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Das Buch zum Buch: Ein Blick hinter die Kulissen
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eBook241 Seiten2 Stunden

Das Buch zum Buch: Ein Blick hinter die Kulissen

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Über dieses E-Book

»Es gibt keinen treueren Freund als ein Buch«, sagte schon Ernest Hemingway. Und wie bei unseren Freunden aus Fleisch und Blut wollen wir natürlich auch die aus Papier immer besser kennenlernen und wissen, welche verschlungenen Wege sie zurückgelegt haben, ehe sie bei uns landen. Was tun Agenturen? Welche Bücher helfen uns, guten Schlaf zu finden? Was macht das Fernsehen mit der Literatur? Warum ist es so schwer, über Sex zu schreiben? Welche Bücher schenken wir uns zu Weihnachten? Was steht im Duden? Sind Eselsohren abzulehnen? Was sind Nackenbeißer? Fragen über Fragen, die dieses Buch beantwortet, kurzweilig, abschweifend und informativ - und dank seiner alphabetischen Gliederung auch noch schnell. Es entführt die Leserinnen und Leser in fast alle Ecken und Winkel des Literaturbetriebs - und profitiert da­ von, dass der Autor die meisten davon gut kennt.
SpracheDeutsch
HerausgeberOKTOPUS by Kampa
Erscheinungsdatum12. Okt. 2023
ISBN9783311704584
Das Buch zum Buch: Ein Blick hinter die Kulissen
Autor

Rainer Moritz

Rainer Moritz, geboren 1958 in Heilbronn. Studium der Germanistik, Philosophie und Romanistik. Promotion 1988. Von 1989 bis 2004 im Verlagswesen tätig. Seit 2005 Leiter des Literaturhauses Hamburg. Literaturkritiker, Autor und Übersetzer.

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    Buchvorschau

    Das Buch zum Buch - Rainer Moritz

    Dieses Buch enthält kein --> Motto, keine --> Widmung

    und keine --> Danksagung.

    Ein Wort vorweg

    Bücher handeln von vielem. Von Liebe, Schmerz, Abenteuer, Krieg, Großstadt, Landleben, Freude, Einsamkeit, Schulhof, Altersheim, Seefahrt, Waldspaziergängen … Dieses Buch freilich kreist um keines dieser reichhaltigen Themen. Es ist ein Buch zum Buch, und es widmet sich allem Möglichen, was den Buchmarkt und den Literaturbetrieb ausmacht, was zum Entstehen und Erscheinen von Romanen oder Sachbüchern gehört und was sich zu deren Material, zur Sprache, sagen lässt.

    Subjektiv, kurzweilig, ernst, ironisch, bissig und informativ soll es in diesem Bücher-Buch zugehen. Es basiert auf dem, was ich in gut drei Jahrzehnten im literarischen Kosmos erlebt habe – als Lektor, Verlagsleiter, Kritiker, Moderator, Autor, Übersetzer, Literaturhausleiter, Podcaster und als Aushilfskraft im Buchhandel, wo es mir im »Endkundengespräch« bisweilen vergönnt war, meine Lieblingslektüren unter die Leute zu bringen. Das Buch zum Buch entführt die Leserinnen und Leser in fast alle Ecken und Winkel des Metiers und profitiert, hoffentlich, davon, dass der Autor die meisten dieser Ecken und Winkel ganz gut kennt.

    Von meiner Leidenschaft zeugt dieses Buch also bestenfalls. Schon als Schüler war mir klar, »irgendwas mit Büchern« im »späteren Leben« machen zu wollen. Dazu ist es zum Glück gekommen, und dafür bin ich dankbar. Und ich wünsche mir, dass von diesem Feuer etwas überspringt auf die Leserinnen und Leser.

    Gegliedert ist dieses Buch alphabetisch – von »Adventure Writing« bis »Zwiebelfisch« – in Stichworten, die mal seriös und mal weniger seriös klingen. Möge die Lektüre dieses ABCs also die Erkenntnis fördern, wie in diesem ganz besonderen Geschäft das eine mit dem anderen zusammenhängt.

