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Neobiont
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eBook226 Seiten7 Stunden

Neobiont

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Über dieses E-Book

STELL DIR VOR - DU ERWACHST IN DER ZUKUNFT - OHNE ZU WISSEN WER DU BIST

Ein mysteriöser Parasit aus dem Eis hat im 21. Jahrhundert beinahe die gesamte Menschheit vom Angesicht des Planeten getilgt.

Fast siebzig Jahre später hausen die letzten Überlebenden in riesigen abgeriegelten Städten, sogenannten Inseln, die überwiegend in Küstennähe errichtet wurden. Sam erwacht, ohne jegliche Erinnerung, in einem Labor, unterhalb einer bizarren Großstadt. Auf der Suche nach seiner Identität gerät er zwischen die Fronten von Widerständlern und dem Machthaber der Stadt, ein merkwürdiger, weißhaariger Mann, der mit allen Wassern gewaschen ist.
Ihr Konflikt scheint mit Sams Schicksal verbunden zu sein. Er kommt einem Komplott auf die Spur, welches das Ende der restlichen Menschen bedeuten könnte...
SpracheDeutsch
HerausgeberBoD - Books on Demand
Erscheinungsdatum7. Okt. 2024
ISBN9783759748690
Neobiont
Autor

Stefan Gerner

Stefan Gerner wurde 1987 in der Universitätsstadt Erlangen geboren. Nach dem Realschulabschluss erlernte er den Beruf des Industriemechanikers. Seit der Kindheit liest er Unterhaltungsliteratur und ist nun, mit seinem ersten Roman, auch zum Schreiben von eigenen Geschichten übergegangen. Neben seinem anderen Hobby, dem Bogenschießen, bereist er gerne die Welt, auf der Suche nach Abenteuern abseits des Alltags. Sein Erstlingswerk "Neobiont" gehört ins Subgenre Cyberpunk/Biopunk der Science-Fiction.

