿabbarat Rosch haʿAjin (מַעְבָּרַת רֹאשׁ הָעַיִן) bis zum Jahr 1951.[9] In den entbehrungsreichen Anfangsjahren Israels hatten die mittellosen Vertriebenen und Flüchtlinge aus arabisch-muslimischen Ländern, die ohne Entschädigung alles in ihrer Heimat zurücklassen mussten, ein hartes Los. In der Maʿabbarat Rosch haʿAjin wehrte die Polizei hungernde Demonstranten mit Schüssen ab und verletzte dabei einzelne auch tödlich.[9] Im Jahre 1951 begann östlich vom Bahnhof der Bau fester Behausungen, die die Keimzelle des heutigen Rosch haʿAjins bilden.[9]

Im Jahre 1994 erhielt Rosch haʿAjin den Status einer Stadt. In den 2010er Jahren schlossen Rosch haʿAjin und das Ministerium für Bau- und Wohnungswesen einen Rahmenvertrag, um für die wachsende Bevölkerung die nötigen Bauflächen zum Wohnungsbau auszuweisen, wobei die Wiederaufnahme des Personenverkehrs am seit 2003 geschlossenen Bahnhof Rosch haʿAjin Darom als Bedingung für die Bauentwicklung vereinbart wurde.[11] Nachdem unter Verkehrsministerin Miri Regev die Erneuerung und Wiedereröffnung des Bahnhofs aus Spargründen abgesagt wurde, intervenierte Bürgermeister Schalom Ben Mosche (שָׁלוֹם בֶּן מֹשֶׁה), der ihrer Nachfolgerin Merav Michaeli erklärte: „Rosch haʿAjin war die erste [Stadt], die einen Rahmenvertrag unterzeichnete, und [so] die erste, die sich den nationalen Bemühungen zur Lösung der Wohnungskrise anschloss. Rosch haʿAjin durchläuft einen beispiellosen Entwicklungsprozess, der zu einer Verdoppelung und sogar Verdreifachung seiner Bevölkerung führt […]. Derzeit sind bereits Tausende von [neuen] Wohneinheiten belegt und es gibt keine Lösung für den öffentlichen Nahverkehr. […] die Rote Linie der Stadtbahn endet [schon] in Petach Tiqwah, ebenso überraschend ist die Trennung Rosch haʿAjins von der Planung der Metro und nun, obendrein, die Streichung der Inbetriebnahme des Bahnhofs Rosch haʿAjin Darom. Genau so bleibt Rosch haʿAjin, die einzige Stadt, […] in dem Großraum Gusch Dan und der Scharon außerhalb jedes Nahverkehrssystems.“[12]

Im November 2021 teile Michaeli mit, dass ihr Ministerium daran arbeite, ein öffentliches Verkehrsnetz für Rosch haʿAjin aufzubauen. Im Rahmen der Haushaltsberatungen beantragte das Ministerium beim Finanzminister alle Bahnhöfe der Ostbahn einschließlich des Bahnhofs Rosch haʿAjin Darom zu budgetieren.[13]

Bevölkerungsstruktur

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Die Bevölkerung Rosch haʿAjins ist zweigeteilt. Die Bewohner der „Alten Stadt“ im Westen sind meist jemenitischer Herkunft; bei ihnen handelt es sich um die ursprünglichen Einwohner der Stadt. Die Bevölkerung dieser Stadtteile ist älter und wirtschaftlich schwächer. Dieser Bevölkerungsteil ist zudem vorwiegend religiös; Schilder an den Zufahrten bitten die Autofahrer, am Sabbat nicht zu fahren (obwohl die Straßen am Sabbat nicht gesperrt sind, wie z. B. in Bnei Braq). So stehen im Stadtwappen auch biblische Worte: „Ich (Gott) habe euch auf Adlerflügeln getragen.“(Ex 19,4 EU) Diese Worte beziehen sich auch auf die Flug-Operation „Fliegender Teppich“, durch die 1949/50 die meisten jemenitischen Einwanderer kamen.