    Rainer Moritz

    Im April 2023

    Adventure Writing

    Nennt man ein Subgenre des »Travel Writing«, das spätestens mit Jon Krakauers In eisige Höhen. Das Drama am Mount Everest (1998) aufkam. Es weckte Verlegerbegehrlichkeiten und generierte bald darauf Unmengen von Büchern mit Wüstendurchquerungen, Polumrundungen und Vulkanbesteigungen. Ein Trend, der dann wieder abflaute. Auch um Reinhold Messner ist es ruhiger geworden.

    Agenturen

    Agenten, seltener Agentinnen, gab es lange Zeit nur in Filmen und Büchern, wenn Joseph Conrad, Ian Fleming, John le Carré oder Javier Marías zur Feder griffen. Bis Ende des 20. Jahrhunderts hierzulande auffiel, dass sich auch mit dem Beruf des literarischen Agenten Geld verdienen lässt – ein Job, der im angloamerikanischen Bereich seit Langem existierte.

    Literaturagenten, häufig -agentinnen, nehmen sich warmherzig der oft heimatlosen Schriftsteller an, die nicht über schnöde Dinge wie Tantieme, Honorare, Vorschüsse etc. sprechen wollen, handeln Verträge mit Verlagen aus und kassieren in der Regel fünfzehn Prozent der eingespielten Gelder. Verleger aus altem Schrot und Korn wie Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld wollten von Agenturen nichts wissen und bauten auf das innig persönliche Verhältnis zu ihren schreibenden Zöglingen. Durchhalten ließ sich diese Haltung nicht. Agentenlose Schriftsteller sind eine aussterbende Spezies.

    Autor

    Nein, nichts Grundsätzliches an dieser Stelle dazu, was »Autorschaft« ist, ob der Autor oder die Autorin tot sind und wann die Künstliche Intelligenz alles bisher Vertraute dazu auf den Kopf stellen wird.

    Nein, es geht um eine Beobachtung, die sich seit Jahren machen lässt – sei es bei Veranstaltungen an buchaffinen Orten, sei es im Feuilleton oder bei Alltagsplaudereien. Es geht um etwas sehr Einfaches, es geht um die Deklination des Substantivs »Autor«. Welche Regeln da gelten, ist ganz leicht erklärt:

    Nominativ: der Autor

    Genitiv: des Autors

    Dativ: dem Autor

    Akkusativ: den Autor

    Obwohl das – wie es früher hieß – so klar wie Kloßbrühe ist, grassiert hier seit Längerem Verwirrung. Oft orientiert man sich nun beim Deklinieren offenbar lieber am Beispiel »Journalist« (der Journalist – des Journalisten – dem Journalisten – den Journalisten). Folglich sind in Buchhandlungen, Bibliotheken oder gar Literaturhäusern Sätze zu hören wie: »Das neue Buch des Autoren hat uns gut gefallen« oder »Wir freuen uns sehr, den Autoren XY heute Abend begrüßen zu dürfen«.

    Solche Torheiten schmerzen uns, und wir wollen sie weder hören noch lesen. Könnten sich das bitte alle zu Herzen nehmen? Sonst fängt der Duden bald an, diese Idiotie als umgangssprachliche Variante zu akzeptieren.

    Ich werde diese Verfallserscheinung genau im Auge behalten. Wer mich also künftig zu einer Lesung einlädt, möge mich bitte korrekt begrüßen. Auch über gut gemeinte Wendungen wie »Meinem Lieblingsautoren Rainer Moritz heute Abend zuhören zu dürfen ist mir eine große Freude« werde ich nicht hinwegsehen.

    Wer statt meiner sicherheitshalber eine »Autorin« einlädt, hat ein Problem weniger. Da kann man bei der Deklination nichts falsch machen.