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    Buchvorschau

    Neobiont - Stefan Gerner

    -1-

    Wo bin ich!? Das waren die ersten Gedanken, als er erwachte. Der Mann starrte an die Decke, die Augen brannten, als hätte er sie noch nie zuvor in seinem Leben geöffnet. Der Raum, in dem er sich befand, war nicht sonderlich hell ausgeleuchtet. Durch die kleinen schmalen Fenster drang kaum Tageslicht, aber es reichte aus, damit seine Augen schmerzten. Er blinzelte mehrmals und richtete sich langsam auf. Sein Körper war von Kälte durchdrungen, so als ob er diesen erst auf Betriebstemperatur hochfahren müsse. Zudem trug er keinerlei Kleidung, ausschließlich ein dünnes weißes Tuch war um seine Hüften gewickelt, sodass sein Schambereich bedeckt war. Wo bin ich? Er saß einige Minuten aufrecht da und versuchte, sich an etwas zu erinnern. Es wollte ihm nicht gelingen. Wichtiger als das Wo, war plötzlich das Wer. Der Mann besaß keinerlei Wissen über seine Identität. Jede Bemühung, eine Erinnerung heraufzubeschwören, schlug fehl. Er sah sich um. Das spärliche Licht ließ ihn nur erahnen, wo er hier war. Überall hingen Spinnweben von der Decke, die so lang waren, dass sie bis zum Boden reichten. Auf einem metallenen Tisch konnte er stapelweise Papiere, Reagenzgläser und andere Geräte ausmachen, die aber genauso viel Staub angesetzt hatten wie der Rest des Zimmers. Zudem roch die Luft muffig, bestimmt hatte sich irgendwo Schimmel breitgemacht. Die Fenstergläser, verschmutzt und fast milchig, verstärkten das Gefühl, dass sich hier schon lange kein Mensch mehr aufgehalten hatte. Eine silberne Tür, die scheinbar mit der Wand verschmolz und geschlossen war, würde ihn aus dem Zimmer führen. Er selbst saß in einer Art Schlafkapsel, die eher einer Gefriertruhe glich als einem Bett. An der Seite der Kapsel liefen mehrere weiße Kabel bis zur gegenüberliegenden Wand und steckten dort in einer riesigen Glastafel, sicherlich ein Bildschirm. Neben ihm, an der Außenseite der Schlafkapsel, leuchtete ein Bedienfeld mit blauen und grünen Lichtern, darunter las er ein Wort: SAM stand da in kleinen Lettern, die etwas undeutlich waren. Vielleicht hieß er »Sam«. Bei diesem Namen klingelte zwar nichts, aber es könnte immerhin ein Anhaltspunkt zu seiner Identität sein. Außer dem Tisch, einem Stuhl und der Glastafel an der Wand war der Raum vollkommen leer. Alles wirkte kalt und steril wie ein Patientenzimmer in einem Krankenhaus. In solchen Einrichtungen gab es immer nur das Nötigste. Der Mann hatte zwar keinerlei Wissen über sich oder diesen Ort, sonst konnte er aber klare Gedanken fassen, was die Vermutung nahelegte, möglicherweise an einer partiellen Amnesie zu leiden. Er musterte die Umgebung immer wieder aufs Neue. Was sollte das alles? Sam stieg aus seiner Kapsel und brauchte einige Zeit, um das Gleichgewicht zu halten. Seine Muskeln, ja sein ganzer Körper, wirkten, als ob er sich nie bewegt hätte. Barfüßigund leicht unbeholfen machte er seine ersten Schritte. Erleichtert stellte er fest, dass er mit jeder Minute, die verstrich, mehr Kontrolle über seine Bewegungen bekam. Alles wurde fließender, und ehe er sich versah, lief er auf und ab, als wäre nie etwas gewesen. Darauffolgend bewegte er sich in Richtung Wand, da er sich in der spiegelnden Glastafel betrachten wollte. Als er davor stand, ging über ihr eine Neonlampe an, die in unregelmäßigen Abständen zu flackern begann. Wenigstens sorgte sie jetzt für mehr Licht im Raum. Mit seiner Hand wischte er über die kalte, verdreckte Oberfläche. An der linken unteren Seite war das Glas angebrochen, mehrere tiefe Risse verliefen quer über die ganze Fläche. Vielleicht würde er sich einen Reim auf all das machen können, wenn er sich sah. Sam betrachtete mit gerunzelter Stirn sein Spiegelbild, das aufgrund der vielen Risse einem Mosaik glich. Er war etwa zwei Meter groß und athletisch. Er machte tatsächlich einen überaus durchtrainierten Eindruck, sein Haar war kastanienbraun, die Augen stahlblau. Sein Gesicht wies keinerlei Merkmale, Narben, Falten oder sonst eine charakteristische Auffälligkeit auf. Daher fiel es ihm schwer, sein genaues Alter zu bestimmen. Er schien jung zu sein, aber seine Augen strahlten eine Weisheit aus, die nur bei Menschen auftrat, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hatten. Zwei bis drei Minuten vergingen, jedoch blieb ihm sein Kopf ein weiteres Mal eine Antwort schuldig. Enttäuscht wandte er sich ab und trat an den metallenen Tisch heran. Die Reagenzgläser