In den 1990er Jahren wurden neue Stadtteile auf den Hügeln im Osten gebaut. Viele der dort Wohnenden sind Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion sowie zugezogene Tzabarim. Die Bewohner der neueren Stadtteile sind stärker säkular ausgerichtet und gebildet. Es bestehen kaum Kontakte zwischen den beiden Bevölkerungsteilen.

Städtepartnerschaften

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Rosch haʿAjin nennt folgende Partnerstädte:[14]

Stadt Land seit
Birmingham   Vereinigte Staaten  Alabama, Vereinigte Staaten 2000
Dachau   Deutschland  Bayern, Deutschland
New Orleans   Vereinigte Staaten  Louisiana, Vereinigte Staaten 2012
Odessa   Ukraine  Ukraine
Prag   Tschechien  Čechy, Tschechien
Vanves   Frankreich  Île-de-France, Frankreich 2009

Persönlichkeiten

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Commons: Rosch haʿAjin – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  2. Israel Postcode. Abgerufen am 20. September 2014 (englisch).
  3. רז שגיא נבחר לראשות העיר ראש העין. Abgerufen am 15. April 2024 (hebräisch).
  4. Tel Afeq (Antipatris). 28. Juni 2015, abgerufen am 4. März 2017.
  5. Afek in the Sharon. Abgerufen am 4. März 2017.
  6. a b c d e f Chalid alSalaʿ (خالد السلع), “Majdal Yaba Timeline” (13. Juni 2008), auf: Palestine Remembered; abgerufen am 2. Oktober 2024.
  7. N.N., ראס אלעין, auf: נקודת ציון בסיפור המדינה מלחמת העצמאות; abgerufen am 2. Oktober 2024.
  8. “Iraq Claims Ras el Ein”, in: The New York Times, 2. Juni 1948, S. 1.
  9. a b c d e f g h i N.N., ראש העין: ממחנה בריטי לעיר בישראל, Rosch haʿAjin (Hrsg.), auf: עיריית ראש העין; abgerufen am 2. Oktober 2024.
  10. Schlomoh Tanny (שְׁלֹמֹה טַנּאִי), ראש־העין ומבצר משטרת לוד בידינו, in: הָאָרֶץ, den 14. Juli 1948; abgerufen am 2. Oktober 2024, S. 1.
  11. Oren Dori (אוֹרֶן דּוֹרִי) und Meirav Moran (מֵירָב מוֹרָן), הפקק שתוקע אלפי דירות באזור המרכז - והפתרון הקל שישחרר אותו auf: TheMarker, 8. Oktober 2017; abgerufen am 1. Januar 2024.
  12. Im hebräischen Original “ראש העין הייתה הראשונה לחתום על הסכם גג, והראשונה להירתם למאמץ הלאומי לפתרון משבר הדיור. ראש העין עוברת תהליך התפתחות חסר תקדים המביא להכפלה ואף שילוש אוכלוסייתה […]. נכון להיום, אלפי יחידות דיור כבר מאוכלסות ואין פתרון להסעת המונים. […] הקו האדום של הרק"ל מסתיים בפ"ת, כך גם מידור ראש העין באופן מפתיע מתכנית המטרו ועתה נוסף על כל אלו ביטול השמשת תחנת רכבת ראש העין דרום. כך נשארת דווקא ראש העין העיר […] היחידה במעגלי מטרופולין גוש דן והשרון מחוץ למערכת הסעת המונים כל שהיא” Hinzufügungen und Auslassungen nicht im Original. Vgl. Mattan Deutsch (מַתָּן דּוֹיְטְשׁ), בן משה דורש: להשמיש בדחיפות את תחנת רכבת ראש העין דרום (18. Oktober 2021), auf: Ynet יְדִיעוֹת אַחֲרוֹנוֹת; abgerufen am 2. Oktober 2024.
  13. Guy Lieberman (גִּיא לִיבֶּרְמָן), נשכחה מאחור: המהפכה המתוכננת בתחבורה הציבורית לא תחבר את ראש העין למרכז, auf: גְּלְוֹבְּס (Globes); abgerufen am 1. Oktober 2024.
  14. Die Gemeinde Rosh Ha'ayin. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 2020; abgerufen am 17. Dezember 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rosh-haayin.muni.il