    Autofiktion

    Ein Begriffsübel jüngeren Datums. Texte, die zwischen Autobiographie und Fiktion lavieren und sich weder zum einen noch zum anderen eindeutig bekennen, sind keine Erfindung unserer Tage. Dem französischen Autor und Literaturwissenschaftler Serge Doubrovsky wird attestiert, in den 1970er-Jahren den Begriff »Autofiktion« gezielt verbreitet zu haben. Wie es überhaupt vor allem Franzosen wie Didier Eribon, Édouard Louis oder Annie Ernaux waren und sind, die mit ihren Texten diese Schublade zum Bersten bringen.

    Was »autofiktional« von »autobiographisch« unterscheidet, ist schwieriger zu fassen, als man denkt. Auf jeden Fall klingt das Erstere intellektueller und chicer und wird deshalb seit einiger Zeit in Verlagsvorschauen blindlings und zum Erbrechen oft verwendet – egal ob es um Tove Ditlevsen, Monika Helfer oder Julia Schoch geht. Auch Graphic Novels, Eva Müllers Scheiblettenkind etwa, sind inzwischen »autofiktional«. »Autobiographisch« hingegen stirbt als Anpreisungsvokabel quasi aus. Wahrscheinlich zählt auch Goethes Dichtung und Wahrheit inzwischen zur Autofiktion, das vorliegende Buch zum Buch sowieso.

    Bei all diesem Getue um die Autofiktion lob ich mir den Schweizer Peter Stamm, der in seinem Roman In einer dunkelblauen Stunde eine Figur Folgendes sagen lässt: »Dieses ganze autobiographische, autofiktionale Zeug, wozu soll das gut sein. Diese geheuchelte Authentizität, die verlogener ist, als jede Erfindung es je sein könnte. Nie lügt man so schamlos, wie wenn man von sich selbst erzählt.«

    Autorenfoto

    Ich weiß, dass man Menschen nicht nach ihrem Aussehen beurteilen soll. Fand meine Mutter auch, ehe sie sich über die Küchenschürze der Nachbarin oder das Doppelkinn von Onkel Hermann mokierte. Innere Werte sind es, die zählen. Klar. Doch in unserer verdammt schnelllebigen Zeit bleibt dafür nicht genügend Muße. Und auch nicht dafür, ständig Romane von über 500 Seiten zu lesen. Stattdessen halten wir uns an den Schweizer Pfarrer Johann Caspar Lavater, der im 18. Jahrhundert die Mode der Physiognomik aufbrachte, Schädel- und Nasenformen studierte und das Innere des Menschen im Äußeren gespiegelt sah. Warum soll das heute nicht mehr gelten? Ab einem bestimmten Alter sei man für sein Gesicht verantwortlich, heißt es in Albert Camus’ Roman Der Fall. Woran wir uns, im Gegensatz zu Boris Becker, halten wollen. Wie Autoren auftreten, wie sie sich präsentieren, ob sie »highly promotable« sind oder eher nicht abgebildet werden sollten, das nimmt in der Verlagsarbeit breiten Raum ein. Kleider und Gesichter machen Leute. Denken Sie an Günter Grass’ Cordanzug oder Daniel Kehlmanns dezent schmollende Unterlippe.

    Wie man Autorinnen und Autoren in Verlagsvorschauen oder Umschlagklappen zeigt, ist Teil des Marketings und unterliegt modischen Strömungen. Schon literarische Großfürsten wie Thomas Mann und Gerhart Hauptmann wussten sich zu inszenieren, und die Art und Weise, wie Ingeborg Bachmann 1954 als Covergirl des Spiegel dreinschaute, hat die Rezeption ihrer Werke mitgeprägt. Dass man, wie die Bachmann, als ernsthafter Autor oder ernsthafte Autorin seriös in die Welt zu blicken habe, ist eine bis heute verbreitete Auffassung. Wer plump lacht auf Fotos, macht sich – wenn es sich nicht um Bücher von Otto Waalkes handelt – verdächtig. Folglich sind Aufnahmen, die Autoren nachdenklich, melancholisch und mit verhangenem Blick zeigen, gelegentlich immer noch gepaart mit der Rodin’schen Denkpose.