darauf hatten Sprünge und Risse, einige Utensilien waren durch starken Rost schon halb zerfressen. Den Stapel vergilbter Papiere fächerte er auf wie Spielkarten bei einem Kartenspiel. Sie waren nicht wirklich brauchbar. Merkwürdige kleine Skizzen, Formeln und undeutlich verschmierte Krakelschrift ließen keinen Schluss zu, worum es sich handeln könnte. Nachdenklich kratzte sich der Mann am Hinterkopf und ließ seinen Blick erneut durch den Raum schweifen. Über der Lehne des Stuhls hingen Kleidungsstücke. Er umrundete den Tisch, um die Sachen zu begutachten. Schuhe, Unterwäsche, eine Hose, ein Hemd, ja sogar eine braune Kunstlederjacke machten den Eindruck, als wären sie für ihn bereitgelegt worden. Sam probierte sie an. Sie passten maßgenau, weswegen es sich nur um seine eigenen Klamotten handeln konnte. Für wen hätten sie auch sonst hier liegen sollen? Er musterte die Kleidung an seinem Körper, alles hatte einen etwas militärischen Look. Die Jacke besaß an den Ärmeln integrierte Lichtstreifen. Die Hose hatte viele Taschen, das gesamte Outfit fühlte sich leicht und bequem an. Mit seinen Händen strich er die Jacke glatt, wühlte kurz in den Taschen und spürte etwas Kantiges. Er zog es heraus, es war eine kleine, quadratische Glasscheibe, zum Teil eingewickelt in einem Stück Papier. Er packte sie aus und bemerkte, dass auf dem Zettel fünf Wörter geschrieben standen, die beinahe verblasst waren. Er ist der Schlüssel, Eve. Der Mann wusste nicht, was das bedeuten konnte. Nachdenklich irrten seine Blicke durch das Zimmer, wobei er an der Schlafkapsel ein Waffenholster bemerkte, das unscheinbar mit einem Gürtel an der Seite der Kapsel hing. Eine Pistole? Hier? War er womöglich ein Soldat, der nach einem Einsatz hierhergebracht worden war? Handelte es sich um eine medizinische Einrichtung wie etwa ein Krankenhaus? Das würde einiges erklären, vielleicht hatte man ihn hier behandelt. Je länger der Mann grübelte, desto mehr war er davon überzeugt. Ja, die Indizien sprachen dafür. Da es in dem Zimmer nichts mehr gab, was ihm hätte weiterhelfen können, beschloss Sam, nach draußen zu gehen. Es war höchste Zeit, das Personal zu finden oder zumindest jemanden, der ihm ein paar Antworten geben konnte. Er steckte das Stück Papier und die Glasscheibe zurück in seine Jackentasche, griff sich das Waffenholster und schnallte sich den Gürtel um. Wenn du nicht weiterweißt, dann such dir jemanden, der mehr Ahnung hat. Der Ratschlag war ihm plötzlich in den Sinn gekommen. Zwar konnte er ihn keiner bestimmten Person zuordnen, fand ihn aber sinnvoll. Daraufhin lief er zu der silbernen Tür, die mit der Wand eine ebene Fläche bildete. Sam suchte nach einem Öffner oder Schalter. Ein kleines blaues Feld blinkte kurz auf, als er mit der Hand am Türrahmen entlangfuhr. Mit dem Finger drückte er die Taste, die rot zu leuchten begann. Schlagartig fuhr die Tür in die Decke. Er kam in einen langen dunklen Korridor, in dem es zwar keine weiteren Türen gab, der jedoch irgendwo hinführen musste. Sam nahm auch hier einen seltsamen, modrigen Geruch wahr. Genau wie in seinem Zimmer hatte er das Gefühl, dass hier ebenfalls schon lange keine Menschenseele mehr durchgelaufen war, geschweige denn irgendeine Art von Betrieb herrschte. Er runzelte die Stirn, wischte sich durch sein Haar und ging weiter den Korridor entlang. Ein beklemmendes Gefühl überkam ihn. Warum war hier alles so gottverlassen? Der Erwachte wollte hier raus, soviel stand für ihn fest. Er lief bis ans Ende des Ganges und konnte einen Durchgang mit einer Treppe in die darüber liegende Etage erkennen. Als er nach oben gestiegen war, vernahm er Geräusche. Seine Schritte beschleunigten sich in der Hoffnung, irgendeine Person anzutreffen. Das Getöse war jetzt zwar lauter geworden, er konnte deutlich dutzende Stimmen und eine Art von Motorenlärm vernehmen, aber in dieser Etage war niemand. Der Lärm drang durch eine der Wände. Sam tastete an dieser Stelle die weißgrauen Fliesen ab. Seine Hand strich an den Platten entlang, wo das Geräusch am lautesten war. Er suchte nach irgendeiner Unregelmäßigkeit. In derselben Sekunde, in der seine Finger über eine solche Stelle fuhren, erschien ein kleines grünes Feld in einer der Kacheln. Er drückte instinktiv mit seinem Daumen dagegen, und das Quadrat scannte sogleich seinen Fingerabdruck. Auf einmal sagte eine digitale Stimme: »—Identität bestätigt, —Ausgang wird geöffnet.« Der Anblick, der dem Mann daraufhin geboten wurde, als sich die Wand teilte, versetzte ihn in Erstaunen.