    Die Inszenierungen fallen ganz unterschiedlich aus. Da gibt es den Hutträger Martin Walser, der sich von niemandem etwas vorschreiben lässt, oder Ilja Leonard Pfeijffer, der sich ebenfalls von niemandem etwas vorschreiben lässt, seine Haarmähne aber nie unter einem Hut verstecken würde. Da gibt es die supercoolen Typen wie Donald Ray Pollock, Helge Timmerberg, Virginie Despentes, Richard David Precht, Peter Buwalda oder Karl Ove Knausgård, die entweder zeigen, dass sie im Leben einiges durchgemacht haben, oder irgendwie ahnen, dass sie über erotische Ausstrahlung verfügen. Da gibt es Figuren wie Arno Geiger, Dora Heldt, Wolf Haas oder Bernadine Evaristo, die beim Fotografiertwerden kein Gedöns machen und deshalb mit ihrer »natürlichen« Ausstrahlung punkten.

    Abgenommen hat die Tendenz, sich ironisch oder unironisch auf Verlagsfotos in großer Pose zu zeigen. Sibylle Berg hat das, mit den Usancen des Geschäfts spielend, in ihren Anfängen gezielt gemacht. Auf dem Cover ihres Erstlings Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot sehen wir sie leicht bekleidet und rauchend auf einem Bett, auf dem ihres Romans Amerika posiert sie bestens frisiert im schwarzen Barbara-Stanwyck-Abendkleid mit Dogge an ihrer Seite, aufgenommen im Zürcher Edelhotel Dolder. Mittlerweile nimmt Sibylle Berg von solchen Inszenierungen Abstand; ihre Bücher kommen eher schmucklos daher.

    Vorbei auch die Zeiten, als in Verlagen und Zeitungsredaktionen ein latenter Sexismus waltete und Autorinnen nicht zuletzt nach ihrem Aussehen taxiert wurden. Von altgedienten Marketingleitern ausgesprochene Sätze wie »Die nehmen wir vorne auf die Vorschau« fallen heute kaum noch; fehlen tun sie niemandem.

    Zu »korrekt« freilich muss es auf Autorenfotos dennoch nicht zugehen, und so bin ich Peter Stamm sehr dankbar dafür, dass er sich in letzter Zeit mit Zigarette ablichten ließ. Ja, ja, wir wissen von der Schädlichkeit des Nikotins und von der Vorbildfunktion, die Schriftsteller verkörpern sollen (aber oft nicht verkörpern wollen), trotzdem gefällt mir der lässige Raucher Peter Stamm gut. In Büchern, das wird heutzutage oft vergessen, geht es ja zum Glück auch selten »korrekt« zu, und rauchende Männer sind nicht zwingend uninteressanter als nicht rauchende Männer.

    Bindestrich

    Lesende sind oft empfindsame Menschen. Sie sind leicht verletzbar und stören sich an Dingen, die anderen Menschen schnurzegal sind. Verletzungen überwindet man bisweilen dadurch – dafür gibt es in der Weltliteratur viele Beispiele –, dass man über sie schreibt. Deshalb das Folgende:

    Mein Ärger darüber setzte früh ein. Wahrscheinlich Anfang der 1980er-Jahre, als ich einem frisch entfachten Interesse für mittelalterliche Literatur folgte und Mitglied der – so dachte ich – Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft wurde. Lange hielt die Freude darüber nicht an, denn ich musste schmerzhaft erkennen, dass es diese hochnoble, vor allem aus Germanisten zusammengesetzte Gesellschaft vorzog, sich Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft zu nennen und bei der Publikation ihres Jahrbuchs gar auf jeglichen Bindestrich zu verzichten.

    Meiner früh entwickelten Oberlehrerneigung nachgehend, monierte ich das in einem strengen Brief, doch der Vorstand zeigte sich uneinsichtig, sodass ich nicht umhinkam, der Gesellschaft den Rücken zu kehren. Seit dieser Zeit begleitet mich das Leiden am fehlenden Bindestrich, diesem so wichtigen Satzzeichen, das anzeigt, dass Dinge zusammengehören und nicht wie einsame Bojen in den Sprachgewässern umhertaumeln.

    Dabei könnte alles so einfach sein, wie ein Blick in die amtlichen Rechtschreibvorgaben zeigt. Das Deutsche verfügt bekanntermaßen über die herrliche Fähigkeit, bei Bedarf ständig neue Substantivkomposita zu bilden, ohne dass diese sich sofort im Wörterbuch niederschlagen müssten. »Ölleckschlauch«, »Rindfleischetikettierungsverordnung« oder »Seuchenbekämpfungsmaßnahmen« sind somit gängige Wortbildungen, die ausländische Betrachter in Angst und Schrecken versetzen. Der erstaunte Mark Twain nannte sie »alphabetische Prozessionen«.

    Da solche buchstabenreichen Verbindungen mitunter zu Unübersichtlichkeit neigen, zeigt sich der Duden großzügig und lässt zu, dass der Lesbarkeit wegen Bindestriche komplexe Zusammensetzungen strukturieren. Gegen »Lotto-Annahmestelle« oder »Umsatzsteuer-Tabelle« ist also nichts zu sagen. Erforderlich freilich ist ein solcher Bindestrich nur in wenigen Fällen, doch eine Zeit lang schien es so, als würden Zusammenschreibungen eine generelle Überforderung darstellen, und Wendungen wie »Golf-Platz« oder »Fehl-Alarm« breiteten sich unschön aus.

    Viel schlimmer als die unnötigen Bindestriche ist der seit Jahren grassierende Verzicht auf das elementare Satzzeichen. Wohin man auch blickt, überall umzingeln einen rätselhafte Aneinanderreihungen von Substantiven, die hilflos wie Hänsel und Gretel durch den Wald irren. Ein paar Beispiele gefällig? Der Steakspezialist Eugen Block bietet ein »Zauber Gewürz« an, natürlich in »Block House Qualität«; auf Speisekarten – ein Hort der Bindestrichabstinenz – begegnen uns »Kinder Portionen«, »Spargel Salate«, »Frühlings Eisbecher«, eine »Skins on Fries Tüte« oder »Extra Gedecke«, und resigniert lenke ich meinen Wagen in eine »Autowasch Straße« (oder: »Auto Wasch Straße«). Mancherorts wird diese Erscheinung deppenverachtend Deppenleerzeichen genannt.

    Das allgemeine Tohuwabohu nimmt überall zu, zumal selbst hoch offizielle Institutionen gedankenlos agieren und den Bindestrich nach Belieben setzen. Da verleiht die Evangelische Akademie in Tutzing einen Marie Luise Kaschnitz-Preis, das PEN-Zentrum einen Kurt Sigel-Lyrikpreis, und Benennungen wie Hermann Hesse-Wanderweg sorgen kaum noch für Erregung, ganz so, als hieße der Hesse-Wanderweg Hermann mit Vornamen.

    Selbst die ehrwürdige Frankfurter Universität hieß jahrelang unfasslicherweise Johann Wolfgang von Goethe-Universität, ehe man sich – wohl nicht mir zuliebe – in Goethe-Universität umbenannte. Und kaum öffne ich meine Emails, stoße ich in Signaturen auf einen »Univ. Prof.« oder einen »Dipl. Ing.«. Dass mich die »Hamburg Tourismus GmbH« neulich zu einer »Kick-off Veranstaltung« einlud, sei der Ordnung halber nicht verschwiegen. Zumutungen wie die Binnenmajuskel in »BahnCard« wollen wir übergehen.

    Zu tun hat diese sinnfreie Willkür mit einer insbesondere bei Typographen und

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