    -2-

    Vor ihm erstreckte sich eine moderne, technisierte Stadt. Riesige, elfenbeinfarbene Gebäude schwangen sich spiralförmig in den Himmel. An ihnen wucherten vertikale grüne Gärten, dazwischen strahlten animierte Reklametafeln auf den Weg vor ihm. Autonome Fahrzeuge lenkten sich wie von Geisterhand durch die Straßen, ohne den Boden zu berühren. Menschen liefen zielstrebig durch die Gegend. Im Hintergrund war das Abendrot des Sonnenuntergangs zu erkennen. Beeindruckt von der Szenerie wanderte der Mann durch die Stadt und sah sich weiter um. Es gab fliegende, silberne Drohnen, die zwischen den Menschen patrouillierten. Sie hatten ovale Formen, die einem Ei glichen. Rote Lichter flossen darin und verliehen den Maschinen auf diese Weise eine Art Gesicht. Kleine schwarze Roboter, die aussahen wie Würfel, säuberten die Wege. Manche Menschen bewegten sich auf runden Scheiben vorwärts, die zu schweben schienen. An den Wänden entzifferte er Slogans, die genau dann sichtbar wurden, wenn man daran vorbeischritt. New Traiana schützt euch vor der Seuche, las er einmal, oder Trinkwasser gibt es nur bei uns. Es waren eher Parolen als Slogans. Und was könnte mit Seuche gemeint sein. Sam bekam dabei ein komisches Gefühl in der Magengegend. So als wäre ihm dieses Wort ein Begriff. Die Menschen dieser Stadt machten einen gehetzten Eindruck auf ihn. Niemand sprach viel, jeder war mit sich selbst beschäftigt. Ein paar Meter entfernt gab es einen riesigen Tumult an der Ecke einer Gasse. Mehrere Menschen standen um einen schwebenden Wassertanker herum und hielten Schalen, Kanister oder Schüsseln hoch. Die Person auf dem Tanker, ein Mann in einer dunkelblauen Uniform, verteilte Wasser und füllte halbherzig die Behälter. Die Leute schrien, als ein anderer uniformierter Mann den Wasserfluss abdrehte. Vier bewaffnete Soldaten, die dem Tanker Begleitschutz gaben, zielten mit ihren Gewehren auf die Menge, bereit, jeden zu töten, der dem Fahrzeug zu nahe kam. Eine Frau, dicklich und mit tiefen Falten im Gesicht schüttete vor Wut ihre Schale Wasser einem der Soldaten vor die Füße, bereute aber sofort ihre Tat. Ohne Zögern trat dieser einen Schritt nach vorne und schlug ihr den Gewehrschaft ins Gesicht. Die anderen Soldaten gaben Warnschüsse ab. Danach brach das Chaos los. Angstverzerrte Schreie ertönten und durcheinanderlaufende Menschen verteilten sich in alle Richtungen. Die Soldaten standen unbeeindruckt da, warteten, bis sich der Tanker wieder in Bewegung setzte und machten sich in das nächste Stadtgebiet auf. Einer der Soldaten, ein Nachzügler, trat die verletzte Frau mit dem Stiefel, als diese jammernd am Boden lag. Konnte es sich hierbei wirklich um anständige Menschen handeln? Die Art und Weise, wie sie mit den Bürgern umgegangen waren, ließ darauf schließen, dass sie genau das Gegenteil waren. Instinktiv rannte Sam auf ihn zu, stellte sich schützend vor die Frau und rief: »Lassen Sie sie in Ruhe!« Der Soldat schaute ihn grimmig an, als ob er nur durch seinen Blick sagen wollte, was er doch für einer minderen Gattung angehörte. »Wie heißen Sie!?«, kam es, einer Feststellung gleich, militärisch zackig aus ihm heraus. Der Mann überlegte kurz, wie er darauf antworten sollte, dann erinnerte er sich an den eigentümlichen Behälter und an das eingravierte Wort. »Äh, mein Name ist Sam, aber was geht Sie das an?«, sagte er provokant. Der Soldat schien zu merken, dass mit dem Mann etwas nicht stimmte, da dieser ihm keinen Funken Respekt zollte. Er machte eine kreisende Bewegung mit seiner Faust, daraufhin kamen zwei der silbernen Drohnen zu ihm geflogen. »Scannt diesen Mann sofort«. Sam trat irritiert einen Schritt zurück. Im nächsten Moment tasteten ihn die fliegenden Roboter mit ihren roten Lichtern ab. »Konnte nicht als Mitbürger klassifiziert werden – Subjekt unbekannt«, ertönte eine digitale Stimme aus einer der schwebenden Maschinen. »Waffe der Kategorie 3 am Körper ausgemacht – mögliche Bedrohung erkannt.« Die Drohnen klappten an den Seiten zwei Läufe aus, die unmissverständlich an Pistolenläufe erinnerten. Okay, jetzt könnte es brenzlig werden. Sein Instinkt meldete sich wie bei einem trainierten Kämpfer. Er sondierte die Umgebung, um eine mögliche Flucht in Betracht zu ziehen.

    »Nehmen Sie die Hände hoch!«, forderte der Soldat ihn jetzt sachlich auf. »Sie sind vorläufig festgenommen.« Sam rechnete sich die Chancen aus, ob ihm eine Flucht gelingen konnte, aber angesichts dieser bizarren Drohnen stand es nicht allzu gut darum. Er ließ es widerwillig bleiben und nahm langsam die Hände hoch. »Ich habe der Frau nur helfen wollen«. In seiner Stimme schwang Zorn mit.

    »Sie sollten keine falsche Bewegung machen, sonst eröffne ich das Feuer«, antwortete der Soldat. »Sie tragen eine Waffe der Stufe 3 mit sich!« Sam kam der Gedanke, diese auszuprobieren und musste kurz lächeln. Schöne neue Welt. Plötzlich tauchte ein Schatten aus der Gasse hinter den beiden auf. Die Gestalt zog einen Schocker aus der Innenseite seines Umhangs und drückte ab. Ein Blitz zuckte aus der Waffe. Im selben Augenblick kippte der Soldat bewusstlos zu Boden. Ehe die Drohnen reagieren konnten, setzte der Fremde diese ebenfalls außer Gefecht.

    »Los, komm mit, gleich wimmelt es hier nur so von diesen fliegenden Mistdingern!« Sam schaute ihn verwundert an und beschloss, lieber dem Fremden im Umhang zu folgen, um einer Verhaftung zu entgehen. Einigen Leuten auf der Straße war der Zwischenfall zwar nicht entgangen, aber sie reagierten nicht darauf, sondern setzten ihren Weg lieber schnell fort. Auch die verletzte Frau nutzte die Gelegenheit, um ohne ein Wort das Weite zu suchen. Sam und der Fremde rannten in die dunkle Gasse hinein. Beide drehten sich noch einmal um. Zu ihrem Bedauern erkannten sie, dass jetzt vier weitere Drohnen im Anflug waren. »Ich kenne ein sicheres Versteck, mein Freund«. Der Mann rang ein wenig nach Luft. »Gleich haben wir es geschafft.« Als sie an der nächsten Gabelung ankamen, rannte der Fremde nach rechts und blieb abrupt stehen. »Los, hilf mir mal!« Er bückte sich und versuchte, den vor seinen Füßen befindlichen Schachtdeckel anzuheben. Sam half ihm und hob den Deckel mit einer Hand an. Der Fremde staunte nicht schlecht, hatte aber keine Zeit, darauf einzugehen und nahm es erst einmal hin. Beide sprangen hinunter in die Kanalisation. Sam fixierte den Deckel über ihren Köpfen.

    »Sei leise, gib keinen Ton von dir.« Der Mann setzte den Zeigefinger an den Mund, um mit der Geste seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Der faulige Geruch von Abwasser und Fäkalien stieg Sam in die Nase. Sie standen bis zu den Knöcheln in der Brühe. Er verzog das Gesicht. Sein Geruchssinn reagierte genauso sensibel wie seine Augen beim Erwachen.

    »Sie kommen«, sagte der Mann so leise wie möglich. Angestrengt lauschten sie und blickten nach oben. Die vier eiförmigen Drohnen, die sie schon bei ihrer Flucht hatten ausmachen können, zischten über den Schachtdeckel und scannten die Umgebung. Mehrmals drehten sie sich im Kreis, im Stil eines Balletts, wobei die roten Lichter durch die Rillen des Deckels schienen. Beide Männer drückten sich an die Wand und hielten den Atem an.

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